Bürger sorgen selbst für Breitband-Internet

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Bürger sorgen selbst für Breitband-Internet

Beitragvon Presse » 19.10.2006 16:41

Datum: 23.08.2005
Quelle: Netzeitung | Sat1 | N24 | Andere
Titel: Bürger sorgen selbst für Breitband-Internet


Netzeitung hat geschrieben:Bürger sorgen selbst für Breitband-Internet


23. Aug 2005 13:08

Viele Menschen haben bis heute keinen Breitband-Zugang zum Internet. In einigen Orten rüsten nun Bürgerinitiativen gegen die Telekom – und sorgen selbst für schnelleres Internet.

Von Peter Schink

In Lohra wurde vor wenigen Tagen ein Richtfest gefeiert, für eine etwa 13 Meter hohe Funkantenne. Nun gibt es hier, worauf einige Bürger in der kleinen Gemeinde bei Marburg sehnlich und lange gewartet haben: Einen preiswerten Breitband-Zugang zum Internet.

In dem 6000-Einwohner-Ort bei Marburg war es bislang nicht möglich, per DSL ins Netz zu gehen. Frustriert über die Situation fand sich im Herbst 2004 eine kleine Gruppe zu einer Bürgerinitiative zusammen und wandte sich an die Telekom.

Der Ex-Monopolist konnte der Initiative jedoch nicht helfen: Lohra liege leider 15 Kilometer von der nächsten Verteilerstation entfernt, hieß es. Weil der Ort mit Glasfaser-Leitungen an das Telefon-Netz angeschlossen sei, sei es leider nicht möglich, DSL-Anschlüsse anzubieten. Eine umrüstung koste etwa 1,5 Millionen Euro. Daraufhin sammelte die Initiative etwa 500 Unterschriften von potentiellen DSL-Kunden ein. Doch die Telekom habe trotzdem kein Angebot unterbreitet, sagt Hartmut Gaul, Sprecher der Bürgerinitiative, der Netzeitung.

Zwei Funk-Antennen für Lohra

Daraufhin suchten die Bürger von Lohra nach einer Alternative – und fanden die Stadtwerke Marburg und die Firma Hifreak. Die Stadtwerke waren bereit, 150.000 Euro in zwei Funkantennen zu investieren, die Lohra nun mit so genanntem W-DSL – Internet per Richtfunk – versorgen. Die erste 13 Meter hohe Antenne wurde bereits in Betrieb genommen, die zweite 30 Meter hohe Antenne soll ab September funken.

158 Verträge wurden bereits abgeschlossen, sagt Gaul. Innerhalb von drei bis vier Jahren soll sich die Investition für die Stadtwerke Marburg rechnen. Die Bürger in Lohra zahlen dabei für ihren Ein-Mbit-Anschluss nicht mehr, als andere DSL-Kunden. Die Telekom habe eine ganz andere Rechnung aufgestellt, sagte Gaul der Netzeitung: «Die sprachen davon, dass sich die Investition innerhalb von einem Jahr amortisieren müsse.»

Auch in Berlin kein DSL

Ähnlich im Stich gelassen fühlten sich die Bürger der 15.000-Einwohner-Stadt Selm in Nordrhein-Westfalen. Auch dort wollte die Telekom keine Kupferkabel verlegen. Daraufhin versorgten sich die Selmer Bürger selbst, 341 Bürger haben sich dort zusammengefunden und betreiben DSL per Funkverbindung – ebenfalls mit Unterstützung kleiner Firmen.

Selbst in Großstädten gibt es noch Stadtteile, die nicht mit Kupferkabeln versorgt sind. So entstand etwa in Mitten der Hauptstadt in Berlin-Friedrichshain ein alternatives Netz, der so genannte «Freifunk», über das inzwischen viele Internet-Nutzer drahtlos surfen. In Stuttgart, Berlin und Bensberg bietet inzwischen die Firma Airdata ebenfalls drahtloses Internet und überbrückt die so genannte letzte Meile per Funk.

Knapp zehn Prozent unversorgt

Laut Wirtschaftsministerium können in Deutschland knapp zehn Prozent der Bevölkerung nicht mit DSL versorgt werden. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hat deshalb vor einigen Wochen angekündigt, er wolle Druck machen, damit mehr Menschen am Breitband-Internet Anschluss finden.

Auch im Netz macht sich inzwischen Unmut über die fehlenden Breitband-Anschlüsse breit. Die «Initiative gegen digitale Spaltung» kritisiert, dass vor allem auf dem Land und im Osten Deutschlands keine DSL-Anschlüsse möglich sind. Die inzwischen mehr als 1000 Unterstützer wollen vor allem Druck ausüben, um kurzfristig die Telekom dazu zu bringen, wenigstens eine Flatrate für Modem-Besitzer anzubieten.

DSL wird in Selm möglich

In Selm hat das alternative Funknetz die Telekom allerdings dazu gebracht, DSL doch möglich zu machen. Nachdem viele der 15.000 Selmer inzwischen per W-DSL surfen, will der Konzern nun nachrüsten und DSL anbieten. Doch die Initiatoren des Selmer W-DSL sind sauer – weil die Telekom erst jetzt reagiert und nun Investitionen von Firmen vor Ort gefährdet.

Ähnlich verärgert steht man der Telekom in Lohra gegenüber. «Sehr viel Arbeit» habe das Vorhaben, die Gemeinde Lohra mit DSL zu versorgen, mit sich gebracht, sagt Hartmut Gaul von der Bürgerinitiative. Viele Mitglieder wollten nun «nur noch über Internet telefonieren» und ihre Telekom-Anschlüsse kündigen. Schließlich könne man die Telekom-Rufnummern auch zu einem Internet-Telefonie-Provider portieren.

Mehr im Internet

Initiative gegen digitale Spaltung
Funk-Internet der Airdata AG
Berliner Freifunk
W-DSL in Lohra
W-DSL in Selm
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