BITKOM hat geschrieben:der wachsenden Nachfrage nach Breitbandkommunikation auf dem Land
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Dann könnten auch abgelegene Regionen bald mit schnellen Internet-Zugängen versorgt werden
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Führende TK-Anbieter haben bereits erklärt, im Falle einer Frequenzvergabe zügig und mit erster Priorität die weißen Flecken mit Breitband zu versorgen
schon klar... ist es nicht auffällig wie einig sich alle an der digitalen dividende interessierten sind? man hat sich auf das totschlagargument "ländlicher raum" verständigt und propagiert dies nun gemeinsam wo und wann immer man kann. natürlich mit erfolg. man ist da sogar so deutlich, dass man es fast glauben möchte:
Vodafone-Chef Fritz Joussen hat geschrieben:In die Versteigerungsbedingungen kann dann die Verpflichtung aufgenommen werden, die entsprechenden Gebiete zügig zu versorgen. Sehr detailliert, mit Postleitzahl und allen notwendigen Spezifikationen. Es braucht sich niemand auf mündliche Zusagen oder Versprechen zu verlassen, ich bin bereit, eine Verpflichtung abzugeben.
na dann los. man vergibt die begehrten frequenzen mit der verpflichtung 90% der ländlichen räume zu versorgen und erst wenn dieses ziel erreicht ist werden die frequenzen auch für die ballungsräume freigegeben. sollte doch kein problem darstellen denn man macht ja immer und immer wieder deutlich, dass man die digitalen dividende für die ländlichen räume braucht.
man vermeidet bewusst äußerungen, dass man die frequenzen auch und vor allem für die ballungsräume braucht oder dass man sie haben will damit sie niemand anderes bekommt (regionale funkanbieter, wimax anbieter) oder dass man einfach einen fuß in der tür bei den begehrten niedrigen frequenzen haben möchte. wird man direkt darauf angesprochen (Frage der FAZ: Sie können die Frequenzen aber auch in den Ballungsgebieten gut gebrauchen) antwortet man wie folgt:
Vodafone-Chef Fritz Joussen hat geschrieben:Das stimmt. Das wird auch dazu führen, dass wir in den Städten und heute schon DSL-versorgten Gebieten schnell interessante Angebote auf Mobilfunkbasis machen können. Der Kunde würde von erstklassiger Versorgung und im Wettbewerb wahrscheinlich weiter fallenden Preisen profitieren.
ich denke es wird so kommen, dass die mobilfunkbetreiber die frequenzen für einen 9 bis 10 stelligen betrag ersteigern und entsprechend nutzen. es kann also gut sein, dass bei bestehenden mobilfunkanlagen im ländlichen raum durch die höhere reichweite (wohl um die 10 km) tatsächlich der eine oder andere ort mitversorgt wird aber was ich wirklich bezweifle ist, dass man plötzlich neue mobilfunkanlagen baut wo es sich die letzten jahre nicht gelohnt hat. das wird nur in ausnahmen passieren.
die höhere reichweite je mobilfunkanlage hat ja nicht nur vorteile sondern auch den nachteil, dass sich mehr leute eine zelle teilen müssen. je nachdem wie breit das spektrum (72 mhz?) ist und wie die mobilfunkanlage angebunden ist wird das bei 1000, 5000 oder 10000 nutzern im 10 km radius doch richtig knapp oder? zumindest sollten die millionen betroffenen in ländlichen räumen nicht davon ausgehen, dass sie durch die digitale dividende in den nächsten zwei jahren 16 mbit breitband bekommen. vielleicht 2 mbit mit volumenbegrenzung während für andere 100 mbit völlig normal sein werden. die digitale dividende hält die digitale spaltung nicht auf sondern lenkt von ihr ab.
während man nun auch in deutschland endlich begriffen hat, dass alles auf ftth (glasfaser bis zum haus) hinausläuft und dies in den nächsten jahrzehnten bestimmend sein wird, sucht man einfach nur nach einer strategie sich die unwirtschaftlichen gebiete vom hals zu halten. ob wimax oder digitale dividende, man braucht eben alle drei jahre einen neuen hoffnungsträger.
folgende fragen würden mich interessieren:
1. nehmen wir an es werden die 72 mhz (790 bis 862 mhz) versteigert und je mobilfunkanlage gibt es 500, 1000, 5000 nutzer, mit welcher bandbreite könnte der einzelne nutzer je nach verfahren (wimax, td-cdma usw.) rechnen?
2. können die mobilfunkanlagen softwareseitig auf die neuen frequenzen erweitert werden oder bedarf es neuer hardware und wenn ja in welchem umfang?
3. wären die mobilfunkbetreiber bereit, die neuen frequenzen nicht nur an den bestehenden mobilfunkanlagen im ländlichen raum zu nutzen sondern auch bereit dort wo nötig zusätzliche zu installieren?
4. wo läge die sicher notwendige volumenbegrenzung? 5 gb, 10 gb?
5. wenn man unbedingt den ländlichen raum helfen möchte, warum hat man dann nicht längst alle mobilfunkanlagen im ländlichen raum von gprs auf umts oder hsdpa umgestellt?
es gibt noch mehr fragen aber alle laufen darauf hinaus, dass man das problem der digitalen spaltung nicht wirtschaftlich sondern nur politisch lösen kann. als vorstandsvorsitzender oder großaktionär darf man kein interesse an unwirtschafltichen gebieten haben, so einfach ist das. liegt in der natur der sache und ohne druck, verpflichtungen, rahmenbedingungen, universaldienst, grundversorgung, mindestbandbreite usw. kann sich nichts ändern. klar werden irgendwann alle 1 mbit haben aber dann hat die masse 100 mbit oder gar 1 gbit und an der digitalen spaltung hat sich nichts verbessert.
lange rede kurzer sinn: die digitale dividende wird die digitalen spaltung nicht beseitigen sondern nur verlängern. isdn 2.0 also. man hat doch die zukunft in FTTH erkannt und diese muss allen diskriminierungsfrei zur verfügung stehen.