Weiße Flecken

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Weiße Flecken

Beitragvon Presse » 19.10.2006 16:42

Datum: 15.04.2005
Quelle: Thüringer Allgemeine
Titel: Weiße Flecken


Thüringer Allgemeine hat geschrieben:Weiße Flecken


Eine Initiative gegen digitale Spaltung engagiert sich für Versorgung mit DSL in Salomonsborn und anderswo

Was haben Salomonsborn und Mühlberg gemeinsam? Kein DSL . DSL steht für Digital Subscriber Line und meint eine breitbandige digitale Verbindung über ein Telefonnetz. In beiden Gemeinden soll das aber nicht
funktionieren. Doch nahm man das nicht einfach hin und gründete die Initiative gegen digitale Spaltung.

Von Michael KELLER

ERFURT. Ich musste aus dem Internet eine 350 MB-Datei runter laden und habe dazu 13 Stunden gebraucht. Mein Vater hat DSL , bei dem war die Sache in 20 Minuten erledigt, erinnert sich Andreas Nieber aus Salomonsborn. Der Grund: DSL ist 54 Mal schneller als ein Analoganschluss, bald soll sogar bis zu 450 Mal möglich sein. Schon das verdeutlicht, warum Nieber so scharf darauf ist. Denn seine Firma ActWeb beschäftigt sich mit Software- und Internetentwicklungen und braucht DSL . Schon der Kosten wegen. Doch in Salomonsborn ist DSL ein Fremdwort. Ich bekam von der Telekom die Auskunft, das sei bei uns nicht möglich, erzählt Nieber. Das soll, so hieß es, am zu großen Leitungswiderstand liegen, der durch die lange Strecke bis hierher entsteht. Und eine Verstärkung des Signals würde 100000 Euro kosten und das sei zu teuer.

Nieber gab auf, stieß aber irgendwann über einen TA-Beitrag auf die Initiative in Mühlberg. Dort hat man das selbe Problem. Niebers alter Ehrgeiz erwachte. Da müsse doch auch in seinem Ort was gehen, wenn sich genügend Interessenten für DSL fänden. Nieber ging durch's Dorf, klingelte an allen 300 Haustüren und warb für DSL . 90 Interessenten hat er bislang beisammen, in Mühlberg sind es 71 geworden. Die vielen anderen kleinen Orte noch nicht eingerechnet. Doch Fehlanzeige. Bei der Telekom rührt sich nichts. Servicewüste Deutschland, so Niebers harscher Kommentar. Das sei Geldschneiderei und Wettbewerbsverzerrung, weil er auf dem Lande wesentlich höhere Kosten habe als unten in der Stadt. Und selbst dort soll es noch viele weiße Flecken geben. Weil dort in den 90-er Jahren nur Glasfaserkabel neu verlegt wurde. Und das eigne sich für DSL nicht. Dafür benötige man die alten Kupferkabel.

Dass man es bei der Telekom nicht für nötig hält, für 90 Interessenten einen DSL -Anschluss zu legen, ist für Nieber ein klarer Fall von Ausnutzen der Monopolstellung und Kundenun-freundlichkeit. Als letztes
Protest-Druckmittel fällt ihm da nur noch der Wechsel zur Konkurrenz Arcor oder WLAN Erfurt ein. Obwohl ihm das in Punkto DSL nichts nützt, denn sie mieten ihre Kabelnetze auch nur bei der Telekom. Und damit auch die bekannten Probleme. Wir können nicht helfen, weil a) vor allem in Ostdeutschland viel Glasfaserkabel liegt und b), weil der Ausbau eines Flächennetzes für uns zu teuer und zu unwirtschaftlich würde, gesteht Arcor-Sprecher Thomas Rompczyk ein.

Die Mitglieder der inzwischen fusionierten Spaltungsinitiative indes lassen nicht locker, sind vielmehr der Meinung, ein DSL -Anschluss gehört zur flächendeckenden Grundversorgung, zu der die Telekom durch das
Telekommunikationsgesetz verpflichtet sei. Dort sieht man das natürlich anders. Mit Grundversorgung ist nur Telefon, aber nicht DSL gemeint, so Uwe Rettner, Verkaufsleiter der Thüringer T-Punkte. Dennoch, er verstehe den Frust der Leute in der DSL -freien Zone, zumal er selbst betroffen sei. Das selbe Problem gab es nach der Wende, als alle schnell ein Telefon wollten und wir kaum nachkamen. Nun wollen alle DSL . Und das möglichst sofort, sagt Rettner.

Doch so einfach, wie sich das mancher vorstelle, sei es eben selbst für so einen Innovationstreiber wie die Telekom nicht. Richtig sei, dass bei langen Kabelstrecken das Signal nicht mehr stark genug beim Kunden ankomme. Eine Verstärkerstation zu bauen, koste einige Millionen. Daher müsse man aus wirtschaftlicher Sicht natürlich sehr genau hinsehen, ob sich diese Investition auch amortisiere. Ganz aussichtlos sei die Situation mit DSL prinzipiell aber nicht.

Bei langen Leitungen sei zwar auf absehbare Zeit keine Lösung in Sicht, aber an der Technologie, DSL auch über Glasfaserkabel zu übertragen, werde gearbeitet. Ein erster Test in Gera sei positiv verlaufen. Vielleicht in
zwei Jahren könne man darauf zurück greifen. Die dritte und zugleich Erfolg versprechendste Variante sei eine kurzfristige Prüfung bei DSL -Interessenten, die innerhalb der Reichweite liegen und Kupferkabel
hätten. Die Anzahl der neuen Kunden wird dabei aber auch hier den zu erwartenden Investitionskosten gegenüber gestellt. Letztes Jahr habe das zum Beispiel in Klettbach aber funktioniert, wo auch eine Initiative 100 DSL -Kunden zusammen trommelte. Wir haben kein Interesse daran, jemanden abzuwimmeln, versichert Rettner. Und um den Fall in Salomonsborn werde er sich sofort persönlich kümmern.

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Kein DSL ? Dann zieh' doch einfach um.

Initiative gegen digitale Spaltung (nach einem Spot der T-Com)
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