Schmalbandstory

Positionen, Ziele und Aktionen der Interessenvertretung Initiative gegen digitale Spaltung -geteilt.de- e. V.

Schmalbandstory

Beitragvon Powie » 08.03.2006 22:09

Die Schmalbandstory
Die Geschichte der digitalen Spaltung bei der Internetnutzung in Deutschland.

Wir schreiben das Jahr 2005. Der Virus DSL hat das ganze Land erfasst. Kein Telekommunikationsanbieter kann sich dagegen wehren Angebote auf den Markt zu werfen, will er im Geschäft bleiben. Der Preiskampf wütet, 9 €, 5 €, 3 €, jeder Preis ist recht, kann man damit nur den Kunden fangen. Grenzenloses surfen ist angesagt, Flatrate für alle…

...In meiner gemütlichen Wohnstube sitze ich am PC, mit einer Tasse Tee und schaue auf die Uhr. Es ist gleich 18 Uhr. Das Zeitfenster geht zu Ende. Ausloggen ist angesagt, einen anderen Provider suchen und dann neu einwählen. Mein Sohn kommt herein und fragt nach ob ich ihm einen neuen Treiber für seine Grafikkarte besorgen kann, ein Spiel möchte nicht funktionieren. Ich sehe nach: 32 MB. Sorry heute nicht! Ich muss ihn vertrösten. Wieder einmal wutentbrannt greife ich zum Telefon und rufe die Nummer an 0800...... "Hallo, ich wollte mal wieder nachfragen wegen DSL...". Stille. "...ja aber mit DSL über Satellit können auch sie...". Ich hasse diese Standardsprüche. Hat die Dame überhaupt Ahnung hiervon, sie verkauft ja sonst nur Standardprodukte zu 4,85 €...

Die Entstehung
Wir schreiben das Jahr 1999. Die Welt entdeckt das Internetfieber, auch Deutschland steckt sich an. So langsam verstehen die Leute was AOL eigentlich ist. Internetgebühren liegen hoch, bei mehreren DM pro Stunde. Jede Surfminute tut weh, aber die Neugier bringt die Menschen immer öfters dazu das Netz aufzusuchen, es wirbt mit Schlagwörtern wie "Homebanking", "Online Shopping". Computerspiele gehen Online und bringen Spieler virtuell zusammen. Das Netz muss billiger werden denn es ist das Massenmedium schlechthin. Die Politik sieht es als "unverzichtbar" an für das Deutschland von morgen. So lernen wir im Jahr 1999 ein neues Wort kennen: Flatrate. Angetrieben durch einen neuen Telekommunikationsanbieter entsteht die Idee den Kunden einen pauschalen Internetzugang zur Verfügung zu stellen. Für einen festen Betrag von 77 DM bekommt man pauschales Internet von 18 Uhr an Wochentagen, und das ganze Wochenende. Eine revolutionäre Idee, ganz neu und Interessant für die Nutzer. Verflucht und für Hexerei erklärt von Monopolisten. Doch die Idee wird realisiert, wird wahr, die Mobilcom Flatrate kommt. Und sie übersteigt alle Erwartungen, schon kurz nach Einführung sind Einwahlports belegt, ist die Bandbreite beschränkt. Mehr Menschen als geplant sind bereit 77 DM zu investieren für unbegrenztes Surfvergnügen. Es krieselt, Wartelisten entstehen, User sind verärgert. Die Monopolisten feiern, sollten sie Recht behalten? Aber der Revolutionär strengt sich an, er erweitert die Einwahlkapazitäten und baut in kürzester Zeit ein neues Hochgeschwindigkeitsnetz in Deutschland auf. Auch ich war gespannt auf den Abend an dem alles anders werden sollte. Ich hatte ebenfalls 77DM investiert und wollte eine saubere Leistung. Mit der Anschaltung des neuen Netzes beweißt Mobilcom Professionalität. Die Probleme sind verschwunden, das Netz rockt. Der Monopolist ist verärgert und hetzt die Anwälte los. Diese Revolution soll unterbunden werden.

Die Nachahmer
Mit der Einführung der ersten Flatrate von Mobilcom entsteht ein Boom des Produktes "Flatrate" in ungeahnten Formen. Nach der Teilzeitflatrate von Mobilcom offerieren die ersten Anbieter auch Angebote die 24/7 Internet anbieten. Der Markt boomt, es sind nicht nur die Internetsüchtigen die sich eine Flatrate wünschen und auch dafür bezahlen. Anfang des Jahres 2000 ist es dann vorbei mit dem Flatrate Angebot von Mobilcom. Die Flat wird eingestellt, die Gründe dafür sind vielschichtig: Klagen des Monopolisten, angebliche Überlastungen des Telefonnetzes, ungewünschte „Poweruser“. Doch in erster Linie sind es wohl die Kosten die das Produkt unkalkulierbar machen, oder besser gesagt, die es so kalkulierbar machen, das man auf jeden Fall die Verluste klar beziffern könnte, die entstehen wenn ein Benutzer das Angebot komplett nutzt. Denn alle Leitungen gehören einem Monopolisten und dieser lässt jede Minute die Kasse klingeln in der ein User verbunden ist, egal wie pauschal der Tarif auch ist. Doch es gab Nachahmer. So meldete auch ich mich Anfang 2000 bei surf1 an. Surf1 ist sicher vielen ISDN Usern ein Begriff, mit 129 DM Einrichtungsgebühr und 139DM monatlich war man dabei. Man erhielt eine Flatrate für ISDN und das grenzenlose Surfvergnügen. Mehr als das zehnfache bezahlten wir gegenüber den heutigen DSL Flatrate Tarifen. Wir waren dazu bereit und sicher wären wir es auch heute noch. Zu Surf1 gesellten sich weitere Anbieter, Internet Professionell, VipNet, ... Die Flatrate war das Produkt des Jahres 2000. Alle wollten eine anbieten.

Die Angreifer
Die Telekom mit Tochter T-Online, die bisher alle Flatrate Aktivitäten kritisch beobachtet hat, machte dann doch plötzlich Schlagzeilen, es verdichteten sich die Gerüchte das, der Monopolist im Telekommunikationsmarkt, ebenfalls eine ISDN Flatrate für alle Surfwilligen auf den Markt bringen wollte. Bisher hielt T-Online eine Flatrate nicht für realisierbar und argumentierte immer wieder mit einer Netzüberlastung durch Dauersurfer gegen die Einführung einer ISDN Flat. Die Gerüchte erzählten plötzlich von pauschalem Internet für unter 100 DM. Noch ehe aber das konkrete Produkt auf den Markt kam, konterten bereits andere Anbieter den T-Online Preis und warfen Flatrate Angebote unter die Kunden. Mit erscheinen des T-Online Produktes "Flatrate" traten Provider wie NGI auf die Bühne um zu konkurrieren. Der neue Pauschalpreis pendelte sich bei unter 80 DM ein. Ein Preis der unter der Schmerzgrenze derer lag die keine Telekom Tochter waren. Denn diese mussten immer noch Minutenpreise an den Netz-Monopolisten zahlen, volumenbasierte Zugriffe gibt es nicht. Die Flatrate für ISDN, von Anfang an eine Mischkalkulation, war schon zu dieser Zeit zum scheitern verurteilt. Und es kam wie es kommen musste, der Regulierer für Telekommunikation und Post trat auf den Tagesplan und setze sich zum Ziel auch für die anderen Provider eine echte finanzierbare Lösung bei der Telekom abzuverlangen.

Der Niedergang
Mit T-Online und seiner Flatrate, hatten es die kleinen Provider schwer, zu konkurrieren. Der Regulierer (RegTP) übte zwar Druck aus und versuchte die Telekom gerichtlich dazu zu zwingen ein entsprechendes Flatrate-taugliches Produkt zur Verfügung zu stellen, doch er war in Deutschland nicht so erfolgreich wie es Regulierer in anderen Ländern waren. Die Zeit spielte T-Online in die Hände. Nachdem Angebote wie surf1 bereits verschwunden waren, hielten auch die Mitbewerber mit dem 79 DM Angebot der Telekom nur sehr kurze Zeit mit. Einer nach dem anderen scheiterte an dem unkalkulierbaren Produkt "Flatrate", nahm das Produkt vom Markt, oder ging gar Pleite. Es war nicht überraschend das nur ein einziger überlebte, T-Online, und noch weniger überraschend kam die Mitteilung der Flatrate Einstellung, nachdem alle Konkurrenz vernichtet war. Nachdem meine T-Online Flatrate zwangsgewandelt wurde in einen Calltime 90 Tarif kündigte ich T-Online und ging Call by Call surfen. Stressig, aber die einzigste Alternative. Irgendwann hatte auch ich mich bei einem Gewinnspiel von AOL angemeldet, eine ISDN Flatrate wurde monatlich unter 1000 Usern verlost. Als ich dies schon fast vergessen hatte bekam ich irgendwann, unerwartet und überraschend einen E-Mail von AOL, hatte mich doch glatt das Los getroffen, ich war glücklich, ich hatte endlich wieder einen Pauschaltarif. Doch die Freude über das neuerlich gewonnene Surfvergnügen sollte nicht lange anhalten, auch AOL, lange zuversichtlich über die Schaffung einer Grosshandelsflatrate, stellte 3 Monate später den ISDN Flatrate Tarif zum bedauern aller User ein. Die letzte ISDN Flatrate war Geschichte. Seitdem versuchten zwar kleinere Anbieter immer wieder einmal mit Hilfe einer Flatrate von sich Reden zu machen, aber nie kam ein benutzbares Produkt auf den Markt. Wie auch, so fehlen doch in Deutschland gänzlich jegliche Rahmenbedingungen.

Der DSL Boom
Mit dem ableben der letzten Flatrate, dem verschwinden der letzten ihrer Art aus der freien Wildbahn zeichnete sich ein anderer, besserer Weg der Internetnutzung auf die Beine. DSL boomte. Noch heute denken viele das T-DSL etwas anderes ist als ADSL, doch dahinter verbirgt sich nur ein Marketingtrick, der einem allgemeingültigen Produkt einen monopolistischen Ausdruck in Form eines magentafarbenen T voranstellt. Die neue Technik versprach nicht nur ungeahnte Bandbreiten, sondern basierte entkoppelt von Telefon und ISDN, auf einer Always-On Technik. Anders als bei Wählverbindungen basierte das Produkt von Anfang an auf dauerhaften Surfvergnügen. Neben T-Online konnten hier auch andere Provider kalkulierbare Angebote anbieten ohne den Konkurs fürchten zu müssen. Anfängliche Preise von 79 DM , 35 € und mehr gingen Stück für Stück zu Bruch. Der Wettbewerb knabberte an den Preisen. Während DSL ausgebaut wurde sank und sank der Preis. Volumentarife und Zeittarife bestanden nur kurz und verschwanden als Marketingleichen. Die Flatrate war wiederauferstanden, aus Ruinen! Auch ich rief irgendwann im Jahr 2001 bei der Telekom an und erkundigte mich nach der Möglichkeit DLS zu erhalten. "In einigen Monaten bekommen auch sie einen DSL Anschluss", oder "die Technik entwickelt sich weiter Anfang, des nächsten Jahres…." Irgendwie wollte ich es nie so recht glauben, und mit jedem Anruf dort kamen mir die Sprüche immer mehr wie "Standard Ausreden" vor.

Die Kabelfalle
DSL entwickelte sich rasend, keine Werbepause an dem nicht irgend ein Anbieter für seinen Anschluss mit Flatrate wirbt. Ich kann sie nicht mehr sehen, es treibt mir die Wut ins Gesicht, es kann niemand das Kleingedruckte lesen in dem steht das DSL niemals überall verfügbar sein wird. Ich hasse alle Verkäufer die bei mir anrufen und mir DSL verkaufen wollen, obwohl das gar nicht funktionieren kann. Wieso können die mich nicht einfach in Ruhe langsam surfen lassen. Manchmal mache ich mir den Spaß und gebe DSL doch in Auftrag, und freue mich wenn der Anbieter dann Tage später doch eingestehen muss, sich geirrt zu haben. "Sorry, es tut uns leid... aber per Satellit".


Die Kabellänge
Dem sehnsüchtig herbeigesehnten Weg stehen oftmals die Kabellänge oder Glasfaser im Weg. Je nach Kabelquerschnitt ist bei Kupferkabel nach 7 Kilometern Schluss, bei Glasfaser gibt es anfänglich überhaupt keine DSL Anschlussmöglichkeiten. Mit der Zeit kommen verschiedene Verbesserungen der DSL Anschlusstechnik zum Einsatz, hoch gelobt, aber auch sie verbessern die Reichweite allenfalls um ein paar hundert Meter. Mittlerweile weis auch ich ganz genau was mein Problem ist: Ich lebe idyllisch und ruhig, aber nach Kabellänge doch mit 11,7 Kilometern zu weit weg von der Vermittlungsstelle. Irgendwann im Jahr 2003, als ich diese Informationen aus bester Quelle erhalte, hält die Telekom immer noch DSL für möglich für mich. Die Dame verspricht mir immer noch das in "wenigen Monaten". Doch ich bin realistisch, DSL ist abgeschrieben.

Glasfaser
Für Glasfasergebiete gibt es seid dem Jahr 2005 die Lösung, die Telekom verbaut teuere Umsetzer die auch DSL über Glasfaser ermöglichen, diese sind aber Sündhaft teuer und rentieren sich nur dort wo man viele Kunden anschließen kann. Ich erfahre dass unser Dorf ein Glasfaserkabel haben soll. Ich recherchiere weiter und fördere zu tage das tatsächlich in den Jahren des Glasfaserwahnsinns ein Lichtleiterkabel verlegt wurde. Es wurde nie genutzt, sowohl in der Vermittlungsstelle, als auch im Ortsverteiler verbindet es lediglich zwei Blindanschlüsse miteinander. Nun liegt es fast so lange Zeit in der Erde das es bald schon nicht mehr zu gebrauchen ist. Aus Gründen der Rentabilität wird aber auch das nicht mein DSL Problem lösen. Gerade bei dem aktuellen Preis von 5 € für eine Flatrate ist es zweifelhaft das sich ein Glasfaserausbau jemals rechnen würde.

Der neue Schmalbandmarkt
Während DSL Besitzer sich immer wieder über neue Dumping Flatrates freuen dürfen, freuen sich Schmalbandnutzer mit ISDN oder Modem gar nicht mehr. Der Preiskampf der Schmalband Provider hat sein unteres Ende bei den Gebühren der Telekom für die Durchleitungsgebühren. Während viele Seriöse Provider stabil an ihrer unteren Preisgrenze verharren, haben dennoch einige den Schritt nach weiter unten gewagt. Dies beschert den User ein immer undurchsichtigeres Chaos an Anbietern, Tarifen, Zeitfenstern, Einwahlgebühren, Abrechnungszeiträumen und Rechnungsposten. Der Preiskrieg im Call by Call Schmalbandmarkt macht uns, die User, zum Gejagten. Man jagt uns mit teuren Einwahlgebühren immer ständig wechselnden Tarifen. Was heute günstig ist, kann morgen horrende Kosten verursachen. Call by Call Provider wechseln ständig ihre Zeitfenster, kündigen dies oft nur Minuten vorher an, unkalkulierbar für den User der somit in eine Kostenfalle tappt. So kassieren Provider bei manchen Surfern am Monatsende 400 € und mehr, für das Surfen im Schneckentempo. Interessieren tut dies niemanden.

DSL Dumping
Während der Schmalbandmarkt keine Weiterentwicklungen zeigt, boomt das DSL Geschäft. Der Wettbewerb macht es möglich und lässt die Kosten fallen. Während immer noch die Telekom in den meisten Fällen den DSL Anschluss stellt, kassieren in vielen anderen Fällen die Provider bereits die Flatrate Gebühren für den Zugang. In großen Städten hingegen ist bereits auch die Konkurrenz mit eigenen Kabeln vor ort und schließt selber an. Durch diese Konkurrenzsituation purzeln die Preise auch bei den Telekom Anschlüssen. Im Herbst des Jahres 2005 fallen die Preise für eine Flatrate mit DSL auf rund 5 €, teilweise sogar auf unter 4 €. Hingegen steigen die Bandbreiten durch neue Anbindungen. DSL mit 3Mbit, 6 MBit lassen sich bewerkstelligen. In Testversuchen können bereits Geschwindigkeiten von 12 und mehr Mbit geschalten werden. Stabil langsam hingegen surfe ich weiterhin mit 64kBit. Doch wo soll dieses Dumping enden? Jedes Gigabyte, welches der Surfer verbraucht und überträgt, kostet dem Provider Geld. Der Breitbandwahn ist "geil", treibt aber auch das Internet zu immer neuen Trafficrekorden. Anbindungen müssen erweitert werden, neue Glasfasernetze aufgebaut, Investitionen getätigt werden. Doch lässt sich die teure Technik überhaupt noch durch die immer weiter sinkenden Preise finanzieren? Wie schon einmal, zur Zeit des Aussterbens der Flatrate Provider, werden auch im DSL Bereich schon sehr bald einige vom Markt verschwinden weil sie dem Preisdruck nicht gewachsen sind. Die Frage kommt auf ob überhaupt ein Provider mit einer DSL Flatrate noch Geld verdienen kann, zieht man doch einmal Kosten für Verwaltung, Einrichtung, Hardware heran. Wie will ein Provider mit einer 5 € Flatrate eine 300 € teure Hardware refinanzieren die er kostenlos verschenkt. Rechnerisch könnte er sie in 6 Jahren refinanzieren wenn der User den Anschluss nie benutzt. Umso weniger verwunderlich ist es das die Anbieter nun immer längere Zwangslaufzeiten einbauen und immer mehr Fallen und Haken in ihre Verträge einbauen.

Alternativen
Überall da wo kein DSL hinreicht, und dies sind nicht nur wenige ländliche Gebiete, sieht es dunkel aus mit Alternativen. Auch Ende 2005 ist keine Entspannung der Situation für Schmalbandnutzer zu sehen. Es gibt zwar einige wenige Alternativen, doch auch diese werden unser getaktetes Problem nicht aus der Welt schaffen können.

UMTS
Jahre schon in aller Munde, teuer durch Lizenzen, so wird im Jahr 2005 UMTS erstmalig so richtig zum Leben erweckt. Sogar eine Internet Flatrate zum Pauschaltarif etabliert sich, sogar zu einem sehr annehmbaren Preis. Doch UMTS kann aus verschiedenen Gründen kein Breitband Ersatz werden. Zum einen ist die Reichweite sehr begrenzt, mit 1-2 Kilometern sogar wesentlich geringer als DSL über Kupferkabel, kommt man über die UMTS fähige Reichweite hinaus, so schaltet das System meist auf GPRS zurück. Überall dort wo UMTS verfügbar ist, ist in der Regel auch bereites DSL verfügbar, das "flache Land" erreicht auch diese Technik nicht. Zum anderen sind Antwortzeiten ( Pings ) über UMTS wesentlich schlechter als bei kabelgebundener Technik. Über weitere Entfernungen schaltet die Technik auf GPRS zurück, was langsamer als ISDN und noch schlechter in den Antwortzeiten ist. Wer mobil unterwegs sein möchte hat ein perfektes Produkt, für den stationären Einsatz aber nicht die erste Wahl.

WLAN
Der WLAN-Hotspot Hype wird niemals ein großes Kundenpotential erreichen. Die Reichweiten sind zu gering um als DSL Alternative genannt zu werden. Kabellos Internet im kleinen Bereich.

Kabel
Obwohl in anderen Ländern der Internetzugang per Kabel sehr verbreitet ist, konnte er in Deutschland keine vergleichbaren Erfolge verbuchen. Beim Vergleich der europäischen Länder hinkt Deutschland deutlich hinterher. Kam der Internetzugang per TV Kabel doch zu spät auf den Markt, als DSL bereits der Renner war. Die Verfügbarkeit ist noch geringer als schon bei DSL, und meist ist neben Kabel auch DSL verfügbar. Zudem ist DSL deutlich günstiger als Kabel Internet zu bekommen. Seine Vorteile spielt das TV-Kabel bei synchroner Datenübertragung aus, Upload und Download können gleich schnell sein.

Powerline
Lange Zeit in den Himmel gehoben, schaffte es Powerline, das Internet übers Stromkabel, nicht über Pilotprojekte hinaus. Die Technik verschwand vor dem echten heißen Start, obwohl sie doch eine Alternative hätte werden können.

Wimax
Das Schlagwort der letzten Monate lautet Wimax. Die schnelle Funktechnik, die nun auch weite Entfernungen überbrücken kann, wird jetzt so heiß gehandelt wie UMTS vor einigen Jahren. Doch auch jetzt schon zeichnet sich ab, dass die Einführung von WIMAX als DSL Alternative keine kurzfristige Geschichte, sondern ehr eine mittelfristige Angelegenheit werden wird. Noch ehe ein einheitlicher Standard festgelegt wurde starten bereits Anbieter mit regionalen Zugängen und Pilotprojekten. Geplante Reichweiten von 70 Kilometern stellen sich aber als Illusion heraus. Nach der Aufbruchsstimmung ist es auch um Wimax ruhig geworden in den letzten Wochen. Ernüchterung? Alle aktuell funktionierenden Projekte sind wiederum nur in Ballungsgebieten zuhause, in direkter Nachbarschaft zur DSL Verfügbarkeit.

Satellit
"...aber mit DSL über Satellit". Wie ich diesen Spruch hasse, ich habe ihn schon viel zu oft gehört. Eigentlich ist es schon skandalös genug zu versuchen einen SAT Internetzugang als Alternative anzusehen. Zum einen da es in den meisten Fällen einen Rückkanal benötigt, der natürlich in Form eines Call by Call Zugangs wieder Kosten im Minutentakt verursacht. Auf der anderen Seite erhöht diese Technik zwar die Download Bandbreite, über Antwortzeiten im Sekundenbereich möchte ich aber lieber schweigen. Denn ich spiele manchmal gern ein Online Game.

IDSL
Oft diskutiert doch niemals in die freie Wildbahn gelangt ist IDSL. Die Technik versteht sich als mutierter ISDN Anschluss, bei dem B und D Kanäle gebündelt werden und eine Bandbreite von 144kBit ermöglichen, bei ISDN Reichweite. Als die Telekom vor Jahren der IDSL Technik eine Abfuhr erteilte beging sie sicher einen Fehler, denn genau diese Technik hätte heute zum Einsatz kommen können. Dienste wie VoIP und Always On wären realisierbar, auch außerhalb von DSL Gebieten, würden eine Bandbreitenerhöhung bieten die zumindest einen geringen Geschwindigkeitsschub bringt.

SDSL
Synchrones DSL basiert auf ähnlicher Technik wie DSL wird aber nicht mit Analog Telefon oder ISDN auf einer Doppelader gebündelt, sondern immer mit einem eigenen Kupferpaar angeschlossen. Mit SDSL lassen sich synchrone Datenübertragungsraten realisieren, Upload und Download sind gleich schnell. Die Reichweite der SDSL Anschlüsse ist weiter als bei ADSL. Je nach Querschnitt der Kupferadern sind bis ca.11km möglich. Auch bei Glasfaser ist SDSL bisher unmöglich realisierbar. Durch die hohen Preise der SDSL Anschlüsse kann es sich bisher nur selten als Alternative Technik behaupten.


Die digitale Spaltung

Der finanzielle Aspekt
In einem Forum fand ich vor einigen Wochen ein lustiges Thema. "Wie viel wäre euch eine ISDN Flatrate wert". Ich zögerte nicht und griff zum Taschenrechner. Wieso schätzen, es lässt sich einfach ermitteln, und wir sind großzügig dabei. Wir gehen von einer mittleren Bandbreite eines DSL 3000 Anschlusses aus und dem alten Flatratepreis von 10 € . So erstellt sich die Formel:

3000 : 10€ = x : 64

Das Ergebnis sind genau 0,21 €. Wir können großzügig sein und runden auf. 30 Cent wäre die Flatrate schon wert, meint ihr nicht auch?

Doch lassen wir das Thema Kosten besser wieder fallen, wir rutschen sonst in Unrealismus ab. Oder sollten wir das schnell noch einmal rumdrehen? Ausgehend davon das wir monatlich, als absoluter Wenigsurfer natürlich, mit 10€ auskommen. Dann berechnen mal wie teuer die DSL Flatrate sein müsste:

3000 : x = 64 : 10€

Na gut, ich gebs zu, 468 € sind ein wenig übertrieben.

Anschluss verloren
Während ich vor wenigen Monaten noch der Ansicht war das wir Schmalbandsurfer bald den Anschluss ans digitale Zeitalter verlieren, so bin ich jetzt der Meinung das dies bereits passiert ist. Mit den vielen neuen Möglichkeiten, die Besitzer eines Breitband Anschlusses nun nutzen können, können wir nichts anfangen. Uns bleibt nur: Zusehen. Das zurzeit heißeste Thema ist "Telefonieren über Internet". Waren es bisher die DSL Internetzugänge, so hat sich doch in den letzten Wochen das Augenmerk auf VoIP verlagert. Kein Provider kann mehr einen DSL Vertrag ohne Internet Telefonie an den Mann bringen. ISDN Benutzer werden nicht von dieser neuen Technik profitieren können. Weitere Dienste wie Musik Downloads, Video on Demand und ähnliche sind auch für ISDN Benutzer nicht attraktiv. Für uns ist es günstiger die Original CD im Laden zu kaufen.

Doch nicht nur Dienste die Breitband erfordern spalten die Gemeinschaft. Die reine Internetnutzung, sobald sie zeitlich längere Sitzungen verlangt, wird auch so zum Alptraum. Mein Sohn, 5. Klasse, bringt regelmäßig Aufgaben aus der Schule mit nach Hause die regelrecht danach verlangen im Netz zu recherchieren.

Zukunftsaussichten
Die Zukunft für Menschen in DSL versorgten Gebieten sind goldig. Es wird investiert, erweitert, verbilligt. DSL 6000 ist da. Schnellere DSL Anschlüsse sind im Testbetrieb, und jüngst hat die Telekom angekündigt ein neues schnelles Glasfasernetz aufzubauen. Mit diesem werden Breitbandanschlüsse mit 50MBit und mehr möglich, natürlich wieder nur in Ballungsgebieten. Die Menschen in Schmalbandgebieten leben hinterm Mond, werden immer öfter abgezockt, sie es von Dialern oder Call by Call Fallen. Die Menschen mit der schlechtesten Leistung zahlen das meiste Geld für ihren Internet Anschluss. Wenn wir uns alle Alternativen ansehen, deren Entwicklungen, wenn wir sehen wo investiert wird und wo nicht, so finden wir heraus das sich in naher Zukunft keinerlei Breitband Alternativen ergeben. Eine deutschlandweite Flatrate für ISDN, wäre zumindest eine Linderung der Kostenfalle. Auf weite Sicht hinaus wird für Schmalbandanschlüsse aber die Luft knapp. Schaut man sich die Entwicklung an, so wird ein Breitbandanschluss immer mehr zum muss. Mega große Updates, Aktualisierung von Viren Definitionen, oder sehen wir uns einfach die Größe von Security Fixes, Service Packs und anderen an. Immer mehr Webseiten, Portale, Shops und Auktionshäuser machen sich keine Gedanken mehr um Ladezeiten. Wir laden mit ISDN teilweise über eine Minute um eine Seite anzusehen. Das Netz wird immer unbenutzbarer da Entwickler fahrlässig mit der Tatsache umgehen das nun Breitband verbreitet sei. Noch 2 oder 3 Jahre, aber ich sage voraus das im Jahr 2008 über die Hälfte der Dienste im Internet mit Schmalband nicht mehr nutzbar sind.

Initiativen
Die ehemalige RegTP, die jetzige Bundesnetzagentur, scheiterte am Versuch eine Grosshandelsflatrate einzuführen und somit Flatrate Tarife auch für Schmalband zu ermöglichen. Verschiedene Initiativen starteten hiernach und befassen sich mit dem Thema digitale Teilung, Flatrates und DSL Verfügbarkeit.

geteilt.de
Auf der Seite der "Initiative gegen digitale Spaltung" finden wir nicht nur Informationen, Zahlen, Daten, Fakten, sondern auch ein Forum in dem sich Betroffene austauschen können. Erfolge bisher: Leider keine. Link: http://www.geteilt.de

kein-dsl.de
Die Seite bearbeitet das Thema mit einem witzigen Charme, Anspielungen auf bekannte Werbespots sind bewusst und gekonnt. Bis heute haben sich bei kein-dsl.de fast 20.000 Menschen in die Liste derer eingetragen, die kein DSL bekommen können, es aber gern hätten. Link: http://www.kein-dsl.de

Informationen
Informationen zum Thema DSL / Schmalband sind weit verbreitet und unüberschaubar. Aber es gibt ein paar Webseiten die sehenswert sind und wirklich informieren.

Onlinekosten.de
Das News Portal startet im Jahr 1999 mit der Geburt der Flatrates und beherbergt das größte News Archiv zu allen Themen, von ISDN über DSL hin zu Mobilfunk, WLAN und anderen. Fast alles Entwicklungen zum Schmalband Flatrate Markt lassen sich bei onlinekosten.de lückenlos recherchieren. Link: http://www.onlinekosten.de

Breitbandportal des Wirtschaftsministeriums
Das Wirtschaftsministerium hat ein eigenes Portal zum Thema Breitband-Internet gestartet. Interessant ist der publizierte Breitband Atlas, der einen guten Überblick über die Verfügbarkeit von DSL und anderen Techniken gibt, und der visuell klar macht wie viele weiße Flecken in Deutschland vorhanden sind. Allerdings ist das Datenchaos mehr verwirrend als aufklärend, den in Gebieten in den keinerlei Anbieter verfügbar sind werden oft unzählige Anbieter gelistet, die aber keine Anschlüsse vor Ort haben. Link: http://www.zukunft-breitband.de
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