das gute alte telekom monopol ist zurück

Allgemeine Initiativen und Breitband Themen

das gute alte telekom monopol ist zurück

Beitragvon essig » 14.11.2005 18:26

besser kann es wohl nicht laufen: 2006 ist die privatisierung der telekom abgeschlossen und trotzdem steht sie bald wieder dort, wo vor 8 jahren der privatisierungsprozess begonnen hat: beim (quasi) monopol

denn der heute abgenickte koalitionsvertrag beinhaltet einen punkt welcher besagt, dass unternehmen welche in den ausbau von breitbandnetzen investieren von der regulierung befreit werden. einerseits mag diese entscheidung ja in ansätzen nachvollziehbar sein aber andererseits wird der gerade entstehende wettbewerb zum stoppen gebracht (aus sicht der telekom gerade noch rechtzeitig).

die frage ist auch hier wieder wieviel einfluss die telekom auf derartige enscheidungen hat.

hier nochmal der genaue wortlaut:

"Die Koalitionsparteien werden zur Sicherung der Zukunft des Industrie- und Forschungsstandorts Deutschland Anreize für den Aufbau bzw. Ausbau moderner und breitbandiger Telekommunikationsnetze schaffen. Dazu sind die durch entsprechende Investitionen entstehenden neuen Märkte für einen gewissen Zeitraum von Regulierungseingriffen freizustellen, um für den Investor die notwendige Planungssicherheit herzustellen. Eine gesetzliche Absicherung ist in die zu verabschiedende Novelle des Telekommunikationsgesetzes aufzunehmen."
H E L F E N | I N H A L T

GETEILT.DE - WIE GEHT ES WEITER?
Benutzeravatar
essig
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 7348
Registriert: 26.10.2005 08:00
Wohnort: 99869 Mühlberg

Re: das gute alte telekom monopol ist zurück

Beitragvon acculeer » 15.11.2005 13:04

..."dass unternehmen welche in den ausbau von breitbandnetzen investieren ..."
Reseller investieren nicht. Durch die würden wir auf dem Land nie DSL bekommen. Somit ist diese Entscheidung der Regierung als eine Art "Investitionsschutz" zu verstehen und legitim.
Der Wettbewerb wird da in keiner Weise behindert (im Gegenteil). Sollte ein anderer Anbieter (zB Funklanbetreiber) in ein Gebiet investieren, so geniesst er auch Investitionsschutz (gegebenenfalls vor der t-com)
Also: wer "buddelt" oder in anderer Form für DSL sorgt, hat nun eine Chance, sein investiertes Kapital wieder herauszuholen. Dadurch steigt die Investitionsbereitschaft und das ist für uns "Schmalbandschleicher" gut
Benutzeravatar
acculeer
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 15
Registriert: 04.11.2005 13:01
Wohnort: 90469 Nürnberg

Beitragvon M0rGu3 » 15.11.2005 15:23

Das stimmt durchaus.
Hoffentlich beweisen dann aber auch mal andere Anbieter den Mut.(zB Arcor)
Und wenn die T-Com nicht irgendwie gezwungen wird, dann wird sie auch bei uns auf dem Dorf mit 15 Interessenten NIE irgendwas anbieten. Vielleicht DSLlight, wenn dann der Rest mit DSL100000 oder so surft.
Übrigens wollten gestern wieder Leute der T-Com supergünstige Tarife anbieten. Als ich erklärt hatte, dass es bei uns wegen der Dummheit der Technik-Mitarbeiter (irgendwo ist es so, die sollten schonmal was von Repeatern gehört haben) kein DSL verfügbar ist, kam sie mir mit "preiswerten" Dial-Up-Tarifen von 1,39Cent/min. Natürlich auch nur 5,99Cent Einwahl...
Eure Mitarbeit ist gefragt!
Benutzeravatar
M0rGu3
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 1788
Registriert: 26.10.2005 18:18
Wohnort: 99192 Erfurt-Molsdorf

Beitragvon essig » 15.11.2005 15:27

das mit den resellern stimmt. kann man hier getrost außen vor lassen. die verkaufen tcom produkte so oder so - mit oder ohne investitionsschutz.

das die entscheidung legitim ist, sehe ich auch so. nur halte ich sie trotzdem für sehr gewagt. es wird nun nur noch darum gehen, wer genügend kapital hat um die ballungsräume am schnellsten mit neuen technologien auszubauen. ich unterstelle mal, dass dies am häufigsten die tcom sein wird. da diese nun dort "investitionsschutz" haben wird, ist damit die geschichte erledigt. ich meine was soll dann passieren?

ich denke hiermit ist der run auf die großstädte eröffnet weil sich jeder sein "gebiet" sichern will. was dann aus dem rest wird bleibt offen.

in großstädten wird es wohl so sein, dass trotz investitionsschutz mehrere anbieter ausbauen und eine art wettbewerb entsteht. in kleineren städten oder gar dörfern wird wenn überhaupt einer ausbauen und dass kann man nun nicht wettbewerbsfördern nennen.
H E L F E N | I N H A L T

GETEILT.DE - WIE GEHT ES WEITER?
Benutzeravatar
essig
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 7348
Registriert: 26.10.2005 08:00
Wohnort: 99869 Mühlberg

Beitragvon acculeer » 15.11.2005 22:20

Der Wettbewerb in den grossen Städten ist (unter anderem auch dank der Reseller) schon längst da. Wer in diesen schon ausgebauten Gebieten noch Kapazitäten schafft, kann nur noch über den Preis an die Kunden kommen. Der Vorteil, mit überschaubaren Mitteln relativ viele Kunden zu zu erreichen, relativiert sich also langsam. Der Investor muss also auch dort eine längere Zeit einplanen, um in die Gewinnzone zu kommen.
Es müssen also zwangsweise "Ausweichplätze"gesucht werden. Da kommen dann natürlich zuerst die "Glasfaseropfer" in grossen Städten zum Zuge (leider nachvollziehbar), aber irgendwann müssen die Anbieter erkennen, dass auch auf dem Dorf ein Euro zu holen ist.
Benutzeravatar
acculeer
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 15
Registriert: 04.11.2005 13:01
Wohnort: 90469 Nürnberg

Beitragvon essig » 15.11.2005 22:56

aber irgendwann müssen die Anbieter erkennen, dass auch auf dem Dorf ein Euro zu holen ist.


hoffentlich hast du recht ;) wenn dieser investitionsschutz für "jedermann" gelten würde dann würde es leichter fallen bürgernetze aufzubauen. hier könnte man dem ganzen durchaus was positives abgewinnen.

wie würde das denn laufen? nehmen wir an man gründet einen verein und der eigenen ort versorgt sich selbst per richtfunk/festverbindung und verteilt es per wlan. würde doch der definition im koalitionsvertrag entsprechen oder? dürfte dann die telekom nach einer dämpfungsgrenzenerhöhung DSL anbieten?

leider bin ich sicher, dass es genau für solche fälle sonderklauseln geben wird...
H E L F E N | I N H A L T

GETEILT.DE - WIE GEHT ES WEITER?
Benutzeravatar
essig
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 7348
Registriert: 26.10.2005 08:00
Wohnort: 99869 Mühlberg

Beitragvon acculeer » 16.11.2005 12:05

Genau so ist es. Der Bürgerverein bekommt Investitionsschutz und die t-com ist aussen vor. Habe irgendwo von einem Bürgernetz in NRW gelesen, da hat nach Aufbau die t-com "plötzlich" DSL angeboten (was vorher angeblich nicht möglich war). So etwas darf nicht wieder vorkommen. Hoffe, dass die Vorhaben der neuen Regierung in diese Richtung gehen
Benutzeravatar
acculeer
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 15
Registriert: 04.11.2005 13:01
Wohnort: 90469 Nürnberg

Beitragvon essig » 16.11.2005 12:26

ja von solchen fällen habe ich eben auch schon oft gehört. deshalb bin ich da (von natur aus) sehr skeptisch.

falls es aber trotz meiner skepsis, doch eine art investitionsschutz auch für bürgernetze geben würde dann würde sich für viele gemeinden ein völlig neues bild ergeben.

trotzdem glaube ich, dass der wettbewerb insgesamt gebremst wird.

wenn der arcor bodo gerade seinen bagger startet um loszulegen hat telekom teo bereits glasfaser durch die zufällig vielerorts bereits vorhandenen leerröhren geschossen. ist doch alles vorbereitet - geht ruck zuck. und dann zwei jahre investitionsschutz... da kann man sich zurücklehnen und die 50 mbit in aller ruhe an den mann/die frau bringen..
H E L F E N | I N H A L T

GETEILT.DE - WIE GEHT ES WEITER?
Benutzeravatar
essig
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 7348
Registriert: 26.10.2005 08:00
Wohnort: 99869 Mühlberg

Beitragvon akrstn » 18.11.2005 11:18

Ich würde mal nicht zuviel in die Aussage aus dem Koalitionsvertrag hineininterprtieren.

Die Rede ist doch nicht von Investitionsschutz sondern von Verzicht auf Regulierung. Für mich heißt das lediglich, dass ein Investor nicht gezwungen werden kann, seine Leitungen oder was auch immer den Wettbewerbern zu festgelegten Bedingungen zu überlassen.

Wenn die T-Com alos in einem Gebiet Glasfaser verlegt, so kann arcor durchaus im selben Gebiet Kupfer legen, nur arcor kann nicht die Nutzung der T-Com-Glasfaserleitung beanspruchen.

Die Situation alternativer Anbieter ist damit also kein bischen verbessert. Das Verfahren der Telekom, dort auszubauen, wo ein alternativer Anbieter sich engagiert wird also auch weiter greifen.

Für bedenklich halte ich diese Vereinbarung, wenn sie denn umgesetzt wird, vor allem deswegen, weil der Telekom damit die Entscheidung leicht gemacht wird ihre Expansion in den Ballungszentren mit neuer Technik zu betreiben und nicht in die Fläche zu gehen.
MfG
AKrstn

Alle sind gleich, nur manche sind schneller!
Benutzeravatar
akrstn
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 212
Registriert: 29.10.2005 16:45
Wohnort: 01445 Radebeul

Beitragvon essig » 18.11.2005 11:40

Die Rede ist doch nicht von Investitionsschutz sondern von Verzicht auf Regulierung. Für mich heißt das lediglich, dass ein Investor nicht gezwungen werden kann, seine Leitungen oder was auch immer den Wettbewerbern zu festgelegten Bedingungen zu überlassen.


im ergebnis kommt das doch nun aufs gleiche raus oder? wenn mir ein kabelnetz gehört und ich morgen nicht möchte das anbieter xxx es nutzt dann verzehnfache ich die nutzungsgebühr. anbieter xxx ist raus... übermorgen dann anbieter yyy. wie es mir eben passt. das hat nichts mit wettbewerb zu tun.

hinzu kommt noch, dass die verschiedenen anbieter unterschiedliche ausgangssituationen haben. stellt euch vor ein marathon: anbieter ttt ist schon vor stunden losgelaufen. alle anderen gerade erst jetzt. und kurz bevor ttt das ziel erreicht und die anderen erst losgelaufen sind wird festgelegt, dass der gewinner alles bekommt.

ich meine damit, dass die telekom in vielen städten natürlich rein zufällig bereits die nötigen leerröhren hat. glasfaser rein und fertig. die müssen nix baggern.

ich denke das sich langfristig die meisten übrigen anbieter aus den kabelgebundenen zugangsarten zurückziehen werden. würde ich zumindest so machen wenn ich einer wäre.
H E L F E N | I N H A L T

GETEILT.DE - WIE GEHT ES WEITER?
Benutzeravatar
essig
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 7348
Registriert: 26.10.2005 08:00
Wohnort: 99869 Mühlberg

Beitragvon akrstn » 18.11.2005 12:13

Hallo Essig,

ich wollte mit meiner Aussage darauf hinweisen, dass lediglich der Investionsgegenstand (das Kabel) geschützt wird, es anderen Anbietern jedoch erlaubt ist mit eigenen Investionen im selben Gebiet, mit welcher Technik auch immer tätig zu werden.

Hinsichtlich der GF-Leitungen der T-Com macht das keinen Unterschied. Aber für den lokalen Kabelnetzbetreiber, der sein Fernsehkabel für ein neues Geschäftsfeld entdeckt hat und damit vielen DSL-losen hilft ist es schon ein Unterschied. Muss er doch fürchten, dass er erst investiert und anschließend feststellen muss, dass er eigentlich nicht mehr gemacht als die Telekom lokal zu beschleunigen. Für seine Investition gibt es lt. Aussage Koalitionsvertrag keinen Schutz.
MfG
AKrstn

Alle sind gleich, nur manche sind schneller!
Benutzeravatar
akrstn
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 212
Registriert: 29.10.2005 16:45
Wohnort: 01445 Radebeul

Beitragvon essig » 18.11.2005 12:27

verstehe. das macht das ganze ja noch schlimmer. wenn es so durch kommt kann man das schon als clever bezeichnen.

es gibt schon einige, die mit dem gedanken gespielt haben ein bürgernetz aufzubauen, sich jedoch nicht trauten weil sie befürchteten, dass eine woche nach fertigstellung aus unerklärlichen gründen dsl möglich ist und alle zeit und geld verloren sind. an diesem zustand wird sich nun also auch nichts ändern. na okay. das hätte ja auch den markt verändert und das darf ja nicht sein ; )

was glaubst du, wie sich der markt durch diese vereinbarung (so sie denn komme) verändern wird?
H E L F E N | I N H A L T

GETEILT.DE - WIE GEHT ES WEITER?
Benutzeravatar
essig
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 7348
Registriert: 26.10.2005 08:00
Wohnort: 99869 Mühlberg

Beitragvon akrstn » 18.11.2005 13:11

Eigentlich bin ich vor allem erschüttert darüber, dass es der Telekom gelungen ist, diesen Passus in die Koalitionsvereinbarung zu bringen. Zeigt es doch, wie sehr politische Entscheidungen in Deutschland von den Unternehmen geprägt werden.
Wenn ich davon ausgehe, dass es die T-Com doch einige Mühe gekostet hat, so erwarte ich eigentlich, dass sie den gewonnen Spielraum nutzen wird so weit es geht. Sie wird also schnellstens in den Großstädten das Glasfasernetz ausbauen und mit entsprechenden Angeboten Kunden zurückgewinnen wollen.
Man will immerhin 3 Mrd. investieren. Das macht ein Unternehmen nur, wenn es sich entsprechende Gewinne erhofft. Und sie wird damit garantiert erfolg haben. Multimedia-Flat klingt doch verführerrisch. Es dürfte der T-Com also so durchaus gelingen verlorenen Boden zurückzugewinnen und damit ihre Vormachtstellung auszubauen.

Allerdings sehe ich auch, dass dies zu Lasten der anderen Regionen gehen wird. Auch ein Monopolist hat keine unbegrenzte Kapitaldecke. Das Interesse der Telekom an den bisher benachteiligten Gebieten wird sich darauf beschränken "feindliche Übergriffe" abzuwehren. Das Ergebnis dürfte ein tiefer werdender digitaler Graben werden. Wobei ich davon ausgehe, dass die alternativen Anbieter durch diese Maßnahme eher weniger werden.

Gefahr kommt für die Telekom eigentlich nur aus dem Bereich der Kabelnetzbetreiber (den größten hat sie ja zum Glück lange genug selber kurz gehalten) und der Mobilfunkanbieter, wenn sich UMTS so entwickelt wie erwartet.

P.S. Klingt das nicht verrückt: Die T-Com baut in den Großstädten Glasfasernetze für schnelle Datenverbindungen und erklärt in den kleinen Städten, dass DSL über Glasfaser nicht möglich ist?
MfG
AKrstn

Alle sind gleich, nur manche sind schneller!
Benutzeravatar
akrstn
Mitstreiter
Mitstreiter
 
Beiträge: 212
Registriert: 29.10.2005 16:45
Wohnort: 01445 Radebeul


Zurück zu Sonstiges

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste