von grapevine » 06.05.2013 16:45
Ich versuche mal, eine differenzierte Antwort zu geben:
1. Es gibt unterschiedliche Wertschöpfungsebenen und dementsprechend verschiedene Vorleistungsprodukte. Das einfachste dieser Vorleistungsprodukte ist der TAL-Zugang. TAL-Zugang bedeutet, dass die Telekom ein Kabel (und nur das Kabel) auf der letzten Meile (z.B. in Hauptstr. 12) an andere Anbieter vermieten muss. Der andere Anbieter muss am "Ende" des Kabels seine eigenen Geräte aufbauen und kann ggf. bei der Telekom auch Räume dazu anmieten. Auch letzteres ist reguliert.
Zugang zur TAL gibt es an verschiedenen Wegpunkten einer TAL. Die "längste" Variante ist die Variante zum Hauptverteiler (HVt), die kürzere Variante die zum Kabelverzweiger (Kvz), und es gibt noch weitere Varianten.
Hinsichtlich der Regulierung des TAL-Zugangs sind im Spätsommer Änderungen (-> Vectoring) zu erwarten.
2. Geht man die Wertschöpfungskette weiter hoch, kann man als "anderer Anbieter" auch "höherwertige" Vorleistungsprodukte anmieten. Dazu gehören der Bitstromzugang in verschiedenen Varianten oder der kompletten Resale-Internetanschluss inkl. Backbone. Bei den Bitstromvarianten ist es üblicherweise so, dass man den Datenstrom vom Endkunden an irgendeinem definierten Punkt (oder mehreren) in sein eigenes Netz zuführen lässt. Bei der Resale-Variante braucht man auch kein eigenes Netz mehr.
Diese Produkte sind zu weiten Teilen reguliert, aber nicht einheitlich. Im VDSL/KVz-Bereich konnte die Telekom das sog. "Kontingentmodell" durchsetzen. Im ADSL/HVt-Bereich geht es auch ohne Kontingent.
3. Die Welt ist voll mit bilateralen Einzelvereinbarungen zwischen den jeweils Beteiligten. Man kann daher nicht allgemein sagen, ob ein Wettbewerber in jedem Fall eine neu erschlossene Infrastruktur der Telekom "mitnutzen" kann. Das hängt von der Infrastruktur und den Verträgen ab. Manchmal ist ein offizielles "wir können nicht" auch nur ein "wir wollen nicht (... zu den von der Telekom angebotenen Bedingungen)".
Kurz zusammengefasst: a) Die Telekom muss nicht jede Infrastruktur bereitstellen und b) nicht jede bereitgestellte Infrastruktur wird genutzt.