VATM und Dialog Consult stellen Studie zum Telekommunikationsmarkt 2010 vor
Gesamtumsatz leicht rückläufig – Mobilfunk legt nach vier Jahren erstmals wieder zu –Zahl der Arbeitsplätze bei Wettbewerbern steigt – Alternative Anbieter tätigen nahezu 60 Prozent der Investitionen – Ende 2010 fast 27 Millionen Breitbandanschlüsse – Mobiles Internet treibt Non-Voice-Umsätze – Televoting immer beliebter
Die Umsätze mit Telekommunikationsdiensten in Deutschland werden 2010 voraussichtlich auf rund 61 Milliarden Euro leicht sinken. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um 1,3 Prozent (2009: 61,8 Milliarden). Im Festnetzbereich können alternative Anbieter (+0,5 Milliarden Euro) und Kabelnetzbetreiber (+0,2 Milliarden Euro) zulegen. Nach vier Jahren mit sinkenden Umsätzen verbucht der Mobilfunk insgesamt in diesem Jahr erstmals wieder ein leichtes Plus (+0,8 Prozent auf 24,3 Milliarden Euro). Das sind Ergebnisse der zwölften gemeinsamen TK-Marktstudie von VATM und Dialog Consult, die heute in Köln vorgestellt worden ist.
Nachdem die Investitionen in Sachanlagen 2009 etwas gesunken waren, steigen sie in der TK-Branche dieses Jahr wieder auf rund 6,3 Milliarden Euro (2009: 6,1 Milliarden Euro). Die Wettbewerber tragen mit 59 Prozent erneut mehr als die Hälfte des Investments und bleiben damit Treiber von Innovationen. Seit der Marktliberalisierung haben die alternativen Anbieter rund 48,5 Milliarden Euro investiert. Während die Zahl der Mitarbeiter bei den Wettbewerbsunternehmen zum siebten Mal in Folge leicht steigt (+1.000 auf 55.500), versucht die Telekom, ihre Effizienz durch einen weiteren Abbau bei den Beschäftigten (-2.400) in Deutschland zu steigern.
„Die Relevanz des Kommunikationssektors als Motor für die Gesamtwirtschaft ist ungebrochen. Im kommenden Jahr wird es für Unternehmen und Kunden unter anderem durch die Erweiterung des mobilen Internets per LTE-Technologie und Fortschritte beim Glasfaserausbau neuen Schwung geben“, sagt VATM-Präsident Gerd Eickers: „Gestiegene Umsätze, der stetige Zuwachs an Arbeitsplätzen und die starke Rolle bei der Schließung von weißen Flecken in der Breitbandversorgung unterstreichen die zunehmende Bedeutung der TK-Wettbewerbsunternehmen in Deutschland.“
„Die Marktstudie verdeutlicht aber zugleich, dass der Wettbewerb weiterhin einer effizienten Regulierung bedarf“, sagt Eickers. Auch 13 Jahre nach der vollständigen Liberalisierung werde die Telekom im Festnetzbereich trotz Umsatzeinbußen fast genauso viel umsetzen (rund 18,1 Milliarden Euro) wie sämtliche Wettbewerber inklusive Kabelanbieter zusammen, so Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, der die TK-Marktstudie wie in den Vorjahren mit der Dialog Consult GmbH im Auftrag des VATM erstellt hat.
Der Neukundenanteil betrage in dem für die Frage der Marktbeherrschung besonders relevanten DSL-Markt rund zwei Drittel, so der TK-Experte. Weiterhin bestehen bleibe zudem die Abhängigkeit der Wettbewerber von den Vorprodukten des Ex-Monopolisten. Im laufenden Jahr müssten die Wettbewerber mit eigener Infrastruktur etwa 65 Cent pro Euro Umsatz an die Telekom durchreichen. „Damit bleiben die an das ehemalige Staatsunternehmen zu zahlenden Vorleistungsentgelte praktisch unverändert hoch – und wir tragen dadurch erheblich zum Umsatz der Telekom in diesem Bereich bei“, unterstreicht Eickers.
„Dass wir weiterhin einen `Schiedsrichter´ in Gestalt des Regulierers auf dem Platz brauchen, zeigte sich in diesem Jahr unter anderem bei den Themen VDSL, Schaltverteiler und Qualität bei Wechselprozessen“, so der VATM-Präsident: „Nur durch deutliche Eingriffe der Bundesnetzagentur konnten beim VDSL-Netz der Telekom Zugangsregelungen und Preise für die Wettbewerber festgelegt werden, bei der Nutzung von Schaltverteilern für den Breitbandausbau Fortschritte und bei der Prozessqualität Verbesserungen erreicht werden.“
Mit Blick auf die konkrete Marktentwicklung gehen Prof. Gerpott und Verbands-Präsident Eickers davon aus, dass sich der Gesamtmarkt 2011 stabilisieren wird: „Wir schätzen, dass der Markt höchstens um bis zu zwei Prozent zurückgehen wird.“ Ein zunehmender Mobilfunkumsatz werde jedoch nicht für ein Gesamtwachstum der TK-Dienste im kommenden Jahr reichen. „2010 werden unter anderem mobile Internetdienste, IP-TV und weiterhin der Bandbreitenwettbewerb wichtige Rollen spielen“, so Prof. Gerpott. „Mit Blick auf die Verbraucher gehen wir davon aus, dass die bereits niedrigen Mobilfunk-Endkundenpreise im nächsten Jahr nochmals um bis zu drei Prozent sinken werden", schätzt Eickers.
Auf der Agenda für TK-Branche, Regulierer, Politik und Gesetzgeber werden aus Sicht des VATM 2011 vor allem drei Themenbereiche stehen: der diskriminierungsfreie Zugang (Open Access) zu den Glasfasernetzen, Netzneutralität und die Verbesserung der Qualität - und damit die Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG). „Beim teils hitzig diskutierten Thema Netzneutralität muss mit Sachlichkeit und ohne Hektik geschaut werden, welche Regeln überhaupt benötigt werden. Wenn wir auf andere Länder schauen, fällt auf, dass die Netzneutralität dort am gesichertsten ist, wo am meisten Wettbewerb herrscht - und nicht dort, wo es am meisten Vorschriften gibt“, betont der VATM-Präsident.
Beim Thema Open Access gelte es, 2011 zu marktgerechten und wettbewerbsfördernden Regelungen zu kommen – auch damit der Verbraucher und etwa Unternehmen mit Filialnetzen zukünftig angesichts zahlreicher sich entwickelnder regionaler Glasfasernetze von Wettbewerb und Auswahlmöglichkeiten profitieren können. Die EU-Kommission habe in ihrer kürzlich veröffentlichten NGA-Empfehlung klargestellt, dass die Förderung von Investitionen nicht zu Lasten des Wettbewerbs gehen darf. Eickers: „Das muss auch für die aktuelle No-vellierung des Telekommunikationsgesetzes gelten.“ Die Grundtendenz des gerade vorgelegten Referentenentwurfs stimme. „Besonders die Umsetzung der neuen EU-Qualitätsvorgaben in der TKG-Novelle begrüßen wir“, so der VATM-Präsident. Der VATM hatte in seiner Stellungnahme zu den Eckpunkten des Gesetzes vor allem auf deutliche Verbesserungen und Klarstellungen bei Anschaltprozessen, Anbieterwechseln und Entstörungen gedrungen.
Die Ergebnisse der Studie im Einzelnen:
I. Gesamtmarkt für Telekommunikationsdienste in Deutschland
Von den Gesamtumsätzen in Höhe von rund 61 Milliarden Euro, die 2010 in Deutschland mit Telekommunikationsdiensten erzielt werden, entfallen 33 Milliarden Euro (-1,2 Milliarden Euro) auf den TK-Festnetz- und 24,3 Milliarden Euro auf den Mobilfunkmarkt (Abb. 1). Im Mobilfunkmarkt konnten die Telekom Deutschland und zusammen die Wettbewerber jeweils gleich stark den Umsatz um 0,1 Milliarden Euro steigern.
Die Telekom bleibt in dem um gut 3,5 Prozent rückläufigen TK-Festnetzmarkt mit 55 Prozent Umsatzanteil der marktbeherrschende Anbieter, obwohl das ehemalige Staatsunternehmen in diesem Jahr voraussichtlich 1,7 Milliarden Euro weniger Umsatz im Festnetzgeschäft erzielen wird. So verzeichnet die Telekom zum Beispiel bei den Komplettanschlüssen im Jahr 2010 schätzungsweise einen Rückgang um 1,3 Millionen – ein geringerer Rückgang als noch im Vorjahr (-2,4 Millionen). Die Wettbewerber können ihre Festnetz-Umsätze durch Kundenwachstum und Effizienzsteigerung um 0,5 Milliarden Euro beziehungsweise rund 3,5 Prozent steigern. Leicht zulegen können 2010 zudem die Kabelnetzbetreiber (+0,2 Milliarden Euro). Diese Zuwächse und das Plus im Mobilfunk können jedoch den Rückgang insgesamt im Festnetz nicht kompensieren (Abb. 1 und 2).
Weiterhin deutlich zu Buche schlagen die Vorleistungsentgelte, die die Wettbewerbsunternehmen pro Euro Umsatz bei Komplettanschlüssen an die Telekom bezahlen müssen. „Sie bleiben auch 2010 mit einem Anteil von 65 Cent auf einem hohen Stand“, erläutert Prof. Gerpott (Abb. 3). Das heißt, auch bei Kundenwechseln zu Wettbewerbern verdient die Telekom Deutschland weiter mit.
Dennoch investieren besonders die Wettbewerber in TK-Sachanlagen. Sie tragen 3,7 Milliarden der insgesamt 6,3 Milliarden Euro (Abb. 4). Die Zahl der Beschäftigten bei alternativen Carriern und Diensteanbietern wächst 2010 zum siebten Mal in Folge auf nunmehr 55.500. Zugleich sichert der Wettbewerb jeden zweiten Arbeitsplatz in der Zulieferindustrie. Der ehemalige Staatskonzern Telekom hingegen baut weiter Personal ab – wenn auch abgeschwächt – auf rund 125.100 Mitarbeiter (Abb. 5).
II. Festnetzmarkt
Die Kunden der Wettbewerber telefonieren von Jahr zu Jahr mehr. Waren es vor fünf Jahren täglich 286 Millionen Minuten pro Tag im Festnetz, werden dort 2010 täglich durchschnittlich 397 Millionen Minuten gesprochen. Der Anstieg um 8 Millionen Minuten im Vorjahresvergleich ist überdurchschnittlich durch die Zunahme bei Komplettanschlüssen auf 80,1 Prozent (2009: 70,7 Prozent) der Minuten begründet. „Dieser Anstieg wird vor allem durch Telefonanschlüsse auf Basis von entbündelten DSL-Verbindungen verursacht, während der Zuwachs bei Verbindungen auf Basis von klassischen ISDN-/PSTN-Anschlüssen nur noch leicht zunimmt“, so Prof. Gerpott.
Der Anteil von Call-by-Call und Preselection sinkt zwar in diesem Jahr aufgrund der immer stärkeren Nutzung von Flatrates - dennoch machen Betreibervor- und Betreiberauswahl immer noch ein Fünftel der Wettbewerber-Minuten aus. Das sind weiterhin fast 80 Millionen Minuten täglich. „Umso wichtiger ist es, die Regulierungsverfügung, die die Telekom verpflichtet, Call-by-Call und Preselection auch in den neuen All-IP-Netzen zuzulassen, nun auch endlich umzusetzen, damit Verbraucher dieses Modell auch in den neuen Netzen weiterhin nutzen können“, unterstreicht VATM-Präsident Gerd Eickers (Abb. 6).
VoiP liegt weiter im Trend. Das zeigt auch die Marktstudie: Die Wettbewerber können 2010 die Zahl der Voice-over-IP-Festnetzanschlüsse um mehr als 40 Prozent auf 5,2 Millionen steigern. Außerdem steigt die Zahl der Anschlüsse über TV-Breitbandkabel um 800.000 auf 3 Millionen. Die Zahl der PSTN- und der ISDN-Anschlüsse hingegen erhöht sich nur noch leicht um jeweils 100.000 (Abb. 7).
Über die Telefonleitung greifen Verbraucher weiterhin deutlich mehr auf schnelles Internet zu als über TV-Breitbandkabel. Letzteres kann allerdings Marktanteile gewinnen. Die Kabelnetzbetreiber legen bei Telefon- und Internetanschlüssen zwar in absoluten Zahlen stärker zu als TK-Netzbetreiber bei IP-TV-Angeboten – prozentual ist der Anstieg jedoch nahezu gleich. Im Wettbewerb der Netzplattformen wurde in TK-Netzen früh mit dem Breitbandausbau begonnen, so dass in 2010 eine hohe Anschlusszahl von 23 Millionen erreicht wird. Die noch jungen ausschließlich digitalen Fernsehdienste in TK-Netzen werden 2010 von 1,3 Millionen Kunden nachgefragt. Demgegenüber haben die BK-Netzbetreiber 2010 6,6 Millionen Verträge über Telefon- und Internetdienste abgeschlossen. „Im Segment IP-TV könnten die TK-Anbieter im Vergleich zu den Kabelnetzbetreibern schon sehr viel besser dastehen, wenn die Telekom das VDSL-Netz früher für die Wettbewerber und damit Weiterentwicklung und Weiterverbreitung geöffnet hätte. Wir brauchen dringend marktgerechte IP-TV-Vorprodukte, damit sie von allen angeboten und genutzt werden können“, kommentiert Eickers. Beide Netzplattformen bieten noch erhebliche Entwicklungsmöglichkeiten zur Nutzung weiterer Dienste (Abb. 8).
Im Bereich Komplettanschlüsse in Telekommunikationsfestnetzen schwächt sich der Rückgang bei der Zahl der Telekom-Komplettanschlüsse 2010 laut Studie mit einem voraussichtlichen Minus von 1,3 Millionen ab. Die Wettbewerber können bei den klassischen Telefonanschlüssen geringfügig um 0,2 Millionen zulegen. Dennoch dominiert die Telekom mit 78,3 Prozent der Komplettanschlüsse (24,9 Millionen) noch klar das Festnetzanschlussgeschäft. Insgesamt geht die Zahl der Komplettanschlüsse durch den Wegfall von Sprachtelefon-Anschlüssen in Verbindung mit Voice-over-IP und die Substitution des Festnetzes durch den Mobilfunk weiter um 1,1 Millionen auf 31,8 Millionen zurück (Abb. 9).
Der Kurve der Breitbandanschlüsse zeigt weiterhin nach oben, aber nicht mehr so stark. „Dieser Markt nähert sich mittelfristig der Sättigungsgrenze“, meint Prof. Gerpott. Die Zahl der direkt geschalteten Breitbandanschlüsse steigt bis zum Jahresende um 7,2 Prozent auf 26,9 Millionen. Die Telekom legt in absoluten Zahlen bei den Anschlüssen um 600.000 zu. Damit hält die Telekom inklusive Weiterverkauf mehr als die Hälfte aller Breitbandkunden in ihrem Netz. Breitbandanschlüsse über alternative Anschlussarten wie Kabelmodem und Glasfaser, aber auch Satellit und Funk können ihren Anteil jedoch auf 14,5 Prozent ausbauen und mit 3,9 Millionen fast ein Drittel mehr Kunden als im Vorjahr verbuchen. Die Zahl der von Resellern vermarkteten Telekom-Anschlüsse nimmt hingegen zum dritten Mal in Folge deutlich ab: Sie sinkt um 31 Prozent auf 1,1 Millionen (Abb. 10).
Das DSL-Wachstum verliert langsam an Tempo. Der Nettozuwachs beläuft sich 2010 auf 1,8 Millionen Neukunden. 2009 waren es noch 0,5 Millionen mehr. Die Wettbewerber fragen dieses Jahr 300.000 Anschlüsse weniger nach, die von der Telekom geschaltet werden (-0,5 Millionen Resale, +0,2 Bitstrom), weil diese Kunden auf direkt geschaltete Anschlüsse der Wettbewerber migriert wurden (Abb. 11). „Unter Berücksichtigung der 0,6 Millionen zusätzlichen Komplettanschlusskunden der alternativen Carrier betrug der gesamte DSL-Kundenzuwachs der Wettbewerber nur 0,3 Millionen und damit nur halb so viel wie bei der Telekom“, so Prof. Gerpott. (Abb. 12). Mit 11,5 Millionen DSL-Kunden war die Telekom Ende 2009 noch fast drei Mal so groß wie die größten Wettbewerber (Vodafone: 3,7 Millionen; United Internet: 3,3 Millionen) (Abb. 13). Die Wettbewerbsunternehmen erreichen bis Ende 2009 zusammen noch keine 50 Prozent der Endkunden-DSL-Anschlüsse im deutschen Markt.
An Glasfasernetze bis zum Gebäudekeller werden in Deutschland laut Studie bis Ende 2010 rund 650.000 Haushalte angeschlossen sein. Etwa 40 Prozent dieser Haushalte können von Carriern als zahlende Kunden auf einen Glasfaseranschluss überführt werden (Abb. 14). „Im Gegensatz zu der nahezu 100-prozentigen Auslastungssituation bei den Kupfer-Teilnehmeranschlussleitungen, TAL, der Telekom, die entweder von ihr selbst oder einem Wettbewerber genutzt werden, müssen für die neu geschaffenen Glasfaserzugangsnetze entsprechende Kunden erst gewonnen werden“, erläutert Gerpott: „Allerdings können bestehende ADSL-Kundenverträge auf die neue Zugangsnetztechnik migriert werden.“
Der Anteil sehr schneller Anschlüsse mit mindestens 50 Mbit/s bewegt sich derzeit bei noch nicht einmal einem Prozent. Bei mehr als der Hälfte der DSL-Anschlüsse (53 Prozent) liegt Ende 2010 die Übertragungsgeschwindigkeit aus dem Netz bei maximal 6 Mbit/s (Abb. 15). Das pro Breitbandanschluss verbrauchte Datenvolumen nimmt dieses Jahr um mehr als 10 Prozent auf 11,3 Gigabyte und damit stärker als im Vorjahr zu. „Die zunehmende Nutzung von Videodiensten wie IP-TV, Web-TV und Video-Up-/Download sorgt auch 2010 für ein steigendes Datenübertragungsvolumen pro Anschluss“, so Prof. Gerpott (Abb. 16).
III. Mobilfunkmarkt
Die Verbraucher greifen 2010 noch etwas häufiger zum Handy als im Jahr zuvor: 258 Millionen Minuten pro Tag (2009: 250 Millionen). Im Vergleich: Per Festnetz werden 645 Millionen Minuten täglich und damit zwei Drittel der Zeit miteinander kommuniziert (2009: 649 Millionen). Gerpott: „Vor dem Hintergrund der bestehenden Mobilfunk-Tarifmodelle scheint sich eine Sättigung der Mobilfunksprachnutzung abzuzeichnen – das kann sich jedoch durch neue Tarifmodelle auch schnell ändern" (Abb. 17). Zum Jahresende werde es rund 108,3 Millionen Prepaid- und Postpaid-Mobilfunkverträge geben. „Die Gesamtzahl der aktivierten SIM-Karten stagniert aufgrund der Ausbuchung von inaktiven Prepaid-Kunden“, ergänzt der TK-Spezialist (Abb. 18). Marktführer im Mobilfunk sind laut Schätzung für 2010 weiterhin Telekom Deutschland und Vodafone D2 mit Marktanteilen von 30,1 beziehungsweise 29,8 Prozent. Die später gestarteten Netzbetreiber E-Plus und Telefónica O2 können ihre Markt-anteile weiter leicht ausbauen (Abb. 19).
Doch es wird nicht nur mehr geredet: Auch der Non-Voice-Anteil an den Umsätzen im Mobilfunk wächst 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 auf 28,5 Prozent. Mehr als die Hälfte dieser Umsätze resultiert mit 15,9 Prozent aus der Datenübertragung (2009: 13,9 Prozent) (Abb. 20). Gerpott: „Das Wachstum der Datenübertragung wird gleichermaßen durch die intensivere Modemnutzung von SIM-Karten für Laptops, Note- und Netbooks einerseits und andererseits durch die zunehmende Smartphone-Nutzung getragen.“ Das in Mobilfunknetzen erzeugte Datenvolumen ist von 2005 (0,2 Millionen GB) bis 2010 (rund 121 Millionen GB) extrem gestiegen – von 2009 auf 2010 hat es sich mehr als verdreifacht. Dass der Umsatz in diesem Bereich dennoch lediglich um zwei Prozent gewachsen ist, verdeutlicht, dass die Endkundenpreise bei der mobilen Datenübertragung weiter gesunken sind.
Trotz leicht zurückgehender SMS-Umsätze – bedingt durch Flatrates – tippen die Deutschen weiterhin immer mehr Kurznachrichten. Die Zahl der täglich per Handy verschickten SMS steigt 2010 auf 98,6 Millionen (+6,5 Millionen). MMS spielen hingegen weiterhin mit 0,55 Millionen Nachrichten pro Tag eine geringe Rolle (Abb. 22).
IV. Markt der Mehrwertdienste in Fest- und Mobilfunknetzen
Die Nachfrage von Auskunfts- und Mehrwertdienste-Rufnummern, die von Wettbewerbern angeboten werden, liegt mit täglich rund 20,2 Millionen Minuten 2010 auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr (2009: 20,5 Millionen Minuten). Bemerkbar macht sich unter anderem die Beliebtheit der Fernseh-Castingshows: Das 0137-Televoting-Verkehrsvolumen steigt erkennbar um 2,5 Prozent (Umsatz: +2,2 Prozent) (Abb. 23 und 24).
Download: TK-Marktstudie 2010 (PDF)