Jetzt wird's arg Off-Topic.
Ich war nun gerade am überlegen, ob ich auf den Code eingehen, rumalbern oder ernsthaft bleiben soll.
Meine Entscheidung fiel auf den letzten Punkt.
Erstmal Danke, daß auch Programmierer (ohne die unsere Geräte, über die wir uns austauschen, nicht laufen würden) mal ein bißchen Anerkennung finden. Meist sind wir nur die Prügelknaben, wenn irgendein Feature nicht so tut, wie es sollte oder Projektierungstermine nicht eingehalten werden.
Als Programmierer muß man sich ja in erster Linie mit dem Scheiß rumschlagen, den andere Programmierer in den unteren Schichten verbockt haben (ich erinnere mich an die Zeiten, als ich mehr Windows-Entwicklung auf unteren API-Ebenen gemacht habe - da war die Windows Knowledge-Base mein bester Freund und meist bestand das Leben nur aus Workarounds, weil man wieder auf irgendeinen Bug in irgendeiner Bibliothek gestoßen ist). Spaß ist das nicht und nach Jahren in der Windows-Entwicklung habe ich gemerkt, wie ein einziges Unternehmen dazu beigetragen hat, daß man (dank schlechter Doku) am Verblöden ist, sofern man nicht rechtzeitig die Notbremse zieht (seitdem mache ich wieder mehr mit *nix).
Dann fällt mir da noch die Geschichte "Code for Food" ein (Google weiß mehr darüber). Vor ein paar Jahren (mit dem Ende des Dot-Com Booms) wurden Programmierer zu Hunderten in den USA auf die Straße gesetzt (Kündigungsfristen und Arbeitsrecht gibt es dort nicht). Damals waren dann Fotos von arbeitslosen Programmierern zu sehen, die auf der Straße saßen und Schilder vor sich hielten auf denen Stand: "will code for food" (übersetzt: "Ich programmierere für ein Essen"). Nun, dieser Kelch ist zwar in Deutschland an uns vorüber gegangen, aber eine Talsohle hatten wir hier auch.
Wenn man sich die Stellenanzeigen so ansieht, so muß man feststellen, daß nur noch Java-Bastler und .Net-Mausgrabscher gesucht werden und "Dinosaurier", die noch in der Lage sind, tatsächlich zu codieren, eher kaum noch gefragt sind. Bedenklich dabei ist nur, daß es leider kein Betriebssystem gibt, das sich aus Java oder .Net codieren ließe. Auch ist mir kein einziger Gerätetreiber, IP-Stack oder oder oder bekannt, der in Java oder .Net codiert wurde und auch VB taugt nicht wirklich für sowas.
Die Dinosaurier sterben aus, da sie keiner mehr braucht - aber wer baut dann demnächst noch Gerätetreiber oder Betriebssysteme? Wer ist noch in der Lage, Kommunikationsmodule zu stricken, wenn nur noch hübschi-bunti-clicki Mausgrabscher auf dem Markt sind? Programmierer werden IMHO kaum noch ausgebildet (die Unis bilden teilweise eine Ausnahme, evtl. aber auch nur bei Ausrichtung auf lingustische Informatik).
Das Schizophrene an der Sache ist einfach, jeder braucht Programmierer, um die IT-Welt am Leben zu halten, aber keiner will einen bezahlen. Schließlich gibt es ja alles als Open-Source - wozu noch einen Programmierer beschäftigen... irgendwann gibt es aber auch keine Coder mehr, die Open-Source machen könnten.
Neulich las ich wirklich eine Stellenanzeige, in der ein Cobol-Coder gesucht wurde, der natürlich auch .Net können sollte. Hallo? Ein Rentner, der sich noch mit M$ Technologien auseinander setzen soll? Den Witz verstehen garantiert auch nur Programmierer.
Wir werden irgendwann nur noch Leute haben, die mit ein paar Mausclicks irgendwas zusammenbasteln können, aber wehe, es muß eine Zeile codiert werden oder es funktioniert gar etwas nicht, wie es sollte. Ich sehe das ja schon bei den Kids - "ich will programmieren" heißt es da, aber "man" ist nicht bereit, eine Sprache zu lernen.
Das Schlimme ist, meine nächste Kaffeemaschine wird wahrscheinlich auch mit Windows-for-Coffeemachines laufen, einen .Net JIT-Compiler im Flash-PROM haben und ich kann nur hoffen, daß nicht früh am Morgen gerade ein Blue-Screen auftritt, wenn ich gerade auf meine erste Tasse Kaffee warte. Dann würde ich mir wünschen, daß ich den Quellcode der Runtime-Bibliothek for Realtime-Processing-of-Coffee-Machines haben würde, mir Dennis Ritchie einen anständigen Debugger geben könnte und ich es mir selber entwanzen könnte. Nein, stattdessen sorgt sogar die Industrie (vor allem mit dem Quasi-Monopolisten, was Desktop-Systeme und demnächst wahrscheinlich auch im Embedded-Bereich) dafür, daß die Leute immer stärker auf Abstraktionslayern zu arbeiten haben und darunter blickt bald niemand mehr durch (das ist der Punkt, wo ich oben von Verdummung geredet habe). Spätestens dann werden alle Programmierer aus den Seniorenheimen geholt, um's dann wieder zu richten.
Ehrlich, wir gehörten mal (in den 90igern) zur Informationselite oder waren zumindest deren Motor, heutzutage nur kaum noch gefragt. Und demnächst werden dann die Manager, die heute über Profit jammern, grübeln, wie sie denn überhaupt noch Profit machen können, wenn ihre Maschinen gar nicht mehr laufen wollen.
Ich könnte jetzt noch eine Stunde lang weitermachen (ich denke, ich höre jetzt lieber auf - vielleicht sollte ich abends keine melancholische Musik hören?). Ich beende jetzt hier also meine Generalabrechnung mit der IT-Branche. Wahrscheinlich hat aber auch nur eine handvoll Leute verstanden, wovon ich geredet habe. Denkt einfach an mein Posting, wenn Ihr das erste Mal einen Blue-Screen auf Eurer Kaffeemaschine habt!
