2.6 Entwicklungskonzept Glasfaser 2020Das Ziel der Glasfaserstrategie 2020 des MWE ist eine flächendeckende und zukunftssichere Breitbanderschließung aller Haushalte mit über 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) bis zum Jahr 2020. Mit dieser Strategie werden die Vorgaben von EU und Bundesregierung zur Breitband versorgung langfristig umgesetzt
13). Als eines der ersten Flächenländer zieht Brandenburg mit der Glasfaserstrategie die Konsequenz aus der Tatsache, dass die breitbandige Internetversorgung ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung und die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist. Dies gilt insbesondere für die Sicherung der Wirtschaftsstandorte im ländlichen Raum. Denn während die Städte im Land Brandenburg aus heutiger Sicht mit Breitband hinreichend versorgt sind, liegt der Schwerpunkt der Unterversorgung klar im ländlichen Raum. Dieser Entwicklung wirkt die Glasfaserstrategie 2020 entgegen.
Der Schwerpunkt der Glasfaserstrategie des MWE konzentriert sich dabei auf Standorte, die über weniger als 6 Mbit/s im Download verfügen. Standorte, die durch im Wettbewerb stehende Anbieter mit breitbandigem Internet wirtschaftlich erschlossen werden können, werden dem Markt überlassen. Funklösungen bleiben als ergänzende Technologie für die Grundversorgung insbesondere sehr dünn besiedelter Gegenden und zur Nachfrage aktivierung notwendig und sind in der Breitbandstrategie berücksichtigt.
Das MWE setzt mit seinem Konzept dabei auf
- die Nutzung von Synergien beim Infrastrukturaufbau,
- unterstützende Frequenzpolitik,
- wachstumsfreundliche Regulierung
und - finanzielle Fördermaßnahmen.
In Brandenburg ist eine Vielzahl an Glasfaserinfrastrukturen entlang von Energietrassen bereits vorhanden. Dieses bisher kaum genutzte Potenzial soll konsequent ausgeschöpft und für die Breitbanderschließung des Landes nutzbar gemacht werden.
Grundsätzlich sind zwei Problemfelder anzugehen. Zum einen gilt es, die Bandbreite in vorhandenen Netzen zu erhöhen und die notwendige Finanzierung sicherzustellen. Zum andern müssen Netzlücken mit einer möglichst kosteneffizienten Lösung geschlossen werden.
Die zentrale Säule dieser langfristigen Strategie ist der Aufbau landesweiter NGA-Netze
14) (Glasfaser, FTTC
15), interaktive Kabelnetze) zur flächendeckenden Breitband erschließung. Hierbei geht es im Kern darum, auf Basis der vorhandenen Glasfaserinfrastrukturen in Brandenburg den zu künftigen Aus- und Neubau eines glasfaserbasierten Zugangsnetzes zu entwickeln. Einzig der Aufbau von NGA-Netzen besitzt das technologische Potential zur Erfüllung dieser Zielstellung.
Der Ausbau eines Netzes mit über 50 Mbit/s bis in die Ortslage heißt auch, dass es beim Ausbau nicht nur darum geht, den Mindeststandard von 2 Mbit/s für die “Weißen Flecken” im Land zu beseitigen. Der
Bandbreitenbedarf wird sich auch in den nächsten Jahren weiter erhöhen. Bereits die “Grauen Flecken” mit 2 bis 6 MBit/s reklamieren einen höheren Breitbandbedarf. Befinden sich Gewerbegebiete in Ortslagen, liegt der Breitbandbedarf sogar bei über 16 Mbit/s. Das Ziel ist also ein nachhaltiger Ausbau zukunftsfähiger Netze, die im Weiteren auch den Glasfaserausbau durch private Anbieter in den Ortslagen sinnvoll und zeitnah ermöglichen.
Dabei ist es unstrittig, dass sich der Ausbau an wirtschaftlichen Kriterien messen lassen muss und für alle Anbieter mittel bis langfristige auskömmliche Geschäftsmodelle ermöglichen soll.
Derzeit wird von den Mobilfunkbetreibern der LTE
16)-Netzausbau in Brandenburg schrittweise umgesetzt. Die Breitbandversorgung über LTE ist eine wichtige und notwendige Maßnahme zur Versorgung bisher unterversorgter Kommunen (Bandbreite <2 MBit/s). LTE als Funktechnologie bietet Kostenvorteile gegenüber einem leitungsgebundenen Ausbau und kann insbesondere im ländlichen Raum die Grundversorgung sichern und einige “Weiße Flecken” erschließen. Die LTE-Technologie kann aber einen leitungsgebundenen Ausbau nicht ersetzen. Bis zu einem Radius von 4 km um einen LTE-Funkstandort mit nicht mehr als 400 Haushalten kann eine Bandbreite von bis zu 3 MBit/s sichergestellt werden. Sobald die Anforderungen bei 4 MBit/s und höher liegen, reicht eine Erschließung mit LTE nicht mehr aus. Insbesondere Gewerbestandorte benötigen dauerhaft höhere Bandbreiten von mehr als 3 MBit/s.
Für den Breitbandausbau aller Haushalte im Land Brandenburg mit Glasfasertechnologie bis in jedes Haus würden Kosten von ca. 1 Mrd. Euro anfallen. Dieser Ausbau ist durch das Land nicht finanzierbar. Die Strategie des MWE, vorhandene Netze zu nutzen und somit die im Neubau erforderlichen Netzlängen zu verringern, senkt die Kosten für den Breitbandausbau in Brandenburg erheblich. Dafür sind ein landesweit koordinierter Ausbau und eine zentrale Organisation notwendig. Die Erfahrungen im bisherigen kleinteiligen Netzausbau auf Gemeindeebene zeigen, dass die spezifischen Ausbaukosten pro angeschlossenem Haushalt zu hoch liegen, da Synergieeffekte, die sich aus einem überregionalem Netzausbau ergeben, so nicht genutzt werden können. Zentrales Ziel ist daher die Verringerung der Wirtschaftlichkeitslücke beim Breitbandausbau vor Ort.
Trotzdem werden für die Umsetzung der Glasfaserstrategie 2020 Fördergelder nötig sein. Möglichkeiten hier zu werden geprüft.13) Nach der EU-Leitinitiative “Eine digitale Agenda für Europa” sollen bis 2020 für alle Haushalte in der EU ein Zugang zu Internetgeschwindigkeiten von über 30 Mbit/s gewährleistet und mindestens 50 Prozent dieser Haushalte mit über 100 Mbit/s versorgt werden. Auch die Bundesregierung hat für den Breitbandausbau klare Ziele gesetzt. So sollten nach der Breitbandstrategie des Bundes bereits bis Ende 2010 alle Haushalte in Deutschland mit mindestens 1Mbit/s erschlossen sein. Bis zum Jahr 2014 sollen mindestens 75 Prozent der Haushalte mit über 50Mbit/s und mehr Bandbreite versorgt werden.
14) NGA bedeutet Next Generation Access, NGA-Netze soviel wie technologisch zukunftsfähige Netze.
15) FTTC bedeutet “Fiber to the Curb”, wörtlich übersetzt “Glasfaser bis zur Bordsteinkante”.
16) Long Term Evolution (LTE) ist ein Mobilfunkstandard.