vauwe hat geschrieben:Meine Meinung (nennen wir es mal Thesen):
1) Der Bitstrom-Zugang wird den Infrastrukturwettbewerb abwürgen.
2) Für alternative Marktteilnehmer ist es nicht mehr interessant, eigene Infrastruktur aufzubauen.
3) Die Netztechnik der T-Com wird wieder (noch) stärker den Markt dominieren.
4) Ländliche Regionen werden es noch schwerer haben, Zugang zum breitbandigen Internet Anschluß zu finden.
Ich bitte um regen Meinungsaustausch... gerne auch umfangreiche Stellungsnahmen!

1) Zum Teil ja. Denn warum sollten sich alternative Wettbewerber eine eigene/andere Infrastruktur überlegen, wenn man auf bestehende produkte zurückgreifen kann. Andererseits wird dieses Vorprodukt soweiso nur für Anbieter interessant sein, die nur als reseller agieren wollen. Die hatten nie die Absicht, in den Infrastrukturwettbewerb einzusteigen; die sind darauf aus, spezielle Angebotspakete zu schnüren und zu vermarkten. Daher würde ich die Bedeutung des Bitstrom-Zugangs nicht überbewerten. Es wird nur andere Produktangebote geben. Ich sehe keinen Zusammenhang zu einem Infrastrukturwettbewerb. Durch Bitstrom wird sich da nichts ändern.
2) Sehe ich auch nur begrenzt so (siehe 1). In Ballungszentren wird es sich immer noch lohnen, in eine eigene Infrastruktur zu investieren, da sich große Kundenmengen erschließen lassen. Hier kann z.B. über Funktechnologien eine preiswertere Infrastruktur aufgebaut werden.
3) Klar. Das Quasi-Monopol der DTAG bleibt bestehen. Über den Bitstrom-Zugang wird es wohl noch unterstützt werden. Das kommt natürlich auf die Preisfestlegung an. Wunder sind da aber wohl nicht zu erwarten. Schließlich hält der Bund ja noch genügend Telekom-Aktien. Also wird die Bundesnetzagentur schon entsprechende Anweisungen bekommen.
4) Da sehe ich keinen Zusammenhang zum Bitstrom-Zugang. Sinn des Bitstrom-Zugangs ist es - aus meiner Sicht - alternative Produkt-Bundles für
bestehende DSL-Zugänge zu ermöglichen. Die wesentliche Änderung ist: DSL ohne Zwangs-ISDN/analoger Telefonanschluss. Mit einer Förderung der Infrastruktur hat das nichts zu tun.
So traurig es ist, die Regulierungsentscheidungen dienen nicht der Förderung der Infrastruktur. Man hat sich mit der bestehenden Abdeckung abgefunden bzw. überlässt alles den Anbietern. Falls man hier etwas tun will, geht das nur über den Universaldienst. Umso wichtiger ist die Petition!
Was ich noch bemerkenswert finde, ist die Pressemitteilung. Herr Kurth erklärt vollmundig, dass beim Bitstrom-Zugang "die Wettbewerber selbst die Servicequalität bestimmen können". In der Entscheidungsvorlage der BK4 steht aber nichts von Qualität. Es werden keine Grenzwerte genannt. Kann ein Anbieter dann eine bessere Qualität als die Telekom anbieten? Wie soll das gehen? Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.
Man darf gespannt sein. Insbesondere, ob VoIP geht, Ping-Zeiten usw.
Aber vielleicht hat man ja die falsche Pressemitteilung zum Beschluss veröffentlicht.
P.S.:
http://www.voip-info.de//news/newsartikel__1100.php