von PoetCic » 07.12.2009 04:23
Was denn nun? Hälst du die eine von zig grafischen Darstellungen für missverständlich? Oder hältst du die Daten für falsch?
Wenn ich die Interpretation (komplett eingefärbt = komplett so viele Kerntechniken verfügbar) für zwingend ansähe, wäre der BBA nicht im Widerspruch zu der Pressemeldung, sondern erstmal im Widerspruch zu sich selbst.
Klar kann man das missverständlich finden. Und "das ist völlig blödsinnig dargestellt" und "die Anzahl der Kerntechniken ist doch völlig uninteressant" fände ich berechtigt. Nur hat das vor deinem letzten Posting keiner so dargestellt. "Behauptet falsche Daten" - das ist einfach durch dieses Beispiel nicht belegt. So habe ich das Ursprungsposting aber verstanden. Und ich glaube, jeder uneingeweihte Erstleser läse das ähnlich.
Was das mit der Anzahl der unterstützten Kerntechniken soll, weiß ich auch nicht. Vielleicht wissen's die im Wirtschaftsministerium. Hey, ich weiß auch nicht, warum man WLAN-Hotspots je im BBA geführt hat. Oder warum man ursprünglich sogar digitales Radio im BBA dargestellt hat. (Ehrlich wahr: Nicht für Internet, nein, für Radio. Also nicht DMB, sondern richtig DAB. Aber DVBH ist heute nicht drin.) Kann sich von mir aus drüber aufregen, wer will. Aber wozu soll es gut sein, dem BBA Zahlen zu unterstellen, die nicht drinstehen, um dann laut "FALSCH!" zu rufen? Und wenn ich dann rufe "nein, stimmt gar nicht", zu entgegnen "der BBA ist aber trotzdem blöd, weil...".
Mir geht es nicht um den BBA, mir geht es um die eine konkrete Aussage im Ausgangsposting, dass zwischen in der Presse verlautbarten Fakten und der Darstellung des BBA ein Widerspruch bestehe. Aussagen dieser Art gibt es hier in den Foren zuhauf. Und immer, immer wenn ich nachsehe, hat sich herausgestellt, dass sie nicht stimmen.
Nicht, dass man nicht hätte dicke Fehler entdecken und berichten können. Vielleicht gab's auch welche. Doch der größte Teil scheint Unsinn zu sein, denn ich glaube nicht, dass ich ausgerechnet zufällig immer die Falschmeldungen erwische.
Auch so ein Kritikpunkt: Um sowas überhaupt zu überprüfen, braucht man bei der Benutzerführung des Atlas ja schon ewig. Der direkte Link im Posting macht es da schon viel einfacher. Ich schätze, den hat bru62 eingefügt, weil es wirklich Benutzer gibt, die das sonst nicht finden bei der Benutzerführung.
Doch die Beschwerde habe ich hier noch nie gelesen. Dabei kann das so schwer ja nicht sein. Zugegeben, bei einem Ministerium, das nicht einmal den Schattenwurf in seinem Online-Logo richtig hinbekommt, kann man nicht so viel erwarten.
Und da frage ich mich, welchen Interessen denn das dienen soll: Falsche Daten zu unterstellen, statt fundierte Kritik zu üben. Es ist ja nicht so, dass der BBA das Problem als gelöst darstellt: Die relativen Zahlen sehen zwar hoch aus, aber das sahen sie schon zum Start des Atlas, da lagen sie glaube ich bei 92% DSL oder so. Aber wenn man das als Karte ausdruckt (und das liefert der Atlas ja) dann hat man eine sehr helle Deutschlandkarte.
Die meisten haben also zwar fein Breitband, aber große Flächen haben keins, und das heißt, dass die auch nicht leicht an welches drankommen. (Wenn in der Stadt mein Nachbar das hat und ich nicht, ist das kein Problem. Wenn der Abstand zum nächsten Anschluss mehrere Kilometer ist, ist das ein Problem.)
Es sind vielleicht wenige, aber sie sind nicht einfach schlechter dran, sondern abgehängt. Eine Art Bandbreiten-Prekariat. ("Prekariat" hat sich ja schon fast zum Schimpfwort gewandelt, in dem Sinne will ich es weder hier noch sonst gebrauchen. Es ist einfach so, dass sie "abgehängt" sind, so, wie das für eine breite Schicht von Langzeitarbeitslosen auch in der Studie festgestellt wurde, die diesen Prekariats-Begriff populär gemacht hat. Ob die damit recht hatte, weiß ich nicht, aber dass der Breitbandatlas sowas bezüglich Breitband-Internet nahelegt, das sieht man doch.)
Und wenn die Initiative verlautbart, dass die Kluft größer wird, dann wird sie das eben nicht, weil mehr weiße Flecken entstehen, sondern weil diese Flecken nicht klein genug sind.
Wenn ich politische Entscheidungen unterstützen wollte, würde ich den BBA in Zukunft ein Konzentrationsmaß für die Breitbandverteilung ausweisen lassen. (Mehrere Konzentrationsmaße wohl eher) Das wäre sinnvoller als eine hinterherhinkende und auf tönernen Datenfüßen stehende (und arschteure) Darstellung auf Ortsteilebene. Wir könnten ja mal ganz einfach anfangen mit einer Lorenz-Kurve (Bandbreite/Haushalte). Das geben die Daten ganz offensichtlich her. Und das "die Kluft wird größer" äußert sich durch eine steigende Konzentration. (Oh ja, so schnell kann man die Fläche gar nicht decken, bei all der Bandbreitensteigerung in den Ballungsgebieten.)
Das Blöde (für die Politiker) an so einem Konzentrationsmaß ist natürlich, dass sie eine Kluft messbar macht, und dass sie die auch international vergleichbar macht, wenn andere Regierungen auch so einen Wert ausweisen. Und so ein Wert ist auch schwieriger zu beeinflussen, weil Bandbreitenausbau in den Städten ihn verschlechtert - sprich, der technische Fortschritt würde die Politik unter Druck setzen. Vereinfacht gesagt: Flächendeckend 384 kbit in 2015 ist kein Funken gerechter als heute, wenn in den Städten 2 GBit vorherrschen und 2 MBit nötig sind, um seine Einommensteuererklärung online abgeben zu können.
Eine Initiative, deren Kritik meist inhaltlich falsch ist, wird auf taube Ohren stoßen. (Ob das hier so ist, weiß ich nicht, ich weiß ja nicht, was die Initiative so an Politiker schickt, bzw. habe das nicht überprüft. Aber die Kritik,die ich hier nachprüfe, lässt mein Interesse doch schnell schwinden.) Aber die Forderung danach, die Kluft messbar zu machen, die könnte man nicht so einfach abschmettern. (Hey, das könnte jeder gute Statistiker, den man an die Daten ranlässt, wenn man ihm das Datenmodell erklärt. Die Daten sind offensichtlich da. Ob sie stimmen, ist nicht offensichtlich, aber da sind sie.)
Vielleicht sollte man per Informationsfreiheits-Anfrage mal fragen, ob solch ein Maß schon berechnet wird, aber nicht veröffentlicht? Oder einem Abgeordneten raten, danach mal zu fragen. (Wo die Presse doch so eine große Nähe zu einzelnen Oppositionsparteien unterstellt.)
Und wo ich schon bei "Ernstnehmen" bin: Hier steht zwar groß "gemeinnützig" drüber, aber ich kann trotz emsiger Suche weder Vereinsregister noch Satzung noch Beitrittsmöglichkeit entdecken. Oder heißt "gemeinnützig" in diesem Fall nicht "gemeinnütziger Verein"? Ich dachte jetzt, die Initiative wird von Mitgliedern gemäß gemeinnütziger Satzung getragen.
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Ich bin nicht neugierig. Ich will es nur ganz, ganz genau wissen.