Mdb Michael Hartmann (SPD) WK Mainz

Schreiben an die Verantwortlichen

Mdb Michael Hartmann (SPD) WK Mainz

Beitragvon Jule » 27.03.2007 22:23

Hallo Michael,

da es scheint, daß meine Mail vom Februar wohl untergegangen zu sein scheint und ich immer noch auf Antwort warte .. hier ein neues Statement. Denn .. jetzt erst recht ! Schließlich kennt man sich persönlich, auch wenn man sich nicht daran erinnert. Deshalb hoffe ich, daß meine Mail dieses Mal durchdringt.

Ich darf als erstes Herrn Obermann von der Telekom zitieren:

Eines vorweg: Kritik ist stets willkommen und sei sie noch so kontrovers.

Ist es Mode sich über die T-Com lustig zu machen? Ich denke weniger, denn auch in dieser Firma gibt es Höhen und Tiefen, wie sie jedem Betrieb dieser Größe zustehen.

Zitat: Uns geht es darum, dass der Konzern wieder erfolgreich ist. Wir müssen dem negativen Markttrend etwas entgegen setzen, wenn wir nicht eines Tages ohne Kunden dastehen wollen.

Dann müßte man allerdings den Markttrend erkennen, der auch ländliche Gebiete nicht vom allgemeinen Standard der Großstädte und Ballungszentren ausschließt. Die sogenannte Kundenfreundlichkeit, die mir am Telefon sagte: "Seien Sie doch froh, daß sie überhaupt DSL haben", schließen wir hier einmal aus.

Ich sitze hier mehrere Stunden nach Arbeitsschluß an meinem Rechner, weil ich mit der Gesamtsituation und den Aussagen, die ich von der T-Com bis dato noch nicht bekommen habe unzufrieden bin und kämpfe für DSL im Highspeedbereich. In unserem Ort, das am digitalen Randgraben sitzt, haben mehr Leute das Bedürfnis, sich jetzt auf schnelleren Pfaden zu bewegen und das nicht erst in ein paar Jahren. Durch diesen Aspekt entstehen schulische, berufliche, wirtschaftliche und natürlich private Nachteile.

Natürlich stört das niemand, der selbst in einer Hauptstadt sitzt, sich nicht im direkten Wahlkampf befindet und sich nicht vorstellen kann, wie es ist, wenn man Stunden braucht um seiner Arbeit nachzugehen, Mails abzurufen, die Leitung zusammenbricht .. aber

Zitat: Also bekennen wir uns zur Situation und tun unser Bestes, um die vordringlichsten Themen schnell zu verbessern und zugleich die strukturellen Defizite anzugehen.

Das Beste wird angeblich schon seit Jahren getan, denn mein Wohnort 55437 Ockenheim ist das klassische Reichweitenopfer, um das sich nicht gekümmert wird und sporadische Versprechungen für Unmut sorgen. Ungünstige Kabellänge, ungünstiger Kabelquerschnitt, ungünstige Kabelführung sorgen für eine zu hohe Dämpfung, ich fühle mich schon selbst wie ein Techniker, der sich einliest in Probleme. Wir gelten als grundsätzlich versorgt, obwohl man mit der wohl ungüstigsten DSL Variante vorlieb nehmen muß.

Ich erwarte keine Wunder, sondern Aktivität dieser Firma, aber auch ein gewisses Pensum der Politiker, die uns durch angeblich zukünftige Flächenabdeckung in jeder Planung vergißt. Wir sind Deutschland, wohl aber nicht in diesem Fall, der spaltet.

Deshalb nun an dich meine Frage: Wann wird endlich DSL für uns in der richtigen Form, wie wir sie benötigen, verfügbar?

Ich bedanke mich bereits im Vorfeld für deine Stellungnahme und mache dich abschließend darauf aufmerksam, dass ich diesen Brief und deine Antwort auf den Internetseiten der „Initiative gegen digitale Spaltung“ – http://www.geteilt.de veröffentlichen werde. Solltest du mit der Veröffentlichung deiner Antwort nicht einverstanden sein, dann teile mir dies bitte mit und ich vermerke dies. Keine Antwort wird natürlich ebenso veröffentlicht.

Ich verbleibe

mit lieben Grüssen to good old Wackernheim/Berlin

Uschi Sengutta
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Beitragvon Jule » 02.04.2007 15:57

Liebe Uschi,

zunächst einmal möchte ich mich ausdrücklich dafür entschuldigen, dass
ich Deine Anfrage vom 10. Februar erst heute beantworte. Die Verzögerung
ist der Tatsache geschuldet, dass ich mit meinen Verpflichtungen
momentan zeitlich völlig ausgelastet bin.
dazu kommt, dass sich Recherchen im Umfeld der Telekom, wie Du
sicherlich am eigenen Leib erfahren hast, höchst langwierig gestalten.

Deine Verärgerung über die unzureichende DSL-Versorgung in Ockenheim
kann ich sehr gut nachvollziehen. Aus gemachter Erfahrung muss ich Dir
aber leider mitteilen, dass selbst ein Bundestagsabgeordneter hier
keinerlei Einflussmöglichkeiten hat.

Im vergangen Jahr habe ich viel Zeit und Mühe darauf verwendet, einen
DSL Anschluss für ein Neubaugebiet meines Heimatdorfes Wackernheim zu
befördern. Dort gab und gibt es bis heute leider noch keinerlei
DSL-Anschluss sondern lediglich ISDN, was für Internetnutzer eine harte
Geduldsprobe bedeutet. In diesem Zusammenhang habe ich mich auch an den
Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom, Kai Uwe Ricke, gewandt und
mich für eine Versorgung aller Bürger mit Breitbandverbindungen eingesetzt.

Im Rahmen meiner Recherchen habe ich damals folgende Tatsachen zur
Kenntnis nehmen müssen, die so auch heute noch Bestand haben:

1) Es gibt kein staatlich garantiertes Recht auf eine schnelle
Internetverbindung. Die Telekom ist lediglich verpflichtet, eine
Grundversorgung der Bevölkerung mit Telefonverbindungen sicherzustellen,
eine Pflicht zur Versorgung mit Breitbandverbindungen besteht dagegen nicht.

Die Versorgung eines Ortes mit einer schnellen DSL-Verbindung ist
demnach ähnlich zu betrachten wie andere infrastrukturelle
Standortfaktoren. (nicht jeder Ort verfügt z.B. über einen
Autobahnanschluss oder ein Postamt)

2)Selbst, wenn ein Gebiet mit der neuesten Kabelgeneration
ausgestattet ist, wie es zum Beispiel in den meisten Neubaugebieten der
Fall ist, bedeutet das noch nicht automatisch, dass eine schnelle
DSL-Verbindung möglich ist. Ursächlich hierfür ist in der Regel eine zu
weit entfernt liegende Vermittlungsstelle. Wenn die Strecke von der
Vermittlungsstelle bis zu einem bestimmten Hausanschluss zu lang ist,
kann keine ausreichende Verbindung hergestellt werden. (hier kann es
sogar vorkommen dass in der gleichen Straße ein Anwohner die schnelle
Verbindung noch hat, während sie beim Nachbar nicht mehr möglich ist.)

3)um eine schnelle DSL-Verbindung in alle Teile der Bundesrepublik zu
gewährleisten, wäre der Bau von vielen neuen Vermittlungsstellen nötig,
was eine gewaltige Investitionssumme bedeutete. Hier geht die Telekom
ganz überwiegend nach Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit vor, d.h.
weit abgelegene Ortschaften oder Ortsteile mit verhältnismäßig wenigen
Einwohnern werden von der Telekom derzeit nicht bedient, da die
erforderliche Investition den zu erwartenden Gewinn um ein Vielfaches
übersteigt.

4)Für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger bleiben in der Regel nur
folgende Möglichkeiten:
- Sie beantragen DSL via Satellit (bei der Telekom). Dies ist allerdings
auch nicht in allen Gegenden möglich.
- Sie versuchen über einen anderen Anbieter DSL per Funk oder Kabel
(Fernsehkabel oder Steckdose) zu bekommen.
- aktuell könnte auch die Möglichkeit über eine UMTS-Handyverbindung
einen ähnlichen schnellen Internetzugang zu erreichen eine Alternative
sein. Die Preise hierfür, in der Vergangenheit kaum bezahlbar, sind ganz
aktuell stark gefallen und mit denen einer DSL-Verbindung durchaus
vergleichbar. Auch ist UMTS fast überall in Deutschland verfügbar.


Liebe Uschi,
ich weiß, dass diese Auskünfte für Dich sicher unbefriedigend sind, sehe
aber für mich hier keinerlei weitere Handlungsoptionen. Ich wünschte,
ich könnte Dir einen besseren Bescheid geben. Einer Veröffentlichung meiner Antwort stimme ich zu.


Herzliche Grüße
Michael Hartmann



Wahlkreisbüro Michael Hartmann, MdB
Stellvertretender Innenpolitischer
Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
Adolf-Kolping-Straße 2
55116 Mainz
Tel: 06131-xxxxxxx
Fax: 06131-xxxxxxx
michael.hartmann @ wk.bundestag.de
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Beitragvon essig » 02.04.2007 18:28

erstmal ist es natürlich sehr positiv, dass herr Hartmann geantwortet hat und man hat sogar den eindruck, dass er sich selbst um die sache gekümmert hat und die antwort selbst geschrieben hat (was eher selten ist).

ich weiß, dass diese Auskünfte für Dich sicher unbefriedigend sind, sehe aber für mich hier keinerlei weitere Handlungsoptionen.

wie bitte? herr Hartmann hat den istzustand zwar recht gut umschrieben aber wohl vergessen, dass er als politiker genau dazu dient diesen istzustand insofern mangelhaft zu verbessern. wir haben keine handlungsoptionen und deshalb wenden wir uns ja an ihn da nur er diese hat.

der vergleich kein breitband mit kein autobahnanschluss ist kein argument gegen "breitband für alle" sondern ein argument dafür. niemand hat und will ein kraftwerk, wasserwerk, mülldeponie, autobahn direkt vor der haustür aber jeder hat einen vergleichbar guten zugang zu vergleichbaren preisen und bei breitband ist dies eben völlig anders.

im vergleich zu breitband kann jeder autobahnen nutzen. jeder kann diese sogar in der gleichen geschwindigkeit nutzen. jedem steht ein gut ausgebauter zugangsweg zur verfügung mit dem man autobahnen in weniger als einer stunde erreichen kann. diese zugangswege sind für jeden in gleichen geschwindigkeiten (50, 100) nutzbar. im prinzip kann jeder jeden ort bei gleicher entfernung zu ähnlichen bedingungen erreichen.

bei wasser und strom ist der vergleich mit breitband noch extremer. ich habe keinen brunnen, keine wassertanks, keine stromgenerator, kein plumsklo, keine müllhaufen denn fast jeder haushalt wird zu ähnlichen preisen ver- und entsorgt und das ist auch alles gut so.

man kann nur immer wieder deutlich machen, dass zwischen breitband und schmalband ein 1000 facher leistungsunterschied bei höheren kosten liegt. niemand erwartet 50 mbit für jeden aber der staat sollte endlich seiner funktion gerecht werden und für eine gerechte versorgung sorgen.

stattdessen erklärt man einigen millionen betroffenen aus dem bauch heraus: "Wenn die Strecke von der Vermittlungsstelle bis zu einem bestimmten Hausanschluss zu lang ist, kann keine ausreichende Verbindung hergestellt werden". keiner würde sich stattdessen trauen einigen millionen zu schreiben "Wenn die Strecke vom Wasserwerk bis zu einem bestimmten Hausanschluss zu lang ist, kann keine ausreichende Wasserversorgung hergestellt werden" sowas kann man mal in extremen härtefällen hinnehmen aber doch nicht millionenfach.

würde man strom- und wasserversorgung auch ungeregelt dem wettbewerb überlassen dann hätten dies viele hier auch nicht. warum gibt es denn eine unendliche vielzahl von breitbandinitiativen und keine autobahnanschlussinitiativen, wasserversorgungsinitiativen, stromversorgungsinitiativen?

zum schluss trotzdem nochmal danke an herrn Hartmann, dass er überhaupt geantwortet hat. jule wirst du auf sein schreiben reagieren?
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