Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

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Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon bru62 » 23.12.2010 18:48

In einer Pressemitteilung berichtet die Strategieberatung Booz & Company über eine von ihr durchgeführte Untersuchung zum Thema LTE. Demnach sollen bis 2015 80 Prozent der Bevölkerung mobiles Breitband bis 100 Mbit/s nutzen können. Dazu seien Investitionen von drei bis vier Mrd. Euro zusätzlich zu den bei der Versteigerung der Frequenzen eingesetzten reichlich vier Mrd. erforderlich. Der Umsatz im deutschen Raum soll in fünf Jahren schon bei 5 - 6 Mrd. liegen. Derzeit seien die Unternehmen dabei, die ländlichen Gebiete zu versorgen. "Die staatlichen Auflagen zur digitalen Dividende werden ... dazu führen, dass mobiles Breitband bis Ende 2011 auch in ländliche Regionen vordringen wird", so Dr. Roman Friedrich von Booz & Company. Gleichzeitig werden neue Tarifmodelle präferiert: "Wir sehen mittelfristig eine grundlegende Veränderung von Tarifmodellen. Flatrates werden an Bedeutung verlieren und eine verstärkte preisliche Staffelung von Tarifen steht zu erwarten", so Friedrich. Diese Differenzierung der Tarife soll die Investitionskosten abfedern, die nötig sind, die Netze fortlaufend den wachsenden Anforderungen anzupassen. "Um die theoretisch maximale Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 100 MBit/s auch nur annähernd real verfügbar zu machen, wird es eines sehr engmaschigen Netzes bedürfen, das weit über das hinausgeht, was derzeit im Rahmen des initialen Ausbaus vorgesehen ist.", heißt es in der Mitteilung. Da dürfen sich ja die Kunden freuen, denen man LTE als Festnetzersatz anbietet.

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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon bkt » 23.12.2010 20:59

Wir sehen mittelfristig eine grundlegende Veränderung von Tarifmodellen. Flatrates werden an Bedeutung verlieren und eine verstärkte preisliche Staffelung von Tarifen steht zu erwarten


Es wundert mich sowieso, dass das so lange gedauert hat.
Inzwischen haben auch die Anbieter geschnallt, das ein Preisk(r)ampf, der den Kunden "Geiz ist geil" als einzig erstrebenswertes Ziel offeriert, letztlich allen schadet. Den Unternehmen UND den Kunden.

Es macht durchaus Sinn, z.B. die Vielnutzer stärker zur Kasse zu bitten, als die Gelegenheitsnutzer. Und das Qualität ihren Preis hat merken die meisten erst, wenn ihre 6-MBit/s-Flatrate nicht günstig, sondern billig war und deshalb in der Regel nur 2-3 MBit/s zur Verfügung stehen.

Wenn die Produkte zukünftig einklagbare Garantie-Bandbreiten enthalten, dann dürfen sie dafür durchaus auch etwas teurer sein.
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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon bru62 » 24.12.2010 09:16

bkt hat geschrieben:Wenn die Produkte zukünftig einklagbare Garantie-Bandbreiten enthalten, dann dürfen sie dafür durchaus auch etwas teurer sein.

Da gehe ich mit, aber darum geht es ja nur am Rand (und vermutlich hauptsächlich für geschäftliche Kunden). In der Hauptsache meine ich herauszulesen, dass es um Volumenpakete geht. Und da bin ich grundsätzlich anderer Auffassung. Die Bedeutung des Internets als Informations- und Entertainmentplattform ist inzwischen so groß (und stark wachsend), dass Volumenbeschränkungen einem Ausschluss aus der digitalen Welt gleichkommen.

Ich befürchte, dass allein aus Gewinnmaximierungsabsichten heraus diese Vorgehensweise auch über kurz oder lang im Festnetzbereich wieder Einzug hält. Das wäre die Zementierung der Mehr-Klassen-Gesellschaft im Internet und das Gegenteil der Aufhebung des digitalen Prekariats, von der ja so häufig gesprochen wird.

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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon Haupti76 » 24.12.2010 12:42

dazu dürfte auch dieser bericht von n-tv passen.
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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon bkt » 24.12.2010 23:10

bru62 hat geschrieben:In der Hauptsache meine ich herauszulesen, dass es um Volumenpakete geht. Und da bin ich grundsätzlich anderer Auffassung.

Volumenpakete ist
1.) besser als Volumenbegrenzung.

2.) werden wir damit bald einen Kampf der Lobbyverbände gegeneinander bestaunen dürfen.

Kabel-TV-Anbieter werden es gut finden.
Web-TV-Anbieter werden es hassen.

bru62 hat geschrieben:Die Bedeutung des Internets als Informations- und Entertainmentplattform ist inzwischen so groß (und stark wachsend), dass Volumenbeschränkungen einem Ausschluss aus der digitalen Welt gleichkommen.


Selbst große Datenpakete im Einzelversand benötigen nur einen Bruchteil der Kapazität von Video on Demand und anderen Streaming-Angeboten. Und letztere sind auf der Konsumentenseite fast ausschliesslich dem Freizeitbereich zuzurechnen.

Und das Ende der Flatrates hatte ich schon viel früher erwartet.
Der Mensch an sich neigt zum Mißbrauch.
Von dem was nichts kostet wird immer mehr konsumiert, als eigentlich nötig. Das ist bei Buffets nicht anders als im Internet. Erst mal mitnehmen, wegwerfen kann man es später immer noch.
Dieses Verhalten gibt es bei Leistungsbezogener Bezahlung nicht. Da wird in Verantwortung gegenüber dem eigenen Geldbeutel wesentlich genauer abgewogen, ob es eigentlich nötig ist dies oder jenes auch noch mitzunehmen.

Die Flatrates waren in einem Zeitalter geboren worden, in welchem nur begrenzt Leistung benötigt wurde, weil selbst die anspruchvollsten Webseiten kein Netz zumachen konnten.
Das hat sich spätestens seit YouTube komplett geändert.
Man könnte verkürzt sagen, dass YouTube (als Synonym für die massive multimediale Nutzung) das Ende der Flatrates eingeläutet (oder provoziert) hat.

Und der Rest folgt dem einfachen (und wie ich finde berechtigten) Schema, das sich Leistung für den Erbringer lohnen muß.
Das ist im normalen Leben nicht anders als in der Telekommunikation.
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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon bru62 » 25.12.2010 11:14

Volumenpaket = Volumenbegrenzung. Bzw.: Wer sich's leisten kann, bezahlt und alle anderen haben halt Pech. Sie können sich ihre Freizeit ja auch anders gestalten. Das ist das von dir beschriebene Prinzip. Ausgrenzung auf der ganzen Linie.

Flatrates wurden wohl auch geboren, weil sie eine wesentliche Vereinfachung der Abrechnung mit sich brachten. Und weil sie im Festnetzbereich kein unlösbares Problem darstellen. Das wird wohl auch in Zukunft so sein. Ganz anders ist das beim Mobilfunk. Hier weiß man nie, wieviel Nutzer online gehen wollen. Da müssen Reserven vorgehalten werden und Engpässe durch Begrenzung vermieden werden. Für eine reine mobile Nutzung ist das auch akzeptabel. Wenn allerdings Mobilfunk als Festnetzersatz dient oder der Abgesang an die Netzneutralität aus reinem Gewinnstreben auf die Festnetzsparte überschwappt, wird es problematisch. Dann bekommen wir die Mehrklassengesellschaft einschließlich des Netzprekariats. Ich glaube, hier entsteht eines der großen gesellschaftlichen Themen des neuen Jahrzehnts.

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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon bkt » 25.12.2010 16:19

bru62 hat geschrieben:Volumenpaket = Volumenbegrenzung. Bzw.: Wer sich's leisten kann, bezahlt und alle anderen haben halt Pech. Sie können sich ihre Freizeit ja auch anders gestalten. Das ist das von dir beschriebene Prinzip. Ausgrenzung auf der ganzen Linie.

Meinst Du nicht, dass Du hier ein gaaanz kleines bischen überziehst?

Wer sich kein Auto leisten kann, kann auch keins fahren. (Grober Klotz auf groben Keil ;-) )

Aber mal ernsthaft. Es geht hier ums Grundprinzip. Und ein Breitbandanschluß (für Freizeitbedürfnisse) gehört nunmal nicht zu den schützenswerten Gütern. Da darf das was in der Herstellung teuer ist auch mehr kosten.

Warum ist es denn in dieser Gesellschaft nicht mehr erstrebenswert Leistung zu bringen?
Weil die anderen (die sich zurücklehnen) alle Güter genauso, auch ohne Anstrengung bekommen.
Das Flatrateprinzip (oder Geiz ist geil) hat wie alles andere immer auch eine zweite Seite.

Es wehren sich nicht umsonst auch die letzten zwei Geberländer im Länderfinanzausgleich gegen dieses Prinzip, dass sie die Kosten der 14 anderen mitbezahlen sollen. Die strengen sich nach ihrer Ansicht nicht genügend an, weil es ja soo bequem ist auf Kosten anderer zu leben. Und es wird ja auch nicht sanktioniert.

Doch zurück zum Thema: Angemessene Breitbandzugänge zu angemessenen Preisen für notwendige Dienste (z.B.Telearbeit) und teure Zugänge für Freizeitgestaltung (z.B. IPTV). Das ist beides akzeptabel.

Und Telearbeit hat mit Sicherheit genügsamere Anforderungen als HDTV übers Internet.
Für letzteres sollen sich dann bitte die Anbieter stark machen, schliesslich ist es ihre Kundschaft, die die Netze zu macht.
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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon Haupti76 » 25.12.2010 19:22

ich muß mich auch mal zu wort melden. diese ganze "geiz ist geil" sache hat doch die tk-branche selber gezüchtet. es muß ja alles immer billiger gemacht werden. heute bekomme vielleicht noch 100 euro in den arsch geschoben wenn ich zu einen billigeren anbieter wechsele. ich habe 2004 für einen 1000er dsl anschluß mit flaterate 60 euro bezahlt. und was zahlt man heute? jetzt jammern die konzerne ach wie teuer das alles ist. sicher ist das netz nicht billig zu haben. dann sollen sie es auch nicht so verkaufen! aber nun ist die karre eingefahren und kommt so einfach nicht mehr raus. dann sollen sie mit offenen karten spielen und sagen: "leute, die flaterate kann so billig nicht mehr verkauft werden." es regt mich auf, erst alles verramschen und sich dann beschweren wie teuer die investitionen sind. :evil:
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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon Nenunikat » 25.12.2010 21:52

bru62 hat geschrieben:Volumenpaket = Volumenbegrenzung.
...
Wenn allerdings Mobilfunk als Festnetzersatz dient oder der Abgesang an die Netzneutralität aus reinem Gewinnstreben auf die Festnetzsparte überschwappt, wird es problematisch.
Dann bekommen wir die Mehrklassengesellschaft einschließlich des Netzprekariats.
Ich glaube, hier entsteht eines der großen gesellschaftlichen Themen des neuen Jahrzehnts.
Gruß

Vielleicht sollte man hier genau aufpassen und differenzieren:
Nicht jeder Einschränkung ist per se schlecht und ungerecht.
Wenn aber wesentliche Bereiche den weniger leistungsfähigen Leuten vorenthalten werden, dann ist die Gefahr eine Mehrklassengesellschaft im Internet auch nicht wegzureden.
Somit kommt es darauf an, was wesentlich ist, wo die Einschränkungen dazu führen, dass sie einer Zensur gleichkommen oder Leute in irgend einer Weise vom öffentlichen Leben ausschließen.
Wenn man über das Internet beispielsweise kein (oder nur verhältnismäßig kurz) IPTV nutzen kann, würde ich das noch nicht als Mehrklassengesellschaft bezeichnen. Zumal es ja TV über Sat gibt.
Wenn man jedoch beispielsweise Informationsangebote zu wissenschaftlich oder gesellschaftlich relevanten Themen oder Weiterbildungs-Videos wegen den Einschränkungen nicht nutzen kann, dann bewegt sich das Internet genauso wie teilweise das Bildungswesen in Richtung Mehrklassengesellschaft.
Somit muss nicht für jeden ständig alles technisch Realisierbare verfügbar sein, aber zu einem Ausschluß von wesentlichen Teilen des gesellschaflichen Miteinanders und zum Ausschluß von Weiterbildungsmöglichkeiten sollen die Einschränkungen auch nicht führen.
...
Wenn man hier nicht aufpasst, kann das ganze Netzneutralitäts-Thema durchaus ein Dauerbrenner-Thema für die Zukunft werden.
... - erleben was verhindert.
"Grenzen gabs gestern" - heute gibts Verhinderungen.
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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon bkt » 25.12.2010 22:34

bru62 hat geschrieben: Dann bekommen wir die Mehrklassengesellschaft einschließlich des Netzprekariats.

Klingt zwar bedeutsam, macht aber nicht wirklich Sinn ;-)
wikipedia hat geschrieben:Prekariat ist ein Begriff aus der Soziologie und definiert „ungeschützte Arbeitende und Arbeitslose“


Im Netz ist man nur ohne Virenwächter und Firewall ungeschützt ;-)

Das mit der Mehrklassengesellschaft reicht zur Beschreibung völlig aus, da es auch nichts anderes ist.
Die einen haben es, die anderen wollen es.
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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon bru62 » 26.12.2010 11:48

bkt hat geschrieben:Meinst Du nicht, dass Du hier ein gaaanz kleines bischen überziehst?

Ich glaube nicht. Aus meiner Sicht ist das ein grundsätzliches Thema. Das verlangt auch nach deutlichen Worten.
bkt hat geschrieben:Wer sich kein Auto leisten kann, kann auch keins fahren.
Ist schon fast heise-Forum-Niveau. Aber es geht hier nicht ums Auto fahren, sondern um Mobilität, um mal dein Argument aufzugreifen.
bkt hat geschrieben:Aber mal ernsthaft. Es geht hier ums Grundprinzip.

Genau darum geht es. Der Gedanke, Unternehmen entscheiden zu lassen, welche Einschränkungen wem zuzumuten sind, was für den Einzelnen schützenswert ist oder nicht, was er braucht oder nicht, gleicht dem Öffnen der Büchse der Pandora. Es geht nicht vordergründig um IPTV oder HD-Videos. Das ist vorgeschoben. Es geht um Grundrechte. Die Nutzung des Netzes vom Geldbeutel abhängig zu machen, ist nun mal nichts anderes als (zumindest die Grundlage) einer Ausgrenzung. Es geht eben nicht darum, Geiz zu befördern. Und es geht auch nicht darum, ob Leistung sich lohnen soll oder nicht. Die Diskussion über den "anstrengungslosen Wohlstand" und die "spätrömische Dekadenz" kann gern im OT-Thread weitergeführt werden, dem Wortpräger hat es nicht viel Glück gebracht - vermutlich weil das Argument schnell als Plattitüde erkannt wurde.

Nenunikat hat geschrieben:Wenn aber wesentliche Bereiche den weniger leistungsfähigen Leuten vorenthalten werden, dann ist die Gefahr eine Mehrklassengesellschaft im Internet auch nicht wegzureden. Somit kommt es darauf an, was wesentlich ist, wo die Einschränkungen dazu führen, dass sie einer Zensur gleichkommen oder Leute in irgend einer Weise vom öffentlichen Leben ausschließen.

Das ist die Frage, vor der wir stehen. Soll sie von den Unternehmen beantwortet werden oder ist das ein gesellschaftliches Problem?

Nenunikat hat geschrieben:Wenn man hier nicht aufpasst, kann das ganze Netzneutralitäts-Thema durchaus ein Dauerbrenner-Thema für die Zukunft werden.
Wir sind mitten drin in der Diskussion. ;)

Wir als Initiative haben immer für einen uneingeschränkten Internetzugang eingestanden. Das ist sozusagen eine "rote Linie", die wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollten.

bkt hat geschrieben:
bru62 hat geschrieben: Dann bekommen wir die Mehrklassengesellschaft einschließlich des Netzprekariats.

Klingt zwar bedeutsam, macht aber nicht wirklich Sinn ;-)

Danke für die Belehrung. Der Begriff ist nicht von mir. Er wird im Allgemeinen verwandt, um eine Menschengruppe zu beschreiben, die von der Nutzung des Internets und so von der damit verbundenen gesellschaftlichen Teilhabe schlicht ausgeschlossen ist. So, wie die "ungeschützt Arbeitenden und Arbeitslosen" eben im "gewöhnlichen" Leben zunehmend von Teilhabe ausgeschlossen sind.

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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon bkt » 26.12.2010 13:04

bru62 hat geschrieben:
bkt hat geschrieben:Meinst Du nicht, dass Du hier ein gaaanz kleines bischen überziehst?

Ich glaube nicht. Aus meiner Sicht ist das ein grundsätzliches Thema. Das verlangt auch nach deutlichen Worten.
bkt hat geschrieben:Wer sich kein Auto leisten kann, kann auch keins fahren.
Ist schon fast heise-Forum-Niveau. Aber es geht hier nicht ums Auto fahren, sondern um Mobilität, um mal dein Argument aufzugreifen.

Wer sich kein Ticket leisten kann, kann auch nicht Bahn fahren um Dein Beispiel aufzunehmen.
Deshalb gibts noch lange keine Gratis-Tickets für jederman. Im Gegenteil, die Bahn erhöht ständig ihre Preise.

bkt hat geschrieben:Aber mal ernsthaft. Es geht hier ums Grundprinzip.

bru62 hat geschrieben:Genau darum geht es. Der Gedanke, Unternehmen entscheiden zu lassen, welche Einschränkungen wem zuzumuten sind, was für den Einzelnen schützenswert ist oder nicht, was er braucht oder nicht, gleicht dem Öffnen der Büchse der Pandora. Es geht nicht vordergründig um IPTV oder HD-Videos. Das ist vorgeschoben.

Worum geht es dann? Bitte präzise Beispiele, wenn z.B. VOD, IPTV und andere Multimedia/Streaming-Angebote nicht zählen.

bru62 hat geschrieben:Es geht um Grundrechte. Die Nutzung des Netzes vom Geldbeutel abhängig zu machen, ist nun mal nichts anderes als (zumindest die Grundlage) einer Ausgrenzung.

Du verwechselst die Nutzung des Netzes mit der komfortablen Nutzung des Netzes.

bru62 hat geschrieben:Es geht eben nicht darum, Geiz zu befördern. Und es geht auch nicht darum, ob Leistung sich lohnen soll oder nicht. Die Diskussion über den "anstrengungslosen Wohlstand" und die "spätrömische Dekadenz" kann gern im OT-Thread weitergeführt werden, dem Wortpräger hat es nicht viel Glück gebracht - vermutlich weil das Argument schnell als Plattitüde erkannt wurde.

Das ist eine unsachliche Abwehrschlacht, weil es an echten Argumenten fehlt. So habe ich nicht argumentiert.

bru62 hat geschrieben:
Nenunikat hat geschrieben:Wenn aber wesentliche Bereiche den weniger leistungsfähigen Leuten vorenthalten werden, dann ist die Gefahr eine Mehrklassengesellschaft im Internet auch nicht wegzureden. Somit kommt es darauf an, was wesentlich ist, wo die Einschränkungen dazu führen, dass sie einer Zensur gleichkommen oder Leute in irgend einer Weise vom öffentlichen Leben ausschließen.

Das ist die Frage, vor der wir stehen. Soll sie von den Unternehmen beantwortet werden oder ist das ein gesellschaftliches Problem?

Richtig zitiert, aber falsch weitergeführt.
Dann gibt bitte mal eine Antwort, wo eine Einschränkung aus Deiner Sicht zumutbar ist.
Wer soll den Unternehmen die Aufwendung erstatten, wenn es nicht über den Preis gehen soll?

Und öffentliches Leben findet immer noch im RL (Real Life) statt, auf Arbeit, in der Kneipe, im Sportklub etc.
Internet ist "nur" ein neues Medium.

bru62 hat geschrieben:
Nenunikat hat geschrieben:Wenn man hier nicht aufpasst, kann das ganze Netzneutralitäts-Thema durchaus ein Dauerbrenner-Thema für die Zukunft werden.
Wir sind mitten drin in der Diskussion. ;)

So ist es.

bru62 hat geschrieben:Wir als Initiative haben immer für einen uneingeschränkten Internetzugang eingestanden. Das ist sozusagen eine "rote Linie", die wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollten.

Dann sollte man erstmal definieren, was eine Beschränkung darstellt.
Pauschal den Preis als eine solche zu bewerten ist nicht Zielführend. Damit disqualifiziert man sich nämlich selbst.
Es gibt für kein einziges Produkt einen Anspruch auf "Gratis-Teilhabe" oder "Geiz-ist-Geil-Preise".

Und wenn der Staat etwas stützt, wie z.B. bei Mietkostenzuschüssen, dann immer auch bei gleichzeitiger Beauflagung, z.B. bei der Wohnfläche etc.

Das könnte beim Internet z.B. ein Datenmengenbegrenzter Zugang unter Ausschluss von Streamimgangeboten sein. Und das muß der Staat nicht anbieten, weil es das auf dem freien Markt bereits gibt.

Es ist nunmal objektiv so (und das kann man weder ignorieren noch wegdiskutieren), dass für Produkte, die man auch geschenkt bekommen kann, keine herstellungsadäquaten Preise mehr am Markt erzielt werden können.
Warum sollte "ICH" mehr für etwas bezahlen, wenn ein anderer es auch für weniger oder umsonst bekommt?

Wer das verschuldet hat ist dabei für die Bewertung des aktuellen Zustandes relativ egal. Denn wir suchen keinen Schuldigen für das Problem, sondern eine Lösung.
Fakt ist aber, dass man schleunigst von dieser "Denke" wieder runter muß.

Und um Dein Mobilitätsbeispiel nochmal aufzunehmen.
Mobil ist, wer laufen kann und wem keine Zäune oder verschlossene Tore in den Weg gestellt werden.
Alles was darüber hinaus geht, egal ob Pferd, Kutsche, Bahn oder Auto, ist Luxus, der nur dem zur Verfügung steht, der es sich leisten kann.

Das kann aber nicht bedeuten, zu behaupten, dass Fußgänger "eingeschränkt" wären.
Freies Internet bedeutet "Zensurfreier Zugang" für jeden, aber nicht schneller Zugang für jeden.

Worüber sich der Staat einzig sorgen machen muß ist, Wucher zu verhindern.
Preise, die nicht über die Kosten legitimiert weden, sondern übers "Gewinnstreben".
Das ist aber ein ganz anderes Thema.

Der Staat sollte versuchen die Kosten möglichst gleichmäßig über alle zu verteilen (etwas das nur er kann, z.B. über eine Universaldienstrichtlinie).
Dafür lohnt es sich, sich einzusetzen.

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sich jeder diesen Universaldienst leisten können muss.
Es bedeutet ausschliesslich, dass die Summe aller Kosten durch die Summe aller Einnahmen über einen einheitlichen Preis (EVP ;-) ) gedeckt wird (Solidarprinzip). Der Kunde wird nicht an den effektiven, sondern an den durchschnittlichen Kosten beteiligt undabhängig vom individuell für seinen Anschluss nötigen Aufwand.

Würde mehr gefordert werden, dann würde man dem breitbandigen Internetzugang einen höheren Rang einräumen, als z.B. warmer Schulspeisung für alle Kinder o.ä.
Und das kann nicht das Ziel sein. Es gibt noch viele Sachen, die wichtiger sind als bequemes Surfen.
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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon Meester Proper » 26.12.2010 13:28

bkt hat geschrieben:Und das kann nicht das Ziel sein. Es gibt noch viele Sachen, die wichtiger sind als bequemes Surfen.
Die Betonung liegt auf "noch", die Bedeutung wächst von Tag zu Tag...
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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon Jujupp » 26.12.2010 14:34

bkt hat geschrieben:Und öffentliches Leben findet immer noch im RL (Real Life) statt, auf Arbeit, in der Kneipe, im Sportklub etc.
Internet ist "nur" ein neues Medium.


Das ist eine reine definitionssache. Es gibt viele Leute die lieber auf Foren, Portalen, online Spielen, etc ihre gesellschaftlichen Kontakte pflegen als in die Kneipe oder in ein Sportverein zu gehen.
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Re: Studie: bis 2015 LTE für 80 Prozent der Bevölkerung

Beitragvon bkt » 26.12.2010 14:39

Meester Proper hat geschrieben:
bkt hat geschrieben:Und das kann nicht das Ziel sein. Es gibt noch viele Sachen, die wichtiger sind als bequemes Surfen.
Die Betonung liegt auf "noch", die Bedeutung wächst von Tag zu Tag...

"noch lange ...." ;-)
Siehe Maslowsche Bedürfnispyramide
Zuletzt geändert von bkt am 26.12.2010 14:44, insgesamt 2-mal geändert.
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