EU-Kommission stellt Regulierungsentwurf für NGN vor

Neuigkeiten zum Thema Telekommunikation und Breitband

EU-Kommission stellt Regulierungsentwurf für NGN vor

Beitragvon bru62 » 14.06.2009 16:37

Die EU-Kommission hat einen Entwurf einer Regulierungsstrategie zur Förderung des Höchstgeschwindigkeitsinternets zur Diskussion gestellt. Hier die Pressemeldung der Kommission und hier der Strategieentwurf (englisch).

Der Entwurf wurde aufgrund eingegangener Stellungnahme in einem ersten Konsultationsverfahren 2008 überarbeitet und soll Teil der Europäischen Breitbandstrategie werden, die man Ende 2009 veröffentlichen will. EU-Telekommunikationskommissarin Viviane Reding wird mit den Worten zitiert: „Glasfaser-Hochgeschwindigkeitsnetze sind die neue Generation von Breitbandinfrastrukturen in Europa. Damit Bürger und Unternehmen europaweit einen schnellen Breitband-Internetzugang nutzen können, werden in den kommenden Jahren in sehr großem Umfang private, aber auch öffentliche Mittel benötigt. Deshalb müssen die Investoren die Spielregeln kennen."

Zum wesentlichen Inhalt heißt es in der PM:

Der geänderte Empfehlungsentwurf sieht Mechanismen vor, mit denen das Investitionsrisiko auf die Investoren und die an einem Zugang interessierten Betreiber aufgeteilt wird. Zur Förderung marktorientierter Investitionen außerhalb dicht besiedelter Gebiete sind im Empfehlungsentwurf Bedingungen festgelegt, unter denen Koinvestitionsmaßnahmen als wettbewerbsfördernd betrachtet werden könnten. Verlegt der marktbeherrschende Betreiber mehrere Glasfaserleitungen, so könnte dies gemäß dem Empfehlungsentwurf die Anwendung weniger restriktiver regulatorischer Vorschriften rechtfertigen. Die Verlegung mehrerer Glasfaserleitungen in der Erde bietet den Wettbewerbsvorteil, dass sie einen unmittelbaren und unverfälschten Wettbewerb auf Infrastrukturebene ermöglicht.


Wer möchte, kann sich an der Konsultation beteiligen und hier ein Statement abgeben: infso-B1ext@ec.europa.eu

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Re: EU-Kommission stellt Regulierungsentwurf für NGN vor

Beitragvon bru62 » 14.06.2009 16:42

Kaum veröffentlicht, gibt es erste Reaktionen auf den Entwurf. Wie der österreichische Standard berichtet, wird der Vorschlag "sowohl von den großen Telekommunikationsanbietern als auch von ihren kleinen Konkurrenten strikt abgelehnt." Die großen Unternehmen haben bereits unverhohlen gedroht, die Investitionen in Glasfasernetze einzustellen, wenn diese wie die Kupfernetze reguliert würden. "Die Trittbrettfahrer werden bevorzugt, die Investoren werden nicht lange genug geschützt", wird ein Sprecher zitiert. Dagegen fürchten die kleinen Unternehmen, die Regulierung könne nicht weit genug gehen. Dies ginge zulasten des Wettbewerbs.

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Re: EU-Kommission stellt Regulierungsentwurf für NGN vor

Beitragvon TheBlind » 15.06.2009 10:22

Hi !

Im Grunde wieder die alte Leier... alle wollen abkassieren aber der alte Kaufmanns Spruch: "Der Kunde ist König!" muss wohl irgendwann mal aus Rationalisierungsmassnahmen weggefallen sein. Oder hat irgendeiner der beteiligten Lobbisten das Wort Kunde fallen gelassen ? Wohl kaum. Solange selbst Vororte von größeren Städten wie Dörfer in den Karparten behandelt werden und nur die großen Städte (wo die Infrastruktur schon liegt) hofiert werden, wird sich in Deutschland nichts ändern.

Im Grunde hilft es nur, das Geld, was die Regierung für den Breitbandausbau wegwerfen will, (->Funklösungen) soll unbürokratisch den Gemeinden mit Mangel an Breitband überlassen werden, inkl. die Möglichkeit das diese unbürokratisch Kabel verlegen dürfen und problemlos an einen Backbone angeschlossen wird. Aber alleine da sind 2x unbürokratisch und 1x problemlos in der Forderung, gleichzeitig eine faire und gerechte Geldverteilung und noch ein Provider der so nett ist das Kabel an seinen Backbone anzuschliessen. Da kommt selbst ein Ü-Ei nicht hin (3 Wünsche auf einmal) :D


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Re: EU-Kommission stellt Regulierungsentwurf für NGN vor

Beitragvon essig » 15.06.2009 10:51

bru62 hat geschrieben:sowohl von den großen Telekommunikationsanbietern als auch von ihren kleinen Konkurrenten strikt abgelehnt.

es ist und bleibt eben ein dilemma (wikipedia -> eine Situation, die zwei Wahlmöglichkeiten bietet, welche beide zu einem unerwünschten Resultat führen) welches man niemals lösen wird solange man an den alten sichtweisen, strategien und instrumenten festhält. was hat man denn erwartet als man die großen europäischen telekommunikations monopolisten samt netz in die privatwirtschaft entlassen hat? etwa echten wettbewerb? wettbewerb auf netzebene gibt es wenn überhaupt nur zwischen den ex-monopolisten aber kaum mit neu gegründeten netzbetreibern (mal abgesehen von einer hand voll stadtnetzen). die ehemaligen staatsunternehmen haben auf europäischer ebene nach wie vor eine extreme marktmacht also wieso nicht gleich aus diesen ehemaligen staatsnetzen eine europäische netz ag schmieden? der wettbewerb findet dann zwischen den tausenden diensteanbietern statt.

stattdessen quält man sich mit einem rein künstlichen wettbewerb der unter echten marktbedingungen nicht den hauch einer chance hätte. ohne regulierung wären wir in einem jahr wieder auf dem stand von 1995.
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Re: EU-Kommission stellt Regulierungsentwurf für NGN vor

Beitragvon TheBlind » 15.06.2009 11:22

Hi !

Nun, das mit dem regionalen Stadtanbieter ist auch so eine Story. Wo die auftretten, bekommt die Telekom richtig Flügel. Hier wird sich um die Kunden regelrecht geprügelt und man konnte kaum mit den Nachbuchen der Geschwindigkeitzuwächse nach. (mein vorhergehender Wohnort hatte zum Schluß schon VDSL 50) Hier an meinen neuen Wohnort gibs keinen Anbieter der eigende Leitungen zieht, so muß man mit dem auskommen was man hier anbietet, zum Glück ist es DSL, auch wenn mit 1 MBit kein Fisch vom Teller gezogen werden kann. Da es leicht ländlich ist mit dem Ganzen Rotz an Problemen wie Überlänge, Überbuchungen, Störgrößen (Sendemasten, Bauerhöfe, Industrieanlagen), wird sich das wohl auch kaum ändern, solange kein lokaler Anbieter seine eigende Leitungen ziehen wird.

Wie ich schon schrieb, es muß den Kommunen und Städten erlaubt/erleichtert werden, eigende Leitungen zu ziehen und unbürokratisch das Geld zu gewehren. Auf die Konzerne zu warten, warten auf Godot.


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Re: EU-Kommission stellt Regulierungsentwurf für NGN vor

Beitragvon essig » 15.06.2009 11:58

TheBlind hat geschrieben:Wie ich schon schrieb, es muß den Kommunen und Städten erlaubt/erleichtert werden, eigende Leitungen zu ziehen und unbürokratisch das Geld zu gewehren. Auf die Konzerne zu warten, warten auf Godot.

das ist sicher kein schlechter ansatz und wurde hier sogar bereits diskutiert wobei wir eher die landkreise präferiert hatten. die kreisfreien städte werden hierbei den schwächeren nachbarlandkreisen zugeordnet. siehe auch http://www.ecin.de/blog/node/430 . dieses aber auch andere lösungsmodelle sollten wir aber besser in einem eigenen neuen thema besprechen. würde uns freuen ;)
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Re: EU-Kommission stellt Regulierungsentwurf für NGN vor

Beitragvon spokesman » 15.06.2009 19:07

Die Kreise in die Pflicht zu nehmen ist sicherlich ein Muss, der Kreis kann ohne Probleme verschiedene Weisungen an die Gemeinden weitergeben und somit koordinierend wirken. Leerrohrsysteme senken hier die Kosten enorm, dem Kreis bzw. den Gemeinden sollte klar gemacht werden mit welchem Stellenwert hier weiter zu verfahren ist.
Diese Stellenwertvermittlung könnte natürlich von oben kommen, hier stehen natürlich sogenannte Landesinitiativen und die Bundesinitiative im Mittelpunkt der Diskussion.. (was von vielen dieser Initiativen kommt kann sie hier jeder denken)

In den letzten Monaten sind einige unserer gefestigten, regionalen Initiativen einen Schritt weiter gegangen und stehen den Kreisen nun beratend zur Verfügung. Besonders im Bereich der Leerrohrversorgung zeichnen sich bei einigen Initiativen erste Erfolge ab. Somit zeichnet sich eine gewisse Zweigleisigkeit ab, zum einen die Initiativen auf regionaler Ebene, zum anderen das Wirken von geteilt.de. Natürlich wäre die Umsetzung Absichten als geteilt.de die wesentlich einfacherer Alternative..
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