BREKO veröffentlicht Marktstudie 2014

Neuigkeiten zum Thema Telekommunikation und Breitband

BREKO veröffentlicht Marktstudie 2014

Beitragvon News » 26.06.2014 18:42

Der BREKO hat pünktlich zu seinem 15. Geburtstag seine jährliche Marktstudie veröffentlicht und dazu am 25.06.2014 folgende Pressemitteilung versandt:

BREKO Breitbandstudie: Mobilfunk am Tropf des Festnetzes – Glasfasernetze sind unerlässliche Infrastruktur
Prof. Dr. Gerpott: Netzbetreiber des BREKO haben auch in Zukunft maßgeblichen Anteil am flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland

Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) hat heute die von ihm erhobenen Marktdaten zur aktuellen Lage auf dem Telekommunikationsmarkt vorgestellt. Diese wurden ergänzt durch eine aktuelle Studie des renommierten TK-Experten Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, der wissenschaftlich belegen konnte, dass das Leistungsniveau des deutschen TK-Markts – anders als vielfach behauptet – keineswegs geringer ist als das der TK-Märkte anderer Staaten, insbesondere nicht schlechter als das des TK-Markts der USA.

Wichtigstes Ergebnis der BREKO Breitbandstudie 2014: Breitband ist Standortfaktor Nummer Eins – noch vor Strompreisen, Verkehrsanbindung sowie Gewerbe- und Grundsteuer. Glasfasernetze in Stadt und Land spielen bei der Wahrung und dem Ausbau von Wohlstand eine entscheidende Schlüsselrolle.

Liegt der Bandbreitenbedarf in Wohn- und Gewerbegebieten aktuell (2013) noch bei gut 30 MBit/s beziehungsweise gut 75 MBit/s, werden im Jahr 2018 bereits fast 100 MBit/s respektive rund 240 MBit/s notwendig sein. Der BREKO erwartet, dass die durchschnittliche Bandbreiten-Nachfrage im Jahr 2020 bei 200 MBit/s im Down- und 120 MBit/s im Upstream liegen wird. Dabei wollen rund 80 Prozent der Haushalte nicht auf einen Festnetz-Anschluss verzichten. Während die durchschnittliche Bandbreiten-Nachfrage in Deutschland im Jahr 2013 insgesamt zwischen 5 und 12,5 MBit/s lag, buchten die Kunden bei den BREKO-Netzbetreibern im Schnitt bereits Breitband-Anschlüsse mit 10 bis 30 MBit/s.

Das aktuell über einen festnetzgebundenen Breitband-Anschluss übertragene monatliche Datenvolumen wird in den kommenden Jahren weiter stark ansteigen: Waren es 2013 noch 8,8 GB, werden 2015 bereits 13,7 GB erwartet. Das jährliche Gesamtdatenvolumen aller Festnetz-Breitbandanschlüsse soll von derzeit (2013) 25,4 Milliarden GB auf 38,2 Milliarden GB (2015) ansteigen. Interessante Zahl dabei: 76 Prozent der Internetnutzung mit mobilen Endgeräten (Smartphones, Tablets etc.) erfolgt in (festnetzgebundenen) WLAN-Netzen.

Die Gesamtinvestitionen in den deutschen Telekommunikationsmarkt lagen im Jahr 2013 bei rund 6,4 Milliarden Euro. 55 Prozent davon wurden durch die Wettbewerber der Deutschen Telekom gestemmt, der Ex-Monopolist selbst hatte einen Anteil von 45 Prozent an dieser Summe. Die Gesamtinvestitionen in den deutschen TK-Markt seit der Liberalisierung im Jahr 1998 betragen 113 Milliarden Euro – an dieser Summe hatten die zum überwiegenden Teil im BREKO organisierten alternativen Netzbetreiber erheblichen Anteil.

Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, anerkannter Telekommunikationsexperte der Universität Duisburg-Essen, setzte sich im Anschluss an die Vorstellung der BREKO-Marktdaten mit der vor allem von der Deutschen Telekom immer wieder verbreiteten These, dass die nationalen TK-Märkte der USA und vieler asiatisch-pazifischer Staaten ein deutlich höheres Leistungsniveau aufweisen würden als die entsprechenden Märkte in den EU-Staaten beziehungsweise als der deutsche TK-Markt, auseinander. Hierfür hat Gerpott eigens eine wissenschaftliche Kurzstudie erstellt – die klar belegt, dass die von der Deutschen Telekom und anderen europäischen Ex-Monopolisten (den so genannten Incumbents) vorgebrachten Argumente in der „Qualität der vorgelegten ‚Beweisführung‘ gering“ sind.

Gerpott kommt in seinem Gutachten zu folgenden Haupterkenntnissen:

- In Deutschland und in der EU gibt es – anders als behauptet – keinen wirtschaftlichen Niedergang von TK-Netzbetreibern und insbesondere Incumbents, erst recht nicht in Deutschland. Ein solcher Niedergang ist auch für die kommenden Jahre nicht zu erwarten.
- Der Entwicklungsstand von Festnetz- und Mobilfunknetzen ist in Deutschland keinesfalls schlechter als der in den USA.
- Die (angeblich zu starke) Regulierung des TK-Marktes stellt – anders als von der Deutschen Telekom und anderen Ex-Monopolisten vorgetragen – keinen Grund für zu geringe Investitionssummen und damit kein Investitionshemmnis dar.
- Beim Aufbau glasfaserbasierter Breitbandnetze existieren nahezu keine Größenvorteile, so dass eine industriepolitische Begünstigung großer (trans-) nationaler Konzerne zur Beschleunigung des Breitbandausbaus nicht sinnvoll ist.

Der Wissenschaftler zieht daher unter anderem das klare Fazit, „dass eine Abschwächung der Regulierung marktbeherrschender TK-Netzbetreiber in der EU kein Ansatz ist, der dazu führen wird, dass diese großen Anbieter durch entsprechende Investitionen zügig für eine deutschland- bzw. EU-weit lückenlose Verfügbarkeit von Anschlussnetzen der nächsten Generation Sorge tragen werden“.

Vielmehr, so Gerpott, seien gerade die – überwiegend im BREKO organisierten – alternativen Netzbetreiber unentbehrlich für einen zeitnahen Ausbau mit Highspeed-Internet: „(…) Die Aufrechterhaltung einer hohen Wettbewerbsintensität auf sämtlichen Märkten für TK-Netze/-Dienste und insbesondere für sehr schnelle Breitbandanschlüsse [ist] eine unabdingbare Voraussetzung für die Schließung von derzeit bei NGA-Infrastrukturen vorhandenen Verfügbarkeitslücken.“

BREKO-Vizepräsident Johannes Pruchnow kritisiert die hierzulande von der Deutschen Telekom betriebene Lobbyarbeit, an deren Seriosität durch die wissenschaftliche Studie von Prof. Dr. Gerpott nun erhebliche Zweifel bestehen. „Absolut kein Zweifel besteht unterdessen an der Rolle der alternativen Netzbetreiber, die den Erfolg der Liberalisierung des deutschen TK-Marktes in den vergangenen 15 Jahren überhaupt erst möglich gemacht haben“, hebt Pruchnow klar hervor. „Wir stimmen Professor Gerpott zu: Vielfalt und Wettbewerb bleiben auch in Zukunft unerlässlich – hierfür steht der gesamte BREKO vorbehaltlos ein.“
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Re: BREKO veröffentlicht Marktstudie 2014

Beitragvon spokesman » 30.06.2014 19:21

Die eingangs genannten Zahlen sind ganz interessant, viel Neues ist für mich jedoch nicht erkennbar. In wie weit sich die BREKO Unternehmen zum flächendeckenden Breitbandausbau, wie von Prof. Dr. Gerpott angesprochen, verpflichten lassen bleibt abzuwarten. Ich bleibe weiter dabei uns sage, dass ein flächendeckender Ausbau unter den derzeitigen Bedingungen nicht absehbar ist. Schon gar nicht wird der Ausbau mit 50 Mbit/s flächendeckend verwirklicht sein, leider haben sich die Professoren hierzu nicht geäußert. Auch der BREKO verliert hierzu kein Wort, was soll er auch sagen? Nur möglich mit mehr Mitteln der öffentlichen Hand?
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