slash01 hat geschrieben:Weiter wäre zu beachten, wie niele Mietparteien es in Deinem Haus gibt. Wenn wir rechnen KD bietet eine Bandbreite von z.B 100 MB/s und es wohnen zehn Parteien in Deinen Haus und alle woolen DSL, bleiben für alle10 MB/s.
Da es hier schon so lange unwidersprochen steht, kommentiere ich das mal:
Das ist natürlich absolut hanebüchener Blödsinn!Diese Aussage kommt gerne, wenn jemand den Begriff "shared media" nicht verstanden hat, dann wird einfach mal eben durch die Anzahl der Nutzer dividiert. Das ist aber mit "shared" nicht gemeint, sonst hieße es ja "divided media".
Richtig ist:
Ja, Internet über das TV-Kabel ist ein shared medium, d.h. daß sich alle Haushalte in einem Cluster die gesamt verfügbare Bandbreite "teilen". Das tun aber auch alle DSL-Kunden, die an demselben Outdoor-DSLAM bzw. derselben Vermittlungsstelle hängen, das ganze Internet ist ein shared medium!
Diese insgesamt verfügbare Bandbreite beträgt im TV-Kabel aber eben nicht 100 MBit/s, sondern schlappe 2 Gigabit/s (Theoretisch auch mehr, weil die analogen Sender Bandbreite wegnehmen, die man ebenfalls nutzen könnte. Die digitalen Sender tun das natürlich auch, aber erstens nicht so viel und zweitens sollen die ja auch nicht abgeschaltet werden, die analogen hingegen schon.).
Für den tatsächlich erreichbaren Durchsatz ist nun relevant, wieviele Internet-Kunden es im selben Cluster gibt und welche Bandbreiten die gebucht haben. Den Aspekt, ob die die Leitung überhaupt ausreizen, vernachlässigen wir zuerst einmal.
Die 2 Gigabit/s für den Cluster würden reichen, um 16 Benutzern eine uneingeschränkte 128 MBit/s-Leitung zur Verfügung zu stellen oder 20,48 Kunden eine 100er oder 32 eine 64er, 64 eine 32er oder 128 eine 16er, dabei ist es wumpe, ob diese Kunden in derselben Straße oder im selben Wohnsilo wohnen, im Prinzip könnte sich auch ein einziger Kunde in derselben Wohnung 16 128Mbit/s-Leitungen bestellen und er könnte die voll ausreizen, solange es keine weiteren Kunden im selben Cluster gibt!
So, berauschend klingt das ja noch nicht, 16 Kunden wären ja eher wenig. Nun ist es aber eben einfach so, daß in einem Cluster bei weitem nicht jeder Kabel-Internet nutzt und wenn, dann auch nicht unbedingt jeder das Maximalpaket. Das bedeutet, es sind irgendwo zwischen 16 und 128 Kunden im Cluster nötig, damit die Geschwindigkeit auch nur ein einziges kiloBit/s einsackt. Ein Cluster ist üblicherweise bis zu 1000 Haushalte groß, d.h. wenn es der Kabelnetzbetreiber schafft, jedem 8. Haushalt Kabel-Internet zu verkaufen, dann kann jeder davon noch 16 MBit/s "genießen".
Und: So ein Cluster kann auch geteilt werden, so daß danach 2 Cluster mit jeweils 2 GBit/s nur noch jeweils 500 Haushalte oder 4 Cluster a 2 GBit/s noch 250 Haushalte versorgen ... mit dementsprechend höheren möglichen Geschwindigkeiten per Haushalt oder entsprechend mehr Internet-Kunden.
Und jetzt kommen wir noch auf die Auslastung zurück: Es kommt praktisch nie vor, daß alle Kunden zur selben Zeit die Leitung voll auslasten, so daß auch bei deutlich mehr Kunden durchaus noch die gebuchte Bandbreite ankommt, wenn diese sie abrufen. Dieser Faktor wird von den Netzbetreibern mit einbezogen und zwar bei DSL ganz genauso: Auch bei DSL und T-Offline wird um über 40% "überbucht", d.h. mehr Kunden angeschlossen, als vom reinen Teilerverhältnis her an der Anbindung der Vermittlungsstelle/des DSLAMs gleichzeitig die volle Bandbreite nutzen können. Ja, auch DSL ist spätestens ab der VSt. ein shared medium!
Faktisch gibt es bzgl. shared medium also nur den einen Unterschied: Bei Kabel-Internet ist das Medium vom Kunden an shared, d.h. theoretisch könnte ein Kunde mittels modifiziertem Modem am Ende der Straße den Traffic abfangen, der für einen anderen Kunden am anderen Ende der Straße bestimmt ist! Das ist auch der Grund dafür, daß die KNB nur ihre eigene Hardware ins Netz lassen und kein auf dem freien Markt gekauftes Kabel-Modem! Bei DSL ist das Medium erst ab dem DSLAM/der VSt shared, d.h. auf der einzelnen Leitung kommt nur das durch, was auch für diesen Kunden bestimmt ist, aber ab dem DSLAM mischt sich das trotzdem alles.
Und zu Kabel-Internet-Horrorstories von nur 2 MBit/s obwohl 16 MBit/s gebucht sind, weil der KNB mit dem Teilen von Clustern nicht nachkommt, gibt es eben auch entsprechende Gegenstücke, nämlich DSLAMs, die nur mit 155 MBit/s angebunden sind, also nicht einmal 10 Kunden mit DSL16000 versorgen könnten oder eben ~14 bei vorgesehener Überbuchung ...
Hinzu kommt noch, daß sich DSL-Leitungen gegenseitig stören, je höher die Beschaltungsdichte (Also je mehr Doppeladern in einem Kabel DSL-Signale führen), desto mehr. D.h. in gewisser Weise ist eben auch bei DSL die Leitung bis zum Kunden "shared", nur daß hier eben keine fremden Datenpakete mit durch die Leitung fließen, sondern Abstrahlungen die Leitungen gegenseitig stören.
Heißt also zusammengefaßt:1. Nur weil Du bei DSL eine Syncgeschwindigkeit siehst, heißt das noch lange nicht, daß Du auch eine genauso breite Spur durch das gesamte Internet zum gewünschten Server für Dich hast. T-Offline-Kunden können ein Lied davon singen, wenn sie sich gerne Youtube-Videos ansehen, die Anbindung von T-Offline an den Backbone von Cogent ist nämlich grausam. -> Internet ist immer ein shared medium.
2. Daß Kabel-Internet bis zum Kunden ein shared-medium ist, während DSL es erst ab dem DSLAM ist, heißt nicht, daß sich alle Kunden die von ihnen gebuchte Bandbreite teilen. Sie teilen sich vielmehr die Bandbreite, die im Cluster insgesamt zur Verfügung steht und die ist um ein Vielfaches höher als das, was ein einzelner Kunde buchen kann, ganz genau so wie bei Kunden am selben DSLAM.