Telcos fordern "Umkehr der Regulierungspolitik"

Neuigkeiten zum Thema Telekommunikation und Breitband

Telcos fordern "Umkehr der Regulierungspolitik"

Beitragvon bru62 » 26.06.2013 16:21

Die Chefs der europäischen Telekommunikationsunternehmen Belgacom, Deutsche Telekom, KPN, Orange, Portugal Telecom, Swisscom, Telecom Italia, Telefonica, Telekom Austria, Telenor, Telia Sonera und Turk Telekom haben sich in einem Brief an EU-Kommissions-Chef Barroso für ein Umdenken in der Regulierungspolitik stark gemacht. Das berichtet am 24.06.2013 heise.de. Dies sei notwendig, um Kräfte für Investitionen in Breitbandnetze freizusetzen. das Ziel der Regulierung - einen lebhaften Markt zu schaffen - sei erreicht. Nun seien "Zugangs- Preisregulierung" zu einem Hemmnis für Investitionen geworden, weil die Unternehmen nicht die dafür erforderlichen Umsätze generieren könnten.Gefordert wird weiter der Verzicht auf "kostspielige Frequenzversteigerungen" und eine "Lockerung der Netzneutralität". Stattdessen besteht man auf "Netzwerkmanagement und Serviceklassen", um mit Inhalteanbietern "auf gleicher Augenhöhe" zu agieren.

Es bedarf wohl noch vieler Kämpfe der Netzgemeinde, um solche Angriffe auf das freie Internet abzuwehren. Am Ende hilft nur, was wir immer fordern: Daseinsvorsorge gehört unter öffentliche Kontrolle!

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Re: Telcos fordern "Umkehr der Regulierungspolitik"

Beitragvon grapevine » 26.06.2013 16:43

Es ist kein Zufall, dass sich hier ausschließlich ehemalige Staatsmonopolisten zusammengetan haben. Alle anderen Unternehmen werden das deutlich anders sehen.
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Re: Telcos fordern "Umkehr der Regulierungspolitik"

Beitragvon bru62 » 26.06.2013 17:06

grapevine hat geschrieben:Alle anderen Unternehmen werden das deutlich anders sehen.
Das ist zu erwarten. Mal sehen, wann der VATM was von dem Brief mitbekommt. :)

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Re: Telcos fordern "Umkehr der Regulierungspolitik"

Beitragvon bru62 » 28.10.2013 19:28

Die Telekom hat nun nochmal nachgelegt. Wie aus einem Bericht der Wirtschaftswoche vom 26.10.2013 hervorgeht, fordert die Telekom mit einem Positionspapier von Kanzlerin Merkel und anderen deutschen und europäischen Politikern die Aufhebung aller Regulierung. Nur so sei die Konkurrenz mit amerikanischen und asiatischen Konzernen zu bestehen. "Die Telekommunikation als kritische und systemrelevante Netzindustrie ist im Vergleich mit den USA und Asien nur noch eingeschränkt konkurrenzfähig", wird aus dem Papier zitiert. Nur durch Deregulierung würden "Milliarden an Mitteln zum Aufbau der Netze" freigesetzt. Gemeint sind sicher eher die Dividenden. Aber noch deutlicher wird man hier: "Das Ziel dürfe nicht länger eine verbraucherfreundliche Regulierung mit möglichst vielen Wettbewerbern und ständig sinkenden Preisen sein." Aha!

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Re: Telcos fordern "Umkehr der Regulierungspolitik"

Beitragvon News » 17.11.2013 14:16

Der BREKO hat offenbar Angst vor einer Deregulierung des Tk-Marktes, wie folgende Pressemitteilung vom 12.11.2013 zeigt:

Der Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) warnt die künftige Bundesregierung davor, den Forderungen der Deutschen Telekom nach Deregulierung und ordnungspolitischer Bevorzugung großer europäischer Telekommunikationsunternehmen nachzugeben. Das Bonner Unternehmen versucht derzeit, die Koalitionsverhandlungen der Spitzen von CDU/CSU und SPD mit einem von ihm gestreuten Positionspapier zu seinen Gunsten zu beeinflussen. So schießt der Ex-Monopolist unter anderem auch gegen die deutsche Bundesnetzagentur: Die „intensive Preisregulierung der letzten Jahre“, schreibt die Telekom, habe „zu immer geringeren Umsätzen und einem teils ruinösen Preiswettbewerb bei europäischen TK-Anbietern geführt“. Diese Mittel fehlten beispielsweise beim Netzausbau, behauptet der Konzern. Nur durch einen völligen Verzicht auf Regulierung könnten die großen europäischen TK-Anbieter – nach dem Vorbild der USA und China – die notwendigen Investitionen für einen flächendeckenden Breitbandausbau schultern.

Der BREKO hält diese Argumentation indes für unhaltbar: Seit der Liberalisierung des deutschen Telekommunikationsmarktes im Jahr 1998 wurden 105,3 Milliarden Euro investiert, 65 Prozent davon flossen in die Festnetzinfrastruktur. Über die Hälfte (55 Prozent) dieser Investitionen wurden dabei durch die alternativen Anbieter – ein Großteil davon Mitglieder im BREKO – getragen.

Erst durch den zunehmenden Wettbewerb in Europa haben Verbraucher in hohem Maße von technischen Innovationen profitiert. Gleichzeitig sind die Preise für Telefonie und Internet stark gesunken. Die maßvolle Regulierung durch die Bundesnetzagentur hat in den vergangenen Jahren die Grundlage dafür geschaffen, dass regionale und lokale Carrier den Verbrauchern attraktive Alternativen zu den Angeboten der Deutschen Telekom eröffnet haben.

„Regulierungsferien für die Deutsche Telekom sabotieren Vielfalt und Wettbewerb“, kommentiert BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers die Forderungen der Telekom. „In den USA zahlen Verbraucher mangels verfügbarer Alternativen deutlich höhere Preise – und das für eine im Vergleich zu Europa häufig deutlich schlechtere Leistung, wie Zahlen der OECD belegen.“

Die Deutsche Telekom wird als börsennotiertes Unternehmen keinen flächendeckenden Breitband-Ausbau in Deutschland umsetzen – ist ein solcher Ausbau außerhalb der Ballungszentren doch besonders kostenintensiv und erst auf sehr lange Sicht rentabel, was ihn für die Telekom unattraktiv macht.

Albers: „Der weitere Glasfaserausbau in unterversorgten Gebieten in Stadt und Land würde durch eine Deregulierung zugunsten der Telekom massiv behindert. In solchen Regionen sind individuelle Lösungen gefragt, die die regionalen Netzbetreiber des BREKO bereits heute in zahlreichen Ausbauprojekten gefunden haben und erfolgreich umsetzen.“

Der BREKO appelliert daher an die Politik, den Argumenten der Telekom eine klare Abfuhr zu erteilen. Ansonsten droht ein Stillstand beim Breitband-Ausbau, der bislang vor allem von den Wettbewerbern der Telekom vorangetrieben wird. Albers: „Nur ein starker Telekommunikationsmarkt mit vielen Wettbewerbern kann die Breitbandziele der Bundesregierung der Bundesregierung – 50 MBit/s für alle Haushalte bis 2018 – tatsächlich realisierbar machen.“
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