Diskussion zur Zukunft des Universaldienstes

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Re: Diskussion zur Zukunft des Universaldienstes

Beitragvon Nenunikat » 22.10.2008 11:36

Na dann, hier der lange Artikel, welchen ich auch schon bei kdsl reingesetzt habe:
(Wiederholungen mit bisher gesagtem werden sicherlich auftreten.)
>>>
Eine Universaldienst-Verpflichtung für alle EU-Staaten?
Die wird es wohl kaum geben können.
Einige Länder wie Rumänien dürften sich mit dem Erreichen dieses Ziels derzeit schwer tun.
Oder sieht dies jemand anders?
Also besser gar kein Breitband-Universaldienst als Verpflichtung - der Markt wird es schon richten?
Wohin der freie Markt führen kann, sieht man derzeit deutlich in den USA im Finanzsektor.
Aber selbst in Deutschland sieht man im TK-Bereich die Auswirkungen.
Eine merkliche Anzahl ländlicher Gegenden werden einfach vom Breitband-Wettbewerb übergangen und selbst städtische Gegenden können von diesem fehlenden Breitband-Wettbewerb betroffen sein.
Während in anderen Bereichen (beispielsweise der Bahn und ggf. vielleicht auch bald bei den Stromnetzen) mit der Trennung zwischen Infrastruktur-Anbieter(n) und Dienste-Anbietern, eine klarere Wettbewerbsgrundlage geschaffen wird, sollen bisher im Breitbandbreich ein paar Subventionen ausreichen.
(Da diese Subventionen durch die Gemeinden mit eigenen Mitteln hinterlegt werden müssen, sind diese Subventionen in einigen Gemeinden gar nicht nutzbar.)
Wenn man sich nun im Breitbandbreich nicht zu einer Trennung zwischen Infrastrukturanbieter(n) und darauf aufsetzenden Breitband-Dienste-Anbietern durchringen kann, helfen nur klare Vorgaben, um nicht die "schwächeren" komplett ins Abseits zustellen.
Und zu dieser klare Vorgabe wird auch eine entsprechende Universaldienst-Verpflichtung gehören.
Für Länder (bzw. deren Unternehmen), welche wirtschaftlich noch zu weit von der Möglichkeit entfernt sind, dies umsetzen zu können, wird es zeitweilige Ausnahme-Regelungen geben müssen.
Eine Universaldienst-Verpflichtung mit windelweichen Vorgaben bringt uns aber auch nicht sehr weit.
Als ich den Satzteil "... funktionalen Internet-Zugang ..." in der aktuellen Universaldienst-Verpflichtung gelesen habe, konnte ich mir den Gedanken nicht verkneifen, dass ein funktionierender 9600-Bit-Modemzugang derzeit als völlig ausreichend angesehen wird.
Denn dies ist ja immerhin ein funktionierender Zugang.
Müssen wir hier nun überhaupt darum diskutieren, ob der Markt allein schon (fast) ausreicht - nur mit Unterstützung über ein paar Subventionen?
Müssten wir hier nicht diskutieren, wie die gesetzten Vorgaben für die landesweit operierenden TK-Unternehmen aussehen müssen, damit sich diese nicht - wie bisher zu oft passiert - nur die (strategischen) Rosinen rauspicken?
Ist eine Universaldienst-Verpflichtung ohne Ausnahmen festzusetzen und auch sinnvoll?
(Man bedenke den Fall von Gehöften weit ab sonstigen Ortschaften.)
Oder sieht man für klar beschriebene Sonderfälle bestimmte Ersatztechniken / Ausnahmen vor? (Dies ich könnte ich mir als Vorgehensweise vorstellen.)
Hier muss dann allerdings auch damit gerechnet werden, dass solche Gehöfte mit der Zeit ihrer Existenzgrundlage entzogen werden könnten.
Diese Gehöfte dürften ja nicht nur beim Breitband ein Infrastruktur-Problem bzw. eine Infrastruktur-Kosten-Belastung sein, sondern auch bei Wasser, Strom usw.
Ländliche Gegenden nun aber generell auch als Infrastruktur-Problem bzw. eine Infrastruktur-Kosten-Belastung zu sehen, geht an der Wirklichkeit vorbei.
Ohne ländliche Gegenden mit weniger Bewohnern auf gleicher Fläche können auch keine Städte existieren.
Von der Verschlechterung der Lebensqualität in den Städten, wenn die "Landbewohner" alle in die Stadt ziehen, ganz zu schweigen.
Dass auch Stadtrandbereiche stellenweise ähnliche Probleme wie bestimmte ländliche Gegenden haben dürften, spricht für sich.
Also müssen auch die ländlichen Gegenden mit Breitband versorgt werden.
Daraus folgt eine Verpflichtung für die bundesweit operierenden TK-Anbieter. (Nur: ab wann ist ein Unternehmen ein "bundesweit operierender TK-Anbieter"?)
Oder könntet ihr euch vorstellen, dass beispielsweise ALLE Krankenkassen wir Kinder, Renter, Arbeitslose, chronisch Kranke usw. nur noch eine Minimalversorgung oder auch gar keine zur Verfügung stellen.
Es reicht schon, dass die privaten Krankenkassen diesen Weg ausreichend beschritten haben - was wieder mal die Grenzen des freien Wettbewerbs zeigt.
Auf die Breitband-Universaldienst-Verpflichtung bezogen bedeutet dies:
Ohne Verpflichtungen geht es nicht, somit auch nicht ohne eine Breitband-Universaldienst-Verpflichtung.
Es sei denn - wie schon beschrieben - der Staat übernimmt die TK-Infrastruktur vollständig und lässt dann auch keine öffentlichen Parallelinfrastrukturen im kabelgebundenen Bereich zu.
Allenfalls die private Ersatzvornahme bestimmter Infrastruktur-Errichtungen oder -Modernisierungen wie bei dem derzeitigen privaten Betreiben bestimmter Autobahnabschnitte, Brücken oder Tunneln - mit dem entsprechenden zeitweisen Entgegenkommen für diese Investition.
Diese komplette staatliche TK-Infrastruktur-Übernahme wäre dann aber eine Breitband-Universaldienst-Verpflichtung durch die staatliche Hintertür.
Wenn wir bestimmte Regionen nicht im aktuellen Status Quo stehen lassen wollen, gibt es eigentlich nur die Entscheidung zwischen einer wirksamen Breitband-Universaldienst-Verpflichtung oder einer Trennung der TK-Infrastruktur von den den darauf aufsetzenden Breitband-Dienste-Anbietern mit Re-Verstaatlichung der TK-Infrastruktur.
Nur eine Trennung zwischen Infrastrukturanbieter(n) und darauf aufsetzenden Breitband-Dienste-Anbietern setzt ja auch schon wieder entsprechende Breitband-Universaldienst-Vorschriften für diese Anbieter voraus, um für möglichst aktuelle Infrastrukturen zu sorgen.
...
Breitband über andere Techniken - speziell Mobilfunk, Wimax usw. sind - meine ich - auf Grund der dort anderen Möglichkeiten und Gegebenheiten anders zu betrachten?
(Aber auch da funktioniert der Markt nur beschränkt und ist in bestimmten Gegenden kaum anzutreffen.)
Parallele Funk-Infrastrukturen sind aus meiner Sicht auf Grund der verschiedenen, nutzbaren Funkfrequenzen leichter zu verwirklichen als parallele Kabelinfrastrukturen und sind deshalb bei dem Thema Breitband-Universaldienst-Verpflichtung auch anders zu behandeln.
Vom Sinn und Aufwand kabelgebundener paralleler TK-Infrastrukturen auch in fast allen ländlichen Gegenden ganz zu schweigen.
...
Im Telefoniebereich mag es sein, dass durch den Mobilfunk es stellenweise eine ausreichende Ersatz-Infrastruktur geben wird.
(In manchen ländlichen Gegenden geht aber auch der Mobilfunk noch immer nicht in akzeptabler Qualität.
Mobilfunk als einen "beinahe universell verfügbaren Dienst" zu sehen, ist also auch etwas Schönfärberei.)
Bestimmte Bandbreiten werden aber jeweils - technisch bedingt - nur bzw. wesentlich leichter mit einer kabelgebundenen Infrastruktur zu erreichen sein.
...
Mit welcher Mindestbandbreite setzt man die Breitband-Universaldienst-Verpflichtung fest?
Ich denke, dass dieser Wert wohl von Zeit zu Zeit angepasst werden müsste.
2 bis 6 MBit/s dürften derzeit wohl als realistische Untergrenze gelten?
Bis so eine Breitband-Universaldienst-Verpflichtung rechtlich (auch national) umgestezt ist, dürfte 1 MBit bei manchen Diensten schon wieder zu Wartezeiten führen oder deren Nutzung verhindern.
Außerdem führen niedrigere Bandbreiten nur dazu, ländlichere Gegenden mit ihren größeren Entfernungen noch mehr von der Entwicklung in großstädtischen Bereichen abzukoppeln.
...
Die Gedanken dazu sind noch lange nicht am Ende, aber der Text wird langsam endlos ...
Zumal, wenn man sich - wie ich - weiterhin auf Schmalband beschränken darf, obwohl die Breitbandtechnik für die im eigenen Ortsnetz vorhandene Infrastruktur schon jahrelang existiert und nur nicht eingesetzt wird.
<<<
Artikel auch nachlesbar unter:
http://www.kein-dsl.de/forum/showpost.p ... ostcount=2
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Re: Diskussion zur Zukunft des Universaldienstes

Beitragvon Soul-blade » 22.10.2008 17:10

Nenukant kann mit dem beitrag mal garnix anfangen, und finde auch das kdsl meinung uns eigentlich egal sein kann weil sie ja noch vor kurzem meinten UD bringt nichts, der markt regelt es....
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Re: Diskussion zur Zukunft des Universaldienstes

Beitragvon bru62 » 22.10.2008 18:07

Na ja, essig hatte nenunikat gebeten, den Beitrag auch hier zu posten. Da sollte ihm jetzt kein Vorwurf deswegen gemacht werden.

Inhaltlich hab ich mich noch nicht damit beschäftigt. Wird aber nachgeholt. Mich interessieren schon alle Meinungen, sie dürfen ruhig auch kontrovers sein. Das wäre mir lieber, als wenn nur drei vier Leute hier mit diskutieren.

Gruß
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Re: Diskussion zur Zukunft des Universaldienstes

Beitragvon Nenunikat » 23.10.2008 11:19

Soul-blade hat geschrieben:Nenukant kann mit dem beitrag mal garnix anfangen, und finde auch das kdsl meinung uns eigentlich egal sein kann weil sie ja noch vor kurzem meinten UD bringt nichts, der markt regelt es....

Genau - Essig hatte mich darum gebeten.
Ich hatte auch nicht grundlos das parallele Veröffentlichen hier vorher unterlassen, da ich davon ausgehe, dass einige Teile aus dem langen Beitrag schon hier diskutiert worden sind. Manches habe ich auch schon so angesprochen.
Aber vielleicht ist noch was in dem Beitrag zu finden, was ihr anders seht und worüber sich dann zu diskutieren lohnt.
... - erleben was verhindert.
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Re: Diskussion zur Zukunft des Universaldienstes

Beitragvon spokesman » 30.12.2008 16:20

Erstmal danke für deine ausführliche Einschätzung der Lage, schön deine Meinung zusammengefasst zu sehen.
-> ist ja klar wenn du was zu sagen hast, immer her damit - freue mich schon auf deine weiteren Beiträge :D

Nenunikat hat geschrieben:Eine Universaldienst-Verpflichtung für alle EU-Staaten?
Die wird es wohl kaum geben können.
Einige Länder wie Rumänien dürften sich mit dem Erreichen dieses Ziels derzeit schwer tun.
Oder sieht dies jemand anders?

Bisher tun sich alle EU-Länder sehr schwer, klar ist einige Länder machen unabhängig von der EU-Ebene ihre Hausaufgaben, bisher konnte auch Deutschland nicht dazu gezählt werden. Die neuen EU-Beitrittsländer haben in allen Bereichen erheblichen Nachholbedarf, speziell in Rumänien engagiert sich die Telekom Austria schon seit ca. 4 Jahren für den Breitbandausbau, derzeit Verfügen lediglich 7% der Rumänen über einen "Breitbandzugang" (In vielen rumänischen Ortschaften stellt sich wohl niemand die Frage gebe ich mein Mikro-Gehalt für Informationstechnologie oder für Wasser und Brot aus..). Demnach sollten die letzten Anhörungen/Überlegungen vorgenommen werden. Der Markt hat selbst in Deutschland kein zufriedenstellendes Ergebnis geliefert. Statistiken über die derzeitigen Breitbandverfügbarkeiten gibt es hier anschaulich dargestellt, bitte nicht erschrecken. Weiterführen hatte essig Anfang Dezember mal eine interessante Aufstellung bereitgestellt. Wenn man sich Griechenland anschaut wird einem ja richtig schlecht, die sind seit 1981 EU-Mitglied und stehen nicht viel besser da als Rumänien obwohl sie wesentlich bessere Vorraussetzungen haben.

Nenunikat hat geschrieben:Also besser gar kein Breitband-Universaldienst als Verpflichtung - der Markt wird es schon richten?
Wohin der freie Markt führen kann, sieht man derzeit deutlich in den USA im Finanzsektor.
Aber selbst in Deutschland sieht man im TK-Bereich die Auswirkungen.
Eine merkliche Anzahl ländlicher Gegenden werden einfach vom Breitband-Wettbewerb übergangen und selbst städtische Gegenden können von diesem fehlenden Breitband-Wettbewerb betroffen sein.

a) ich glaube nicht, dass sich die Finanzkriese so negativ auf die TK/IT Branche auswirkt, wie z.B. auf die Automobilindustrie und deren Zulieferer
b) die Finanzkriese wirkt sich nicht auf die Unterversorgung im ländlichen Raum aus, lediglich das Monopol der DTAG (diese Monopol wurde nicht erwirtschaftet) und der nicht vorhandene UD ist dafür verantwortlich

Nenunikat hat geschrieben:Während in anderen Bereichen (beispielsweise der Bahn und ggf. vielleicht auch bald bei den Stromnetzen) mit der Trennung zwischen Infrastruktur-Anbieter(n) und Dienste-Anbietern, eine klarere Wettbewerbsgrundlage geschaffen wird, sollen bisher im Breitbandbreich ein paar Subventionen ausreichen.
(Da diese Subventionen durch die Gemeinden mit eigenen Mitteln hinterlegt werden müssen, sind diese Subventionen in einigen Gemeinden gar nicht nutzbar.)

a) eigentlich gehört das Netz dem Staat, dieses Netz wird jedoch nach Verwendung ausgebaut bzw. umgebaut. Und wenn die Bahn einige Städte nicht mehr anfahren möchte, wieso sollte der Staat derartige Strecken ausbauen?
b) ich würde mich freuen wenn das Stromnetz bald wieder in staatlicher Hand ist, bin da aber eher pessimistisch
c) das die Gemeinden direkt Gelder bekommen um ein unabhängiges Netz auszubauen ist mir neu, eigentlich ist noch nichts genaueres bekannt. Gemeinden können lediglich Fördermittel aus z.B. EFRE oder GAK Töpfen beantragen und allenfalls eine Ausschreibung auslösen.

Nenunikat hat geschrieben:Breitband über andere Techniken - speziell Mobilfunk, Wimax usw. sind - meine ich - auf Grund der dort anderen Möglichkeiten und Gegebenheiten anders zu betrachten?
(Aber auch da funktioniert der Markt nur beschränkt und ist in bestimmten Gegenden kaum anzutreffen.)
Parallele Funk-Infrastrukturen sind aus meiner Sicht auf Grund der verschiedenen, nutzbaren Funkfrequenzen leichter zu verwirklichen als parallele Kabelinfrastrukturen und sind deshalb bei dem Thema Breitband-Universaldienst-Verpflichtung auch anders zu behandeln.
Vom Sinn und Aufwand kabelgebundener paralleler TK-Infrastrukturen auch in fast allen ländlichen Gegenden ganz zu schweigen.

Bei Funk-Technologien sollte besonders auf den mobilen Einsatz hingearbeitet werden, ich denke selbst für viele zufriedengestellte Kunden mit Kabelgebundenen Breitbandanschlüssen wäre ein mobiler Vertrag mit HSDPA Geschwindigkeit für ca. 20€ pro Monat eine attraktive Geschichte.

Nenunikat hat geschrieben:Im Telefoniebereich mag es sein, dass durch den Mobilfunk es stellenweise eine ausreichende Ersatz-Infrastruktur geben wird.
(In manchen ländlichen Gegenden geht aber auch der Mobilfunk noch immer nicht in akzeptabler Qualität.
Mobilfunk als einen "beinahe universell verfügbaren Dienst" zu sehen, ist also auch etwas Schönfärberei.)
Bestimmte Bandbreiten werden aber jeweils - technisch bedingt - nur bzw. wesentlich leichter mit einer kabelgebundenen Infrastruktur zu erreichen sein.

Hier muss ich dir ebenfalls Recht geben, leider ist Vodafone und andere Netzbetreiber nur sehr schwer an einen Tisch zu holen um Mobilfunkunterversorgte Regionen mit einem selbstverständlichen Mobilfunknetz abzudecken.

Nenunikat hat geschrieben:Mit welcher Mindestbandbreite setzt man die Breitband-Universaldienst-Verpflichtung fest?
Ich denke, dass dieser Wert wohl von Zeit zu Zeit angepasst werden müsste.
2 bis 6 MBit/s dürften derzeit wohl als realistische Untergrenze gelten?

Sehe ich ebenfalls so, die Bandbreite muss angepasst werden, dies ist beim derzeitigen Netz und der DSL-Technologie mit enormen Aufwänden verbunden und dies nicht zuletzt durch fehlende Lehrrohrsysteme (dein minimum Vorschlag ist derzeit zu 90% das Maximum). Bei diesem Veräumnis muss der schwarze Peter nicht nur den Gemeinden zugeschoben werden, sondern besonders auch der DTAG, welche vielerorts die Straßen mehr als 3mal in 5 Jahren auf gemacht hat...
Leerrohrsysteme und FTTH sollte nach derzeitigen Gesichtspunkten der Standard werden. -> Jetzt kommt sichlich wiedereinmal die Anmerkung der Technologieneutralität - dieser kann ich nur wiedersprechen:
a)ist der Breitbandmarkt fast vollständig mit DSL-Technologie abgedeckt (da hat ja auch niemand gefragt)
b)es sollte nach dem besten gestrebt werden - wenn jemand was besseres in wirtschaftlicher hinsicht als FTTH findet her damit :]

Nenunikat hat geschrieben:Bis so eine Breitband-Universaldienst-Verpflichtung rechtlich (auch national) umgestezt ist, dürfte 1 MBit bei manchen Diensten schon wieder zu Wartezeiten führen oder deren Nutzung verhindern.
Außerdem führen niedrigere Bandbreiten nur dazu, ländlichere Gegenden mit ihren größeren Entfernungen noch mehr von der Entwicklung in großstädtischen Bereichen abzukoppeln.

Leider richtig und welcher Bürger möchte schon benachteidigt werden, ein Umzug in die Stadt, mit einigen andern Annehmlichkeiten liegt besonders für junge Leute nahe.
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Re: Diskussion zur Zukunft des Universaldienstes

Beitragvon Nenunikat » 31.12.2008 16:51

Dazu gleich mal wieder meinen Senf:
spokesman hat geschrieben:...
a) ich glaube nicht, dass sich die Finanzkriese so negativ auf die TK/IT Branche auswirkt, wie z.B. auf die Automobilindustrie und deren Zulieferer
b) die Finanzkriese wirkt sich nicht auf die Unterversorgung im ländlichen Raum aus, lediglich das Monopol der DTAG (diese Monopol wurde nicht erwirtschaftet) und der nicht vorhandene UD ist dafür verantwortlich
...

Ich meinte mit meinem Verweis auf die derzeitige Krisen-Situation etwas anderes:
Ein möglichst ungeregelter Markt, den man einfach so laufen lässt und dem man kaum Vorgaben macht, der wird sich auch im TK-Bereich nicht dahin entwickeln, dass auch die ländlichen Gegenden mit versorgt werden.
Wohin ein zu wenig regulierter, zuwenig eingeschränkter Markt führen kann, das sieht man bei der Finanzkrise.
spokesman hat geschrieben:...
a) eigentlich gehört das Netz dem Staat, dieses Netz wird jedoch nach Verwendung ausgebaut bzw. umgebaut. Und wenn die Bahn einige Städte nicht mehr anfahren möchte, wieso sollte der Staat derartige Strecken ausbauen?
...
c) das die Gemeinden direkt Gelder bekommen um ein unabhängiges Netz auszubauen ist mir neu, eigentlich ist noch nichts genaueres bekannt. Gemeinden können lediglich Fördermittel aus z.B. EFRE oder GAK Töpfen beantragen und allenfalls eine Ausschreibung auslösen.
...

Dass die Gemeinden direkt Geld bekommen, ist mir auch nicht bekannt und deshalb auch nicht von mir geschrieben worden. Und für beantragbare Subventionen müssen die Gemeinden eigenes Geld dazulegen (sogenannte Eigenmittel).
Wenn sie diese Eigenmittel nicht haben bzw. andere Dinge mit dem Geld erreichen wollen, können sie die Subventionen für den Breitbandausbau nicht nutzen - und somit passiert dann nichts. Erlebe ich ja selber in meiner Gemeinde.
spokesman hat geschrieben:...
Bei Funk-Technologien sollte besonders auf den mobilen Einsatz hingearbeitet werden, ich denke selbst für viele zufriedengestellte Kunden mit Kabelgebundenen Breitbandanschlüssen wäre ein mobiler Vertrag mit HSDPA Geschwindigkeit für ca. 20€ pro Monat eine attraktive Geschichte.
...

Für manche wird aus gutem Grund aber eine Funklösung eine Notlösung bleiben - jedenfalls bei den derzeitigen, technischen Möglichkeiten.
...
Einen guten Rutsch ins neue Jahr wünsche ich allen!
... - erleben was verhindert.
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