Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Neuigkeiten zum Thema Telekommunikation und Breitband

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon lou » 24.02.2009 16:42

Hi Nenunikat,

Nochmal kann ich nichts alles beantworten. Ich versuche, einige Ideen kurz zu fassen.

- Noch im letzten Jahr war die Bundesregierung sicher, dass sie kein Geld im Breitbandausbau stecken sollte (der Markt dürfte ja ausreichen). Heute sieht der Bund ein, dass es ohne öffentliche Gelder in den ländlichen Gebieten nicht geht. Ich finde, es ist eine große Veränderung in der Strategie. Vielleicht hat sich in vielen Jahren nichts geändert, aber jetzt ist es nicht mehr so. Man kann natürlich noch mehr verlangen, aber wollen wir nicht erst mal die neue Möglichkeiten nutzen?

- Die Regulierung kann gut oder schlecht werden. Könnte, sollte, müsste... sehen wir einfach mal, was wird. Auf jedem Fall steht in der Breitbandstrategie, dass die Regulierung anders wird. Findest du die Ideen, die dieser neuen Richtung der Regulierung zugründe liegen, nicht gut?

- "Ich unterschätze die Mitteln von den großen Akteuren": Wenn ich es gut verstanden habe, willst du immer noch dass der Bund ein privates Unternehmen, nämlich die Telekom, daran verpflichtet, überall in Breitbandinfrastrukturen zu investieren. Ist es richtig? Wenn ja, soll die Telekom dafür Geld bekommen? Wenn ja, wie viel? Wir können gerne diese Diskussion fortführen. Am Ende finden die Fragen keine Antwort mehr, zumindest nicht ohne die Demokratie abzugeben. Klar können die großen Akteuren jederzeit die Demokratie zerstören. Es ist aber sicherlich nicht deine Absicht.

- "Ich überschätze die Mitteln von den Kommunen": es ist klar, dass die Gemeinde nicht ohne Hilfe mit der Breitband-Problematik klar kommen werden. Deswegen gibt der Bund den Gemeinden die Möglichkeit, Beratung zu beantragen und es fördern zu lassen. Den Beratern ist es eben der Tagewerk, Unternehmen zu gründen und Betriebe ins laufen zu bringen. Über das Thema kannst du gerne mit "Gilles" reden, er hat Erfahrung mit der Beratung von Kommunen. Die wichtige Entscheidungen können aber nicht von Beratern erfasst werden, sondern von den Leuten vor Ort.

Meine ganze Ansichten kommen nicht aus nichts. Sie beziehen sich zum Teil auf der bekannten Idee "Global denken, lokal handeln". Dieses Prinzip ist eine Grundlage der "partizipatorischen Demokratie", wessen ich kein besseres Beispiel als geteilt.de geben könnte. Im Grunde geht es genau darum, dass die Beteiligte zu Handelnden werden. Ziel ist es nicht, dass alle sich um alles kümmern, sondern das diejenige, die etwas bewegen wollen (wie z.B. du), es auch machen könnten.

Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile, die wir von Breitband erwarten, sind auch nichts anderes als das: die Beteiligte werden endlich richtig "Beteiligt", indem sie nicht mehr von der Welt getrennt werden. Sie können endlich wissen, und dadurch auch handeln. Deswegen bin ich so überzeugt, dass Breitband für alle so unverzichtbar ist, und ich freue mich, dass ihr der gleichen Meinung seid - wenn auch aus anderen Gründen.

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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon bru62 » 24.02.2009 17:03

lou hat geschrieben:"Im Universaldienst" heißt, dass "jemand" gesetzlich verpflichtet wird, bei jedem Haus einen Breitbandanschluss anzubieten. Für den Telefonanschluss ist die DTAG aus historischen Gründen verpflichtet, es zu machen. Für Breitband... wer soll verpflichtet werden? Soll der Bund eine riesen Ausschreibung machen, um ein Unternehmen dazu zu beauftragen (Monopol)? Oder auf Landesebene? Was passiert dann mit den Mitbewerbern, die die Ausschreibung verloren haben?


Nun, der Universaldienst in der Telekommunikation ist doch hinreichend in den §§ 78 ff. TKG beschrieben. Kurz gefasst, läuft das Verfahren so:

Die BNetzA ist vom Gesetz her zur Marktbeobachtung verpflichtet (und berechtigt, was sie heute nicht ist). Stellt sie eine Unterversorgung fest, fordert sie am Markt tätige Unternehmen auf, die Versorgung zu übernehmen. Erst wenn kein Unternehmen von sich aus bereit ist, wird eines verpflichtet. Die Kosten (Wirtschaftlichkeitslücke) werden dann unter allen Unternehmen in einem Umlageverfahren aufgeteilt. Dieses Umlageverfahren wäre aufgrund geltenden EU-Rechtes im Moment nicht anwendbar (erst wenn Breitband europaweit als Universaldienst anerkannt ist). Deshalb müsste wohl der Staat die Kosten übernehmen.

Genau das tut er im Moment ja auch. Der entscheidende Unterschied ist, dass Bürger, Bürgermeister, Politiker initiativ werden müssen. Die beiden letztgenannten bewegen sich sehr oft, erst wenn erstere unüberhörbar werden. Aber nicht jeder hat den Mut, die Zeit und verfügt über die intellektuellen Möglichkeiten dazu. Manchmal betrifft es auch nur kleine Gruppen (wie hier in unserem Ort ca. 50 Haushalte von mehr als 1000). Wer interessiert sich schon wirklich für die?

b-lauer hat geschrieben:also meiner einschätzung nach wäre es nur verheerend, Breitband jetzt sofort in den universaldienst aufzunehmen.


Universaldienst bedeutet (analog wie beim Telefon und beim Strom), dass jeder einen regionalen Versorger vorfindet (und notfalls von der BNetzA benannt kriegt), der das als Universaldienst definierte Mindestniveau anbietet. Es geht nicht und wird beim UD nie darum gehen, jedem das Maximale bereit zu stellen. Heute haben aber Millionen gar nichts. Die warten seit mehr als zehn Jahren auf die Versorgung und sie hörten in der zeit viele wohlfeile Versprechen. Geändert hat sich für sie nichts.

b-lauer hat geschrieben:was ist ddenn anders, wenn die regierung sagt, wir bauen bis ende 2010 flächendeckend mit mindestens einem megabit, bis 2014 für 75% der haushalte 50MBit/s und ende 2018 flächendeckend für alle 50MBit/s - als wenn man sagt, universaldienst bestimmt was getan w


Anders ist, dass keinerlei Verbindlichkeit dahinter steckt. Genauso wenig, wie vor zwölf Monaten, als ein gewisser Staatssekretär versprach, in zwölf Monaten sei das Problem gelöst. Der entscheidende Unterschied ist, dass die Bürger ein Recht auf einen Breitbandanschluss haben müssen.

@b-lauer
Zu den Verfahren des Universaldienstes lies bitte selbst die Passagen der §§ 78 ff. TKG durch. Eine Kurzfassung findest du oben. Ein Blick in unser Positionspapier und in die Stellungnahme zum 3. IT-Gipfel ist vielleicht auch hilfreich.

b-lauer hat geschrieben:es muss etwas passieren! ganz klar. breitband muss für alle und überall verfügbar gemacht werden!


Da sind wir einig. Allerdings wird wohl erst was passieren, wenn der UD eingeführt wird. Wollen wir wetten? ;)
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon bru62 » 24.02.2009 17:16

Ich bin zwar nicht direkt angesprochen, will aber meine Meinung gern dazu schreiben:

lou hat geschrieben:Noch im letzten Jahr war die Bundesregierung sicher, dass sie kein Geld im Breitbandausbau stecken sollte


Das stimmt nicht ganz. Schon im Haushalt 2008 wurden Fördermittel eingestellt. Die ILE- und GAK-Maßnahmen gibt es schon seit Anfang 2008 (oder sogar noch länger - müsste ich noch mal schauen). Aber sie wirken eben noch immer nicht. Jetzt stockt man diese Mittel auf, ohne die Wirksamkeit zu hinterfragen. Es muss angenommen werden, dass der Effekt ebenso verpufft. Die Gründe habe ich schon genannt. Es fehlt die kompetente, ordnende Hand.

lou hat geschrieben:sehen wir einfach mal, was wird


Das machen wir schon jahrelang so. ;)

lou hat geschrieben:Wenn ich es gut verstanden habe, willst du immer noch dass der Bund ein privates Unternehmen, nämlich die Telekom, daran verpflichtet, überall in Breitbandinfrastrukturen zu investieren.


Ich glaube, das will hier niemand. Zum UD siehe in meinem vorigen Beitrag.

lou hat geschrieben:Deswegen gibt der Bund den Gemeinden die Möglichkeit, Beratung zu beantragen und es fördern zu lassen.


Auch das ist nichts Neues. Gibt es im Rahmen von ILE schon länger. Effekt? s.o.

lou hat geschrieben:Dieses Prinzip ist eine Grundlage der "partizipatorischen Demokratie", wessen ich kein besseres Beispiel als geteilt.de geben könnte.


Das ehrt uns. Aber muss wirklich jeder, der etwas Selbstverständliches will (die Notwendigkeit ist ja wirklich hinreichend in allen möglichen Verlautbarungen beschrieben worden), erst eine bürgerschaftliche Interessenvertretung gründen? Muss man das beim Strom, beim Wasser, beim Telefon?

Gruß
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Tybalt » 24.02.2009 17:40

lou hat geschrieben:Wer bin ich?
Ich bin Lou, und du kennst mich persönlich nicht.
Unter dem Pseudonyme "micus" schreibt Gilles Delaunay, der bei den beiden Firmen MICUS und KONEXT in Berlin und Jena arbeitet. Er kommt ursprunglich aus Frankreich und bekommt auch gerne Emails unter delaunay (at) micus (dot) de. Sein beruflicher Telefonnummer kannst du gerne wissen, seine persönliche Nummer aber nicht. Obwohl er eine persönliche Meinung haben darf, er ist auch geschäftlich interessiert.
Ob Lou und Gilles eigentlich die gleiche Persone ist, darf aus rechtlichen Gründen nicht bekannt werden (jeder kann aber eine eigene Meinung über diese Frage haben). Gilles ist für das, was Lou schreibt, nicht verantwortlich - und umgekehrt. Ich bitte um Verständnis.

Hum, ich habe tatsächlich im vorherigen Post ein Fehler mit dem Login gemacht. Es sollte bald behoben werden. Verzeihung! :-)


Ich bin mir 100%ig sicher, daß vorhin ein Post von "micus" mit "lou" unterschrieben war (wohl versehentlich ;-)

@admins, könnt Ihr das bitte mal prüfen?
@lou, was sollen die Spielchen?

Grüße
Tybalt
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon governet » 24.02.2009 17:46

Tybalt hat geschrieben:@admins, könnt Ihr das bitte mal prüfen?

Ist geprüft, hast PN.
Gruß Governet
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Tybalt » 24.02.2009 19:55

lou hat geschrieben:- "Ich überschätze die Mitteln von den Kommunen": es ist klar, dass die Gemeinde nicht ohne Hilfe mit der Breitband-Problematik klar kommen werden. Deswegen gibt der Bund den Gemeinden die Möglichkeit, Beratung zu beantragen und es fördern zu lassen. Den Beratern ist es eben der Tagewerk, Unternehmen zu gründen und Betriebe ins laufen zu bringen. Über das Thema kannst du gerne mit "Gilles" reden, er hat Erfahrung mit der Beratung von Kommunen. Die wichtige Entscheidungen können aber nicht von Beratern erfasst werden, sondern von den Leuten vor Ort.


Aha, daher weht der Wind. Du bist ein Kriegsgewinnler...

Grüße
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Hailo » 24.02.2009 20:10

du kannst nicht von einem privaten unternehmen veerlangen, ein dorf mit 200 einwohnern breitbaandig anzuschließen, wenn die erschließung mittels OutdoorDSLAM bspw. 1,2 Mio Euro kosstet genau so isst es bei mir im teilort von wildbad. die telekom bekommt diese kosten bei 200 einwohnern, von denen nicht jeder einwohner einen eiggenen anschluss hat (kinder...familien...) mit vielleicht insgesamt 50 anschlüssen nie wieder die kosten rein, die sie ausgeben müsste.



Ganz dumm gefragt - Warum nicht ?

Ein Telefonanschluss bei der T-com kostet min 17€ - in der Stadt sowie auf dem Land ! Zu Zeiten, als es noch kein DSL gab, hat doch diese Strategie funktioniert, also warum funktioniert das bei DSL nicht ???
Gruß vom Hailo aus der Frankenalb
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Nenunikat » 24.02.2009 21:51

b-lauer hat geschrieben:UNIVERSALDIENST - was bedeutet dies?
also meiner einschätzung nach wäre es nur verheerend, Breitband jetzt sofort in den universaldienst aufzunehmen. dann müsssten viele bedingungen daran geknüpft sein. was ist ddenn anders, wenn die regierung sagt, wir bauen bis ende 2010 flächendeckend mit mindestens einem megabit, bis 2014 für 75% der haushalte 50MBit/s und ende 2018 flächendeckend für alle 50MBit/s - als wenn man sagt, universaldienst bestimmt was getan wird?
per universaldienst wäre nämlich als einziges unternehmen die telekom in der pflicht. damit wäre eine remonopolisierung wirklich geschaffen.
...

Wenn Du Universaldienst als eine so verheerende Lösung ansiehst, welche soll denn dann die Lösung sein?
Die hier aus anderer Hand beschriebene Lösungen, dass die Gemeinden, KMU-Unternehmen das machen sollen, ist es sicherlich nicht.
Außerdem, wer sagt denn dass - überall - immer - nur allein - die Telekom zu dem Universaldienst verpflichtet würde?
b-lauer hat geschrieben:...
zum anderen, wäre ein ausbau bis 2018 auch mit der verpflichtung übder den eintrag im universaldienst nicht früher möglich. der ausbau würde genauso viel zeit in snapruch nehmen.
...

Wir fordern hier ja auch nicht, alle sofort VDSL haben zu müssen.
Aber ISDN ist dann doch ein kleines bischen langsamer als VDSL - und uns eben zu langsam.
Da wollen wir tatsächlich eine Änderung.
b-lauer hat geschrieben:...
zweitens, würde per universaldienst die telekom beauftragt, breitband jedem zur verfügung zu stellen, dann würde die telekom selbst entscheiden wie sie dies macht. also sicherlich kein glasfaser im ländlichen raum! vielmehr die digitale dividende, LTE oder sowas.
...

Das käme auf die Universaldienst-Regelung an.
Wenn statt einer langen Glasfaseranbindung eine Richtfunkverbindung genutzt wird, welche ordentlich funktioniert, wird sicherlich auch das genommen. Diese Variante dürfte für manche Gebiete auch eine wirklich reale Lösung sein.
b-lauer hat geschrieben:...
du kannst nicht von einem privaten unternehmen veerlangen, ein dorf mit 200 einwohnern breitbaandig anzuschließen, wenn die erschließung mittels OutdoorDSLAM bspw. 1,2 Mio Euro kosstet genau so isst es bei mir im teilort von wildbad. die telekom bekommt diese kosten bei 200 einwohnern, von denen nicht jeder einwohner einen eiggenen anschluss hat (kinder...familien...) mit vielleicht insgesamt 50 anschlüssen nie wieder die kosten rein, die sie ausgeben müsste.
...

Zum einen gibt es mit Richtfunk eine wohl wirkliche Alternative zu langen Glasfaseranbindungen und zum anderen vergisst Du, dass selbst dort, wo schon ausgebaut wurde, die Produkte des Breitbandmarktes mit Preisen verkauft werden, die aus Mischkalkulationen resultieren. Also wären hier eher die Mischkalkulationen anzuzweifeln, die bei gegenwärtigen Produkten des Breitbandmarktes durchgeführt worden sind. Dass die Investitionskosten in kostspieligeren Regionen am Ende ausschließlich bei einem Unternehmen hängen bleiben sollen, wird ja auch nicht gefordert.
...
Die Telekom baut ja stellenweise selbst dort nicht aus, wo sie mehr Einnahmen bei weniger Kosten im Vergleich zum VDSL-Ausbau oder GPON-Ausbau in den Großstädten hätte. Dass Kostenargument ist also auch nicht immer nachvollziehbar.
... - erleben was verhindert.
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon spokesman » 24.02.2009 22:21

Irgendwie gefällt mir die Stimmung hier nicht so dolle xD

lou hat das Problem erkannt und versucht nun Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Wieso sollten Gemeinden/Stadtwerke nicht selbst als Netzbetreiber auftreten, wenn sie in der Lage dazu sind.
Das gehört für mich ebenso zum Wettbewerb, dies ist nicht nur im Breitbandinternet Bereich so, sondern auch bei Kindergartenplätzen, ÖPNV, Tourismus, kurzum Regionalentwicklung - bei dieser Sportart ist besonders der Osten nicht so toll. In meiner Region gibt es Dörfer, welche schon selbst Straßen, Wege, Vereinsheime, FFW-Anbau, Sportplätze etc. mit eigenen finanziellen Mitteln und eigener Arbeitsleistung aufgebaut haben.
Wir machen uns eben für Breitbandinternet stark, klar wäre der UD die beste Lösung -> da arbeitet geteilt.de ja auch hin (micus ist nicht umsonst Partner von uns, mit der Plattform http://www.jetztansnetz.de), da wir aber nicht in den nächsten 2 Wochen vor unserem Erfolg stehen müssen,
wir versuchen so viele Strohhalme mitzunehmen wie möglich.
Und da sollte man vllt. auch mal zwischen den Zeilen der Beiträge lesen und sich neue Konzepte zu gemühte führen und nicht immer auf den eingefahrenen Schienen rumreiten.
Mir gefallen einfach Kommentare nicht wie "wie stellst du dir das eigentlich vor? das meinst du wirklich ernst? wovon träumst du?"
Sicherlich kommt aus dem Konjunkturpaket wenig für Breitband rum (war ja eigentlich klar) - derzeit liegen die Prioritäten bei Opel und x-Tausend Arbeitsplätzen..


Neuunikat hat geschrieben:wer sagt denn dass - überall - immer - nur allein - die Telekom zu dem Universaldienst verpflichtet würde?

z.B.:
Neuunikat hat geschrieben:Dass die Telekom immer noch der Kapitän an Bord ist, merkt man schon an rein statistischen Werten.
Also wenn Du schon mit Statisktken kommst, dann sehe mal nach, wer welchen Anteil im TK- und im Breitbandbereich hat.
Und wer besitzt noch fast alle TALs. Arcor/Vodafone bestimmt nicht ...
"Investitionsfreundliche Regulierung" kann, wenn es schlecht umgesetzt wird, etwas viel Schlimmeres werden, als eine Erhöhung der TAL-Gebühr. Es kann in Richtung Remonopolisierung gehen. Dann wird Herrn Obermann die TAL-Gebühr nur noch am Rande interessieren ...

Wer sollte sonst als erster Verpflichtet/Umgerüstet werden?
-> den UD kann man mit allen inhaltlichen Fakten nicht in 1min auf einen Bierdeckel aufgezeichnet werden, da muss dann schon ein wenig mehr Arbeit herhalten
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Nenunikat » 24.02.2009 22:39

lou hat geschrieben:Hi Nenunikat,
Nochmal kann ich nichts alles beantworten.
...

Das würde auch nichts bringen. Denn ich würde im Wesentlichen auf meine alten Antworten verweisen ... ;)
lou hat geschrieben:...
- Noch im letzten Jahr war die Bundesregierung sicher, dass sie kein Geld im Breitbandausbau stecken sollte (der Markt dürfte ja ausreichen). Heute sieht der Bund ein, dass es ohne öffentliche Gelder in den ländlichen Gebieten nicht geht. Ich finde, es ist eine große Veränderung in der Strategie. Vielleicht hat sich in vielen Jahren nichts geändert, aber jetzt ist es nicht mehr so. Man kann natürlich noch mehr verlangen, aber wollen wir nicht erst mal die neue Möglichkeiten nutzen?
...

Dir wird sicherlich aufgefallen sein, dass nicht nur ich hier eine etwas weniger optimistische Sicht haben.
Natürlich hat sich was verändert. Vom Thema Breitband wurde in letzter Zeit verhältnismäßig oft gesprochen.
Wohlgemerkt: gesprochen. Das ist noch nicht: umgesetzt, veranlasst.
lou hat geschrieben:...
Auf jedem Fall steht in der Breitbandstrategie, dass die Regulierung anders wird. Findest du die Ideen, die dieser neuen Richtung der Regulierung zugründe liegen, nicht gut?
...

Hier kommt es drauf an, wie diese neue Regulierun konkret umgesetzt wird. Hier kann eine Menge gut - aber eben auch schlecht gemacht werden. Es kann zu mehr Anreiz und Sicherheiten bezogen auf den Ausbau für Unternehmen kommen - das wäre gut. Es kann zu einer wieder größeren (und somit monopolartigeren) Rolle der Telekom auf dem TK-Markt kommen - das wäre schlecht.
Hier - bei der geänderten Regulierung haben wir aber tatsächlich den wesentlichen und interessantesten Punkt der neuen Breitbandstrategie.
lou hat geschrieben:...
- "Ich unterschätze die Mitteln von den großen Akteuren": Wenn ich es gut verstanden habe, willst du immer noch dass der Bund ein privates Unternehmen, nämlich die Telekom, daran verpflichtet, überall in Breitbandinfrastrukturen zu investieren. Ist es richtig? Wenn ja, soll die Telekom dafür Geld bekommen? Wenn ja, wie viel?
...

Nein, Du verstehst mich nicht richtig.
Sind Vodafone/Arcor, Telefonica, 1und1, Versatel usw. nur KMU-Unternehmen?
...
Woher die Unternehmen ihr Geld bekommen sollen?
Marktüblich: durch den Verkauf ihrer Produkte bzw. Leistungen.
Wenn das in den ländlichen Regionen die Kalkulation nicht mehr funktioniert, liegt das nicht an den ländlichen Regionen, sondern an den Kalkulationen. Oder erlebst Du eine abgestufte Bezahlung von Breitbandleistung je nach Einwohnerzahl pro Quadratkilometer in den bereits erschlossenen Gebieten?
...
Dass endlose Marktgläubigkeit das Problem im Kern nicht löst, müsste ich ja schon erwähnt haben.
Somit wird man das Problem auch nicht lösen können, wenn man fast nur auf den Markt vertraut.
Und hier ist leider in der Breitbandstrategie erschreckend viel beim alten Zustand geblieben:
Der Markt soll es im Wesentlichen richten - mit ein paar kleinen Hilfestellungen.
Auf die aus dieser Grundhaltung resultierenden Verzögerungen, Hinhaltungen dürfen wir uns sicherlich noch eine Weile freuen ...
lou hat geschrieben:...
Wir können gerne diese Diskussion fortführen. Am Ende finden die Fragen keine Antwort mehr, zumindest nicht ohne die Demokratie abzugeben. Klar können die großen Akteuren jederzeit die Demokratie zerstören. Es ist aber sicherlich nicht deine Absicht.
...

Tut mir leid, wie mit Universaldienst usw. die Demokratie zerstört werden kann, ist mir nicht nachvollziehbar.
Für eine Auflösung von Bundestag usw. habe ich auch nicht votiert. Also wer will jetzt wie was zerstören?
Wenn etwas gefährlich werden kann, sind es Monopole, besonders wenn sie global sind und keine wesentlichen Einschränkungen auferlegt bekommen.
Die Gefahren gehen somit von den großen Akteuren aus, nicht von uns oder mir.
lou hat geschrieben:...
- "Ich überschätze die Mitteln von den Kommunen": es ist klar, dass die Gemeinde nicht ohne Hilfe mit der Breitband-Problematik klar kommen werden. Deswegen gibt der Bund den Gemeinden die Möglichkeit, Beratung zu beantragen und es fördern zu lassen. Den Beratern ist es eben der Tagewerk, Unternehmen zu gründen und Betriebe ins laufen zu bringen. Über das Thema kannst du gerne mit "Gilles" reden, er hat Erfahrung mit der Beratung von Kommunen. Die wichtige Entscheidungen können aber nicht von Beratern erfasst werden, sondern von den Leuten vor Ort.
...

Überschätzt werden die Eigenmittel bestimmter Kommunen, das technische Verständnis und Interesse in bestimmten kommunalen Bereichen (bei bestimmten Bürgermeistern usw.) und der Umfang der Förderungen für diesen Bereich. Gefördert werden Beratungen für den Anfang. So ein Unternehmen muss aber nicht nur am Anfang laufen.
Außerdem mag ja das Stadtwerke-artige Aufziehen von Breitband-Netzen eine regionale Lösung für bestimmte Fälle sein (es gibt ja inzwischen ein paar regionale GF-Netze), aber es ist keine wesentliche Lösung im großen Stil.
Wenn es nämlich so wäre, dann würde es jetzt einen regelrechten Boom in diesem Bereich geben.
Siehst Du einen? Ich nicht.
lou hat geschrieben:...
Meine ganze Ansichten kommen nicht aus nichts. Sie beziehen sich zum Teil auf der bekannten Idee "Global denken, lokal handeln". Dieses Prinzip ist eine Grundlage der "partizipatorischen Demokratie", wessen ich kein besseres Beispiel als geteilt.de geben könnte. Im Grunde geht es genau darum, dass die Beteiligte zu Handelnden werden. Ziel ist es nicht, dass alle sich um alles kümmern, sondern das diejenige, die etwas bewegen wollen (wie z.B. du), es auch machen könnten.
...

Durch mein Handeln bekommt aber keiner direkt einen Breitband-Anschluss. Ich kann nur mit anderen hier und anderswo auf die versuchen einzuwirken, welche die eigentlich Handelnden im Breitband sind (bzw. sein sollten).
lou hat geschrieben:...
Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile, die wir von Breitband erwarten, sind auch nichts anderes als das: die Beteiligte werden endlich richtig "Beteiligt", indem sie nicht mehr von der Welt getrennt werden. Sie können endlich wissen, und dadurch auch handeln. Deswegen bin ich so überzeugt, dass Breitband für alle so unverzichtbar ist, und ich freue mich, dass ihr der gleichen Meinung seid - wenn auch aus anderen Gründen.
Lou

Ich hoffe, dass ich das auch noch irgendwann in den nächsten Jahren erleben kann. Bisher gehöre ich nämlich - wie andere hier - zu den bei der Breitband-Versorgung Unbeteiligten - weil Ausgeschlossenen.
Es ist also immer noch Zukunftmusik ...
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Nenunikat » 24.02.2009 23:18

spokesman hat geschrieben:Irgendwie gefällt mir die Stimmung hier nicht so dolle xD
lou hat das Problem erkannt und versucht nun Gegenmaßnahmen einzuleiten.
...

Ich habe aber eher das Gefühl, er will uns mitteilen, dass sich mit den jetzt in der aktuellen Breitbandstrategie gefassten Beschlüssen das Problem im wesentlichen Teil gelöst ist und das wir nur noch aktiv werden müssen.
Das nun alles Wesentliche von oben in die Wege geleitet wurde und wir nur noch von unten unseren Anteil dazu geben müssen. So ist es aber eben nicht.
Ich sage es jetzt mal etwas drastischer:
Das Breitband-Problem muss sich auch lösen lassen, wenn ich mich nicht in einer Initiative engagiere. Bei ihm fällt aber diesen Initiativen scheinbar ein wesentlicher Bereich an der Lösung zu. Überfordert und überschätzt er da nicht die Möglichkeiten von Initiativen?
spokesman hat geschrieben:...
Wieso sollten Gemeinden/Stadtwerke nicht selbst als Netzbetreiber auftreten, wenn sie in der Lage dazu sind.
Das gehört für mich ebenso zum Wettbewerb, dies ist nicht nur im Breitbandinternet Bereich so, sondern auch bei Kindergartenplätzen, ÖPNV, Tourismus, kurzum Regionalentwicklung - bei dieser Sportart ist besonders der Osten nicht so toll. In meiner Region gibt es Dörfer, welche schon selbst Straßen, Wege, Vereinsheime, FFW-Anbau, Sportplätze etc. mit eigenen finanziellen Mitteln und eigener Arbeitsleistung aufgebaut haben.
Wir machen uns eben für Breitbandinternet stark, klar wäre der UD die beste Lösung -> da arbeitet geteilt.de ja auch hin (micus ist nicht umsonst Partner von uns, mit der Plattform http://www.jetztansnetz.de), da wir aber nicht in den nächsten 2 Wochen vor unserem Erfolg stehen müssen,
wir versuchen so viele Strohhalme mitzunehmen wie möglich.
Und da sollte man vllt. auch mal zwischen den Zeilen der Beiträge lesen und sich neue Konzepte zu gemühte führen und nicht immer auf den eingefahrenen Schienen rumreiten.
...

Gemeinden/Stadtwerke können und sollen sehr wohl als Netzbetreiber auftreten, wo sich dies anbietet, wo es machbar ist.
Damit werden sich Lösungen für bestimmte Regionen finden lassen. Das Problem im Wesentlichen bleibt damit aber dennoch bestehen, der wesentliche Anteil der unversorgten Regionen wird damit wohl kaum versorgt.
spokesman hat geschrieben:...
Mir gefallen einfach Kommentare nicht wie "wie stellst du dir das eigentlich vor? das meinst du wirklich ernst? wovon träumst du?"
Sicherlich kommt aus dem Konjunkturpaket wenig für Breitband rum (war ja eigentlich klar) - derzeit liegen die Prioritäten bei Opel und x-Tausend Arbeitsplätzen..
...

Die Frage "wie stellst du dir das eigentlich vor" verlangt nach weiteren Begründungen, Ausführungen, weil das bisher geschriebene nicht schlüssig erscheint. Hier geht es also nicht um einen Hinterton.
Die beiden anderen Sätze dagegen haben schon einen Hinterton. Allerdings habe ich hier in keinem Beitrag "wovon träumst du" geslesen. Kann ja aber auch an mir liegen.
Die Frage "das meinst du wirklich ernst" liegt im sachlichen Bereich und besagt, dass man mehr als genug gegenteilige Erfahrungen bzw. Fakten dazu hat und sich deshalb über eine Aussage wundert. Es ist sozusagen eine Bitte, noch mal über das Geschriebene nachzudenken oder es eben anders zu erklären. Zugegebenermaßen eine Bitte mit einem aus langer Erfahrung usw. resultierenden Unterton ...
spokesman hat geschrieben:
Neuunikat hat geschrieben:wer sagt denn dass - überall - immer - nur allein - die Telekom zu dem Universaldienst verpflichtet würde?

z.B.:
Neuunikat hat geschrieben:Dass die Telekom immer noch der Kapitän an Bord ist, merkt man schon an rein statistischen Werten.
Also wenn Du schon mit Statisktken kommst, dann sehe mal nach, wer welchen Anteil im TK- und im Breitbandbereich hat.
Und wer besitzt noch fast alle TALs. Arcor/Vodafone bestimmt nicht ...
"Investitionsfreundliche Regulierung" kann, wenn es schlecht umgesetzt wird, etwas viel Schlimmeres werden, als eine Erhöhung der TAL-Gebühr. Es kann in Richtung Remonopolisierung gehen. Dann wird Herrn Obermann die TAL-Gebühr nur noch am Rande interessieren ...


Ich denke, dazu hat Bru62 hier schon weiter oben besser dazu geantwortet, als ich es könnte.
...
Natürlich wäre der Wahrscheinlichkeit nach die Telekom immer mit in der Wahl - oder stellenweise auch die Wahl.
Der Universaldienst ist aber eben keine Festlegung für immer auf einen einzigen Marktteilnehmer, keine Zementierung.
Bestimmte Dienste, die nicht von der Telekom kommen, könnten dann erst angeboten werden. Bisher ist man mit dem Zwangs-Schmalband ohne Alternative auf die Telekom festgelegt. Hier kann also gar kein Monopol neu entstehen, sondern hier muss eines verschwinden. Schlimmstenfalls würde ein altes durch ein neues Monopol ersetzt.
Bei schlecht umgesetzter Regulierungsänderung könnte genau das passieren
spokesman hat geschrieben:Wer sollte sonst als erster Verpflichtet/Umgerüstet werden?
-> den UD kann man mit allen inhaltlichen Fakten nicht in 1min auf einen Bierdeckel aufgezeichnet werden, da muss dann schon ein wenig mehr Arbeit herhalten

Auch hier verweise ich auf das von Bru62 Geschriebene. Es dürfte für diese Fälle schon klare Regelungen geben ...
... - erleben was verhindert.
"Grenzen gabs gestern" - heute gibts Verhinderungen.
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon essig » 25.02.2009 00:36

okay dann auch meine persönliche meinung die sich hoffentlich in ansätzen mit den zielen von geteilt.de und den ansichten der meisten mitstreiter deckt.

zum einen ist es (aus nachvollziehbaren und sich vielleicht bestätigenden gründen) extrem selten dass sich jemand wie lou auf diese art und weise an einer öffentlichen diskussion beteiligt. das sollte bei aller kontroverse und nötigen kritik für ihn sprechen. das soll kein bonus sein aber wir sollten darauf achten, dass er trotz oder gerade wegen seiner vielleicht anderen meinung fair behandelt wird. aber danach sieht es ja im moment noch aus also hoffen wir einfach, dass es so bleibt.

wie oben schon geschrieben kann ich nicht für geteilt.de oder die masse der mitstreiter schreiben aber vielleicht hilft meine persönliche meinung um eine andere sicht der dinge kennen zu lernen. umgekehrt denke ich schon, dass die meisten auch deine sicht verstehen wenn auch nicht unbedingt teilen.

so einer wie ich geht fest davon aus, dass es irgendwann definitiv 39.722.000 private glasfaseranschlüsse geben wird. die frage ist nur wie man dies erreicht und da sehe ich leider nur zwei varianten: 1) man sorgt für flächendeckend vergleichbare bedingungen beim breitbandzugang mit dem ergebnis 39.722.000 private glasfaseranschlüsse. 2) man tut dies nicht und setzt weider auf extrem gute und extrem schlechte zugangsbedingungen und über wenige jahrzehnte wird das humankapital den breitbandanschlüssen folgen. auch diese variante hat 39.722.000 private glasfaseranschlüsse zu folge aber auch eine gewaltige, vielleicht gewollte, kommunale umstrukturierung. also nochmal es gibt überhaupt keinen zweifel daran ob irgendwann jeder einen ftth anschluss haben wird, die frage ist vielmehr ob der anschluss zu ihm kommt oder er zum anschluss.

der glasfaseranschluss für telefon, internet, tv und so weiter wird also die nächsten jahrzehnte das maß der dinge sein und lte & co bleiben den immer wichtiger werdenden mobilen anwendungen vorbehalten. jede technische oder politische "lösung" die im moment darauf ausgerichtet ist einen teil der bevölkerung bewusst zu diskriminieren ist besorgniserregend.

in JEDER diskussion geht es nur darum ob sich das denn lohnt und nicht mehr ob es gerecht, fair, solidarisch, brüderlich, gleich ist. der staat reduziert sich auf rein wirtschaftliche prinzipien und feiert es ernsthaft als erfolg wenn er beabsichtigt 75% sehr gut und 25% sehr schlecht versorgen zu wollen. wieso nicht allen die gleichen lebensbedingungen geben? die gleichen chancen? wird man bald abgeholt und medizinisch versorgt wenn man an sowas glaubt?

der staat mischt sich immer stärker dort ein wo er nichts verloren hat, greift immer stärker in die persönlichkeitsrechte seiner bürger ein und kümmert sich um jedes auch noch so kleine bürokratische detail aber hält es nicht im ansatz für nötig halbwegs gleiche chancen und bedingungen zu schaffen? die versorgung mit breitband hat längst nichts mehr mit sozialer marktwirtschaft zu tun und auch nichts mit kapitalismus sondern nur noch mit purer anarchie. es gibt da einfach keinerlei regel, gesetzt, verpflichtung - nichts.

also nochmal ich brauche den staat nur in ganz wenigen grundlegenden fragen (gesundheit, bildung, kinderbetreuung, sicherheit, recht, versorgung mit straßen, strom, wasser, breitband) und aus diesen zieht er sich immer mehr zurück (wird jeder lehrer, erzieher, arzt, pfleger, polizist, richter und und und bestätigen) und das ist sehr gefährlich. um trotzdem eine art daseinsberechtigung zu haben übernimmt er eben andere aufgaben.

außerdem kann und darf es nicht die aufgabe der betroffenen sein die perfekte lösung zu präsentieren und noch weniger diese dann auch noch selbst umzusetzten. man kann gern darüber reden, diskutieren, philosophieren und mehr oder weniger konkrete vorschläge machen aber letztendlich sind die betroffenen nicht in der position entscheidungen zu treffen. betroffene sollten sich in fragen der daseinsvorsorge viel stärker darauf konzentrieren deutlich zu machen, dass sie NICHT länger einverstanden sind.

und trotzdem hätten wir einige vorschläge und in zeiten in denen man ganze banken und andere konzerne verstaatlichen würde ist das was wir wollen kaum der rede wert: netz ausgliedern -> universaldienst erweitern. die details wurden bereits besprochen. die netzausgliederung ist ein zwingender schritt ohne den man über die erweiterung des universaldienstes nicht nachdenken muss.

den gedanke es positiv zu sehen, dass der ländliche raum selbst entscheiden kann welchen anschluss er gern hätte bzw. sich selbst legen muss muss kann man leicht beantworten und abkürzen. er will das gleiche was die "anderen" auch haben, nicht mehr und nicht weniger. er will sich nicht zwischen pest und cholera entscheiden müssen sondern er will ftth, glasfaser, ngn oder wie man es nennen will. er will teilhaben und nicht buddeln.

das heißt aber nicht, dass er es nicht dürfte. ist wie mit wasser, strom und so weiter. es gibt eine grundversorgung was aber nicht heißt, dass sich ein haushalt oder eine kommune nicht selbst besser versorgen könnte. momentan gibt es gar nichts außer einem 65 milliarden tk markt mit einigen milliarden gewinn im jahr und einem hilflosen staat der mit steuergeld meint die lücken schließen zu können. wo aber sind in der großen breitbandstrategie die die jährlich milliarden umsätze machen? die die jährlich milliarden gewinn machen? wo sind die?

kommen wir wieder zum anfang: irgendwann wird also jeder einen glasfaseranschluss haben und breitband selbstverständlich zur grundversorgung zählen (wie wasser und strom), die frage ist nur wann? die frage ist wie viele gemeinden es bis dahin nicht überlebt haben? jeder sollte sich fragen warum die post plötzlich nicht mehr im ort ist, die feuerwehr nicht mehr einsatzfähig, die schulen und kindergärten schließen, man polizeistreifen nur aus dem fernsehen kennt, man zum einkaufen und tanken immer weiter fahren muss, das nächste amt/behörde 40 km entfernt ist. diese entwicklung könnte man mit breitband vielleicht kompensieren aber ohne ganz sicher beschleunigen.

man muss auch tolerieren, dass es viele betroffene einfach nur satt haben nachdem die verantwortlichen 9 jahre lang durch absichtliches und bewusstes hemmungsloses nichtstun aufgefallen sind und die erste breitbandstrategie der bundesregierung, die das geschehen der nächsten jahre bestimmen wird, vielleicht gut gemeint war und im einzelnen auch einige unserer vorschläge aufgegriffen hat aber als ganzes das problem nicht lösen wird, nicht lösen kann. jeder betroffene hat schon darüber nachgedacht tatsächlich umzuziehen oder zumindest darüber nachgedacht die kinder nicht am weggehen zu hintern. wer will denn seine kinder in einer art technologie sekte aufwachsen lassen? ach das ist die da ohne breitband läster hetz...

um nochmal auf den thementitel "Zweiter Blick" einzugehen: natürlich ist nicht alles schlecht und natürlich gibt es viele gute ansätze und natürlich werden die die heute schon profitieren noch mehr profitieren (ballungsräume) aber für die eigentlichen betroffenen (und nur um die hätte es gehen dürfen) ist das ganze völlig unzureichend. hilflos eben. schrott auf den ersten, zweiten, dritten blick und das trotz oder gerade wegen "enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit aller Beteiligten, d.h. des Bundes, der Länder, der Kommunen und der Unternehmen" wer hat denn die kommunen vertreten? und wer die betroffenen? dafür habe ich eine ahnung wer die unternehmen vertreten hat.

ich hör jetzt einfach auf zu schreiben.
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Tybalt » 25.02.2009 10:43

@essig: full ACK!

@all:
Ich denke, die Diskussion ist es auf dieser Grundlage nicht wert, fortgeführt zu werden. Lou alias micus alias was weiß ich hat ein ureigenes kommerzielles Interesse daran, daß es genauso kommt, wie er es beschreibt: jede Gemeinde soll gefälligst sich selbst um die Beschaffung von Breitband kümmern. Und weil die das nicht können, brauchen sie Berater ("consultants"). Und wer sind diese Berater? Micus, Konext usw. freuen sich schon auf deinen Anruf.
Etwas frech finde ich es auch, wenn dann noch Esoterik-Geschwurbel in den Ring geworfen wird wie:

lou hat geschrieben:Breitband ist genau dafür da, dass die einzelne Leute die eigene Zukunft gestalten könnten. In Breitband steht die Freiheit und die eigene Verantwortung im Zentrum. Initiative wie geteilt.de sind kein "Dilemma", sondern die Essenz von Breitband.


Sie denken wohl die Landbevölkerung kann man für dumm verkaufen. Aber was will man von Unternehmensberatern auch anderes erwarten.

BTW, falls mir das jetzt als "unfair behandeln" ausgelegt wird: der kommerzielle Aspekt hat m.E. einen zentralen Charakter in der Motivation der genannten User und sollte deshalb allen Diskussionsteilnehmern bekannt sein. Fair wäre es, wenn diese User sich in der Fußzeile dazu bekennen würden.

Grüße
Tybalt
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon spokesman » 25.02.2009 17:13

Tybalt hat geschrieben:brauchen sie Berater ("consultants"). Und wer sind diese Berater? Micus, Konext usw. freuen sich schon auf deinen Anruf.

Das Angebot von Consultants ist eine verrechenbare Dienstleistung, welche in Regionen ohne Initiative eine gute Möglichkeit für Gemeinden darstellt.
Da die Situation nun mal so ist wie sie ist, mache ich niemand einen Vorwurf, der damit Geld zu verdienen, besonders wenn sich an der Situation etwas verbessert.
Die Gemeinden sind nun mal selbst einem Wettbewerb ausgesetzt, da sollten einige mal schauen wo sie bleiben - vom Staat gibt es keine Geschenke mehr, von der DTAG oder ähnlichen Unternehmen erstrecht nicht (hart aber wahr - klar währe anders schöner und das kann ja nicht angehen!)

Weiterhin glaube ich das gerade lou viele bürokratische Steine in den Weg gelegt werden und damit die Arbeit schwieriger wird,
seine Ideen und Ansätze finde ich jedoch besser und konstruktiver als die vorgeschlagenen der Bundesregierung/DTAG usw..
Auf dem jetzigen "System" werden Consultants und/oder Initiativen immer öfter für eine schnelle Lösung benötigt,
warum geht der Ausbau dann nicht schneller voran?
Landräte, BM´s, Gemeinderäte, Stadtwerke, Energieversorger kennen geteilt.de und ihre Möglichkeiten nicht und haben einfach zu wenig Geld/Plan bzw. Interesse an neuen Modellen, welche hohe Investitionen erfordern, gerade in Zeiten der WWK ist Zurückhaltung bei Investitionen zu spüren.
->derzeit kann man gute Projekte an einer Hand abzählen, es kann also nur besser werden ;]

Weiterhin besteht keine einheitliche Strategie, sonder eine Vielzahl einzelner Konzepte. Die Regierung ist mit dem Problem vertraut, versucht jedoch Geld zu sparen, Diskriminierung hin oder her -> der Regierung ist derzeit die Stabilisierung des Arbeitsmarktes/Wirtschaftsmarktes wichtiger..
(kann ja nicht angehen! das ist ungleichbehandlung etc.)
Und auch hier sieht die Regierung keine Vorteile der Netzausgliederung und des UD (man könnte ja mal selbst Geld einnehmen -> könnte auch auf Gemeinden/Stadtwerke zutreffen) es wird leider viel zu oft der billigste und einfachste Weg gegangen.

Wie von bru62 schon sehr oft angesprochen, wir machen weiter, auch wenn nur noch 384kbit/s gefördert werden.
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Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon bru62 » 26.02.2009 17:42

Tybalt hat geschrieben:Und wer sind diese Berater? Micus, Konext usw. freuen sich schon auf deinen Anruf.


Na ja, auch wenn es den UD endlich gäbe, müsste er ja umgesetzt werden. In diesem Prozess sind "consultants" durchaus erforderlich. Denn was machen diese Leute? Sie verfügen über die entsprechenden (woanders nicht vorhandenen) Kompetenzen, die sie verkaufen. Daran kann ich nichts schlecht finden. Dass sie von der eingetretenen Situation profitieren, kann man ihnen nicht wirklich vorwerfen. Sie sind ja schließlich an der Lage nicht schuld. Außerdem haben wir ja bekanntlich keinen Universaldienst und wie es aussieht, sind wir auch noch ein Stück entfernt. Trotzdem brauchen die Leute Breitband. Will sagen: Es nützt wenig, mit Scheukappen dem großen Prinzip nachzujagen und dabei alles links und rechts zu ignorieren. Ich rede viel mit Lokalpolitikern und erkläre ihnen die Fördermöglichkeiten. Wenn dann auf die Art mit Hilfe der "consultants" ein paar mehr Leute von der digitalen Spaltung erlöst werden können, soll mir das recht sein. Auch wenn es das Problem grundsätzlich nicht löst.

Wenn ein Mitarbeiter einer solchen Firma mit "zwei Zungen" sprechen will (einer persönlichen und einer "offiziellen"), halte ich das zwar für einen gewagten Spagat, aber werde es akzeptieren. Das sollten alle so halten.

Bevor die Diskussion einen unschönen Klang annimmt, möchte ich abschließend etwas zur Sachlichkeit aufrufen. Jeder hat seine Meinung, die andere bitte akzeptieren sollten. Es ist uns hier im Gegensatz zu anderen Foren noch immer gelungen, auch härtere Auseinandersetzungen auf anständigen Niveau zu führen. Das soll auch so bleiben.

Gruß
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