VATM-Jahrbuch 2008/2009
Große Dynamik in den TK-Märkten – Aufbruch in neue Netze – Deutschland und die EU stehen vor der Grundsatzentscheidung Open Access oder regionale Monopole Der VATM hat heute in Köln das Jahrbuch „Telekommunikation und Mehrwertdienste in Deutschland 2008/2009“ vorgestellt und damit bereits zum achten Mal eine umfassende Bilanz über wirtschaftliche, technologische und politisch-regulatorische Geschehnisse auf den deutschen TK-Märkten vorgelegt.
Die detaillierten Rückblicke auf 2008 und weitreichenden Analysen für 2009 in den zahlreichen Statements der Mitgliedsunternehmen sowie die hochkarätigen Gastbeiträge aus Politik und Medien sind ein außergewöhnlicher Spiegel der aktuellen Branchenlage.
Dabei wird deutlich, dass zwar elf Jahre nach der Öffnung des TK-Marktes die Wettbewerbssituation grundsätzlich positiv zu bewerten ist, die Unternehmen aber einem nach wie vor marktbeherrschenden ehemaligen Monopolisten gegenüberstehen.
Zu einem der Kernprobleme, das in diesem Jahr dringend gelöst werden muss, gehört die Höhe der Gebühren für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL), mit der Deutschland innerhalb der EU-15 den vierthöchsten Platz einnimmt. Dass sich der VATM mit seinen Forderungen nach deutlich sinkenden Preisen an den tatsächlich entstehenden Kosten orientiert, zeigt das gerade fertig gestellte Gutachten von Prof. Jürgen Kühling (Universität Regensburg) „Die Entgeltregulierung der Kupfer-TAL vor dem Hintergrund der NGA-Migration“. „Es macht deutlich, dass auch aufgrund der jüngsten Gerichtsentscheidungen des EuGH und des VG Köln eine Modifizierung der Berechnung der TAL-Entgelte notwendig ist“, sagte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner bei der heutigen Vorstellung. Das neue Berechnungsmodell müsse sich stärker als bisher an den tatsächlichen Kosten orientieren und nicht allein eine theoretische Wiederbeschaffung zur Kalkulationsbasis haben. „Wenn in Wahrheit nicht wieder in Kupfernetze investiert wird, muss das auch zwingend berücksichtigt werden“, verdeutlichte Grützner.
VATM-Präsident Gerd Eickers hob in seiner Beurteilung der wirtschaftlichen Ausgangslage für das Jahr 2009 außerdem hervor, dass die Branche aktuell noch nicht von der Finanzkrise betroffen sei. „Dennoch haben sich die Kreditkonditionen für langfristige Infrastrukturinvestitionen deutlich verschlechtert und stehen einem forcierten Infrastrukturausbau, wie von der Bundesregierung gewünscht, entgegen“, sagte Eickers. Dabei sei es klares Ziel der VATM-Mitgliedsunternehmen, weiter in die Infrastruktur zu investieren. „Sicherlich können staatliche Bürgschaften zur Kreditsicherung – wie von der Bundesregierung konzipiert – hilfreich sein“, machte der VATM-Präsident deutlich: „Sie sind aber ausdrücklich keine unbedingte Voraussetzung für Infrastrukturinvestitionen.“
Ganz oben auf der wirtschaftspolitischen Agenda der Branche stehe dabei weiterhin die Schließung der weißen Flecken mit Hilfe aller zur Verfügung stehenden alternativen Technologien sowie die Nutzung der digitalen Dividende. Parallel dazu stehe die Branche mit dem Aufbau eines Glasfasernetzes vor einer radikalen Umstrukturierung, die die Datenautobahnen für die Kommunikationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts schaffen werde.
Für die TK-Branche sei es entscheidend, dass bei allen anstehenden politischen Weichenstellungen die sieben zentralen Kernforderungen des Verbandes berücksichtigt würden. VATM-Präsident Eickers verwies in diesem Zusammenhang vor allem auf das Open-Access-Modell, das allen Marktteilnehmern, die dieses gegen ein entsprechendes Entgelt wünschen, den gleichberechtigten Zugang zu den künftigen Netzstrukturen ermöglichen soll. „Die Wettbewerber brauchen diese politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen, die eben nicht nur ein Unternehmen bevorzugen, sondern Investitionsmöglichkeiten und neue Arbeitsplätze bei allen Unternehmen auf dem TK-Markt schaffen. Dann stehen unsere Chancen für 2009 und die weiteren Jahre gut“, betont Eickers.
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