Schön wäre es wenn man hier etwas mehr zu den Details erfahren könnte, das Kind ist jetzt scheinbar in den Brunnen gefallen, die Abstimmung gelaufen.
Aufgefallen ist mir in diesem Fall die Vereinbarung über die 20 Jahre andauernde Zusammenarbeit, beim Breitbandausbau sind mit Fördermitteln i.d.R. 7 Jahre Betrieb garantiert, Laufzeiten von 20 Jahren sind für Stadtwerke und Zweckverbände typisch, dass die Telekom sich auf etwas derartiges einlässt muss mit den Vertragsbedingen zusammenhängen.
Ins Auge sticht mir zudem die Verfügbarkeit in der Fläche, diese ist wie so oft bei derartigen Verträgen nicht bei 100%, somit wird es auch weiterhin Haushalte und Unternehmen geben an denen der Ausbau vorbei geht. Das es hier besonders wieder den ländlichen Bereich treffen wird brauche ich nicht zu unterstreichen.
Interessant ist ebenfalls deine Hervorhebung des aktuellen Ausbaustandes, nur 1,6% verfügen heute über 50Mbit/s - man kann also von einem nicht mehr zeitgemäßen oder auch maroden Netz sprechen. Ähnliche Fälle gibt es auch immer wieder bei Energieversorgern, hier wird derzeit nach ca. 20 Jahren privaten Betriebs rekommunalisiert und die öffentliche Hand darf das Netz auf den neusten Stand bringen.
In den Kommentaren des echo-online (warum nennen die Lokalzeitungen ihre online Ausgaben eigentlich immer so, dass man sie auf Anhieb in einen Kontext mit der analogen Zeitung bringen kann?) wird die Frage gestellt warum der Ausbau durch den Zweckverband 50Mio. gekostet hätte, der Ausbau bei durch die Telekom jetzt aber nur 3,7 Mio. Euro kostet. Als Gründe werden natürlich Leerrohre angeführt, welcher die Telekom hat der Zweckverband jedoch nicht - von 280km sollen wohl nur 120 gebaggert werden, sieh mal an was ein bestehendes Leerrohrnetz ausmacht. Ich brauch an der Stelle nicht zu sagen, dass bei einem Ausbau des Zweckverbandes die Telekom wohl keine 160km Leerrohr hätte anbieten können. Zudem gehe ich davon aus, dass der Zweckverband mit den 50 Mio Euro sehr konservativ gerechnet hat und ein Greenfield (grüne Wiese) Szenario angenommen hat, sprich er hat angenommen auf keine Infrastruktur zurückgreifen zu können. 3,7 Mio Euro bekommt die Telekom von dein Gemeinden und dem Landkreis, dieses Geld soll demnach die Wirtschaftlichkeitslücke als Beihilfe schließen, ausgeblendet werden hier jedoch die Summen, welche von der Telekom selbst in die Hand genommen werden müssen. Dieser Punkt fällt sicher wieder unter das Betriebsgeheimnis.
Nun zur eher technischen Seite, nach welcher du ja hauptsächlich gefragt hast.
NGA Netze (Next Generartion Access) beschreibt in diesem Fall VDSL2 bzw. das in Aussicht gestellte
Vectoring, welches 2x die Geschwindigkeit von VDSL2 bringen soll. Anbieter welche im Wettbewerb mit der Telekom stehen sind im wesentlichen gegen die Vectoring Technologie bzw. die derzeitige Umsetzung dieser,
Hintergrund ist der erschwerte Zugang zum Netz der Telekom durch diese Technik. Für eine flächendeckende Verbesserung ist die Technik nicht ausgelegt, sie erhöht jedoch die Bandbreite in der Nähe eines mit Glasfaser angebundenen Verteiler (
DSLAM) der Telekom.
Die Telekom sieht VDSL bzw. Vectoring als einen wichtigen Schritt in Richtung eines flächendeckenden Glasfaserausbaus auf
FTTH-Basis, welcher die Königslösung darstellen würde. Technisch ist ein weiterer Ausbau zwar möglich, jedoch ist derzeit nicht zu erkennen, dass ein FTTH-Ausbau (oder auch wirklicher und optimaler NGA-Netzausbau)aktiv verfolgt wird. Es gibt viele Orte mit grundhaften Straßenbaumaßnahmen, mir ist kein Fall bekannt bei welchem die Telekom, wenn VDSL in diesem Ort vorhanden ist auf FTTH aufgerüstet hat oder auch nur Vorbereitungen dafür getroffen hat.
Falls du an dem Thema interessiert bist und tiefer einsteigen möchtest würde ich und sicherlich auch dein eine oder andere hier im Forum dich gern unterstützen. Nach dem lesen des Online-Artikels sind schon einige Fragen offen geblieben, eine Anfrage an z.B. das Landratsamt oder den Zweckverband wäre hier sicherlich nicht Fehl am Platz. Schreibtipps oder Anregungen findest du unter unseren
SCHREIBEN. Wenn sonst noch fragen zu dem Artikel oder zu dem von mir geschriebenen sind, her damit
Beste Grüße