von pascal.detzler » 08.04.2008 12:02
Hier eine Einschätzung der zuständigen Abgeordneten unserer Fraktion, Sabine Zimmermann MdB:
Regierung: Digitale Spaltung größer als gedacht
1 Millionen Euro für nutzlosen Breitbandatlas ausgegeben /
DIE LINKE fordert schnelles Internet für jedes Dorf per Gesetz
Die Zahl der Bürgerinnen und Bürger, die keinen Zugang zum schnellen
Internet haben, ist deutlich höher als bisher von der Bundesregierung
angenommen. Auf Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sabine
Zimmermann, Fraktion DIE LINKE., räumt die Bundesregierung erstmals
ein, dass 5 bis 6 Millionen Menschen in Deutschland keinen Zugang zum
schnellen Internet haben.
Die Bundesregierung bestätigt damit eine Schätzung des Deutschen
Städte- und Gemeindebundes. Für diesen beginnt das schnelle Internet ab
einer Übertragungsrate von 1 Megabit pro Sekunde. Die Bundesregierung
hatte diese Grenze bisher an einem deutlich niedrigeren Wert gezogen,
nämlich 128 Megabit pro Sekunde, und kam damit lediglich auf etwa 3
Millionen unterversorgte Bürgerinnen und Bürger.
Die Linkspolitikerin Zimmermann begrüßte die Neupositionierung der
Bundesregierung: „Es ist gut, wenn die Regierung die Realität anerkennt.
Das war mehr als überfällig. Sie hat lange Zeit das Problem unterschätzt.
Der Druck aus den Kommunen und von zahlreichen Bürgerinitiativen
scheint zu wirken.“
Die Anfrage ergab weiter, dass die Bundesregierung für den sogenannten
Breitbandatlas und sonstige Studien 1 Millionen Euro ausgegeben hat. Der
Breitbandatlas soll die Unterversorgung dokumentieren, wird aber von
Experten als weitgehend unbrauchbar angesehen. In ihrer Antwort räumt
die Bundesregierung ein, dass exakte Angaben zu den Kommunen mit
dem Breitbandatlas nicht möglich seien.
„Das ist ein Skandal.“, so Zimmermann. „Das Geld hätte sinnvoller für die
Kommunen vor Ort ausgegeben werden können. Eine Millionen Euro ist ein
Zehntel der Gelder, die der Bund dieses Jahr für die Schließung der
Breitbandlücken zur Verfügung stellt.“
Insgesamt werden in den nächsten drei Jahren 50 Mio. Euro aus Bundesund
Landesmitteln zur Verfügung stehen, so die Regierung in ihrer Antwort.
Die Abgeordnete kritisiert die bisherigen Aktivitäten der Bundesregierung.
„Den betroffenen Kommunen Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten und
Informationsveranstaltungen zu organisieren ist viel zu wenig.“
Zimmermann fordert von der Regierung, den Zugang zum schnellen
Internet in die gesetzlich garantierte Grundversorgung aufzunehmen. Dafür
müsse im Telekommunikationsgesetz der Universaldienst erweitert werden.
Dort ist derzeit ein Telefonanschluss für jedermann enthalten.
Ihre Forderung begründet die Abgeordnete damit, dass
Telekommunikationskonzerne nur privatwirtschaftliche Interessen
verfolgen. Dünnbesiedelte Regionen, in denen ein Netzanbau keine hohe
Rendite abwirft, würden so hinten runterfallen. Durch die Antwort der
Bundesregierung sieht sie sich bestätigt. In dieser ist zu lesen:
„Unternehmen entscheiden auf Grundlage betriebswirtschaftlicher
Faktoren, wo und zu welchen Konditionen sie Dienstleistungen erbringen.“
Das Problem der digitalen Spaltung ist für Sabine Zimmermann das
Ergebnis der Liberalisierung im Telekommunikationssektor.
Telekommunikations-Unternehmen würden sich mit den Ballungszentren
die Rosinen heraus picken. Das nicht gewinnbringende Geschäft im
ländlichen Raum soll der Staat und damit der Steuerzahler übernehmen. In
Unterschied zum früheren staatlichen Netz würden damit die Gewinne
privatisiert, die Verluste sozialisiert.