Speziell die Aussage "der Proxy macht alles nur noch langsamer, da er den Request erst bearbeiten muß" hat meine Bauchmuskulator doch gut beansprucht (sorry Morgue... nicht persönlich nehmen).
Deshalb greife ich dieses Thema hier in einem gesonderten Thread auf.
- Was ist ein Proxy
Ein Proxy kann man als Relaisstation verstehen, die HTTP-Requests von einem Web-Client (Browser) entgegennimmt und an die entsprechenden Server oder einen übergeordneten Proxy weiterleitet. Der Proxy holt sich die Ergebnisse und serviert sie dem Client dann.
Reine Proxies werden allerdings kaum eingesetzt, da sie keine deutlichen Vorteile bringen. Spricht man heutzutage von Proxies, so meint man in der Regel sogenannte "caching proxies", die einmal von einem Server geholte Ergebnisse zusätzlich noch (in der Regel auf der Festplatte) puffern.
Kommen bei einem caching Proxy zwei gleiche Requests an (sei es, zwei Clients wollen den gleichen Inhalt oder einer ruft zweimal hintereinander gleiche Inhalte ab), so müssen die Daten nur einmal vom entfernten Server über die Internetanbindung geholt werden und beim zweiten Request kann das Ergebnis direkt aus dem Cache geholt werden.
Caching Proxies entlasten also den Uplink - allerdings nur dann, wenn gleiche Inhalte mehrfach abgerufen werden.
- Ich rufe aber keine Seite zweimal ab, was bringt mir so ein Ding dann?
Selbst, wenn man nicht den gleichen Käse zweimal serviert bekommen möchte, so ergeben sich doch fast zwangsläufig Vorteile beim Einsatz eines caching proxies. Surft man auf einer Site und ruft von dort unterschiedliche Seiten ab, so sind doch einige Inhalte (spürbar oder auch unbemerkt) identisch. Ist z.B. auf jeder Seite einer Website immer die gleiche Grafik eingebunden, so müßte der caching proxy die Grafik nur einmal abrufen. Dies entlastet den Uplink teils merklich. Gleiches gilt natürlich auch für nicht sichtbaren Inhalt: CSS, Skripte usw.
- Was habe ich sonst noch für Vorteile?
Der Client arbeitet, sofern er auf einen Proxy eingestellt ist, vollständig anders. Ist ein Client nicht auf einen Proxy konfiguriert worden und der Benutzer gibt eine URL in seinen Browser ein, so muß der Client (Browser) erstmal die URL interpretieren, den Hostnamen aus der URL interpretieren, eine DNS-Auflösung machen und dann erst kann er den Webserver kontaktieren und ihm seine Anfrage stellen.
Ist der Client auf einen Proxy konfiguriert, so nimmt er die URL, schiebt eine Anfrage an den Proxy und wartet, bis er ein Ergebnis bekommt. Der (caching) Proxy hat natürlich idealerweise einen DNS-Cache und ist damit sowieso schon schneller, was DNS-Auflösungen angeht.
Außerdem ist der Code eines caching proxies mit Sicherheit deutlich optimierter, als eine schönde Windows-Anwendung jemals sein kann. Da man einen Proxy üblicherweise nicht auf einem schlecht entwickelten Betriebssystem wie Windows, sondern eher auf einer optimierten Unix-Plattform laufen läßt, dürfte der Proxy auch hier Performancevorteile bringen.
- Wer braucht einen caching Proxy?
Wer eine 20 MBit/s Anbindung hat, der wird wohl kaum einen spürbaren Vorteile aus einem caching Proxy erkennen können, sofern er diese Bandbreite alleine nutzt. Grundsätzlich gilt, daß ein caching Proxy dort Vorteile bringt, wo viele Anwender Bandbreite nutzen wollen oder von Hause aus nur wenig Bandbreite zur Verfügung steht.
- Was noch?
Ein Proxy läßt sich auch als sogenannter "transparenter Proxy" installieren, sodaß er für den Client transparent (also nicht sichtbar) ist. Der Client weiß also nichts von dem Proxy in der Mitte, tut aber dennoch fleißig seinen Dienst. In diesem Fall muß der Client jedoch vorher selbst die DNS-Auflösung durchführen (was suboptimale Auswirkungen auf die DNS-Performance hat).
Hat man sich eine solche Kiste mit einem guten DNS-Resolver und einem caching Proxy installiert, so kann man z.B. auch noch ein Bandbreitenmanagement installieren, um die zur Verfügung stehende Bandbreite gerechter zu verteilen und damit jedem Anwender eine bessere (gerechtere) Performance zu bieten. Eine solche Maschine kann aber noch viele, viele Dinge mehr tun und das bei deutlich weniger Rechenleistung, als es ein Winblown-System haben muß.
- Woher bekomme ich die genannten Komponenten?
Bitte fragen Sie hierzu Ihren SysAdmin oder contact your local dealer...
Gehen Sie nicht zu MickeySoft und kaufen Sie keine neue XP Lizenz!
