Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Neuigkeiten zum Thema Telekommunikation und Breitband

Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon micus » 23.02.2009 12:23

Guten Tag liebe Community,

Vielen Dank, Bru, dass du unst noch Hoffnung gibst:

Tja, kann man nicht viel ergänzen. Aber wir machen doch trotzdem weiter, oder? Natürlich machen wir das. :!: Haben wir schließlich schon jahrelang so getan.
Also, Kopf hoch. Wir haben eine Schlacht verloren, den Krieg aber werden wir gewinnen.


In der Tat sind in der Breitbandstrategie einige nutzenswerte Sachen.

- Diejenige, sind sich für die Digitalen Dividende nicht interessieren (so wie ich), können einfach über den Punkt 4.2 springen, und weiterlesen. Es stört mich zwar, dass so wenig über Glasfaser gesagt wird, es stört mich aber nicht, dass so viel über die Digitale Dividende gesprochen wurde. Digitale Dividende werden einige Leute, wenn auch nur wenige, zugute kommen (Einzelhöfe, Forstbetriebe, vielleicht mobile Anwender wie LKWs und Büsse). Warum nicht?

- Kommen wir schnell zum Punkt: wo sind die Gelder? Die sind in der Tat da, und nicht wenig. Hier eine Auswahl davon, es werden im Text noch weitere Möglichkeiten genannt:
* Die GRW steht mit 60Mio€ zur Verfügung. Es sind wenige Gelder, die nicht für den Infrastrukturausbau sondern eher für Planung und Beratungsleistung genutzt werden sollen. Es gilt auch für die nicht-ländliche Gebiete (aber nur im Osten), das heißt, nicht-versorgte Ortsteile am Rand von Städten haben endlich einen Zugang zur Förderung. Nicht weniger wichtig: wenn der Bürgermeister verschläfft, können Unternehmen die Förderung beantragen.
* Die Zukunftsinvestitiongesetz kann für Breitband genutzt werden. Ende Januar hat der Bund 10Mrd€ für Zukunftsinvestitionen (Infrastrukturen und Bildung) als Konjunkturgeschenk zur Verfügung gestellt. Bis 3,5Mrd€ davon können für Breitband genutzt werden (genauer sollen es die Länder entscheiden). Hey, habt Ihr es mitgekriegt? Man spricht nicht mehr von Millionen, sondern Milliarden. Man denkt hier an Glasfaser (und Kabel).
* Breitband ist ja eine Dienstleistung, die von den Nutzern bezahlt wird (und nicht von den Steuerzählern). Im Gegenteil zum Aufbau von Strassen, die Investition in Breitbandinfrastrukturen lässt sich refinanzieren. Zuschüsse sind nicht alles: Kredite können auch die Finanzierung von Breitbandinfrastrukturen sichern. Leider haben alle private Banken das Wort "Kredit" seit Ende 2008 wegen fehlender Cash scheinbar aus deren Wortschatz rausgestrichen. Die Strategie der Bundesregierung öffnet wieder die Türen für Breitband bei der KfW und bei der Europäischen Investitionsbank. Damit kleine Unternehmen auch den Zugang zum Kredit haben könnten, gibt es Bürgschaften vom Bund und von den Ländern.
Alles ist noch nicht "da". Die Bundesstrategie stellt eine Richtung dar, die von den Akteuren noch umgesetzt werden muss. Es wird einige Monate dauern. Aber, trotz allem, ich finde die Richtung nicht uninteressant. Was mir wichtig war, ist dass die Beteiligte vor Ort im Mittelpunkt bleiben, und nicht nur alles von großen Unternehmen auf Bundesebene machen zu lassen. Die hier erwähnten Fördermodellen treffen diesen Punkt 100%.

- Der strategischer Wandel, was sich dahinter steckt: die DTAG ist kein Kapitän mehr am Bord. Ich gebe hier ein Beispiel davon: im Moment sind die einzige offizielle Statistiken zur Breitbandverfügbarkeit die Zahlen der DTAG (92%... 98%...) Die Bundesregierung kann diese Zahlen nicht mal überprüfen. Wegen Maßnahme 3, Maßnahme 13 und Maßnahme 15 wird es in der Zukunft anders aussehen. 2. Beispiel: "Investitionsfreundliche Regulierung" heißt nicht, dass die TAL-Entgelte allgemein erhöht werden, wie es sich die DTAG wünscht. Sondern die Entgelte für NGN (z.B. Anschlüsse >10Mb/s) könnten erhöht werden, während alte Technologien an Wert verlieren (ISDN-Entgelte senken, vielleicht auch DSL). Dass wäre ja für alle Telekommunikationsbetreiber einen Anreiz, schnell zu investieren, oder? Solche Möglichkeiten sollen überprüft werden, und ich bin mir sicher, Herr Obermann kann nicht dagegen argumentieren.

Ich fasse es kurz zusammen: wichtig ist, dass Breitbandinitiativen vor Ort gegründet werden. Möglichst schnell sollen konkrete Projekte entworfen werden, damit die Fördergelder vor Ende 2009 beantragt werden könnten. Der Zusammenschluss von Kommunen zusammen, wenn möglich auf Kreisebene, wird sehr stark erwünscht (sonst ist Glasfaser unmöglich schwierig). Wenn die Gemeinde nicht aktiv sind, können endlich auch private Personen Fördergelder beantragen.

Ihre Meinung?

G. Delaunay
Benutzeravatar
micus
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 4
Registriert: 06.11.2008 12:09
Wohnort: ???

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon bru62 » 23.02.2009 16:34

Eine recht optimistische Einschätzung.

Aber wir haben ja auch nie das Gesamtpaket in Frage gestellt. Es stecken ja nicht wenige Dinge drin, die wir gerade mit dem Positionspapier Konjunkturpaket und dem Brief an die Kanzlerin auch gefordert haben. Wir werden sicher auch noch detaillierter Stellung nehmen. Dazu fehlt im Moment etwas Zeit, ist aber auf der Agenda ganz oben.

Aber du wirst sicher auch die Skepsis verstehen, die ja aus jahrelanger Erfahrung resultiert. Und solche Sätze:

Bundesregierung hat geschrieben:DSL, Kabelnetze, Funk- und Satellitenverbindungen und vereinzelt auch Powerline-Netze sind die Grundlage für die kurzfristige Bereitstellung einer flächendeckenden Versorgung mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen. Darunter versteht man derzeit Übertragungsraten von mindestens 1 MBit/s.


verbunden mit dem Ziel, in fünf Jahren nur 75 Prozent mit Glasfaser versorgen zu wollen (alle anderen werden auf den Saint Nimmerleinstag vertröstet), machen nicht gerade Mut. Es muss angenommen werden, dass mit den 75 Prozent sicher nicht der ländliche Raum gemeint ist.

Und auch deine Einschätzung, dass jetzt Kooperationen zwischen Gemeinden und auf Landkreisebene wie Pilze aus der Erde schießen, kann ich im Moment nicht teilen. Hier bei uns ist davon jedenfalls nichts zu spüren, außer Hilflosigkeit. Es ist nicht unbedingt so, dass Bürgermeister schlafen. Sie kommen vielmehr mit den bürokratischen Regeln nicht zurecht oder verfügen nicht über die erforderlichen Eigenmittel. Dazu kommt die schlechte Informationslage. Da wird auch der Infrastrukturatlas nicht viel ändern. Er basiert schließlich auch auf freiwilligen Angaben der Unternehmen. Nur der UD hätte die BNetzA zur Marktbeobachtung verpflichtet.

Nein, mein Guter, ich bleibe dabei: Wirklich nötig wäre die Einführung des Universaldienstes gewesen. Alles, was auf Freiwilligkeit und Wettbewerb basiert, ist nicht kalkulierbar und deshalb unverbindlich. Es macht den Betroffenen zum Handelnden (in dem er selbst aktiv werden muss) und nicht die Unternehmen und auch nicht den Staat. Deshalb wird sich an der Lage auch nichts wesentliches ändern. Schließlich ist es Betroffenen wohl in der Tat nicht zuzumuten, erst eine Bürgerinitiative zu gründen, nur damit er Breitband bekommt. Wer sich aber nicht rührt, wird vergessen. Das ist das Dilemma. Deshalb ist die Strategie ein inkonsequentes Sammelsurium der Beliebigkeit. Aber wie gesagt, bald mehr dazu.

Gruß
______________
bru62
ehemals 2. Vorsitzender des Bundesverbandes Initiative gegen digitale Spaltung -geteilt.de- e. V.

Diskriminierungsfreies "Breitband für alle" wird es nur geben, wenn Menschen sich dafür engagieren.
Benutzeravatar
bru62
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 5208
Registriert: 09.01.2006 06:30
Wohnort: 08058 Zwickau

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Haupti76 » 23.02.2009 18:10

Ich sehe das genau so wie bru62. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß viel über die Lücken im ländlichen Raum gesprochen wird,
aber wirkliches konsequentes Handeln gleich Fehlanzeige. Und das über viele Jahre hinweg. Das Problem ist also Jahre bekannt.
Bekannt daß der Markt und der Wettbewerb kläglich versagt haben. Über diese Erkenntnis heraus hatte ich gehofft, daß nun durchgriffen wird. Wieder verläßt man sich auf den Markt und den Wettbewerb. Sicher vielleicht unter anderen Bedingungen, aber ich erwarte nicht viel daraus. Es wird alles genau so weiter gehen wie bisher. Versprechungen die nicht gehalten werden. Der Universaldienst wäre der wirkliche Durchbruch gewesen. Das Zeichen das Breitband wirklich für alle sein soll. Aber so ... :(



Gruß
Haupti76
Haupti76
Seit 19 April 2013 sind in Kleinvoigtsberg bis zu 50 MBits/s per VDSL verfügbar.
Benutzeravatar
Haupti76
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 1625
Registriert: 14.07.2008 17:04
Wohnort: 19061 Schwerin

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon lou » 23.02.2009 18:58

Breitband ist genau dafür da, dass die einzelne Leute die eigene Zukunft gestalten könnten. In Breitband steht die Freiheit und die eigene Verantwortung im Zentrum. Initiative wie geteilt.de sind kein "Dilemma", sondern die Essenz von Breitband. Dass die Betroffene zu Handelnde werden, ist genau der Punkt. Ganz im Gegenteil, es dem Staat (oder größen Konzernen) zu überlassen wäre ein großer Schritt zurück.

Der Staat soll dafür sorgen, dass die Initiative vor Ort genug finanzielle, technische und organisatorische Mitteln haben, um den eigenen Breitbandanschluss zu schaffen. Initiative vor Ort sollen mit der Unterstützung der größeren Gesellschaft und mit einer gewissen Kohärenz auf höherer Ebene erfolgen. Aber vor Ort zu handeln ist wichtiger als alles andere.

Die Breitbandstrategie des Bundes schafft ein Rahmen für die lokale Initiative. Die Strategie verlässt sich auf keinstem Weise auf dem Markt, sondern auf euch. Wer wird jetzt versagen?

"Kopf hoch!"

Lou
Benutzeravatar
lou
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 11
Registriert: 15.01.2009 10:57
Wohnort: ???

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Tybalt » 23.02.2009 20:16

lou hat geschrieben:Breitband ist genau dafür da, dass die einzelne Leute die eigene Zukunft gestalten könnten. In Breitband steht die Freiheit und die eigene Verantwortung im Zentrum. Initiative wie geteilt.de sind kein "Dilemma", sondern die Essenz von Breitband.


Mit Verlaub, aber selten so einen Dünn... gehört. Wo nimmst du das her?
Du würdest mir sicher dann auch zustimmen, wenn ich sage: "Die %1 ist genau dafür da, dass die einzelne Leute die eigene Zukunft gestalten könnten. In der %1 steht die Freiheit und die eigene Verantwortung im Zentrum. Initiative wie "geteilt-%1.de" sind kein "Dilemma", sondern die Essenz von der %1.

Für %1 bitte beliebig einsetzen:
- Wasserversorgung
- Stromversorgung
- Postdienstleistung
- Telefonanschluß

Soll ich dir mal was sagen? Breitband gehört zur Grundausstattung eines modernen Haushalts. Der Umstand, daß durch zufällige Gegebenheiten einer Breitband bekommt und ein anderer nicht, ist ein Armmutszeugnis für die Gesellschaft bzw. das Staatswesen.
"Was, du wohnst einige KM weiter draussen? dann bohr dir doch einen Brunnen..."
Ich fasse es nicht.

Grüße
Tybalt
Benutzeravatar
Tybalt
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 60
Registriert: 16.12.2006 11:56
Wohnort: ???

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Nenunikat » 23.02.2009 20:41

micus hat geschrieben:In der Tat sind in der Breitbandstrategie einige nutzenswerte Sachen.
...

..aber leider nur im Randbereich - also Randbedingungen.
An wesentliche Änderungen gibt es nur eine: die angekündigten Änderungen bei der Regulierung.
Hier muss man genau hinsehen, dass das nicht wieder - wie bei VDSL - eine Lex Telekom wird.
micus hat geschrieben:...
Digitale Dividende werden einige Leute, wenn auch nur wenige, zugute kommen (Einzelhöfe, Forstbetriebe, vielleicht mobile Anwender wie LKWs und Büsse). Warum nicht?
...

Woher genau willst Du das wissen?
micus hat geschrieben:...
- Kommen wir schnell zum Punkt: wo sind die Gelder? Die sind in der Tat da, und nicht wenig. Hier eine Auswahl davon, es werden im Text noch weitere Möglichkeiten genannt:
...
* Die Zukunftsinvestitiongesetz kann für Breitband genutzt werden. Ende Januar hat der Bund 10Mrd€ für Zukunftsinvestitionen (Infrastrukturen und Bildung) als Konjunkturgeschenk zur Verfügung gestellt. Bis 3,5Mrd€ davon können für Breitband genutzt werden (genauer sollen es die Länder entscheiden). Hey, habt Ihr es mitgekriegt? Man spricht nicht mehr von Millionen, sondern Milliarden. Man denkt hier an Glasfaser (und Kabel).
...

Und du hast das mehrfach vorkommen Wort auch nicht überlesen?
Teile die Summe durch die anstehenden Investitionen im Bildungsbereich sowie bei Strassen und sehe mal zu, was übrig bleibt - bleiben "kann" ...
Und diese Restsumme darfst Du dann wieder durch die Schmalband-Betroffenen teilen ...
Hoffentlich reicht es für einen Kaffee ...
micus hat geschrieben:...
* Breitband ist ja eine Dienstleistung, die von den Nutzern bezahlt wird (und nicht von den Steuerzählern).
...

"Steuerzählern" ist gut ... aber wenn kein Markt da ist (wie es in vielen, vor allem ländlichen Regionen der Fall ist), dann gibts auch keine Dienstleistung ...
micus hat geschrieben:...
Im Gegenteil zum Aufbau von Strassen, die Investition in Breitbandinfrastrukturen lässt sich refinanzieren.
...

Die Telekom erzählt uns hierzu seit fast 10 Jahren aber das Gegenteil ...
micus hat geschrieben:...
Zuschüsse sind nicht alles: Kredite können auch die Finanzierung von Breitbandinfrastrukturen sichern. Leider haben alle private Banken das Wort "Kredit" seit Ende 2008 wegen fehlender Cash scheinbar aus deren Wortschatz rausgestrichen.
...

... und viele TK-Firmen haben die Wörter "Breitband-Ausbau für ländliche Regionen" mehr oder weniger aus ihrem Wortschatz gestrichen ...
micus hat geschrieben:...
Alles ist noch nicht "da". Die Bundesstrategie stellt eine Richtung dar, die von den Akteuren noch umgesetzt werden muss. Es wird einige Monate dauern.
...

Deinen Optimismus möchte ich haben! Es wird einige Jahre bis Jahrzehnte dauern - eben wegen der vorgegeben Richtung.
Die kennen wir nämlich schon seit Jahren ...
micus hat geschrieben:...
Was mir wichtig war, ist dass die Beteiligte vor Ort im Mittelpunkt bleiben, und nicht nur alles von großen Unternehmen auf Bundesebene machen zu lassen. Die hier erwähnten Fördermodellen treffen diesen Punkt 100%.
...

Und du glaubst wirklich, die KMU-Unternehmen setzen hier im großen Stil den Glasfaserausbau Richtung FTTH in Gang?
Glaubst Du das wirklich?
micus hat geschrieben:...
- Der strategischer Wandel, was sich dahinter steckt: die DTAG ist kein Kapitän mehr am Bord. Ich gebe hier ein Beispiel davon: im Moment sind die einzige offizielle Statistiken zur Breitbandverfügbarkeit die Zahlen der DTAG (92%... 98%...) Die Bundesregierung kann diese Zahlen nicht mal überprüfen. Wegen Maßnahme 3, Maßnahme 13 und Maßnahme 15 wird es in der Zukunft anders aussehen. 2. Beispiel: "Investitionsfreundliche Regulierung" heißt nicht, dass die TAL-Entgelte allgemein erhöht werden, wie es sich die DTAG wünscht. Sondern die Entgelte für NGN (z.B. Anschlüsse >10Mb/s) könnten erhöht werden, während alte Technologien an Wert verlieren (ISDN-Entgelte senken, vielleicht auch DSL). Dass wäre ja für alle Telekommunikationsbetreiber einen Anreiz, schnell zu investieren, oder? Solche Möglichkeiten sollen überprüft werden, und ich bin mir sicher, Herr Obermann kann nicht dagegen argumentieren.
...

Dass die Telekom immer noch der Kapitän an Bord ist, merkt man schon an rein statistischen Werten.
Also wenn Du schon mit Statisktken kommst, dann sehe mal nach, wer welchen Anteil im TK- und im Breitbandbereich hat.
Und wer besitzt noch fast alle TALs. Arcor/Vodafone bestimmt nicht ...
"Investitionsfreundliche Regulierung" kann, wenn es schlecht umgesetzt wird, etwas viel Schlimmeres werden, als eine Erhöhung der TAL-Gebühr. Es kann in Richtung Remonopolisierung gehen. Dann wird Herrn Obermann die TAL-Gebühr nur noch am Rande interessieren ...
micus hat geschrieben:...
Ich fasse es kurz zusammen: wichtig ist, dass Breitbandinitiativen vor Ort gegründet werden. Möglichst schnell sollen konkrete Projekte entworfen werden, damit die Fördergelder vor Ende 2009 beantragt werden könnten. Der Zusammenschluss von Kommunen zusammen, wenn möglich auf Kreisebene, wird sehr stark erwünscht (sonst ist Glasfaser unmöglich schwierig). Wenn die Gemeinde nicht aktiv sind, können endlich auch private Personen Fördergelder beantragen.
...

Leider falsch: Wichtig sind die politischen Vorgaben, welche den Marktteilnehmern nicht das bisherige Agieren nach Gutdünken zulässt. Mit Initiativen rennt man immer nur den Problemen als Reparatur-Betrieb bzw. -Versuch hinterher.
Müssen am Ende noch die Bürger selbst ihre TK-Unternehmen gründen, weil die verantwortlichen Politiker einfach mal wieder auf eine Art Selbstverpflichtung der Unternehmen setzen?
... - erleben was verhindert.
"Grenzen gabs gestern" - heute gibts Verhinderungen.
Benutzeravatar
Nenunikat
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 584
Registriert: 24.07.2007 17:05
Wohnort: 01665 Diera-Zehren

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon lou » 24.02.2009 10:12

Hallo Community,

vielen Dank für die Beiträge. Es gibt mir natürlich auch sehr viel zu denken.

Ja, die Breitbandinfrastruktur ist ein Versorgungsnetz genau wie Strom, Strassen, Wasser. Was von Breitband kommt ist "Wasser" einer besonderen Art, man könnte sagen, es ist ein "intellektuelles Wasser". Im Gegenteil zum Fernsehen ist das Internet sehr interaktiv, deswegen kommt der Nutzer im Zentrum. Ich weiß nicht, ob es deine Frage beantwortet, Tybalt, aber für mich macht das einen Unterschied.

Nunikat, ich kann nicht jeder Punkt beantworten. Mir ist sehr klar, dass die 3,5Mrd€ auch Strassen finanzieren sollten. Wie gesagt, die Länder sollen entscheiden, wie viel es für Breitband gibt. Auf jedem Fall kann kein Unternehmen diese Gelder beantragen: wenn keine Breitbandinitiative es schafft, ein gescheitertes Projekt aufzustellen, wird die Finanzierung auch bestimmt nicht für Breitband genutzt... und ich sage es nur leise für dich: in die Zukunft kann ich nicht blicken, aber ich kann mich vorstellen, wenn die Länder die 3,5Mrd€ nicht für Breitband nutzen, dann wird die Politik dafür sorgen, dass andere Mrd kommen. Die Regierung hat verstanden, Breitband im Land muss auch öffentlich finanziert werden, und ist auch bereit, dafür zu zahlen. Hauptsache schnell (vor Ende 2009), um die Krise anzukurbeln. Aber nicht mit der Telekom allein.

Ich verstehe nicht, was schlecht ist, wenn die Nutzer oder die Gemeinde "sich selber einen Brunnen graben" müssen. Es gibt in der Tat wenige KMUs, die aus eigener Kraft Glasfaser verlegen können, aber eine Gemeinde oder einen Kreis kann problemlos mit Gelder des Bundes ein KMU beantragen, Glasfaser zu verlegen. Auch wenn extra dafür ein TK-Unternehmen vor Ort gegründet werden soll, was ist das Problem? Natürlich ist es wichtig, dass das Unternehmen die richtige Kompetenzen hat, damit man die Reparaturen, den Betrieb und die Erweiterung der Infrastruktur mit langfristigem Sicht und mit hoher Qualität durchführt. Natürlich kann auch kein Unternehmen in jedem kleinen Ort gegründet werden, sondern es muss in einem vernünftig großen Gebiet tätig sein (Kreis könnte passen). Wenn das eine Lösung ist, dann warten wir nicht auf dem Markt und machen wir es einfach mal, oder?

Klar, geht das in der Stadt viel besser: es braucht hier keine Bürgerinitiative gegründet zu werden. Willst du auch die Autos, die ganze Werbung, das Grau, den Stress von der Stadt haben? In der Stadt oder im Land zu wohnen ist eine Wahl. Wenn die Leute im Land überhaupt kein Breitband haben können, dann ist es richtig Sch...ße und total unfair. Wenn die Leute im Land sich organisieren müssen, um Breitband zu haben, finde ich es nicht nur ok, sondern es kann auch eine Chance sein. Findest du nicht?

Wenn ich meine, die Infrastruktur lässt sich refinanzieren, meine ich nicht 100% Refinanzierung + 30% Profit in 3 Jahren, wie es die private Unternehmen wollen. Ich meine eher 70% bis 100% Refinanzierung in 10 bis 15 Jahren, was für eine öffentliche Infrastruktur schon sehr gut ist. Damit kann man Großteils der Infrastruktur mit einem Darlehen finanzieren. Die Investitionsentscheidung trifft nicht der Markt, sondern die Gemeinschaft vor Ort.

Wenn ich sage, die Telekom kann nicht mehr machen, was er will, meine ich auch vor allem die angekündigte Änderungen in der Regulierung. Der Staat will seine eigene Kompetenzen zu Breitband erweitern, damit er unabhängig von der Telekom eine konkrete Ausbaustrategie leiten könnte (was heute nicht der Fall ist). Die Telekom soll auf dem Staat zuhören, und nicht das Gegenteil wie zu oft jetzt. Laut TKG-Gesetz könnte die Bundesnetzagentur den TK-Unternehmen verpflichten, alle Information zur Infrastruktur offen zu legen. Wenn es nötig ist, weil die große TK-Unternehmen nicht mitmachen, dann wird etwas wie der Breitbandatlas nicht nur freiwillig von den Unternehmen gefüllt, sondern es wird für die Unternehmen Pflicht. Auf jedem Fall freut sich der Staat, wenn es mit den Initiativen vor Ort klappt, und dann gibt es endlich eine Alternative zum großen Telekom - endlich kann der Staat dann vernünftig mit den übermächtigen Konzernen reden.

Was ist Ihre Meinung?

Lou
Benutzeravatar
lou
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 11
Registriert: 15.01.2009 10:57
Wohnort: ???

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Tybalt » 24.02.2009 11:14

lou hat geschrieben:Ja, die Breitbandinfrastruktur ist ein Versorgungsnetz genau wie Strom, Strassen, Wasser. Was von Breitband kommt ist "Wasser" einer besonderen Art, man könnte sagen, es ist ein "intellektuelles Wasser". Im Gegenteil zum Fernsehen ist das Internet sehr interaktiv, deswegen kommt der Nutzer im Zentrum. Ich weiß nicht, ob es deine Frage beantwortet, Tybalt, aber für mich macht das einen Unterschied.


Zunächst hatte ich bei deinem ersten Beitrag noch gedacht, du hättest die Ironietags vergessen, aber du scheinst das wirklich Ernst zu meinen. Weil das Breitband-Internet interaktiv ist, qualifiziert es nicht für die Einstufung als Universaldienstleitung? Das ist so sehr an den Haaren herbeigezogen as herbeigezogen can be. Dann setz mal statt Breitband-Internet "Telfonanschluß" ein. Der ist auch nicht interaktiv?

lou hat geschrieben:Wenn die Leute im Land sich organisieren müssen, um Breitband zu haben, finde ich es nicht nur ok, sondern es kann auch eine Chance sein.


Chance? Auf was?

Grüße
Tybalt
Benutzeravatar
Tybalt
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 60
Registriert: 16.12.2006 11:56
Wohnort: ???

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon lou » 24.02.2009 12:19

Grüße Tybalt,

wir diskutieren nicht, ob einen Breitbandanschluss benötigt wird oder nicht. Ich bin auch einverstanden, jeder sollte die Möglichkeit haben, einen Breitbandanschluss zu haben, egal wo er wohnt. Darüber kann man nicht streiten. Es ist genau so wichtig wie Strom, Strasse - nur Wasser ist wichtiger. Dass Breitband unverzichtbar ist, ist schon klar. Die Breitbandversorgung im Land soll schnell und zielführend gemacht werden.

Der Punkt ist, wie wir es jetzt schaffen, dass jeder einen Anschluss haben könnte. Ob wir es "von oben" machen, und die Leute wie wir haben keinen Einfluss darauf, oder "von unten", wir lassen die Leute im Land sich selber aus dem Problem holen. Oder wir machen es schlau, und arbeiten zusammen auf allen Ebenen: der Staat schafft die Voraussetzung damit die Initiative vor Ort deren eigenen Problem lösen könnten. Und schnell, und ohne, dass man auf dem Markt warten müsste.

Ich glaube, du wärst nicht ganz zufrieden, wenn dir die Telekom einmal sagt: "Wir haben deinen Wunsch erfüllt, und nach dem Vorschrift des Universaldienstes haben wir extra für dich einen supadupa Breitbandanschluss mit den Digitalen Dividenden geschafft. Da es sogar mit VoIP kommt, kostet es nur 50€ Flatrate pro Monat." Dann denkst du: "Wenn ich hier einen Breitbandanschluss bauen würde, dann wurde ich es viel besser machen, und sogar für weniger Geld." Meine Frage ist, ob du einen Einfluss darauf haben kannst, ob bei dir eine leitungsgebundene Infrastruktur verlegt wird, oder ob du mit Funk und DTAG klar kommst.

Ich wäre dafür, dass ich selber entscheiden könnte, was bei mir aufgebaut wird. Und du?

Eines kann ich vielleicht noch ergänzen: der Universaldienst für die Telefonanschlüsse entstand in der Zeit, als die Telekom noch ein staatliches Monopol war. Es ist eine Erbe aus dieser Zeit. Wir befinden uns jetzt mit dem liberalisierten Markt in einem ganz anderen Rahmen. Ich will nicht beurteilen, ob die Liberalisierung besser oder schlechter als das Monopol ist, aber es ist verständlich, dass die Lösungen von damals nicht unbedingt die Lösungen von jetzt sein können. Noch einmal, es ist mir klar, dass der Breitbandbedarf universal ist, im Land genau so wie in der Stadt. Jeder soll die Möglichkeit haben, einen Anschluss zu bekommen, "wie im Universaldienst".

Noch einmal, ich verstehe nicht das Problem, wenn die Gemeinde sich zusammenschließen, um mit der Unterstützung des Bundes die Breitbanderschließung zu schaffen. Jetzt werden sogar mit "Gemeinden" nicht mehr nur die Politik vor Ort gemeint, sondern auch Unternehmensvereine, falls die Bügermeister sich mit dem Problem nicht auseinandersetzen wollen. Auf dem TK-Markt soll auf jedem Fall nicht mehr gewartet werden. Was meintet ihr?

Lou
Benutzeravatar
lou
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 11
Registriert: 15.01.2009 10:57
Wohnort: ???

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Tybalt » 24.02.2009 12:55

lou hat geschrieben:Ich wäre dafür, dass ich selber entscheiden könnte, was bei mir aufgebaut wird. Und du?


Ich bin überzeugt, 99,9% der Leute möchten sich nicht damit beschäftigen, sondern möchten es einfach haben. Wenn wir damit anfangen, daß sich jeder erstmal selbst um die Erschließung der Grundbedürfnisse wie Wasser, Strom und Breitband kümmern muß, dann gute Nacht Deutschland.

lou hat geschrieben: Jeder soll die Möglichkeit haben, einen Anschluss zu bekommen, "wie im Universaldienst".


Du widersprichst dich: wo ist der Unterschied zwischen "wie im Universaldienst" und Universaldienst?

BTW wer bist du eigentlich? micus, lou oder G. Delaunay?

Grüße
Tybalt
Benutzeravatar
Tybalt
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 60
Registriert: 16.12.2006 11:56
Wohnort: ???

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Nenunikat » 24.02.2009 13:10

lou hat geschrieben:...
Nunikat, ich kann nicht jeder Punkt beantworten. Mir ist sehr klar, dass die 3,5Mrd€ auch Strassen finanzieren sollten. Wie gesagt, die Länder sollen entscheiden, wie viel es für Breitband gibt. Auf jedem Fall kann kein Unternehmen diese Gelder beantragen: wenn keine Breitbandinitiative es schafft, ein gescheitertes Projekt aufzustellen, wird die Finanzierung auch bestimmt nicht für Breitband genutzt... und ich sage es nur leise für dich: in die Zukunft kann ich nicht blicken, aber ich kann mich vorstellen, wenn die Länder die 3,5Mrd€ nicht für Breitband nutzen, dann wird die Politik dafür sorgen, dass andere Mrd kommen. Die Regierung hat verstanden, Breitband im Land muss auch öffentlich finanziert werden, und ist auch bereit, dafür zu zahlen. Hauptsache schnell (vor Ende 2009), um die Krise anzukurbeln. Aber nicht mit der Telekom allein.
...

Du kannst Dir so etwas vielleicht vorstellen, andere und ich leider nicht (mehr).
Dass die Regierung die ganzen Zusammenhänge vollständig verstanden hat und nun konsequent die passenden Aktionen dazu veranlasst, kann man gar nicht sehen. Eher erscheint die aktuelle Breitband-Strategie ein Weiter-So mit leicht abgewandelten Bedingungen zu sein.
Dass die Telekom nicht allein das Problem ist, wurde sicherlich schon oft genug an verschiedenen Stellen erwähnt.
Wenn die Länder nun auch noch einzeln entscheiden sollen, ob sie eigene Bewohner im TK-Mittelalter belassen ... - na dann: Gute Nacht!
lou hat geschrieben:...
Ich verstehe nicht, was schlecht ist, wenn die Nutzer oder die Gemeinde "sich selber einen Brunnen graben" müssen. Es gibt in der Tat wenige KMUs, die aus eigener Kraft Glasfaser verlegen können, aber eine Gemeinde oder einen Kreis kann problemlos mit Gelder des Bundes ein KMU beantragen, Glasfaser zu verlegen. Auch wenn extra dafür ein TK-Unternehmen vor Ort gegründet werden soll, was ist das Problem?
...

Dies (Unternehmen gründen, entsprechend aufstellen, für einen erst mal laufenden Betrieb sorgen ...) scheint wohl dein Tagewerk zu sein, wenn Du es als "kein Problem" ansiehst. Nebenbei vergisst Du, dass es Bürgermeister geben dürfte, die schon mit dem ganzen Förderkramm zum Breitband usw. überfordert bzw. überlastet sein dürften.
lou hat geschrieben:Natürlich ist es wichtig, dass das Unternehmen die richtige Kompetenzen hat, damit man die Reparaturen, den Betrieb und die Erweiterung der Infrastruktur mit langfristigem Sicht und mit hoher Qualität durchführt. Natürlich kann auch kein Unternehmen in jedem kleinen Ort gegründet werden, sondern es muss in einem vernünftig großen Gebiet tätig sein (Kreis könnte passen). Wenn das eine Lösung ist, dann warten wir nicht auf dem Markt und machen wir es einfach mal, oder?
...

Na dann, mach mal ...
Wieviel Kreise hat Deutschland gleich ...?
lou hat geschrieben:...
Klar, geht das in der Stadt viel besser: es braucht hier keine Bürgerinitiative gegründet zu werden. Willst du auch die Autos, die ganze Werbung, das Grau, den Stress von der Stadt haben? In der Stadt oder im Land zu wohnen ist eine Wahl.
...

Erstens hat da nicht jeder die freie Wahl (Schulkinder können nicht wegen fehlendem Breitband in die Stadt, wenn die Eltern auf dem Land leben, es gibt schon vorhandenes Immobilien-Eigentum und angesiedelte Unternehmen) und zweitens kann ich diese Argumente "wir haben ja besser Luft ..." nicht mehr hören. Was nützt mir besser Luft, wenn ich dafür anderswo ständig draufzahle, Mehraufwand habe - und das in steigendem Maße.
Die Versorgung in anderen Bereichen ist auf dem Lande im Regelfall nämlich auch schlechter. Ohne Auto kommst Du auf dem Lande kaum aus.
Außerdem: ob in jeder ländlichen Region die Luft besser ist, dürfte bezweifelt werden. Da sorgen schon Industrie und Ballungszentren in der Nähe ab und zu dafür, dass dies nicht so ist.
Stress machen kann in den Breitband-unversorgten Regionen dieses fehlende Breitband auch.
Mal schnell was aus dem Internet laden, sich informieren, ... - geht nicht oder nur quälend langsam.
lou hat geschrieben:...
Wenn die Leute im Land überhaupt kein Breitband haben können, dann ist es richtig Sch...ße und total unfair. Wenn die Leute im Land sich organisieren müssen, um Breitband zu haben, finde ich es nicht nur ok, sondern es kann auch eine Chance sein. Findest du nicht?
...

Am Ende müssen wir noch Initiativen gründen, um Strom, Wasser, Brot, Nahverkehr usw. zu bekommen.
Das findest Du ok? Ich nicht!
lou hat geschrieben:...
Wenn ich meine, die Infrastruktur lässt sich refinanzieren, meine ich nicht 100% Refinanzierung + 30% Profit in 3 Jahren, wie es die private Unternehmen wollen. Ich meine eher 70% bis 100% Refinanzierung in 10 bis 15 Jahren, was für eine öffentliche Infrastruktur schon sehr gut ist. Damit kann man Großteils der Infrastruktur mit einem Darlehen finanzieren. Die Investitionsentscheidung trifft nicht der Markt, sondern die Gemeinschaft vor Ort.
...

Das ist vielleicht Deine Ansicht. Aber die entscheidenden Akteure (Telekom und Co.) wollen mehr Profit und Nutzen, als sich derzeit aus ländlichen Regionen ihrer Meinung nach rausholen lässt. Da an ihnen keiner vorbeikommt, bleibt erst mal alles im alten Zustand.
lou hat geschrieben:...
Wenn ich sage, die Telekom kann nicht mehr machen, was er will, meine ich auch vor allem die angekündigte Änderungen in der Regulierung.
...

Und genau hier muss man aufpassen, ob dies eine Verbesserung oder eine Verschlechterung ergibt.
Schlecht umgesetzt (reguliert), kann daraus eine Steilvorlage für die Telekom werden, welche ihr mehr monopolartiges Wirken ermöglicht.
lou hat geschrieben:...
Der Staat will seine eigene Kompetenzen zu Breitband erweitern, damit er unabhängig von der Telekom eine konkrete Ausbaustrategie leiten könnte (was heute nicht der Fall ist). Die Telekom soll auf dem Staat zuhören, und nicht das Gegenteil wie zu oft jetzt. Laut TKG-Gesetz könnte die Bundesnetzagentur den TK-Unternehmen verpflichten, alle Information zur Infrastruktur offen zu legen. Wenn es nötig ist, weil die große TK-Unternehmen nicht mitmachen, dann wird etwas wie der Breitbandatlas nicht nur freiwillig von den Unternehmen gefüllt, sondern es wird für die Unternehmen Pflicht. Auf jedem Fall freut sich der Staat, wenn es mit den Initiativen vor Ort klappt, und dann gibt es endlich eine Alternative zum großen Telekom - endlich kann der Staat dann vernünftig mit den übermächtigen Konzernen reden.
...

Könnte ... will ... sollte ... ?!
Die Telekom hört nicht auf den Staat, sondern versucht das zu machen, was ihr unter den gegebenen Bedingungen (Regulierung, Markt) ermöglicht wird und ihr in die Strategie passt. Was da wer könnte und sollte, ist leider nur Wunschdenken - es passiert nicht - jedenfalls nicht bisher.
Eine Alternative zur Telekom könnten laut aktueller Entwicklung maximal irgendwann mal Vodafone (oder unwahrscheinlicher: Telefonica) werden, aber nicht kleine Unternehmen. Noch sind Vodafone und Telefoncia davon aber meilenweit entfernt und stellenweise agiert nur die Telekom. Der Staat - also Bunderegierung/Bundestag usw. setzen immer noch auf den (stellenweise gar nicht vorhandenen) Markt und werden wegen ihrer Marktgläubigkeit somit auch keine Alternative fördern. Selbst als Akteure eintreten (Netz verstaatlichen) ist nicht vorgesehen.
... - erleben was verhindert.
"Grenzen gabs gestern" - heute gibts Verhinderungen.
Benutzeravatar
Nenunikat
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 584
Registriert: 24.07.2007 17:05
Wohnort: 01665 Diera-Zehren

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Nenunikat » 24.02.2009 13:24

lou hat geschrieben:...
Der Punkt ist, wie wir es jetzt schaffen, dass jeder einen Anschluss haben könnte. Ob wir es "von oben" machen, und die Leute wie wir haben keinen Einfluss darauf, oder "von unten", wir lassen die Leute im Land sich selber aus dem Problem holen. Oder wir machen es schlau, und arbeiten zusammen auf allen Ebenen: der Staat schafft die Voraussetzung damit die Initiative vor Ort deren eigenen Problem lösen könnten. Und schnell, und ohne, dass man auf dem Markt warten müsste.
Ich glaube, du wärst nicht ganz zufrieden, wenn dir die Telekom einmal sagt: "Wir haben deinen Wunsch erfüllt, und nach dem Vorschrift des Universaldienstes haben wir extra für dich einen supadupa Breitbandanschluss mit den Digitalen Dividenden geschafft. Da es sogar mit VoIP kommt, kostet es nur 50€ Flatrate pro Monat." Dann denkst du: "Wenn ich hier einen Breitbandanschluss bauen würde, dann wurde ich es viel besser machen, und sogar für weniger Geld." Meine Frage ist, ob du einen Einfluss darauf haben kannst, ob bei dir eine leitungsgebundene Infrastruktur verlegt wird, oder ob du mit Funk und DTAG klar kommst.
Ich wäre dafür, dass ich selber entscheiden könnte, was bei mir aufgebaut wird. Und du?
...

Zu deutsch: Jeder "schnitzt sich seine Breitbandleitung selber, bastelt sich seine Elektronik selber zusammen, usw. ...?!
Das wäre dann nicht mal mehr nur Mittelalter, das wäre Steinzeit!
Wenn jeder alles selbst machen muss, weil die eigentlich darauf spezialisierten Akteure es nicht machen, kommen wir von der Arbeitsteilung weg und landen wieder in der Steinzeit. Nur weil keine vernünftigen Vorgaben für die Akteure (Telekom usw.) von den dafür Verantwortlichen (Bundesregierung, Bundestag, Bundesrat, EU, ...) gesetzt werden.
Das kann nicht Dein Ernst sein ... ?!
lou hat geschrieben:.
Eines kann ich vielleicht noch ergänzen: der Universaldienst für die Telefonanschlüsse entstand in der Zeit, als die Telekom noch ein staatliches Monopol war. Es ist eine Erbe aus dieser Zeit. Wir befinden uns jetzt mit dem liberalisierten Markt in einem ganz anderen Rahmen. Ich will nicht beurteilen, ob die Liberalisierung besser oder schlechter als das Monopol ist, aber es ist verständlich, dass die Lösungen von damals nicht unbedingt die Lösungen von jetzt sein können. Noch einmal, es ist mir klar, dass der Breitbandbedarf universal ist, im Land genau so wie in der Stadt. Jeder soll die Möglichkeit haben, einen Anschluss zu bekommen, "wie im Universaldienst".
Noch einmal, ich verstehe nicht das Problem, wenn die Gemeinde sich zusammenschließen, um mit der Unterstützung des Bundes die Breitbanderschließung zu schaffen. Jetzt werden sogar mit "Gemeinden" nicht mehr nur die Politik vor Ort gemeint, sondern auch Unternehmensvereine, falls die Bügermeister sich mit dem Problem nicht auseinandersetzen wollen. Auf dem TK-Markt soll auf jedem Fall nicht mehr gewartet werden. Was meintet ihr?
Lou

Siehst Du eine bessere Lösung? Dann immer heraus damit!
Alle Beteiligten warten auf diese Super-Lösung!
Welche Lösung wäre es denn?
Ich wäre ja schon froh, wenn ich mich in einem Breitband-Markt befinden würde. Ich merke nur nichts davon. Wo ist der bloß abgeblieben ... :shock:
...
Du überschätzt schlicht und einfach die Möglichkeiten vieler Gemeinden, Vereine, KMU-Unternehmen - und unterschätzt die Mittel und Möglichkeiten der großen Akteure ...
... - erleben was verhindert.
"Grenzen gabs gestern" - heute gibts Verhinderungen.
Benutzeravatar
Nenunikat
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 584
Registriert: 24.07.2007 17:05
Wohnort: 01665 Diera-Zehren

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon Nenunikat » 24.02.2009 13:27

Tybalt hat geschrieben:...
BTW wer bist du eigentlich? micus, lou oder G. Delaunay?
...

Irgendwie liest man unter diesen Namen derzeit tatsächlich haargenau die selben Ansichten, Antworten, ...
Seid ihr (micus, lou oder G. Delaunay) Zwillinge?
... - erleben was verhindert.
"Grenzen gabs gestern" - heute gibts Verhinderungen.
Benutzeravatar
Nenunikat
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 584
Registriert: 24.07.2007 17:05
Wohnort: 01665 Diera-Zehren

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon lou » 24.02.2009 13:50

Hi Tybalt,

Du hast meine Frage nicht direkt beantwortet: ist es dir egal, ob bei dir eine Glasfaser (oder ähnliche) gebaut wird, oder ob du mit Funk Breitband bekommst, hauptsache es wird "Breitband" nach dem offiziellen Definition benannt? Ist es dir egal, wenn jemand die Möglichkeit hat, einen zu hohen Preis dafür zu verlangen? Ich glaube nicht.

Indirekt beschäftigt sich jeder mit der Frage, mit welcher Technik Wasser verteilt wird. Es ist nämlich eine Aufgabe der Kommunen oder der Kreisen. Breitband könnte genau so sein, zumindest in den Gebieten, die nicht vom Markt allein erschlossen werden. Ich glaube, vielleicht 10% der Leuten vor Ort wurden sich gerne mit der Frage, was man für einen Breitbandanschluss bauen könnte, beschäftigen - wenn diese Beschäftigung nicht zu aufwändig und kompliziert ist. Es reicht vollkommen aus, wenn die andere 90% sich einfach von den 10% vertreten lassen. Bist du von den 10% oder von den 90%?

"Wie im Universaldienst" heißt, dass jeder einen Breitbandanschluss haben kann, unabhängig vom Wohnort. Das dieses Ziel so schnell wie möglich erreicht werden könnte ist für uns alle unbestritten wichtig.
"Im Universaldienst" heißt, dass "jemand" gesetzlich verpflichtet wird, bei jedem Haus einen Breitbandanschluss anzubieten. Für den Telefonanschluss ist die DTAG aus historischen Gründen verpflichtet, es zu machen. Für Breitband... wer soll verpflichtet werden? Soll der Bund eine riesen Ausschreibung machen, um ein Unternehmen dazu zu beauftragen (Monopol)? Oder auf Landesebene? Was passiert dann mit den Mitbewerbern, die die Ausschreibung verloren haben?

Man kann die Breitbandstrategie als ein "Universaldienst auf lokaler Ebene" sehen. Die Gemeinde sollen jemanden verpflichten, einen Breitbandanschluss aufzubauen (z.B. ein Stadtwerk oder "Landwerk", wie einige es nennen). Im Fall einer Unterversorgung bezahlt der Bund sogar Geld dafür, damit die Gemeinde ein Unternehmen beauftragen könnte. Entscheidend ist die Gemeinde. Es wird empfohlen, dass die Gemeinde stark genug über die Frage des Monopols überlegt, um spätere Probleme zu vermeiden...

Wer bin ich?
Ich bin Lou, und du kennst mich persönlich nicht.
Unter dem Pseudonyme "micus" schreibt Gilles Delaunay, der bei den beiden Firmen MICUS und KONEXT in Berlin und Jena arbeitet. Er kommt ursprunglich aus Frankreich und bekommt auch gerne Emails unter delaunay (at) micus (dot) de. Sein beruflicher Telefonnummer kannst du gerne wissen, seine persönliche Nummer aber nicht. Obwohl er eine persönliche Meinung haben darf, er ist auch geschäftlich interessiert.
Ob Lou und Gilles eigentlich die gleiche Persone ist, darf aus rechtlichen Gründen nicht bekannt werden (jeder kann aber eine eigene Meinung über diese Frage haben). Gilles ist für das, was Lou schreibt, nicht verantwortlich - und umgekehrt. Ich bitte um Verständnis.

Hum, ich habe tatsächlich im vorherigen Post ein Fehler mit dem Login gemacht. Es sollte bald behoben werden. Verzeihung! :-)

Grüße Community,

Lou
Benutzeravatar
lou
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 11
Registriert: 15.01.2009 10:57
Wohnort: ???

Re: Zweiter Blick auf die Bundesbreitbandstrategie

Beitragvon b-lauer » 24.02.2009 16:38

UNIVERSALDIENST - was bedeutet dies?

also meiner einschätzung nach wäre es nur verheerend, Breitband jetzt sofort in den universaldienst aufzunehmen. dann müsssten viele bedingungen daran geknüpft sein. was ist ddenn anders, wenn die regierung sagt, wir bauen bis ende 2010 flächendeckend mit mindestens einem megabit, bis 2014 für 75% der haushalte 50MBit/s und ende 2018 flächendeckend für alle 50MBit/s - als wenn man sagt, universaldienst bestimmt was getan wird?

per universaldienst wäre nämlich als einziges unternehmen die telekom in der pflicht. damit wäre eine remonopolisierung wirklich geschaffen.
zum anderen, wäre ein ausbau bis 2018 auch mit der verpflichtung übder den eintrag im universaldienst nicht früher möglich. der ausbau würde genauso viel zeit in snapruch nehmen.

zweitens, würde per universaldienst die telekom beauftragt, breitband jedem zur verfügung zu stellen, dann würde die telekom selbst entscheiden wie sie dies macht. also sicherlich kein glasfaser im ländlichen raum! vielmehr die digitale dividende, LTE oder sowas.

ich bin wirklich dafür, jeder muss einen breitbandigen inteerneetanschluss bekommen können. aber die strategie über den universaldienst ist in meinen augen eein großer fehltritt. du kannst nicht von einem privaten unternehmen veerlangen, ein dorf mit 200 einwohnern breitbaandig anzuschließen, wenn die erschließung mittels OutdoorDSLAM bspw. 1,2 Mio Euro kosstet genau so isst es bei mir im teilort von wildbad. die telekom bekommt diese kosten bei 200 einwohnern, von denen nicht jeder einwohner einen eiggenen anschluss hat (kinder...familien...) mit vielleicht insgesamt 50 anschlüssen nie wieder die kosten rein, die sie ausgeben müsste.

es muss etwas passieren! ganz klar. breitband muss für alle und überall verfügbar gemacht werden!
http://www.dsl-time.de
Wie wärs mal mit Breitband im ländlichen Raum????
Benutzeravatar
b-lauer
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 30
Registriert: 06.02.2009 10:44
Wohnort: 75323 Bad Wildbad

Nächste

Zurück zu Neuigkeiten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste