Seufzer am digitalen Grabenrand

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Seufzer am digitalen Grabenrand

Beitragvon Presse » 02.01.2007 19:50

Datum: 22.11.2006
Quelle: Thüringer Allgemeine
Titel: Seufzer am digitalen Grabenrand


Thüringer Allgemeine hat geschrieben:Seufzer am digitalen Grabenrand

Aus Ilmenau und aus den Köpfen seiner schlauen Bewohner kommt weltweit Konkurrenzfähiges in Sachen Hochtechnologie. Dass diese nach dem Studium hier wohnen bleiben, ist Primärziel städtischer Politik. Das Wetter sollte man mögen, die Bahnschranken und das Eis laufen sowieso, aber auch Mut zum Risiko besitzen. Die Wohnortwahl kann nämlich den Weg ins kommunikationstechnologische Mittelalter bedeuten.

ILMENAU. Ja, es stimmt, man braucht es nicht absolut zum Leben. Doch wer es besitzt, mag es nicht mehr missen. Die Rede ist vom Breitband-Internet-Anschluss, zu dessen geläufigsten Formen der DSL-Standard gehört. Doch so leicht, wie es die Werbung suggeriert, ist der Datenhighway im Wohnzimmer nicht überall zu haben.

Zu den Bedauernswerten gehört landläufig nicht selten das flache Land. Ilmenau und seine Umgebung (zumindest jene mit der gleichen Ortsnetz-Vorwahl 03677) sollten - so könnte man vermuten - nicht unbedingt in dieser Abgeschiedenheit leben müssen. Zumindest nicht die Stadt selbst. Nähere Analysen offenbaren einige Überraschungen. Zum Vorwahlbereich 03677 gehören zwölf Kommunen. 100 Prozent Verfügbarkeit kann das ansonsten recht abgeschiedene Heyda für sich in die Waagschale werfen. Exzellent versorgt sind auch Martinroda und Oberpörlitz (99), Elgersburg und Geraberg (je 98), Roda (95) und Unterpörlitz (94 Prozent). Oehrenstock mit 88 und Langewiesen mit 86 Prozent DSL-Verfügbarkeit liegen im akzeptablen Bereich, in Manebach wird seit langem gekämpft, doch mehr als 45 Prozent sind aktuell auch noch nicht versorgt. Fast Schlusslicht hingegen muss für die Stadt Ilmenau selbst konstatiert werden. Schlechter als sie mit 59 Prozent ist nur noch Bücheloh mit mageren 37 Prozent Abdeckung.

Die Zahlen entstammen einem Internet-Forum, für das ein Betroffener in Mühlberg verantwortlich zeichnet und das bundesweit dokumentiert, was als digitale Spaltung kritisiert wird: http://www.geteilt.de. Dort tauschen sich Nutzer mit Hintergrundwissen zum Thema aus. Die Ursache für Ilmenaus schwache Position ist schon fast tragisch. Nach der Wende wurden viele Netze aufwändig modernisiert und auf Glasfaser umgestellt. Dieses Medium verträgt sich mit der DSL-Technik sehr oft nicht. Vielerorts wird deshalb das alte Kupferkabel in den Glasfaserstrecken wieder in Betrieb genommen. Wenn es noch dort liegt.

Vermutungen, dass das alte Kabel herausgenommen wurde, entkräftet Telekom-Pressesprecherin Diana Saupe: "Wir haben verschiedene Möglichkeiten der DSL-Ertüchtigung. Aber nicht alle sind ohne Aufgraben möglich."

Das hört man im Bauamt nur ungern: "Wir würden zustimmen", bestätigt Bauamtsleiter Uwe Wolf, "doch muss dann etwa beim Gehweg dieser als Ganzes wieder hergestellt werden und nicht nur über dem Kabelbereich."

Doch Ilmenau hat, wie gesagt, seine schlauen Köpfe. Unter ihnen ist auch eine offiziell noch ungenannt bleiben wollende Firma, die derzeit Möglichkeiten prüft, wie der besonders benachteiligte Süden der Stadt zu konkurrenzfähigen Bedingungen einen schnellen Internetzugang bekommen kann - via Wimax, einem neuen Drahtlos-Übertragungsstandard. Für Hoffnung aber ist es noch zu früh, man sei in einer technischen Testphase, heißt es.

Von Henry TREFZ
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