Quo vadis Telekom ?

Allgemeine Initiativen und Breitband Themen

Quo vadis Telekom ?

Beitragvon barty » 14.12.2005 08:47

Über die Personalpolitik der Deutschen Telekom wollte ich mich eigentlich nicht weiter auslassen. Das angesichts der Milliardengewinne in den nächsten drei Jahren 32.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren werden, bestätigt in meinen Augen nur die Absenz jeglichen Gespürs für Verantwortung und Maßhaltigkeit in einem marktdominierenden Unternehmen. Insbesondere, dass man die Gründe für diese Entscheidung auf den steigenden Wettbewerb schiebt (den man jahrelang gewaltsam vom Markt fernhielt), anstatt erst mal vor der eigenen Haustüre zu kehren (Milliardeninvestitionen in den 80/90ern in ein angeblich heilbringendes Glasfasernetz, das heute den Hinderungsgrund für eine flächendeckende Breitbandversorgung darstellt) ist eine Farce sondergleichen und wieder mal typisch für ein börsennotiertes Unternehmen. Wenn jeder Mittelständler hierzulande genauso handeln würde, könnten wir in Deutschland den Laden dicht machen.


Interessant für das Forum erscheint aber diese Passage eines Artikels in der Computerwoche:

Einher mit dem Abbau soll die Einstellung von 6.000 neuen Mitarbeitern gehen. Unter dem Strich fallen also 26.000 Stellen weg. Die neuen Mitarbeiter sollen sich um Service und den Aufbau des geplanten Glasfasernetzes kümmern. Mit dem Abbau reagiert das Unternehmen auf den Umsatzrückgang im Festnetz, der sich in den kommenden Jahren durch die Einführung neuer Techniken noch beschleunigen wird.


Wer die Historie der Breitbanddebakels kennt, erahnt bereits die Ironie dieses Fähnchen-im-Wind-Spiels:

1.) Ausbau und Forcierung der Glasfasertechnik in den 80/90er Jahren, die im Grunde kein Mensch haben wollte.

2.) Glorifizierung und Wiedergeburt der totgeglaubten Kupfertechnik zur Jahrtausendwende. T-DSL ist die einzig wahre Lösung...was bitte ist ADSL? (keiner interessiert sich mehr für Glasfaser)

3.) Oha....aufkeimender Wettbewerb im einstigen Quasimonopolgeschäft...man ist nicht mehr allein auf der magentafarbenen Welt.

4.) Also ab in die Reservatenkammer und ein neues Spielzeug aus dem Hut gezaubert. Kein Problem, da war doch mal was vor grauer Vorzeit mit Glasfaser???. Dumm nur, das man diese Technik vor Jahren schon einmal für tot erklärt hat....verkaufen wir halt alten Wein in neuen Schläuchen und nennen es "Hochgeschwindigkeitsnetz"...merkt doch eh keiner.

5.) Wir schreiben das Jahr 2010...zig Milliarden Investitionen in die Glasfasertechnik (wieder mal) in den Sand gesetzt. Großstadt-Deutschland geht "T-Online" ...mit WiMax und UMTS made by T-Com. Der Rest muss sich mit "Internet für Arme" abfinden und schleicht mit Modem/ISDN durchs Web...wetten?

Ich frage mich, wie lange man die Bevölkerung noch an der Nase herumführen will und die Bundesregierung dieser desaströsen Ausbaupolitik tatenlos zusehen will.
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Beitragvon essig » 14.12.2005 11:19

Ich frage mich, wie lange man die Bevölkerung noch an der Nase herumführen will und die Bundesregierung dieser desaströsen Ausbaupolitik tatenlos zusehen will.


ich befürchte (auch), dass es der bundesregierung nicht um eine ordentliche breitbandversorgung geht sondern viel mehr um eine hohe breitbandnutzung. in zeiten in denen statistiken mehr zählen als die realität (siehe arbeitslosenstatistik) und in denen gerechtigkeit kaum eine rolle spielt solange man die mehrheit befriedigt, habe ich grund zur annahme, dass das versorgungsproblem dann "gelöst" ist, wenn genügend breitband nutzen. wenn 70% breitbandig sind und 20% nicht sein wollen und 10% nicht können dann interessieren die 10% nicht mehr. hauptsache wir belegen in irgend einer studie einen breitband spitzenplatz. egal zu welchem preis.

die aufgabe der politik ist eben nicht für minderheiten gerecht zu handeln sondern für die masse gerecht zu handeln. so war es und so wird es bleiben (es sei denn wir tun was).

deiner mehr oder weniger versteckten kritik an börsennotierten unternehmen bzw. großkonzernen schließe ich mich ausdrücklich an. gemessen an dem, was sie zur volkswirtschaft und zur beschäftigung beitragen (ist weniger als man denkt) erlauben sich diese ziemlich viel. sie entlassen in zeiten von rekordgewinnen, sie zahlen kaum noch steuern und verluste lassen sie oft vom staat also von uns indirekt ausgleichen. und sie drohen bei jeder gelegenheit damit abzuwandern. dann sag ich bitte schön. geht doch. dann ist mehr platz für mittelständige familienbetriebe. diese haben immerhin kultur, identität und moral.

auf deine aussage 5 und die damit verbundene wette kann ich leider nicht eingehen. ich wette nur wenn ich mir sicher bin zu gewinnen ;). glaube auch, dass es 2010 noch viel zu viele geben wird, die sich mit isdn zufrieden geben müssen. was aber nicht verwundert, bei dem momentan kaum zu beobachtenden widerstand.
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Beitragvon Mr Q » 14.12.2005 18:43

Also, eines ist klar:

1. Demokratie ist die Politik der Mehrheit

2. Demokratie ist Minderheitenschutz

3. wahre Demokratie ist out

1. soziale Marktwirtschaft heißt freie Märkte und sozialer Ausgleich Benachteiligter

2. Deutschland besitzt offiziell diese Wirtschaftsform, auf der wiederum unsere Staatsform (Demokratie) basiert.

3. soziale Marktwirtschaft ist auch out.

Schade!
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