Richtig verwirrt hat mich dann noch die Aussage im ersten Absatz: "Das ist mit enormen Kosten verbunden und diese würden die Netzbetreiber künftig am liebsten auf die Verursacher abwälzen.". Mit Verursacher sind dem weiteren Text folgend offenbar die Diensteanbieter gemeint und nicht die Nutzer. Ich gehe allerdings davon aus, dass ein Datenverkehr erst wirklich zustandekommt, wenn ein potentieller Nutzer eines Angebots dieses auch annimmt also Daten anfordert. Danach wäre aber der Nutzer der Verursacher und nicht wie von ISP behauptet der Anbieter. Auch hier stellt sich wieder die Frage nach dem Warum.
Da ich mir über Ursachen und Wirkungen immer noch nicht ganz im Klaren bin möchte ich zu einigen Detailfragen hier meine Thesen zur Diskussion stellen:
1. Wie funktioniert die Kostenverteilung für den Datenverkehr zur Zeit?
2. Wo sind die Probleme, wenn man eine neue Verteilung anstrebt?
3. Wie sieht die Kostenverteilung nach dem neuen Modell aus?
4. Welche Auswirkungen hat dies auf die Nutzer insbesondere die Schmalbandler?
zu 1)
Auf den ersten Blick ist die Kostenverteilung beim derzeitigen Preismodell recht einfach: Jeder (Anbieter und Nutzer) zahlt die Kosten für seinen Internetzugang und für sein übertragenes Datenvolumen. Wie das Preismodell dabei aussieht (Zeittarif, Volumentarif, Flat) ist eigentlich unerheblich. Es ist immer ein fester Anteil für den Zugang und ein variabler Anteil für das Datenvolumen enthalten. Der Variable Anteil kann dabei pauschaliert worden sein (Flat).
Gehe ich einmal davon aus, dass es sich bei dem Anbieter um einen werbefinanzierten gewerblichen Anbieter handelt, wird es allerdings schon etwas komplizierter. Hier finden sich die Kosten für Internetzugang und Datenvolumen letztlich ja in den Preisen wieder, womit diese eigentlich von denen getragen werden, welche die Produkte des Werbepartners kaufen. Man also also grob davon ausgehen, dass 50% der Kosten des Datenverkehrs von einer anonymen Menge Konsumenten getragen wird.
Sieht man noch etwas genauer hin, so ist auch noch die Frage offen, ob denn Nutzer und Diensteanbieter tatsächlich für die entstehenden Kosten aufkommen. Es mus ja nicht unbedingt so sein, dass der Preis für Internetzugang und Datenvolumen auch tatsächlich den beim ISP entstandenen Kosten (zzgl. Risiko und Gewinn) entspricht. Es kann dabei Abweichungen nach oben oder unten geben, je nachdem welche Antworten ein Anbieter, wie z.B. die im Artikel zu Wort kommende Telekom, auf einige Fragen der Preiskalkulation parat hat:
- Wie werden die Verwaltungskosten auf die Bereiche (Festnetz, Breitband u.s.w.) umgelegt?
- Werden die Netzausbaukosten nur auf die Breitbandanschlüsse umgelegt oder auf alle Festnetzanschlüsse?
- Welcher Anteil an der TAL entfällt auf die Datenübertragung?
zu 2)
Eine erhöhte Anzahl Breitbandanschlüsse hat auch zwangsläufig eine Steigerung des zu übertragenden Datenvolumens zur Folge. Gleichzeitig steigen mit den Möglichkeiten die Volumenintensiven Angebote im Internet. Mit dem Ziel Breitbandkunden zu gewinnen und damit die Einnahmen zu erhöhen wurden die Preise gesenkt. Die Finanzierung der erforderlichen Investitionen in die Netzstruktur erfolgte und erfolgt vermutlich nicht nur aus den Einnahmen im Breitbandbereich sondern auch aus den Einnahmen im klassischen Festnetz. Eine sehr große Anzahl Festnetzkunden hat also das notwendige Geld für einen kleinen Teil Breitbandnutzer aufgebracht. Haben vor wenigen Jahren noch 20 Festnetzkunden die Übertragungskapazitäten für einen Breitbandkunden bezahlt sind es heute nicht einmal mehr 10. Das Verhältnis verschlechtert sich also zunehemnd. Aus diesem Dilemma gibt es eigentlich nur zwei Auswege. Entweder man verbreitert wieder die Einnahmebasis oder man muss die Breitbandnutzer stärker direkt an den Kosten beteiligen also die Preise erhöhen.
zu 3)
Werden mit Hilfe der angestrebten Intenet-Maut die Anbieter stärker an den Kosten beteiligt, so werden diese die Höheren Kosten auf ihre Preise umlegen müssen. Bei werbefinanzierten Anbietern würden damit letztlich die höheren Kosten auf die Preise der Werbepartner umgelegt und von den Konsumenten getragen. Letztlich heißt das, die Einnahmebasis der ISP wird wieder verbreitert (Lösung 1). Für die ISP hat dies den Vorteil, dass die Kundenzahlen bei weiterhin niedrigen Preisen für den Breitbandzugang weiter steigen können. Dabei steigen bei entsprechend zunehmendem Datenvolumen auch gleichzeitig noch die Einnahmen aus der Internetmaut und aus den Übertragungsvolumen der Anbieter.
zu 4)
Für die Schmalbandnutzer wird dies hinsichtlich der Preise für den Zugang kaum Auswirkungen haben. Allerdings werden sie die umgelegten Kosten für den Netzausbau im Onlinehandel mit tragen müssen und wie selbst diejenigen, da gar keinen Internetzugang haben mit der Bezahlung der im Internet beworbenen Leistungen noch einmal einen Anteil zum Netzausbau leisten. Davon profitieren werden sie auch weiterhin kaum. Es wird eher das Gegenteil eintreten. Da die Einnahmebasis gegenüber der Nutzerzahl verbreitert würde und damit die niedrigen Preise für den Breitbandzugang gehalten werden könnten, dürfte auch die Motivation der ISP die Breitbandverfügbarkeit zu erhöhen eher geringer als größer werden.