BREKO läuft Amok

Neuigkeiten zum Thema Telekommunikation und Breitband

BREKO läuft Amok

Beitragvon News » 08.09.2011 16:40

Der BREKO hat heute nochmal in einer Pressemitteilung unter dem Titel "Eine erfolgreiche Ordnungspolitik nicht auf den Kopf stellen" heftig gegen die Einführung eines Breitband-Universaldienstes Front gemacht:

Zur Wiederaufnahme der parlamentarischen Beratungen nach der Sommerpause appelliert der Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf die Einführung eines Breitband-Universaldienstes zu verzichten. „Es wäre für das Vertrauen in den Investitionsstandort Deutschland nachhaltig schädlich, den seit 1998 eingeschlagenen Weg einer wettbewerblichen Erschließung des Telekommunikationssektors zu verlassen und mit dem Breitband-Universaldienst einen staatlich verordneten Monopolausbau zu reanimieren“, warnt BREKO-Präsident Ralf Kleint. „Auch und gerade der ländliche Raum profitiert erheblich von den Vorzügen des Wettbewerbs. So haben sich zahlreiche lokale und regionale Anbieter etabliert, die die Kunden mit einer hochwertigen Infrastruktur und innovativen Diensten versorgen“, führt Kleint aus. Der BREKO-Präsident verweist darauf, dass von allen Marktteilnehmern in den gut dreizehn Jahren seit der Liberalisierung rund 93,2 Mrd. Euro in den Aufbau einer leistungsfähigen Telekommunikationsinfrastruktur investiert wurden, davon mehr als die Hälfte durch alternative Anbieter: „Ein vergleichbares Investitionsvolumen wäre im Monopol ebenso wenig erreicht worden wie das gegenüber 1998 deutlich niedrigere Endkundenpreisniveau und die hohe Innovationsdynamik“, so Kleint weiter. „Ohne den Druck des Wettbewerbs wäre heute in Deutschland noch kein einziger Glasfaseranschluss geschaltet, weil für den Monopolisten immer der Anreiz besteht, die Technologiezyklen solange wie möglich auszureizen.“

„Die Forderung nach einem Breitband-Universaldienst erscheint nur auf den ersten Blick als populär“, warnt auch BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers. „Alle Untersuchungen zu den Kosten eines flächendeckenden Glasfaserausbaus gehen von einer Deckungslücke in zweistelliger Milliardenhöhe aus. Wenn die Politik die Telekommunikationswirtschaft zwingt, diese Deckungslücke zu schließen, werden die Unternehmen, die daraufhin überhaupt noch im Markt verbleiben, gar keine andere Wahl haben, als die Kosten an die Endkunden weiterzugeben. Dies betrifft dann die Anschlusspreise insgesamt, also auch solche Kunden, die zurzeit noch gar keinen Glasfaseranschluss wünschen.“ Albers sieht die Alternative in einem marktgetriebenen und an der tatsächlichen Nachfrageentwicklung orientierten Ausbau: “Die sehr ehrgeizigen Ziele der Breitbandstrategie des Bundes, die bis 2014 eine Versorgung von 75 Prozent der Haushalte mit mindestens 50 MBit/s vorsieht, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den Markt erreicht werden. Bereits Ende 2010 konnten nach den Feststellungen der Bundesnetzagentur gut 40 Prozent der Haushalte über einen solchen Highspeed-Anschluss verfügen.“

Laut jüngsten Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums war Ende 2010 eine Breitbandversorgung von mindestens 1 Mbit/s für 98,3 % aller deutschen Haushalte verfügbar. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass etwa 500.000 Haushalte nicht versorgt waren. Diese sehr überschaubare Zahl ist mit dezidierten, der jeweiligen Situation angepassten Maßnahmen weitaus besser ans Hochleistungsnetz zu bringen als mit einem ‚planwirtschaftlichen‘ Universaldienst, wobei LTE-Lösungen eine besondere Rolle spielen werden. Ein Universaldienst würde keineswegs schneller und besser und schon gar nicht kostengünstiger zum flächendeckenden Breitband führen, wohl aber die bisherige Ordnungspolitik nachhaltig auf den Kopf stellen. Diesen Schritt sollte sich die Politik sehr genau überlegen.“, gibt Albers zu bedenken.

Die Politik könne durch die Schaffung eines investitionsfreundlichen Umfeldes zu einem schnelleren Breitbandausbau beitragen. „Dies betrifft vor allen Dingen die Verbesserung der Konditionen für die Aufnahme von Fremdkapital. Wegen der Langfristigkeit der Investitionen und des hohen Fremdkapitalanteils kann bereits ein Zinsunterschied von einem Prozent über die Wirtschaftlichkeit eines Glasfaserprojektes entscheiden. Vor diesem Hintergrund wäre ein KfW-Glasfaserprogramm sehr hilfreich“, führt Albers aus.

Notwendig sei zudem endlich eine korrekte Festlegung des Entgeltes, das die Wettbewerber der Telekom für die Nutzung der „letzten Meile“ (TAL) zahlen müssen. „Würde die Bundesnetzagentur das alte Kupfernetz der Telekom durch die Bezugnahme auf aktuelle Wiederbeschaffungskosten nicht fortgesetzt überbewerten, so würden durch die ersparten TAL-Kosten bei den Wettbewerbern jährliche Investitionsmittel in dreistelliger Millionenhöhe frei“, kritisiert der BREKO-Chef.
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Re: BREKO läuft Amok

Beitragvon Haupti76 » 08.09.2011 19:04

News hat geschrieben: “Die sehr ehrgeizigen Ziele der Breitbandstrategie des Bundes, die bis 2014 eine Versorgung von 75 Prozent der Haushalte mit mindestens 50 MBit/s vorsieht, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den Markt erreicht werden. Bereits Ende 2010 konnten nach den Feststellungen der Bundesnetzagentur gut 40 Prozent der Haushalte über einen solchen Highspeed-Anschluss verfügen.“
:lol:

Mal abgesehen davon, was sind 50 MBit 2018 noch Wert? Die Jungs scheinen ja richtig nervös zu werden. :) Ein gutes Zeichen.
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Re: BREKO läuft Amok

Beitragvon bkt » 08.09.2011 20:43

Ich finde ja die Titelwahl sehr treffend ;-)

BREKO hat geschrieben:Zur Wiederaufnahme der parlamentarischen Beratungen nach der Sommerpause appelliert der Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf die Einführung eines Breitband-Universaldienstes zu verzichten. „Es wäre für das Vertrauen in den Investitionsstandort Deutschland nachhaltig schädlich, den seit 1998 eingeschlagenen Weg einer wettbewerblichen Erschließung des Telekommunikationssektors zu verlassen und mit dem Breitband-Universaldienst einen staatlich verordneten Monopolausbau zu reanimieren“, warnt BREKO-Präsident Ralf Kleint.

Wer sowas behauptet ist ein Brunnenvergifter.

Ich frage mich da doch sofort, warum ein Breitbanduniversaldienst das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Schweiz nicht schädigte, das Vertrauen in den Standort Deutschland aber schon ? :?
Die Schweiz hat übrigens in Europa (nicht in der EU) trotz Universaldienst mit einen der den besten Glasfaserausbauten in Anschlüssen pro Haushalt.
(Laut dem BAKOM werden bis 2015 etwa 20 % aller Häuser in der Schweiz Glasfaseranschlüsse zur Verfügung stehen)

golem.de hat geschrieben:Regionale Glasfasernetzbetreiber hatten in Deutschland bis zum Jahresende 2010 zwar 602.000 Haushalte oder Gebäude mit Glasfaseranschlüssen versorgt, aber nur 151.500 zahlende Kunden gefunden. 40 Prozent dieser Glasfaseranschlüsse basierten auf FTTH, 60 Prozent hatten eine FTTB-Architektur, wurde im Februar 2011 bekannt.


pressetext4joomla-Content für Webseiten hat geschrieben:Die Schweiz hat jetzt die Chance, innerhalb weniger Jahre zu den führenden Glasfaser-Nationen aufzusteigen. Zu dieser Einschätzung kommt der Schweizer Verkabelungsspezialist Reichle & De-Massari (R&M) angesichts aktueller Markt- und Produktentwicklungen. Das Engagement der Netzbetreiber verstärke den Trend zur Glasfaser. Auch auf den letzten Metern innerhalb der Wohnung sieht R&M keine Hindernisse für eine Breitbandversorgung.

"Durchgängige Glasfaserversorgung ist kein Wunschdenken, sondern eine logische Konsequenz - zumindest für Agglomerationen, Städte und grössere Gemeinden", sagt R&M CEO Martin Reichle. Mittelfristig kann nur eine ultraschnelle Breitband-Infrastruktur, basierend auf Glasfasern, den Betrieb des Internets mit seinen multimedialen Diensten sicherstellen. Ein leistungsfähiges Glasfasernetz zählt zur Schlüsselinfrastruktur jedes Wirtschaftsstandortes. Der Glasfaseran-schluss für zu Hause - Fiber To The Home (FTTH) - wird zum Massenmarkt. Mit FTTH lassen sich Übertragungsgeschwindigkeiten von 100 Megabit pro Sekunde für jedes Gebäude realisieren. FTTH bietet alles in allem mehr Leistungsreserven, Möglichkeiten und Zukunftssicherheit.

Der Weg ist frei - Wettbewerb am Netzzugang sichergestellt
Die Schweiz hat in international vorbildlicher Weise bereits vieles für den Generationswechsel vom alten Kupfer-Telefonnetz zum Glasfasernetz getan", lobt R&M die Resultate der FTTH Ar-beitsgruppe welche das BAKOM initialisiert hat. Das in Zusammenarbeit von Netz-, Diensteanbietern und der Industrie in der Arbeitsgruppe entstandene Schweizer Vier-Fasern-Modell für FTTH-Anschlüsse bei Endkunden fördert Kooperation und Wettbewerb gleichermassen. Durch Kooperationen beim Verkabeln und gemeinsamen Standards - z.B. für Schnittstellen und Steckdosen - können die Netzbetreiber Kosten sparen. Sind mehrere Fasern bereit gestellt, hat der Endkunde auch bei FTTH die Wahlfreiheit des Providers. Entbündelung und Wettbewerb am Netzzugang, wären somit sichergestellt. Langwierige regulatorische Streitigkeiten würden damit verhindert.


Doch zurück zu den Bremsern...

BREKO hat geschrieben:Der BREKO-Präsident verweist darauf, dass von allen Marktteilnehmern in den gut dreizehn Jahren seit der Liberalisierung rund 93,2 Mrd. Euro in den Aufbau einer leistungsfähigen Telekommunikationsinfrastruktur investiert wurden, davon mehr als die Hälfte durch alternative Anbieter: „Ein vergleichbares Investitionsvolumen wäre im Monopol ebenso wenig erreicht worden wie das gegenüber 1998 deutlich niedrigere Endkundenpreisniveau und die hohe Innovationsdynamik“, so Kleint weiter.

Eine solche Behauptung kann man immer gut in den Raum stellen, da sie sich jedem Nachweis der Richtigkeit entzieht. Es sei denn es gäbe ein Parallel-Universum, wo der Fall gerade ausprobiert wurde ;-)

BREKO hat geschrieben:„Ohne den Druck des Wettbewerbs wäre heute in Deutschland noch kein einziger Glasfaseranschluss geschaltet"

Die Behauptung ist nicht nur krass, sondern auch falsch, weil es bereits ohne Wettbewerb Glasfaseranschlüsse (z.B. OPAL und HYTAS) gab sowie Glasfasertrassen für kommerzielle Anbindungen.

BREKO hat geschrieben:„Alle Untersuchungen zu den Kosten eines flächendeckenden Glasfaserausbaus gehen von einer Deckungslücke in zweistelliger Milliardenhöhe aus. Wenn die Politik die Telekommunikationswirtschaft zwingt, diese Deckungslücke zu schließen, werden die Unternehmen, die daraufhin überhaupt noch im Markt verbleiben, gar keine andere Wahl haben, als die Kosten an die Endkunden weiterzugeben...

... wenn die Dividenden nicht sinken sollen.

Das Ganze nennt sich "Privatisierung der Gewinne & Solidarisierung der Verluste."

BREKO hat geschrieben:Albers sieht die Alternative in einem marktgetriebenen und an der tatsächlichen Nachfrageentwicklung orientierten Ausbau:

Das war ein Versprecher. Sollte heissen "den tatsächlichen Gewinnerzielungsmöglichkeiten" orientierten Ausbau.

BREKO hat geschrieben:“Die sehr ehrgeizigen Ziele der Breitbandstrategie des Bundes, die bis 2014 eine Versorgung von 75 Prozent der Haushalte mit mindestens 50 MBit/s vorsieht, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den Markt erreicht werden. Bereits Ende 2010 konnten nach den Feststellungen der Bundesnetzagentur gut 40 Prozent der Haushalte über einen solchen Highspeed-Anschluss verfügen.“


Für ungefähr 30 Prozent der Haushalte mit einem klassischen DSL-Anschluss ist auch VDSL mit bis zu 50 MBit/s verfügbar. Über aufgerüstetes TV-Kabelnetz stehen für rund 13 Millionen Haushalte Datenraten von bis zu 100 MBit/s bereit

Zu dumm nur, dass es zum großen Teil die selben Haushalte sind. Das ist eben der hochgelobte Wettbewerb. In Ballungszenten, der Kampf um "die Sahnetortenstücke" und auf dem Land interessiert sich niemand für "die Krümel".

Was ich allerdings eher nicht verstehe ist, dass obwohl 40% der Haushalte bereits bis zu 50MBit/s haben könnten (technische Verfügbarkeit gegeben), weniger als 1% diese Anschlüsse auch geordert haben.
Dass spricht derzeit dann doch eher gegen einen verstätkten Hochgeschwindigkeitsausbau.
Zumal wenn man bedenkt, dass die Zahlungsbereitschaft der "Geiz ist geil-Generation" so schlecht ist, dass nur 31% bis zu 5 Euro mehr für einen solchen Zugang ausgeben würden und 33% überhaupt nichts zusätzlich bezahlen wollen, gegenüber ihrem derzeitigen Preis.

BREKO hat geschrieben:Laut jüngsten Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums war Ende 2010 eine Breitbandversorgung von mindestens 1 Mbit/s für 98,3 % aller deutschen Haushalte verfügbar. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass etwa 500.000 Haushalte nicht versorgt waren. Diese sehr überschaubare Zahl ist mit dezidierten, der jeweiligen Situation angepassten Maßnahmen ...

.. soll heissen - zusätzlichen staatlichen Fördermitteln ...
BREKO hat geschrieben:... weitaus besser ans Hochleistungsnetz zu bringen als mit einem ‚planwirtschaftlichen‘ Universaldienst

Planwirtschaft und Universaldienst in einem Satz. :roll: Das Gespenst der Kommunismus geht um ... :lol:

Schon blöd, wenn einem die echten Beispiele ausgehen.
Da muss man eben haarige Teile konstruieren. Irgendwas gruseliges, zum Fürchten, womit man die ahnungslosen Abgeordneten schön erschrecken kann.
Zuletzt geändert von bkt am 09.09.2011 06:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: BREKO läuft Amok

Beitragvon bru62 » 08.09.2011 20:47

Vielen Dank für deine treffende Einschätzung. Ein echtes Highlight. Muss man nichts hinzufügen. Außer einer entsprechenden Öffentlichkeitsarbeit, die am WE folgen wird.

Gruß
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Re: BREKO läuft Amok

Beitragvon sollner11 » 09.09.2011 08:42

Universaldienstforderung ist richtig!
Universaldienstforderung als Bestrafung der Telekomdienstleister ist nicht richtig!

Nur weil ein Interessenverband der Industrie sich gegen etwas wehrt, was ihm für seine Geschäfte als nicht optimal erscheint, würde ich in Reaktion auf so ein Schreiben nicht selber zu rhetorischer Hochform auflaufen, und diesen als Hauptgegener festmachen. (zumal da auch Stadtwerke bei sind usw.)

Das Problem bleibt weiter das Chaos in der Politik. Solange nicht wirklich festgelegt wird und dann geregelt, wird es keine Lösung geben. Der Angriffspunkt sollte da sein, wo entschieden wird, bzw da. wo die Industrie die Politik direkt beeinflusst. (https://netzpolitik.org/2010/hans-joach ... nisterium/)

Wer anschafft zahlt.
Kommt es zu einem Gesetz mit Universaldienstverpflichtung, wird ja doch die sicher verbleibende Deckungslücke sozialisert, kann ja auch gar nicht anders sein.

Aus irgendeinem Grund muss die Deckungslücke doch nicht so groß sein, wie von allen behauptet, sonst würden sich nicht alle dagegen wehren, bzw. ist das Procedere dann ein anderes. Weil erstmal erschlossen werden muss, um dann in Summe mit dem Gesamtbetrieb eine Deckungslücke aufzuzeigen. Dazu müssen Kalkulationen/Kosten offen gelegt werden.

Und die Gefahr einer monopolisierten Variante eines Universaldienstes ist ja irgendwie schon nachzuvollziehen
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Re: BREKO läuft Amok

Beitragvon bkt » 09.09.2011 09:08

sollner11 hat geschrieben:Universaldienstforderung ist richtig!
Universaldienstforderung als Bestrafung der Telekomdienstleister ist nicht richtig!

Nur weil ein Interessenverband der Industrie sich gegen etwas wehrt, was ihm für seine Geschäfte als nicht optimal erscheint, würde ich in Reaktion auf so ein Schreiben nicht selber zu rhetorischer Hochform auflaufen, und diesen als Hauptgegener festmachen. (zumal da auch Stadtwerke bei sind usw.)


Der Interessenverband vertritt in dieser Sache nur die Interessen eines Teils seiner Mitglieder.
Das ist ähnlich wie beim Gemeinde- und Städtebund in Thüringen oder dem Landkreistag. Dort haben etliche Mitglieder zum Thema eine ganz andere Meinung als ihre Präsidenten. Sie artikulieren sich nur nicht so medienwirksam wie diese.

sollner11 hat geschrieben:Das Problem bleibt weiter das Chaos in der Politik. Solange nicht wirklich festgelegt wird und dann geregelt, wird es keine Lösung geben.

Richtig. Daher UD ind TKG aufnehmen.

sollner11 hat geschrieben:Wer anschafft zahlt.
Kommt es zu einem Gesetz mit Universaldienstverpflichtung, wird ja doch die sicher verbleibende Deckungslücke sozialisert, kann ja auch gar nicht anders sein.

Nicht ganz richtig. Das habe ich aber schon ausführlich in der anderen Diskussion zum UD erläutert.
Kurzfassung:
1. UD greift nur dort, wo freiwillig keiner erschliesst. Dann aber als Region, nicht als Ort.
2. Die BNetzA schreibt dann diesen UD aus.
Jeder Marktteilnehmer kann sich bewerben.
"Gewinner" ist, wer den geringsten Deckungslückenanteil vorweist.
Dabei wird eine unternehmensweite Wirtschaftlichkeitsberechnung vorgenommen.
Hier dürfte es z.B. den großen Anbietern viel schwerer fallen eine Deckungslücke nachzuweisen, als z.B. Stadtwerken.
3. Die Kostenteilung trifft dann alle Unternehmen (anteilig nach Marktanteil in der betroffenen Region)

sollner11 hat geschrieben:Aus irgendeinem Grund muss die Deckungslücke doch nicht so groß sein, wie von allen behauptet, sonst würden sich nicht alle dagegen wehren, bzw. ist das Procedere dann ein anderes. Weil erstmal erschlossen werden muss, um dann in Summe mit dem Gesamtbetrieb eine Deckungslücke aufzuzeigen. Dazu müssen Kalkulationen/Kosten offen gelegt werden.

Genau das ist es. Du hast den Finger in der Wunde. :lol:
Aus genau diesem Grund hat die TELEKOM auch noch nie eine Umlage nach geltender Universaldienstrichtlinie eingefordert, obwohl ein Telefonanschluss auf der ALM garantiert nicht selbsttragend ist ;-).

sollner11 hat geschrieben:Und die Gefahr einer monopolisierten Variante eines Universaldienstes ist ja irgendwie schon nachzuvollziehen

Nur wenn man die Regelungen des UD unter den Tisch fallen läßt, weil sie nicht in die Argumentation passen.

Die Glasfaserindustrie müsste doch eigentlich ein wilder Unterstützer des UD sein, denn der würde ja den Bedarf an entsprechender Technik sofort in den Himmel schiessen lassen ;-)

Aber die hier sollte man mal kontaktieren:
Oberursel, 28.03.11-11:00 - Der Telecom e.V., der Bundesverband der Anwender geschäftlicher Telekommunikation, fordert einen europaweiten bzw. zumindest einen deutschlandweiten flächendeckenden Breitband-Universaldienst.

Dieser sollte die Dienste xSDL sowie die flächendeckende Bereitstellung von symmetrischen Datendiensten mit wenigstens PDH/SDH 2 Mbit/s und 10 sowie idealerweise 100 Mbit/s Ethernet (als mittelfristiges Ziel) umfassen. Entsprechende (entbündelte) Vorleistungen an Mitbewerber sollen zudem ein möglichst hohes Maß an Wettbewerb sicherstellen.

Die Wettbewerbsnachteile der dünnbesiedelten bzw. bis heute schlecht ausgebauten Teile des Landes und einer daraus bereits entstandenen digitalen Spaltung können so reduziert werden.

Die Forderung wurde auf der Fachtagung des Telecom e.V. „1. Forum Transportnetzplanung 2011“ am 15.03.2011 im HQ E-Plus in Düsseldorf formuliert. (GS)
Das Denkbare diskutieren, das Machbare realisieren.
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Re: BREKO läuft Amok

Beitragvon governet » 09.09.2011 11:02

bkt hat geschrieben:Nicht ganz richtig. Das habe ich aber schon ausführlich in der anderen Diskussion zum UD erläutert.
Kurzfassung:
1. UD greift nur dort, wo freiwillig keiner erschliesst. Dann aber als Region, nicht als Ort.
2. Die BNetzA schreibt dann diesen UD aus.
Jeder Marktteilnehmer kann sich bewerben.
"Gewinner" ist, wer den geringsten Deckungslückenanteil vorweist.
Dabei wird eine unternehmensweite Wirtschaftlichkeitsberechnung vorgenommen.
Hier dürfte es z.B. den großen Anbietern viel schwerer fallen eine Deckungslücke nachzuweisen, als z.B. Stadtwerken.
3. Die Kostenteilung trifft dann alle Unternehmen (anteilig nach Marktanteil in der betroffenen Region)

Ich denke, dass auf diesen Umstand auch in Schreiben, wie dem von HeinzHaraldF explizit nochmal darauf hingewiesen werden sollte.
Gruß Governet
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