FWG Ober-Ramstadt

Schreiben an die Verantwortlichen

FWG Ober-Ramstadt

Beitragvon Seppi_W » 12.01.2008 17:35

Ich hab mich jetzt auch mal entschlossen was gegen unsere lahme Internetanbindung zu tun. Deswegen habe ich einen Brief an den MdL Bernd Riege, der direkt aus unsere Stadt kommt als auch an den Bürgermeister und die 3 im Rathaus vertretenden Parteien verfasst (siehe andere Threads).

Hier der Brief:

Sehr geehrter Herr ...
Neben Strom, Wasser und Telefon zählt in unserer modernen Informationsgesellschaft mittlerweile auch ein Breitbandinternetanschluss zu den Grundversorgungsbedürfnissen der Einwohner. Besonders der letzte Punkt wirkt sich, da er nicht durch die Bundesnetzagentur reguliert ist, stark auf die Lebensqualität des jeweiligen Wohngebietes aus.

Ich bin vor etwa 10 Jahren mit meiner Familie ins damalige Neubaugebiet in Ober-Ramstadt - Hahn gezogen und wir sind bis jetzt sehr zufrieden mit unserer Wohnortwahl. Eine wunderschöne Wohnlage, Ober-Ramstadt als vielbietende Stadt in direkter Nähe und Darmstadt ist auch schnell erreicht. Auch die Busverbindungen haben sich in der letzten Zeit ziemlich verbessert. Somit herrscht hier eine rundum gelungene Wohnlage.

In den letzten Jahren hat sich jedoch immer mehr und mehr ein Problem herauskristallisiert. Die Stadtteile Hahn, Rohrbach Wembach und Teile Modaus verfügen, wenn überhaupt, nur über eine absolut unzufrieden stellende Internetverbindung. Während Ober-Ramstadt mittlerweile an das VDSL-Netz angeschlossen ist, was Geschwindigkeiten von über 50.000 kbit/s erlaubt, verfügen die oben genannten Stadtteile nur Teilweise über eine Anbindung an ein Breitbandnetz, das nur Geschwindigkeiten von 384 kbit/s (DSL light) erlaubt. In einigen Teilen muss noch auf die veraltete Modem oder ISDN-Technologie mit höchstens 64 kbit/s zurückgreifen. Im Vergleich zu den oben genannten Geschwindigkeiten, die im Kernstadt verfügbar sind, ist der Internetanschluss in den Stadtteilen als Lachhaft zu bezeichnen. Wenn jetzt auch noch der Kostenfaktor in Bezug auf die Leistung dieser Anschlüsse betrachtet wird, dann ist ein VDSL-Anschluss wesentlich günstiger als der Anschluss, der in unserem Gebiet vorhanden ist. Der VDSL-Anschluss ist von den Kosten her höher, beinhaltet jedoch eine umfangreiche und vollwertige Videodienstleistung inklusive Mehrleistungen, wie ein TV-Archiv, sowie eine Telefonflatrate. Ein Modem oder ISDN-Anschluss ist trotz seiner extrem geringen Leistung vom Preis gesehen mit wesentlich weniger Leistung deutlich teurer als ein VDSL-Anschluss. Hier darf der Nutzer mit Mehrkosten von bis zu 200 % für diese geringe Leistung rechnen
Ein weiterer Vergleich der Anschlüsse:

[Vergleichsdaten von http://www.wieistmeineip.de/download-rechner/ zwischen VDSL, DSL light & ISDN]

Wie sie sicher erkennen können ist ein normales Arbeiten mit solch einem Internetanschluss nahezu unmöglich. Es ist jedoch zu beachten, dass 8 kbit/s 1 kb/s entsprechen. Somit ist die Geschwindigkeit durch 8 zu Teilen um einen realen Vergleichswert in Bezug auf Speicherangaben bei PCs zu bekommen.

Als Standardanschluss zählt derzeit eine Leitung mit über 3000 – 6000 kbit/s anzusehen, was sich bis Mitte/Ende des Jahres auf etwa 10.000 kbit/s erhöht, während es für die langsamen Anschlüsse, wie die oben genannten Stadtteile von Ober-Ramstadt, keine Besserung in Sicht ist.
Besonders die jüngeren Bewohner dieser Orte haben privat aber auch beruflich darunter zu leiden. Ich habe vor 1,5 Jahren ein Studium an der TU-Darmstadt begonnen und bin deshalb auf das Internet angewiesen. Ob das aktualisieren von Vorlesungsfolien, herunterladen von Skripten, Übungen & Lösungen als auch das Benutzen des multimedialen Angebots, es wird immer schwieriger diese Angebote zu nutzen, da sie immer umfangreicher und kommunikativer werden. Das TU-Darmstadt baut derzeit ihr E-Learning - Programm aus und ein Teil der Angebote läuft schon heute nur darüber. Es besteht zwar die Möglichkeit der Nutzung eines schnellen Internetanschlusses an dem TU-Darmstadt, jedoch ist es keinem zuzumuten, wegen jeder Nutzung dieses Netzes eine Fahrzeit von über 1 Stunde beziehungsweise mit dem ÖPNV von 2 Stunden in Kauf zu nehmen. Die Dienstleistungen der TUD können auch von zu Hause genutzt werden. Jedoch sind diese Ladezeiten alles andere als lernförderlich. Hier sind besonders die Hochladezeiten zu betrachten. Um eine Präsentation hochzuladen benötige ich über 1 Stunde. Für die korrigierte Version eine weitere. Schlimmer ist es bei größeren Datenmengen wie Simulationsdaten, komplexe 3D-Modelle inklusive benötigter Informationen oder Aktualisierungen zu meinen benötigten Programmen. Auch mein Vater ist beruflich aufs Internet und eine entsprechend schnelle Geschwindigkeiten angewiesen. Da kann es mit etwas Pech schon über 20 Stunden dauern, bis die Daten übertragen sind. In dieser Zeit ist die Nutzung des Internets Aufgrund der Datenübertragung nicht möglich. In dieser Zeit verlängert sich der Aufbau einer durchschnittlichen Webseite auf über 1-2 Minuten. Das Auswählen jedes weiteren Unterbereiches jener Seite dauert erneut 1-2 Minuten. Pro Haushalt wird nur 1 Anschluss bereit gestellt, somit müssen auch die anderen Mitbenutzer darunter leiden. Bei einem 5 Personen Haushalt ist es nicht einfach, das Internet einer mehrtägigen Tag & Nacht - Dauernutzung zu unterziehen, ohne das andere Mitglieder der Familie ihn normal benutzen können.

Eine fehlende vernünftige Breitbandinternetanbindung war auch der Hauptgrund des Wegzuges mehrerer jüngeren Mitbewohnern unseres Ortes. Wenn sich nichts ändert, wird dieses Wegziehen mit aller Wahrscheinlichkeit anhalten.

Die Technik um diese Gebiete mit einem schnelleren Internetanschluss zu versorgen ist schon seit Jahren vorhanden. Sie ist noch nicht einmal sonderlich teuer. Es muss nur eine Glasfaseranbindung zu den Verteilerkästen der Stadtteile über die bereits vorhandenen Kabelröhren gezogen und die Verteilerkästen erweitert werden. Der Hauptverteilerkasten in Ober-Ramstadt ist bereits für VDSL ausgebaut. Die Investitionskosten halten sich im Vergleich zum nutzen in Grenzen. Als einziges Hindernis herrscht nur das Verhalten der Telekommunikationsunternehmen, wesentlich ertragsreichere Ballungsgebiete mit noch schnelleren Internetgeschwindigkeiten zu versorgen, als die restlichen Leitungen auszubauen. Hier liegt es an der Politik, Bürgernähe zu zeigen und zu dessen Wohle zu handeln.

Es kann doch nicht im Interesse der Politik sein, diese Stadtteile mit nahezu nur älteren Mitmenschen zu bevölkern und die wesentlich kaufkraftstärkere jüngere Bevölkerung wegziehen zu lassen. Somit dient eine Investition in die Breitbandversorgung einer Investition in die Zukunft der jeweiligen Ortschaft. Derzeit ist eine weitere Generation am heranwachsen. Somit ist handeln erforderlich, damit das Wegziehen nicht anhält. Auch dem Zuziehen junger Familien wird damit entgegengewirkt, da dieser Generation ein vernünftiger und zukunftssicherer Internetanschluss als modernes Kommunikationsmedium wichtig ist. Ob dieser am zukünftigen Wohnort verfügbar ist, kann jeder Laie ohne großen Aufwand überprüfen. Ein kurzer Klick auf der Internetseite der Telekom oder die Eingabe des Wortes „Ober-Ramstadt“ auf Wikipedia und schon ist sichtbar, das man sich hier keine großen Hoffnungen zu machen braucht. Somit verschwindet die Ortschaft sicher schnell wieder aus der Liste der neuen möglichen Wohnorten. Auch privat kann ich Familien, die auf einen Internetanschluss angewiesen sind, alles andere als hierher zu ziehen empfehlen, was aufgrund der vielen anderen Vorteile dieser Gegend sehr bedauerlich ist. Diesem Rat werde ich mich anschließen müssen, wenn sich innerhalb dieses Jahres nichts ändern wird. Wie oben erwähnt kann ich als auch der Rest meiner Familie es sich nicht leisten unter diesen Umständen hier wohnhaft zu bleiben. Diese Meinung teilen mehrere ortsansässige Familien mit mir. Deswegen sind keine Reden sondern Taten erforderlich.

Eine so große Spaltung der Gesellschaft in Schnellsurfer mit 50 Mbit/s und Langsamsurfer mit 0,4 Mbit/s ist doch keinesfalls sinnvoll?! Vergleichbar ist dies mit einem Feldweg und einer dreispurigen Autobahn. Hier ist Handeln notwendig bevor es zu Spät ist.

Ich bedanke mich bereits im Vorfeld für Ihre Antwort und mache Sie abschließend darauf aufmerksam, dass ich diesen Brief und Ihre Antwort auf den Internetseiten der "Initiative gegen digitale Spaltung" -- http://www.geteilt.de veröffentlichen werde. Sollte Sie mit der Veröffentlichung Ihrer Antwort nicht einverstanden sein, dann teilen Sie mir dies bitte schriftlich mit.

Ich lade sie ein, sich direkt vor Ort ein Bild von dieser Situation zu machen.

Mit freundlichen Grüßen

...
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