Telekom für "Open Access"

Neuigkeiten zum Thema Telekommunikation und Breitband

Telekom für "Open Access"

Beitragvon bru62 » 21.01.2010 18:36

Einer Meldung bei Portel.de zufolge spricht sich Dr. Frank Schmidt, Leiter Regulierung der Telekom für ein "Open Access"-Modell aus. "Ein Flickenteppich aus verschiedenen Netzzugangsmodellen ist Gift für uns und andere große Marktteilnehmer", wird er zitiert. Weiter heißt es, dass die Telekom bereits "Open Access" praktiziere, da sie einen offenen Netzzugang anbiete. Die Definition von "Open Access" nach Telekom-Lesart lautet folgendermaßen:

- OA ermöglicht bei Vorliegen von Bottlenecks chancengleichen Wettbewerb um den Endkunden
- Open Access ist ein Zugangsmodell und keine Form der Unternehmensorganisation
- Die organisatorische oder legale Trennung von Netzebenen garantiert keinen offenen Netzzugang
- Der Markt braucht gemeinsames Verständnis über Wettbewerbsmodelle
- Wettbewerb ist nur möglich bei Standardisierung des Netzzugangs


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Re: Telekom für "Open Access"

Beitragvon spokesman » 21.01.2010 21:04

Wenn jemand in Punkt 2 seiner Definition schreibt was Open Access nicht ist, ist mir schon klar wo der Hase hinläuft, man möchte sich den Begriff so verdrehen das Leute ohne das nötige Hintergrundwissen (z.B. unsere Freunde in Berlin) gleich auf den Zug mit aufspringen und letztlich das machen was die DTAG vorgibt, egal unter welchen Namen das dann läuft.

Open Access ist viel mehr als ein Geschäftsmodell, es ist ein Schritt zum gerechteren Ausbau in Deutschland. Verbunden mit dem Universaldienst kann ein FTTH-Ausbau für alle Bürger erfolgen und nicht nur für wenige Kunden. Wird nicht lange dauern und der erste, zeite und dritte fällt auf derartige Täuschungen herein oder macht über Umwege noch mit..
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Re: Telekom für "Open Access"

Beitragvon essig » 21.01.2010 23:47

DTAG hat geschrieben:Die organisatorische oder legale Trennung von Netzebenen garantiert keinen offenen Netzzugang

verständlicherweise musste man diesen satz einbauen, zeigt aber auch wie ernst man diesen punkt nimmt. meiner meinung nach ist die trennung von netz und diensten eine grundvoraussetzung für echtes open access. das netz könnte von stadtwerken, versorgern, netzgesellschaften betrieben werden. in diesem netz könnten sich die diensteanbieter nach allen regeln des wettbewerbs austoben.

für einen gesunden wettbewerb ist es einfach tödlich wenn netzbetreiber und diensteanbieter nicht getrennt sind. das mag im kleinen noch funktionieren aber im großen nicht, schon gar nicht wenn es sich um den ex- und quasimonopolisten handelt. dem kann man nur mit enormer regulierung entgegenwirken und das hat nichts bis wenig mit echten fairen wettbewerb zu tun. es ist nie gut wenn die transportwege dem gehören der auf diesen im wettbewerb zu anderen bestimmte dinge (waren, daten) transportiert. das wäre so als würde das straßennetz der post oder einer spedition gehören. oder die flughafen und der luftraum einer fluggesellschaft und so weiter...
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Re: Telekom für "Open Access"

Beitragvon Hohndorfer » 22.01.2010 10:36

Wo will man da anfangen...
Das gesamte Schienennetz gehört der Bahn, sämtliche Hochspannungsleitungen den aufgeteilten Versorgern, ebenso die Wasserversorgungsleitungen.
Und genau hier ist das Problem, wenn dann alle mit den gleichen Konsequenzen.
Nur wem steht es zu sämtliche Leitungsnetze zu verwalten, dem Staat etwa, dass dieser nochmehr Steuergelder für neue Beschäftigte und deren Bedürfnisse ausgeben muß?
Und eins ist auch klar, kein Anbieter wird dann Netze mieten, wo nur wenige Endkunden erreicht werden, aber dieser für viel Geld die Strecken bezahlen muß.
Dann haben wir wieder das, wie es jetzt schon ist.
Anbieter werden sich auf die Ballungszentren stürtzen und regelrecht überfluten.
Und dann soll noch eine Grundversorgung gesetzlich sein, will dann etwa der Staat Vodaphone vorschreiben, "Ihr müsst die drei Häuser hinter den sieben Bergen versorgen"?
Also werden Kompromisse gemacht, wodurch wieder letztendlich Gelder fehlen die Ausgeglichen werden müssen, nur mit welchen?

Es ist eben alles leicht gesagt und gefordert, nur muß man bedenken dass solche Entscheidungen mit vielen vielen Menschen abgestimmt werden müssen und letztlich alle nur die Rosinen heraus picken.

Ich wäre auch dafür, wenn man wüsste das alles gerecht und fair behandelt würde und letztlich auch für den Endkunden bezahlbar bleibt-die Erfahrung in diesem Land hat aber anderes gelehrt!
Viele Grüße vom Hohndorfer!

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Re: Telekom für "Open Access"

Beitragvon Nenunikat » 22.01.2010 13:08

Hohndorfer hat geschrieben:Wo will man da anfangen...
Das gesamte Schienennetz gehört der Bahn, sämtliche Hochspannungsleitungen den aufgeteilten Versorgern, ebenso die Wasserversorgungsleitungen.
Und genau hier ist das Problem, wenn dann alle mit den gleichen Konsequenzen.
...

Die Bahn ist noch nicht an der Börse und bei einem Börsengang wird schon ziemlich vehement dafür gestritten, dass das Schienennetz separat zu halten und somit auszugliedern ist (in ein separates Unternehmen).
Was den Strombereich angeht, gibt es eine Vorgabe der EU, dass Stromversorgungsunternehmen dazu gezwungen werden können - und zunehmend sollen, dass Stromnetz und Rest nicht über ein Unternehmen läuft.
Deshalb konnte schon von einem Verkauf des Stromnetzes in diesem Bereich in der Presse gelesen werden.
Hohndorfer hat geschrieben:...
Nur wem steht es zu sämtliche Leitungsnetze zu verwalten, dem Staat etwa, dass dieser nochmehr Steuergelder für neue Beschäftigte und deren Bedürfnisse ausgeben muß?
...

Trennung von Netz und Dienstleistung heißt noch lange nicht Verstaatlichung des jeweiligen Netzes, sondern erst mal nur Ausgliederung.
Hohndorfer hat geschrieben:...
Und eins ist auch klar, kein Anbieter wird dann Netze mieten, wo nur wenige Endkunden erreicht werden, aber dieser für viel Geld die Strecken bezahlen muß.
Dann haben wir wieder das, wie es jetzt schon ist.
Anbieter werden sich auf die Ballungszentren stürtzen und regelrecht überfluten.
Und dann soll noch eine Grundversorgung gesetzlich sein, will dann etwa der Staat Vodaphone vorschreiben, "Ihr müsst die drei Häuser hinter den sieben Bergen versorgen"?
Also werden Kompromisse gemacht, wodurch wieder letztendlich Gelder fehlen die Ausgeglichen werden müssen, nur mit welchen?
Es ist eben alles leicht gesagt und gefordert, nur muß man bedenken dass solche Entscheidungen mit vielen vielen Menschen abgestimmt werden müssen und letztlich alle nur die Rosinen heraus picken.
...

Wenn das Netz in zentraler bzw. separater Hand liegt, ist es leichter, dort regulatorisch festzulegen, dass für einen Einheitspreis sowohl die Ballungsgebiete, wie auch entlegenere Gebiete mit dem Netz zu versorgen sind. Die Dienstleistung müsste dann nicht mehr reguliert werden, weil alle Netzseitig die gleichen Voraussetzungen haben. Dass, was bisher über Subventionen an Komplett-Unternehmen vergeben wird, könnte dann bei Bedarf direkt vergeben werden, ohne damit einen Anbieter zu bevorzugen.
Das Anbieten der eigenen Leistungen wird in den ländlichen Gebieten damit wesentlich attraktiver und in den Ballungsgebieten kommt man von dem (Fast-)Unter-Preis-Verkaufen weg.
Hohndorfer hat geschrieben:...
Ich wäre auch dafür, wenn man wüsste das alles gerecht und fair behandelt würde und letztlich auch für den Endkunden bezahlbar bleibt-die Erfahrung in diesem Land hat aber anderes gelehrt!

Natürlich lässt sich auch hier soviel falsch machen, dass am Ende entweder die gleiche Lage, eine andere - ähnlich verzwickte - Lage oder viel Murks entsteht.
Wenn man aber nichts tut und weiter auf den Markt wartet, kann man sich gebietsweise vom Thema Breitband mehr oder weniger verabschieden ...
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Re: Telekom für "Open Access"

Beitragvon essig » 22.01.2010 13:22

Hohndorfer hat geschrieben:Das gesamte Schienennetz gehört der Bahn

die deutsche bahn gehört ja auch noch dem staat und bezüglich der geplanten privatisierung ist ja genau dass das große thema: privatisiert man die bahn mit schienennetz und verkehr oder trennt man beide bereiche. wie würde mehr wettbewerb auf der schiene entstehen, wenn das privatunternehmen das schienennetz dazubekommt oder wenn dies in eine eigene gesellschaft ausgegliedert wird?

Hohndorfer hat geschrieben:sämtliche Hochspannungsleitungen den aufgeteilten Versorgern

und was hat man davon? auf der einen seite energiepreise die kaum noch auszuhalten sind und auf der anderen seite e.on, rwe, enbw und vattenfall die allein zwischen 2002 und 2007 80 milliarden euro gewinn gemacht haben. auch hier müsste transport und erzeugung voneinander getrennt werden.

Hohndorfer hat geschrieben:Nur wem steht es zu sämtliche Leitungsnetze zu verwalten, dem Staat etwa, dass dieser nochmehr Steuergelder für neue Beschäftigte und deren Bedürfnisse ausgeben muß?

es geht um trennung nicht verstaatlichung. die netze und transportwege könnten in öffentlicher hand sein aber wenn du willst auch in privater, hauptsache erstmal getrennt. alles ist besser als der jetzige zustand. außerdem machen viele stadtwerke in öffentlicher hand einen recht guten job bezüglich versorgung z.b. swm/m-net und so weiter.

Hohndorfer hat geschrieben:Und eins ist auch klar, kein Anbieter wird dann Netze mieten, wo nur wenige Endkunden erreicht werden, aber dieser für viel Geld die Strecken bezahlen muß.

wieso nicht? wenn das mieten einer kundenleitung in der stadt genauso viel kosten wie auf dem land, wo ist da das problem? für diensteanbieter xy wird es überhaupt keine rolle spielen wo der kunde wohnt und genau so soll es ja auch sein.

Hohndorfer hat geschrieben:Anbieter werden sich auf die Ballungszentren stürtzen und regelrecht überfluten. Und dann soll noch eine Grundversorgung gesetzlich sein, will dann etwa der Staat Vodaphone vorschreiben, "Ihr müsst die drei Häuser hinter den sieben Bergen versorgen"?

nochmal, die diensteanbieter hätten nichts mehr mit dem netz zu tun sondern nutzen dies um ihre kunden zu bedienen. wo der kunde wohnt spielt hierbei überhaupt keine rolle also würden sie sich auch nicht auf die kunden aus ballungszentren stürzen da kunde = kunde ist.

das netz wiederum könnte von einer netz ag koordiniert werden an der z.b. die vielen stadtwerke beteiligt sind. diese kümmern sich regional um den ausbau (was ja auch sinn macht) und bekommen entsprechend der nutzung von den diensteanbietern geld (über die netz ag). ist nur eine variante von mehreren.

NACHTRAG: volle zustimmung an Nenunikat. hätte ich mir meinen beitrag eigentlich sparen können ;)
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Re: Telekom für "Open Access"

Beitragvon spokesman » 23.01.2010 16:50

Hohndorfer hat geschrieben:Und eins ist auch klar, kein Anbieter wird dann Netze mieten

Wieso? Dann muss es einfach einen Preis pro Kunden/TAL geben, welcher in jeder Region gleich ist, kennt man doch schon oder.
Sonst volle Zustimmung an Nenunikat oder essig, oder beide ;)
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