er kommt: Bitstromzugang

Allgemeine Initiativen und Breitband Themen

Wird der Bitstrom-Zugang eine (für uns spürbare) positive Auswirkung auf den Breitbandmarkt haben?

Umfrage endete am 13.04.2006 23:33

Ja, Bitstrom wird uns Vorteile bringen
3
19%
Nein, Bitstrom behindert den Netzausbau
5
31%
Ich habe keine Ahnung, was Bitstrom ist
8
50%
 
Abstimmungen insgesamt : 16

er kommt: Bitstromzugang

Beitragvon vauwe » 23.03.2006 23:33

Die Beschlußkammer 4 der BNetzA hat unter dem Aktenzeichen BK 4a-06-006/R einen Beschluß veröffentlicht, in dem der Bitstrom-Zugang angeordnet wird (PDF).

Da ich nicht weiß, ob man (Benachteiligter) sich darüber nun freuen soll oder nicht, hätte ich gern verschiedene Meinungen zu diesem Thema von Euch eingefangen.

Meine Meinung (nennen wir es mal Thesen):

1) Der Bitstrom-Zugang wird den Infrastrukturwettbewerb abwürgen.
2) Für alternative Marktteilnehmer ist es nicht mehr interessant, eigene Infrastruktur aufzubauen.
3) Die Netztechnik der T-Com wird wieder (noch) stärker den Markt dominieren.
4) Ländliche Regionen werden es noch schwerer haben, Zugang zum breitbandigen Internet Anschluß zu finden.

Ich bitte um regen Meinungsaustausch... gerne auch umfangreiche Stellungsnahmen! :)
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Re: er kommt: Bitstromzugang

Beitragvon catbert » 24.03.2006 06:43

vauwe hat geschrieben:Meine Meinung (nennen wir es mal Thesen):

1) Der Bitstrom-Zugang wird den Infrastrukturwettbewerb abwürgen.
2) Für alternative Marktteilnehmer ist es nicht mehr interessant, eigene Infrastruktur aufzubauen.
3) Die Netztechnik der T-Com wird wieder (noch) stärker den Markt dominieren.
4) Ländliche Regionen werden es noch schwerer haben, Zugang zum breitbandigen Internet Anschluß zu finden.

Ich bitte um regen Meinungsaustausch... gerne auch umfangreiche Stellungsnahmen! :)


1) Zum Teil ja. Denn warum sollten sich alternative Wettbewerber eine eigene/andere Infrastruktur überlegen, wenn man auf bestehende produkte zurückgreifen kann. Andererseits wird dieses Vorprodukt soweiso nur für Anbieter interessant sein, die nur als reseller agieren wollen. Die hatten nie die Absicht, in den Infrastrukturwettbewerb einzusteigen; die sind darauf aus, spezielle Angebotspakete zu schnüren und zu vermarkten. Daher würde ich die Bedeutung des Bitstrom-Zugangs nicht überbewerten. Es wird nur andere Produktangebote geben. Ich sehe keinen Zusammenhang zu einem Infrastrukturwettbewerb. Durch Bitstrom wird sich da nichts ändern.

2) Sehe ich auch nur begrenzt so (siehe 1). In Ballungszentren wird es sich immer noch lohnen, in eine eigene Infrastruktur zu investieren, da sich große Kundenmengen erschließen lassen. Hier kann z.B. über Funktechnologien eine preiswertere Infrastruktur aufgebaut werden.

3) Klar. Das Quasi-Monopol der DTAG bleibt bestehen. Über den Bitstrom-Zugang wird es wohl noch unterstützt werden. Das kommt natürlich auf die Preisfestlegung an. Wunder sind da aber wohl nicht zu erwarten. Schließlich hält der Bund ja noch genügend Telekom-Aktien. Also wird die Bundesnetzagentur schon entsprechende Anweisungen bekommen.

4) Da sehe ich keinen Zusammenhang zum Bitstrom-Zugang. Sinn des Bitstrom-Zugangs ist es - aus meiner Sicht - alternative Produkt-Bundles für bestehende DSL-Zugänge zu ermöglichen. Die wesentliche Änderung ist: DSL ohne Zwangs-ISDN/analoger Telefonanschluss. Mit einer Förderung der Infrastruktur hat das nichts zu tun.
So traurig es ist, die Regulierungsentscheidungen dienen nicht der Förderung der Infrastruktur. Man hat sich mit der bestehenden Abdeckung abgefunden bzw. überlässt alles den Anbietern. Falls man hier etwas tun will, geht das nur über den Universaldienst. Umso wichtiger ist die Petition!


Was ich noch bemerkenswert finde, ist die Pressemitteilung. Herr Kurth erklärt vollmundig, dass beim Bitstrom-Zugang "die Wettbewerber selbst die Servicequalität bestimmen können". In der Entscheidungsvorlage der BK4 steht aber nichts von Qualität. Es werden keine Grenzwerte genannt. Kann ein Anbieter dann eine bessere Qualität als die Telekom anbieten? Wie soll das gehen? Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.
Man darf gespannt sein. Insbesondere, ob VoIP geht, Ping-Zeiten usw.
Aber vielleicht hat man ja die falsche Pressemitteilung zum Beschluss veröffentlicht. :wink:

P.S.: http://www.voip-info.de//news/newsartikel__1100.php
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Beitragvon Shark_XXL » 24.03.2006 15:35

Ähm, ich fänds super wenn ihr mal ne Beschreibung oder nen Link zu dem Bistrom zugang geben würdet.
THX Shark
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Beitragvon vauwe » 24.03.2006 16:59

Shark_XXL hat geschrieben:Ähm, ich fänds super wenn ihr mal ne Beschreibung oder nen Link zu dem Bistrom zugang geben würdet.
THX Shark


Ich werde heute abend mal versuchen, eine ausführliche Erklärung für den Bitstrom-Zugang zu schreiben. An dieser Stelle sei aber erwähnt, daß gerade dieses Thema sogar von Fachleuten ab und an verpeilt wird (es ist eine komplizierte Materie, deren Abgrenzung zum Resale recht schwierig ist).

Was ich eigentlich sagen will: Es muß niemandem peinlich sein, wenn er nicht weiß, was Bitstrom-Zugang ist oder das Thema gar nicht versteht. Ich versuche aber mal eine Abhandlung zu schreiben.
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Beitragvon Danny » 24.03.2006 18:56

Hmm...tja, wikipedia bietet auch nix zu dem Thema an, dann warte ich mal auf Deine Erklärung vauwe. :wink:
Die einen kennen mich, die anderen können mich!
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Beitragvon M0rGu3 » 24.03.2006 19:43

Gestern gab es dazu eine Nachricht im heise-Newsticker, bei Bedarf mal nachschauen, finde sie nicht mehr Im RDF-Feed.
Da war auch eine recht verständliche Erklärung zu Bitstrom drin.
Eure Mitarbeit ist gefragt!
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Beitragvon catbert » 24.03.2006 20:11

Ich kann am Wochenende auch noch mal was zusammenstellen. Im Prinzip verbirgt sich hinter Bitstream Access der direkte Zugriff alternativer Anbieter auf den Endkunden über die Infrastruktur der Telekom. Also über die Strecke Kuper-Doppelader-DSLAM-Konzentrationsnetz zu einem Übergabepunkt, wo der alternative Anbieter den Verkehr übernimmt. Dabei kann auf Layer 3 nach dem OSI-Modell auf den Datenstrom zugegriffen werden. Dies ermöglicht dann eine direkte (mehr oder weniger) Kontrolle und damit die Möglichkeit spezielle Endkundenprodukte anzubieten.
Einen Einstieg gibt es hier: http://erg.eu.int/doc/whatsnew/erg_0333 ... sition.pdf.
Es gab auch irgendwas von der Bundesnetzagentur, glaube ich. Mal sehen, was ich noch rauskramen kann.
Zuletzt geändert von catbert am 24.03.2006 20:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon governet » 24.03.2006 20:15

Da einige bestimmt nix mit dem OSI Modell anfangen können:

http://de.wikipedia.org/wiki/OSI-Modell

Gruß Governet
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Beitragvon vauwe » 24.03.2006 20:57

Layer 3 heißt (in diesem Fall) IP-Ebene (TCP/IP).
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Beitragvon catbert » 25.03.2006 08:13

So, jetzt habe ich die Anhörung zum Bitstrom-Zugang der Bundesnetzagentur gefunden: http://www.bundesnetzagentur.de/enid/ba ... ss_9q.html.

Ich denke mal, dass da einiges klar wird.

Sehr interessant ist auch der Workshop der Agentur, dessen Ergebnisse in der zeitschrift Multimedia und Recht veröffentlicht wurden. ( http://rsw.beck.de/rsw/images/news/beil10-03.pdf ) Dort ist auch eine Übersichtszeichnung, die deutlich macht, wie man sich den Bitstrom-Zugang in der bestehenden Infrastruktur vorstellen muss.

P.S.: Bei dem zur Kommentierung vorgeschlagenen Bitstrom-Zugang handelt es sich um den sogn. Premium-BSA (siehe auch hier, Seite21 zeigt schematisch einen Vergleich der verschiedenen Zugangsvarianten) Der Premium-BSA ist was für Großkunden. Für den Bitstromzugang für den Massenmarkt wird man noch auf eine entsprechende Entscheidung der Behörde zum ISP-Bitstromzugang warten müssen. Soll ja bald kommen...
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Beitragvon catbert » 29.03.2006 12:40

Mittlerweile gibt es bei Wikipedia eine Erklärung für den Begriff Bitstromzugang. Ich schlage vor, dass jeder der noch Infos bereitstellen will/kann, das dort einträgt.
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Beitragvon fruli » 30.03.2006 17:22

Hi,

ad 1)

Bitstrom wird den Infrastruktur-Wettbewerb überhaupt nicht abwürgen.

Dass dieses im Gegenteil ohne regulierten Bitstrom-Zugang mit Hilfe des von der T-Com kontrollierten unregulierten Resale-Modells viel besser von der T-Com erreicht werden kann, sieht man am neuen Net-Rental-Resale-Vertragsmodell, das T-Online und United-Internet seit kurzem nutzen - dieses Modell ist einzig und allein darauf ausgerichtet, den aufkommenden Line-Sharing-Anbieter Telefonica gleich wieder vom Markt zu fegen sowie das Wachstum der Komplettmieter der letzten Meile zu bremsen (ab 192 gemieteten DSLAM-Ports/Vermittlungsstelle Resale-DSL-Anschluss egal welcher Bancbreite pauschal 10€/Monat; keinerlei Einmalgebühren).

ad 2) es ist illusorisch anzunehmen, die Mehrzahl der ländlichen Vermittlungsstellen werde bei den derzeitigen Kosten für die letzte Meile jemals von alternativen Anbietern angebunden auf der Basis der TAL-Miete.

ad (3) siehe Argumentation unter Punkt (1): das erreicht die DT AG von ganz allein durch ihre Marktmacht und entsprechende unregulierte Resale-Produkte, die sie fälschlicherweise als Bitstream anpreist, weitaus besser.

ad (4) Bitstream kann den Providern Zugriff auf DSLAM-Schaltparameter bieten, was positive Effekte auf die Versorgung und die Qualität/Bandbreite an Anschlüssen mit hoher Dämpfung haben dürfte.

Zudem erhalten dadurch bundesweit agierende Anbieter wie AOL oder Arcor oder Hansenet/Alice die Möglichkeit, die über T-Com-Infrastruktur angebotenen Produkte den über ihre eigene Infrastruktur (bzw. alternative Anbieter wie Telefonica/QSC) realisierten Produkte anzupassen und somit nahtlos als bundesweite Anbieter mit den gleichen Produkten aufzutreten.

In mit Sondertechnik ausgestatteten Anschlussgebieten (Outdoor-DSLAM in GF-Gebieten und in Reichweitenopfer-Gemeinden) ist Bitstream zudem die einzige sinnvoll realisierbare Marktzugangsart für alternative Anbieter, die in normalen Anschlussgebieten auf Line-Sharing oder TAL-Komplettmiete aufsetzen.

@catbert: Premium-BSA ist der einzig echte Bitstromzugang - alles andere in diesem T-Com-Propaganda-Paper bezeichnet längst existente T-DSL-Resale-Zugänge, die von der T-Com als falsche Bitstrom-Zugänge verkauft werden.

So long.
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Beitragvon catbert » 31.03.2006 03:41

@fruli
Da stimme ich vollkommen zu. Nur mit Premium-BSA ist ein wirklicher Zugriff auf den DSL-Anschluss möglich, da hier vom alternativen Anbieter definierte Bandbreiten und Performance bestimmt werden können.

Die bisher genutzten Zugriffsmöglichkeiten (ZISP, ISP-Gate und OC) sind definitiv kein Bitstream, auch wenn das vielfach so dargestellt wird. Diese Zugänge sind letzten Endes nur "best effort".

Man wird sehen, wie der Bitsreamzugang - sei es nun der ATM- oder der ISP-basierte - letzten Endes definiert werden...
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Beitragvon catbert » 26.04.2006 12:37

So, jetzt ist er da, der Konsultationsentwurf für den IP-Bitstrom-Zugang.
Das ist dann der Zugang für den sogn. "Breitband-Massenmarkt", also der für den Otto-Normal-Verbraucher.
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Beitragvon governet » 26.04.2006 13:32

Am besten ist die Begründung für die Regulierungsverfügung:

Damit unterscheidet sich der Entwurf der Regulierungsverfügung für den IP-Bitstrom-Zugang von dem für den ATM-Bitstrom-Zugang, in dem die Bundesnetzagentur von der Auferlegung einer Zugangsverpflichtung abgesehen hat. "Dies liegt unter anderem daran, dass die DT AG im Gegensatz zum ATM-Bitstrom-Zugang für den IP-Bitstrom-Zugang bisher freiwillig kein Zugangsprodukt anbietet, das den Kriterien der bereits erfolgten Marktanalyse genügt", begründete Kurth die vorgesehenen Maßnahmen.


Schön das hier die Telekom etwas anbieten muss, was sie nicht anbietet - und was ist dann mit der Schmalband-Flatrate, diese wird auch nicht angeboten, aber hier wird die DTAG nicht dazu gezwungen.

Für die Leute, die kein Breitband kriegen können, heißt diese Verfügung doch sowieso nur, dass sich die T-Com bei ihnen noch mehr weigern wird auszubauen, um nicht noch mehr Telefonanschlüsse zu verlieren. Denn wenn der Bitstrom Zugang erstmal da ist, werden viele auf rein Breitband umsteigen, mit VoIP telefonieren und den Telefonanschluss kündigen.

Gruß Governet
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