VATM:"Open Access ist das Ökosystem für den Glasfaserausbau"

Neuigkeiten zum Thema Telekommunikation und Breitband

VATM:"Open Access ist das Ökosystem für den Glasfaserausbau"

Beitragvon News » 05.03.2012 19:22

Pressemitteilung des VATM vom 05.03.2012:

„Open Access ist das Ökosystem für den Glasfaserausbau“
Branche setzt zunehmend auf Kooperationen – 130 Teilnehmer bei Tagung des VATM in Köln – Technologiemix für eine schnelle flächendeckende Versorgung

„Das neue Telekommunikationsgesetz bietet Raum für Lösungen, die uns alle voranbringen“, sagte Dr. Iris Henseler-Unger, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, zur Eröffnung des dritten Glasfasertages des VATM. Am Donnerstagnachmittag nahmen die rund 130 Teilnehmer dann nach drei Panels ein klares Votum pro Glasfaserausbau und Open Access in Deutschland mit nach Hause.

Eine Frage wurde auf dem Forum unter dem Titel „Zwischen Realität und Vision: Wie schaffen wir den Glasfaserausbau in Deutschland?“ in Köln gar nicht mehr diskutiert: Ob der Glasfaseranschluss nötig ist oder nicht. „Inzwischen ist nur noch die Frage, wie schnell und in welchen Konstellationen der Glasfaseranschluss die Kunden erreichen wird“, fasste Robert Hoffmann, VATM-Präsidiumsmitglied und Vorstandssprecher der 1&1 Internet AG, am Ende der Tagung mit 15 Referenten am 1. März 2012 zusammen. Fünf Faktoren sieht er als Voraussetzungen: 1. Den Kunden verstehen und Mehrwerte in Form von Diensten mit hoher Qualität für die Nutzer schaffen, 2. Kooperationen zwischen Infrastruktur- und Diensteanbietern als Grundlage für Open-Access-Modelle, 3. Attraktive Preise durch Effizienzsteigerung, 4. Qualität in der Technik sowie 5. Wettbewerb für die Wahlfreiheit der Verbraucher. Den diskriminierungsfreien Netzzugang für alle Netzbetreiber, Open Access, sieht Hoffmann als Grundlage für einen freien Wettbewerb der Dienste. Der Ausbau könne aber nur nachfragegetrieben erfolgen und müsse betriebswirtschaftlich sinnvoll sein. „Open Access ist das Ökosystem für den Glasfaserausbau“, betonte Hoffmann.

Als Meilenstein für den Glasfaserausbau in Deutschland bezeichnete Dr. Henseler-Unger, dass jetzt erstmals eine Vereinbarung geschlossen wurde, die die kommerziellen Rahmenbedingungen für die wechselseitige Bereitstellung von Vorleistungsprodukten in Glasfasernetzen festlegt. Die Telekom Deutschland hatte im Januar eine entsprechende Netzkooperation mit NetCologne bekannt gegeben. Ihr sollten möglichst viele weitere Kooperationen verschiedener Teilnehmer folgen. Die technischen Details dazu hatte die Branche zuvor gemeinsam im NGA-Forum der Bundesnetzagentur erarbeitet. Die Interoperabilität der verschiedenen Netzinfrastrukturen sowie der darüber angebotenen Dienste und Geschäftsmodelle bezeichnete Dr. Henseler-Unger dabei als das Kernelement des Erfolges des NGA-Forums. Selbst, wenn es derzeit für einige wenig realistisch erscheine, das zweite Breitbandziel der Bundesregierung (75 Prozent Versorgung mit 50 Mbit/s-Breitband bis 2014) punktgenau zu erreichen, sprach sie sich dennoch dafür aus, an dem Ziel festzuhalten. Das neue TKG sei ein Fortschritt für den weiteren Breitbandausbau und biete „Raum für Lösungen, die uns alle voran bringen“, so die BNetzA-Vizepräsidentin.

„Die Trends bei der Nutzung gehen eindeutig Richtung Mobilität plus Bandbreite“, erläuterte Thomas Ellerbeck, Mitglied der Geschäftsleitung von Vodafone Deutschland und neuer Vizepräsident des VATM. Die Privatkunden versorge Vodafone dabei verstärkt über LTE und für die Firmenkunden bleibe das Festnetz eine wichtige Komponente. Wie zuvor im Mobilfunk würden künftig auch beim Festnetzausbau Kooperationen eine entscheidende Rolle spielen. „Fiber-to-the-Marktplatz" nenne man bei Vodafone intern die Strategie, „Zentren der Anwendung“ direkt mit Glasfaser zu versorgen. In diesem Sinne könne auch die Politik beispielsweise im Rahmen von konsequenten E-Government-Strategien noch mehr dafür tun, die Nachfrage nach Breitband zu stimulieren.

Offen für Kooperationen mit dem Wettbewerb zeigte sich auf der VATM-Veranstaltung auch die Deutsche Telekom. „Kein Unternehmen kann alleine ein flächendeckendes Glasfasernetz bauen. Wir sollten daher stärker auf Kooperationen setzen", schlug Marcus Isermann, Leiter politische Interessenvertretung, Regulierung und Bundesländer bei der Deutschen Telekom, vor. Entscheidend für milliardenschwere Infrastrukturinvestitionen sei zudem, dass der Branche nicht weitere Mittel entzogen werden. „Regulatorische Absenkungen bei den Vorleistungspreisen stellen keinen Anreiz für Investitionen dar", so die Auffassung von Isermann. Dr. Hans Konle, Geschäftsführer des Regio-Carriers NetCologne, will den gesamten Wettbewerb – Wholesale, Business und Resale – künftig auf dem eigenen Glasfasernetz sehen. Mit Blick auf Kooperationen meinte er, dass die optimale Rentabilität dann gewährleistet sei, wenn es keinen zweiten Anbieter von Glasfaser an einem Standort gäbe und alle Diensteanbieter auf das NetCologne-Netz zurückgreifen würden.

„Für weitere Investitionen brauchen wir aber einen vernünftigen regulatorischen Rahmen“, mahnte Peer Knauer, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Versatel AG, ein deutlich niedrigeres Entgelt für die letzte Meile an. Versatel wolle auch weiter in Glasfaser und Open Access investieren. Auf Basis der derzeit monatlich rund sieben Euro für die Netzzusammenschaltung ab dem Kabelverzweiger rechne sich der Ausbau für private Investoren jedoch in Deutschland nicht.

Cloud Computing als Treiber für den Glasfaserausbau

Breiten Raum nahm auf dem Glasfasertag immer wieder die Frage nach den Treibern für den Breitbandausbau ein. Geht es nach Lutz Schüler, CEO des Kölner Kabelnetzanbieters Unitymedia, sind die Treiber für den Infrastrukturwettbewerb derzeit vor allem die Kabelnetzbetreiber. Aber nicht neue Dienste-Angebote der Carrier, sondern die datenintensiven Anwendungen wie beispielsweise Bewegtbild-Dienste von Internet-Firmen wie Google, Apple, Facebook oder Youtube erzeugten nach Ansicht der Experten die Nachfrage nach Bandbreite. „Völlig unterschätzt wird derzeit noch das Potenzial von Cloud Computing sowohl im privaten wie auch geschäftlichen Umfeld“, zeigte sich Robert Hoffmann überzeugt. „Und wir stehen beim Smartphone-Boom erst noch ganz am Anfang. Neue TV-Angebote wie beispielsweise von Google werden die Datenflut noch ein weiteres Mal gravierend nach oben treiben“, erklärte Walter Haas, CTO des Netzausrüsters Huawei Technologies Deutschland. Damit die Dienste auch mobil reibungslos laufen, sei es technisch wichtig, auch Mobilfunkstationen direkt an die Glasfasernetze anzuschließen.

Als weitere Anwendungen neben Telefon, Fernsehen und Internet werden künftig die Kommunikation zwischen Maschinen (M2M), intelligente Stromzähler (Smart Meter) oder intelligente Assistenzsysteme im Lebensumfeld (AAL – Ambient Assisted Living) weitere Daten in die Netze einspeisen. Stellvertretend für eine Vielzahl von privaten Nutzern macht sich daher Wolfgang Jäger, Geschäftsleiter Vertrieb & Marketing der BIG Medienversorgung GmbH, für die deutsche Wohnungswirtschaft Gedanken über eine zukunftssichere Infrastruktur in Wohngebäuden. „Breitbandige offene Netze sind dabei zwingend erforderlich“, sei hier die Devise. Über Glasfaser ließen sich neue Wohngebiete aber technisch am besten und zukunftssichersten erschließen. Über die neue Verpflichtung zum Einbau von intelligenten Stromzählern in neue Wohnungen gebe es zudem eine gewisse Notwendigkeit für den Ausbau der Kommunikationsinfrastrukturen in der Energie- und der Bauwirtschaft.

Der dritte und zugleich bisher am stärksten besuchte Glasfasertag des VATM fand mit freundlicher Unterstützung von Gasline, CMS Hasche Sigle und Huawei Technologies Deutschland statt.
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