MP Roland Koch (CDU) Hessen

Schreiben an die Verantwortlichen

MP Roland Koch (CDU) Hessen

Beitragvon snapper11 » 26.06.2006 21:32

Hallo Mitstreiter,


nachdem ich euer Forum seit einiger Zeit verfolge, will ich mich auch bei euch aktiver einbringen. Wir haben hier eine Initiative mit 50 Interessenten und hatten eigentlich den Internetzugang mit einem WLan Anbieter (Paracom) geplant leider hat sich dies heute erstmal zerschlagen aufgrund der Antennenstandorte. Ich habe mir mal den Brief an Frau Nahles genommen und etwas verändert und diesen an Herrn Koch MP Hessen geschrieben.


Gruß aus dem Nirwana


Roland Koch

Ministerpräsident
Hessischer Landtag
Schlossplatz 1 – 3
65183 Wiesbaden





Unzureichende Versorgung ländlicher Regionen mit Breitbandinternetzugängen
durch die Deutsche Telekom AG



Sehr geehrter Herr Koch,


Ich wende mich mit einem wichtigen Anliegen an Sie, da hiervon mittlerweile meine Berufliche Zukunft abhängt.

Ihnen ist sicherlich bewusst, dass die wirtschaftliche und private Bedeutung von Breitband Internetzugängen kontinuierlich zunimmt und eine Trendwende nicht in Sicht ist. ADSL ist die in Deutschland am weitesten verbreitete Technologie für schnellen Internetzugang und
wird mit wenigen Ausnahmen in Ballungsgebieten fast ausschließlich von der Deutschen Telekom AG (im folgenden T-Com genannt) oder so genannten Resellern die das Netz der
T-Com nutzen betrieben.
In den meisten Ortsteilen rund um Frankenberg bietet die T-Com jedoch kein DSL an, da die Anschlüsse zu weit von der Vermittlungsstelle entfernt seien, als das DSL noch möglich wäre - so die Telekom. In anderen (europäischen) Ländern werden in solchen Fällen Verstärker bzw. Outdoor DSLAMS eingesetzt um die Reichweite des Signals zu erhöhen. Nicht so in Deutschland. Auch eine Schmalbandflatrate wird in den meisten Europäischen Ländern angeboten, auch von der T-Com, aber leider nicht in Deutschland. In den letzten 5 Jahren haben wir vergeblich versucht T-DSL zu bekommen, währenddessen die T-Com schon ADSL2 und Triple Play bewirbt kriechen wir noch mit ISDN Geschwindigkeit zu wahnwitzigen Preisen durchs Netz. Alternativen sind leider hier auch nicht vorhanden kein UMTS, kein Wimax, kein WLan, kein Kabel und diese sind auch nicht in Sicht. Allein in unserem Ortsteil Willersdorf sind 50 Interessierte vorhanden. Wir fühlen uns wirtschaftlich und sozial stark benachteiligt!

Seit ca. 7 Jahren wird DSL in Deutschland angeboten, zunächst nur Ballungszentren, mittlerweile in vielen Anschlussgebieten Deutschlands. In den meisten Gebieten in denen heute DSL realisiert wurde, wird sogar DSL immer schneller,aus DSL 1000 wurde DSL 6000, in Großstädten wie Berlin, München, Frankfurt usw. geht der Trend sogar hin zu VDSL mit einer Übertragungsrate bis zu 50 Mbits !!!!!








In unseren Augen eine unerhörte Diskrepanz gegenüber den Menschen in ländlichen Gegenden. Es ist langsam an der Zeit, dass mehr politischer Druck
auf den "rosa Riesen" ausgeübt wird oder man sollte sich vielleicht Gedanken über die Monopolstellung der Deutschen Telekom machen.

In unserer Region erfüllt eine Vielzahl der Teilnehmeranschlussleitungen nicht die nach dem TKG und den EU-Richtlinien 2002/21/EG und 2002/22/EG geforderten Qualitäten. Die Bundesnetzagentur schreitet hier jedoch nicht ein und hält sich somit nicht an Ihre selbst
gesetzten Ziele nach TGK § 2 (2) Nr. 1, 2, 3 und 5.

Gemäß TKG § 78 (2) Nr.1 hat ein Bürger unabhängig von seinem Wohnort Anspruch auf einen Anschluss an ein öffentliches Telefonnetz.
Dieser Anschluss soll gemäß TKG § 3 Nr. 16 sowie EU-Richtlinie 2002/22/EG Artikel 4 (2) einen funktionalen Internetzugang beinhalten. Die derzeit bereitgestellten Anschlüsse unterstützen aber nur den Telefondienst (§3 Nr.17), der nur Sprach- aber keine Datenkommunikation zusichert. Für einen funktionalen Internetzugang müsste der Anschluss mindestens die Qualitätsvorgaben der ITU-T Rec. G.1010 unterstützen,
welche gemäß EU-Richtlinie 2002/21/EG Artikel 17 (2) durch die Mitgliedsstaaten anzuwenden ist. Da diese Qualitätsvorgaben nur durch breitbandige Zugänge eingehalten werden können, muss die Bundesnetzagentur dazu angehalten werden, breitbandige Zugänge als Universaldienstleistung gemäß EU-Richtline 2002/22/EG Artikel 32 sowie Artikel 4 (2) - in Verbindung mit Grund ( der Änderung der
Richtlinie zur 2002/22/EG - aufzunehmen, um so allen Bürgern im Rahmen der Grundversorgung mit der „bestimmten Qualität“ der G.1010
gemäß § 78 (1) TKG einen funktionalen Internetzugang als Grundversorgung zugänglich zu machen. ( Siehe auch Petition an den Deutschen Bundestag von geteilt.de)
Derzeit besteht im Bereich des funktionalen Internetzugangs eine Unterversorgung.

Weiterhin stellt die Breitbandinitiative (http://www.breitbandinitiative.de) - welche durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technik (welchem die Bundesnetzagentur untersteht) unterstützt wird - fest, dass nur ein Breitbandanschluss mit mindestens 256 kbit/s
(Downloadgeschwindigkeit) den „Anwender in konkreten Online-Nutzungssituationen weder behindert noch limitiert“. Daher ist davon auszugehen - weil der Benutzer weder behindert noch limitiert wird - dass mindestens dieser Anschluss einen funktionalen
Internetzugang bietet. Zukünftig sollte diese Mindestgrenze jedoch dem aktuellen Stand der Technik laufend angepasst werden!

Wir sind der Meinung so langsam sollten Politiker, die von uns gewählt wurden um unsere Interessen zu vertreten, auch den Ausbau von DSL weiter
vorantreiben. Was nützen Interessenvertretung, Verordnungen, Richtlinien und Gesetze, wenn sie weder umgesetzt noch eingehalten werden,
bzw nur solche umgesetzt werden, die einigen großen Konzernen etwas nützen.








Da Sie, Herr Koch, in Ihrer Partei für frischen Wind gesorgt haben und darüber hinaus für sozial gerechte Politik stehen denke ich, dass Sie in der Lage sind auf diesen Missstand in den dementsprechenden Gremien hinzuweisen und etwas ins Rollen bringen könnten.

Ich bedanke mich bereits im Vorfeld für Ihre Antwort und mache Sie abschließend darauf aufmerksam, dass ich diesen Brief und Ihre Antwort auf den Internetseiten der „Initiative gegen digitale Spaltung“ – http://www.geteilt.de veröffentlichen werde. Sollte Sie mit der
Veröffentlichung Ihrer Antwort nicht einverstanden sein, dann teilen Sie mir dies bitte mit.






Mit freundlichen Grüßen


Martin Hesse
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Re: Brief an Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch

Beitragvon governet » 26.06.2006 22:29

snapper11 hat geschrieben:nachdem ich euer Forum seit einiger Zeit verfolge, will ich mich auch bei euch aktiver einbringen. Wir haben hier eine Initiative mit 50 Interessenten und hatten eigentlich den Internetzugang mit einem WLan Anbieter (Paracom) geplant leider hat sich dies heute erstmal zerschlagen aufgrund der Antennenstandorte. Ich habe mir mal den Brief an Frau Nahles genommen und etwas verändert und diesen an Herrn Koch MP Hessen geschrieben.


Hallo snapper11,

erstmal herzlich Willkommen bei geteilt.de.

Das mit Eurem Alternativ-Zugang ist natürlich bitter. Es ist aber schön, dass du dich einbringen möchtest, daher schon mal vielen Dank und halt uns auf dem Laufenden.

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Erste Antwort

Beitragvon snapper11 » 01.07.2006 09:56

Hallo,

einen ähnlichen Brief wie an Herrn Koch habe ich parallel auch an den Bernd Siebert MdB CDU und an Herrn Höfer MdB SPD geschrieben. Eione erste Antwort von Herrn Siebert liegt vor:


"herzlichen Dank für Ihr Schreiben vom 26. Juni 2006.
Ich kann Ihren Unmut über fehlende Versorgung mit Breitbandinternetzugängen nachvollziehen. Ich habe dies zum Anlass genommen und einen Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG verfasst, in dem ich Ihr Anliegen geschildert habe, mit der Bitte um Stellungnahme und Abhilfe.
Sobald ich Antwort erhalten habe, wede ich diese an Sie weiterleiten.

Mit freundlichen Grüßen
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Antwort MP Roland Koch

Beitragvon snapper11 » 26.07.2006 17:58

Hallo,

heute kam die Antwort des Ministerpräsidenten:



--- Zitat ---

Sehr geehrter Herr Hesse,


vielen Dank für Ihr Schreiben vom 26. Juni 2006, in dem Sie sich über die unzureichende Versorgung ländlicher Regionen mit Breitbandinternetzugängen durch die Deutsche Telekom AG (DT AG) beklagen. Ich möchte Ihnen hierzu Folgendes mitteilen:

Die Hessische Landesregierung sieht Breitbandanschlüsse grundsätzlich als ein wichtiges Element einer funktionierenden und leistungsfähigenTelekommunikations - Infrastruktur an. Die Bedeutung solcher Anschlüsse nimmt für Unternehmen und Bürger angesichts der zunehmenden Digitalisierung der Kommunikation zu und entwickelt sich zu einem wichtigen Standortfaktor auch fü den Wirtschaftsstandort Hessen.

Allerdings kann die DT AG nicht verpflichtet werden, flächendeckend DSL Zugänge anzubieten, da ein Breitbandzugang zum Internet nicht Bestandteil des Universaldienstes ist. Dies gilt im Übrigen auch für alle Länder der Europäischen Union (EU), da die EU -Universaldienstleistungsrichtlinie keinen breitbandigen Anschluss als Universaldienst vorsieht. In Ihrer aktuellen Mitteilung vom 19. April 2006 hat die EU -Kommission mitgeteilt, dass sie bei der anstehenden Überarbeitung des EU -Rechtsrahmens dafür auch weiterhin keine Notwendigkeit sieht. Insofern sind die derzeit flächjendeckend verfügbaren Teilnehmeranschlüsse ausreichend im im Sinne des im TKG genannten "funktionalen Internetzugangs". Die von Ihnen angesprochenen Standards lt. ITU-T Rec. G.10010 sind, wie mir mitgeteilt wurde, nur eine Empfehlung, die nicht verpflichtend auferlegt werden kann.

Der Landesregierung ist die Problematik des unzureichenden Breitbandnetzzugangs zum Internet in einigen Regionen durchaus bewusst. Sie plant daher, ihre Aktivitäten zur Verbesserung des Zugangs zu intensievieren. und ab dem dritten Quartal2006eine Aktion "Mehr Breitband für Hessen" zu starten. Dazu soll der Dialog zwischen Anbietern und potentiellen Nachfragern und Einbezug wichtiger regionaler Aktuere und Verbände (z.B. den IHK) stimmuliert werden. Erreicht werden soll eine möglichst flähendeckende Versorgung aller Regionen mit leistungsfähigen und marktgerechten Lösungen sowie eine intensivere Nutzung breitbandiger Anwendungen vor allem durch kleinere und mittlere Unternehmen.

Die DT AG hat ihrerseits angekündigt, die bestehenden Probleme bei der Verfügbarmachung von DSL sukzessive beheben zu wollen, Daneben werden voraussichtlich noch in diesem Jahr Frequenzen für den funkgestützten breitbandigen Zugang vergeben; damit können bisher nicht versorgte Gebiete durch diese Technologie einen schnellen Zugang zum Internet erhalten.

Insgesamt dürfte daher auch in den noch nicht ausreichend erschlossenen Gebieten kurz - und mittelfristig eine deutliche Verbesserung des Versorgungsgradfes zu erwarten sein. Es wäre aber unrealistisch anzunehmen, dass überall völlig gleiche Bedingungen geschaffen werden können.


Mit freundlichen Grüßen

Roland Koch
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Beitragvon governet » 26.07.2006 18:22

Ich glaube, man sollte echt mal die Politiker fragen, was sie unter einem funktionalen Internetzugang verstehen und ihnen vorhalten, das manche gerade mal mit höchstens 3 kbyte/s herumjuckeln müssen. Und ob sie das noch als funktional empfinden.


da ein Breitbandzugang zum Internet nicht Bestandteil des Universaldienstes ist

Ich glaube sie verstehen nicht, dass sie es zum Bestandteil machen sollen.

In Ihrer aktuellen Mitteilung vom 19. April 2006 hat die EU -Kommission mitgeteilt, dass sie bei der anstehenden Überarbeitung des EU -Rechtsrahmens dafür auch weiterhin keine Notwendigkeit sieht.


Nur hat er leider nicht erwähnt, dass jeder Mitlgiedsstaat selber Universaldienstleistungen aufnehmen darf. Aber hier beruft man sich ja wieder auf die EU, in der auch Osteuropäische Staaten mit drinne sind, welche sich sowas nicht leisten könnten.

Die von Ihnen angesprochenen Standards lt. ITU-T Rec. G.10010 sind, wie mir mitgeteilt wurde, nur eine Empfehlung, die nicht verpflichtend auferlegt werden kann.


Da hast du dich wohl verschrieben oder er (G1010). Stimmt aber leider, sie können aber anregen, diese einzuhalten. Und könnten sogar vielleicht dieses selbst verpflichtend auferlegen. Aber anscheinend traut sich hier in Deutschland wohl keiner dafür einzustehen, obwohl immer als erstes kommt:
..sieht Breitbandanschlüsse grundsätzlich als ein wichtiges Element einer funktionierenden und leistungsfähigenTelekommunikations - Infrastruktur an. Die Bedeutung solcher Anschlüsse nimmt für Unternehmen und Bürger angesichts der zunehmenden Digitalisierung der Kommunikation zu und entwickelt sich zu einem wichtigen Standortfaktor auch fü den Wirtschaftsstandort..


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