Telekom-DSL-Drossel: Zurück in die Internetsteinzeit?
Verbraucher machen mobil!
Die von der Telekom in Neuverträgen demnächst enthaltene Drosselung der DSL-Anschlüsse stößt beim Bundesverband Initiative gegen digitale Spaltung -geteilt.de- e. V. auf harsche Kritik. "Dies ist nichts anderes als ein Rückfall in die Internet-Steinzeit, als Nutzer Zeit- und Volumenzähler beim Surfen stets im Blick behalten mussten.", meint Bernd Rudolph, 2. Vorsitzender des Verbandes.
Das Internet ist heute als zur Meinungsbildung relevantes Medium im Sinne der im Grundgesetz festgelegten Informationsfreiheit anerkannt. Das bedeutet aber, dass es keine Einschränkungen der Nutzung geben darf und Anschlüsse bezahlbar bleiben müssen. Beidem steht die Telekom-Drossel entgegen. Rudolph: "Niemand würde auf die Idee kommen, Rundfunk und Fernsehen oder gar die Tageszeitung im Umfang einzuschränken und beim Überschreiten willkürlich festgesetzter Grenzen zusätzliche Gebühren verlangen. Genauso absurd aber erscheinen die Pläne der Telekom."
Die Argumentation des Konzerns ist wenig überzeugend. Eine drohende Überlastung des Backbones kann nicht der wahre Grund sein. "Damit wäre zu jedem Monatsersten, wenn niemand gedrosselt wird, die Lastspitze am größten. Wie die Drosselung also regulierend wirken soll, erschließt sich nicht.", meint Rudolph und verweist auf verschiedene Stellungnahmen (u. a. von Netzpolitik.org), die von erheblichen Kapazitätsreserven im Backbone-Netz sprechen.
Der tatsächliche Grund für die faktische Abschaffung der Flatrate ist also offenbar ein anderer. Er lautet schlicht: Gewinnmaximierung. Bei der Initiative gegen digitale Spaltung -geteilt.de- befürchtet man deshalb, dass es sich um einen Versuchsballon handelt. Rudolph: "Man geht erstmal hoch ran. 75 GB im Monat liegen ziemlich weit über dem aktuellen Durchschnittsverbrauch. Deshalb hofft man auf wenig Widerstand. Später wird das Inklusiv-Volumen dann weiter gesenkt. Und andere Anbieter werden nachziehen. Wer das für Verschwörungstheorien hält, sollte sich den Mobilfunk anschauen. Da lief exakt das gleiche Szenario ab."
Besonders bitter stößt die Aktivisten von -geteilt.de- auf, dass mit der Ausnahme der konzerneigenen Dienste aus der Drossel Grundprinzipien der Netzneutralität verletzt werden. Deshalb sieht man die Politik in der Pflicht, gegen solche verbraucherunfreundlichen Auswüchse aktiv zu werden.
Der Bundesverband unterstützt selbstverständlich sämtliche gegen die Drossel laufende Verbraucherinitiativen und Online-Petitionen. Rudolph: "Jeder, der sich gegen diesen Rückfall in längst überwunden geglaubte Beschränkungen wehrt, kann sich unserer Unterstützung sicher sein. Aber wir wollen mehr: Kein Internetzugang, ob mobil oder im Festnetz, darf eingeschränkt werden. Das Internet muss frei sein! Damit dies gelingt, bedarf es des Engagements eines Jeden!"