koordinierter Ausbau im Kreis Höxter

[bru62]

Wie man der Neuen Westfälischen von heute entnehmen kann, haben sich die Städte des Kreises zusammengetan und eine gemeinsame Versorgung mit Breitband ausgeschrieben. Auftragnehmer des 3,8 Mio schweren Auftrags ist die Firma Sevikom aus Beverungen. Das Unternehmen will bis Ende 2011 ein hybrides Funk-Festnetz-System aufbauen. Dazu werden momentan Informationsveranstaltungen durchgeführt, so auch kürzlich in Warburg. Hier gab es vor einiger Zeit erhebliche Klagen über lahmes Internet, die mit einer Unterschriftensammlung untermauert wurden. Kritisiert wurde die nun festgestellte geringe Nachfrage nach der anvisierten Lösung. Das Blatt mutmaßt mit den Planern, dass ein Überangebot in der Region (z.B. HSPA) schuld sei. Überangebot vs. Klagen über lahmes Internet? Oder liegt es an der favorisierten Lösung, in die wohl kein besonders großes Vertrauen besteht? Der Bürgermeister ruft seine Einwohner nun zur Räson: "setzen Sie sich mit dem Thema auseinander - und das möglichst zeitnah", wird er zitiert.

Gruß

[Schniklas]

Überangebot vs. Klagen über lahmes Internet? Oder liegt es an der favorisierten Lösung, in die wohl kein besonders großes Vertrauen besteht?

Da kann ich dir als maßgeblich Betroffener nur recht geben.
UMTS und Nachfolger waren und sind für mich keine Option, wobei diese Technik noch nichtmal überall hier in der Gegend verfügbar ist (soviel zum Thema Überangebot und dem schlauen Herrn Bürgermeister der auch mal wieder seinen Senf dazugeben muss).
Außerdem waren es die Bürgermeister der Städte im Kreis Höxter, die diese Aktion wegen der Unterversorgung erst ins Leben gerufen haben
90% der Leute würden eine 100% Leitungsgebundene Lösung bevorzugen und stehen dem geplanten Vorhaben skeptisch gegenüber, nach dem Motto "lass meinen Nachbarn erstmal seinen funktionierenden Anschluss haben, dann kann ich auch nochmal drüber nachdenken".
Dazu kommt, dass der Herr Wilke, Geschäftsführer der Fa. Sewikom, zwar bei diversen Infoverantaltungen immer wieder betont hat man würde sich "an den Preisen der Telekom orientieren", eine 6000er Leitung aber für die meisten Nutzer nicht zu einem eben solchen Preis realisierbar ist, wenn man sich mal die Tarife ansieht:
http://sewinet.de/Tarife-Kreis-Hoexter.30.0.html
In meinem Haushalt benötigen wir mindestens 6000er DSL (3 Rechner ans Internet angeschlossen) und 3 Telefonnummern inkl. Fax.
Da ein Komplettpaket DSL6000 mit ISDN wie bei der Telekom für ~36€ erhältlich, wegfällt (man darf seitens der Sewikom nur Internet bzw. VoIP, aber kein Telefon im eigentlichen Sinne anbieten) müssten wir mindestens die eco flat für 29,95€ + zusätzlich das premium fon Paket für 18,95€ bestellen.
Denn nur beim premium fon ist eine faxfähigkeit des Anschlusses gegeben und man kann seine 3 Rufnummern behalten.
Unterm Strich macht das dann insgesamt 48,90€ pro Monat, wo dann noch die Zusatzkosten draufkommen.
Bei der Sewikom ist alleine die Grundgebühr schon höher, als wir momentan insgesamt für unseren (erheblich gedrosselten) 6000er Anschluss + ISDN + Zusatzkosten bezahlen.
Meiner Meinung nach müsste es bei dieser massiven Förderung durch öffentliche Gelder wenigstens drin sein, wie versprochen das Preisniveau der Telekom zu halten.
Sicherlich werden auch bei einigen, im Umgang mit technischen Dingen weniger versierten Leuten Fragen wie "was brauch ich jetzt bei Internettelefonie, um meine Oma, die mit im Haus wohnt mit anzuschließen" etc. für Skepsis und Unentschlossenheit sorgen.
Einigen ist es auch schlichtweg zu kompliziert sich mit VoIP außeinanderzusetzen, wenn doch das "alte System" mit der Telefonie übers Festnetz "so einfach" war.
Genau DAS, der Mix aus wenig Sympathie für die zu komplizierte Technik und deren Handhabung durch den Endkunden und als Hauptargument der zu hohe Preis, sind die Gründe warum so wenig Bestellungen eingegangen sind.
Alles, aber bestimmt KEIN Ãœberangebot.
Bei einem Angebot mit geringerem Preis als zusätzliches Lockmittel wäre auch die Nachfrage sicherlich deutlich höher.

Gruß Schniklas

[spokesman]

Hallo Schniklas und danke für deine ausführlich Darstellung deiner Meinung.
Zumindest an den Infoveranstaltungen scheint die Firma Sewinet nicht zu sparen.

Zu deinem Anschlussproblem findet man in den AGB unter "Besondere Geschäftsbedingungen zur Nutzung des SeWiKom VoIP-Dienstes Stand: 20.11.2010" im Punkt "2. Vertragsgrundlagen 2.1." eine Erläuterung. Bei dem auf dem SIP-Protokoll basierenden VOIP-Dienst sind 2 Gespräche zur gleichen Zeit möglich, eine Limitierung liegt hier zu Grunde.

In Punkt "2.4. Eingeschränkter Notruf" wird klar, dass zum Absetzen eines Notrufs Internet die Grundlage ist, zudem muss eine Mobiltelefon einsetzbar sein - dies scheint wohl bei allen VOIP-Anbietern der Fall zu sein.

Weiter bleibt anzumerken, dass bei exzessiver Nutzung der FLAT-Angebote SEWIKOM sich einer Kündigung bzw. Sperrung bedienen kann, der Verbraucher muss sich im Klaren sein, dass die FLAT fair-use basierend ist und für private Nutzung ausgelegt ist.

Damit verbunden treten auch in Punkt "5. Pflichten des Kunden" genauer "5.3." die Pflichten der Kunden in den Mittelpunkt der Diskussion. So ist die eben beschriebene exzessiver Nutzung beim Datentransfern nicht gestattet, hierzu zählen unter anderem Spam-Mails, Tauschbörsen, Peer-to-Peer usw. Sewikom kann hier die Leistung der möglichen Bandbreite einschränken, also bedient man sich hier einer Drossel.

Noch nicht so richtig habe ich aber herausgefunden, ob die dargestellten Tarife alle Einzeltarife sind oder es noch andere Möglichkeiten gibt, derzeit gehe ich von Einzeltarifen aus, welche bei entsprechendem Bedarf natürlich einiges an Kosten verursachen - hier bist du ja schon darauf eingegangen, jedoch sind sie meiner Meinung nach noch bezahlbar..

vllt. kannst du Sewikom auf diese Diskussion aufmerksam machen, event. gibt es Klärung oder sogar eine Anpassung an die Kundenbedürfnisse

[Schniklas]

Zu deinem Anschlussproblem findet man in den AGB unter "Besondere Geschäftsbedingungen zur Nutzung des SeWiKom VoIP-Dienstes Stand: 20.11.2010" im Punkt "2. Vertragsgrundlagen 2.1." eine Erläuterung. Bei dem auf dem SIP-Protokoll basierenden VOIP-Dienst sind 2 Gespräche zur gleichen Zeit möglich, eine Limitierung liegt hier zu Grunde.

Darüber bin ich mir vollkommen im Klaren, wir nutzen derzeit auch 3 Rufnummern bei nur 2 gleicheitig nutzbaren Leitungen

Weiter bleibt anzumerken, dass bei exzessiver Nutzung der FLAT-Angebote SEWIKOM sich einer Kündigung bzw. Sperrung bedienen kann, der Verbraucher muss sich im Klaren sein, dass die FLAT fair-use basierend ist und für private Nutzung ausgelegt ist.

Damit verbunden treten auch in Punkt "5. Pflichten des Kunden" genauer "5.3." die Pflichten der Kunden in den Mittelpunkt der Diskussion. So ist die eben beschriebene exzessiver Nutzung beim Datentransfern nicht gestattet, hierzu zählen unter anderem Spam-Mails, Tauschbörsen, Peer-to-Peer usw. Sewikom kann hier die Leistung der möglichen Bandbreite einschränken, also bedient man sich hier einer Drossel.

Interessant wäre jetzt natürlich zu wissen, ab welchem Datenvolumen die Drosselung eintritt.
Sollte das ähnlich wie bei UMTS schon bei 2-5GB der Fall sein, kann ich auch meine 384er Leitung behalten.
Vor allem weil der GESCHÄFTSFÜHRER bei den Infoveranstaltungen ausdrücklich betont hat, es gäbe keinerlei Begrenzungen, weder bei Zeit noch Volumen.

Noch nicht so richtig habe ich aber herausgefunden, ob die dargestellten Tarife alle Einzeltarife sind oder es noch andere Möglichkeiten gibt, derzeit gehe ich von Einzeltarifen aus, welche bei entsprechendem Bedarf natürlich einiges an Kosten verursachen - hier bist du ja schon darauf eingegangen, jedoch sind sie meiner Meinung nach noch bezahlbar..

Ja, das siehst du richtig.
Die Internet Tarife beziehen sich nur auf das Internet, die Telefon Tarife nur auf die VoIP Pakete.
Komplettpakete gbt es nicht, wohl aber die Möglichkeit den Telefonanschluss bei einem anderen Anbeiter (auch übers Festnetz und nicht als VoIP) zu buchen, was allerdings noch wesentlich teurer käme.

Zu den Kosten...ich weiß 10€ pro Monat mehr oder weniger, da kann man drüber streiten.
Fakt ist aber, dass viele aus grade diesem Grund nicht bestellen und genau das wollte ich mit meiner Modellrechnung sagen

vllt. kannst du Sewikom auf diese Diskussion aufmerksam machen, event. gibt es Klärung oder sogar eine Anpassung an die Kundenbedürfnisse

Ja, da werden wir uns jetzt mit auseinandersetzen müssen.
Ich für meinen Teil habe schon bestellt, auch um die halbierte Anschlussgebühr in Anspruch nehmen zu können.
Und eigentlich gibt es auch langfristig keinen anderen Weg, als auf dieses Angebot einzugehen, ein anderes (besseres?) wird es nicht geben.
Von Seiten der Sewikom hat man allerdings schon betont, dass man mit der Höhe der Tarife bereits "an der Grenze des Möglichen" sei, auch wenn massiv durch die öffentliche Hand gefördert wird. In der Hinsicht wirds also wohl keine Anpassung an Kundenwünsche geben.

Gruß Schniklas

[spokesman]

Darüber bin ich mir vollkommen im Klaren, wir nutzen derzeit auch 3 Rufnummern bei nur 2 gleicheitig nutzbaren Leitungen

das habe ich auch vermutet, jedoch wäre per VOIP eigentlich auch mehr drin..

Vor allem weil der GESCHÄFTSFÜHRER bei den Infoveranstaltungen ausdrücklich betont hat, es gäbe keinerlei Begrenzungen, weder bei Zeit noch Volumen.

Man braucht eben das richtige Marketing, Werben was die meisten Kunden zieht, alles womit man wohl eher nicht werben sollte kommt in die AGBs

Fakt ist aber, dass viele aus grade diesem Grund nicht bestellen und genau das wollte ich mit meiner Modellrechnung sagen

mh, triple oder double play sieht für mich anders aus, kenne ich so auch bei anderen Hybridanbietern nicht, min. double-play

Von Seiten der Sewikom hat man allerdings schon betont, dass man mit der Höhe der Tarife bereits "an der Grenze des Möglichen" sei, auch wenn massiv durch die öffentliche Hand gefördert wird. In der Hinsicht wirds also wohl keine Anpassung an Kundenwünsche geben.

Nach meinem letzten Gespräch am Wochenende glaube ich derartige Aussagen nicht mehr (gut hab es auch zuvor nicht getan), die Erschließung mit Hybridvarianten ist so günstig, dass kaum auf die öffentliche Hand zurückgegriffen werden muss, die meisten Anbieter machen dies um die öffentlichen Gelder einfach mitzunehmen..

bringt euch ein und macht eure Fragen deutlich, Förderfähig sind im übrigen Produkte, welche nach dem Ausbau zu einem marktüblichen Preis verkauft werden.. -> eine der letzten Chancen wird es für den ländlichen Bereich aber sein, da bin ich voll deiner Meinung - hier gilt es für FTTH Leerrohre beim Straßen-/Tiefbau mit in die Erde zu bekommen, da müssen aktive Bürger wieder an die Gemeinden herantreten, sonst passiert meist nichts >:/

[Schniklas]

UPDATE:

In Körbecke, meinem Heimatort und drei weiteren im Stadtgebiet Borgentreich scheinen mittlerweile genügend Interessenten zusammengekommen zu sein, sodass eine Breitbandversorgung seitens der Fa. Sewikom in näherer Zukunft machbar scheint.
In Körbecke wären das bei 3 Verteilern, für die sich jeweils 20 Kunden finden müssten, also insgesamt mindestens 60 interessierte Haushalte.
In anderen Orten siehts allerdings momentan noch schlecht aus:

http://roesebeck.net/aktuell/2011-02-16-wb-dsl.jpg
http://borgentreich.de/dokumente/17/240 ... 3.2011.pdf

Bühne hat das große Problem, dass sich vor nicht allzu langer Zeit ein Verein gegründet hat, der Teile des Ortes, der ansonsten nur 384kbit/s (Siedlung) bzw. 768-1000kbit/s (Dorfkern) bekommt, mit Internet per WLAN versorgt: http://www.landnetz-hoher-berg.de/
Man schreibt zwar auf der Homepage man wolle ab sofort keine neuen Mitglieder mehr aufnehmen, um dem Unternehmen DSL Ausbau nicht im Wege zu stehen, trotzdem muss man die aufgewandten Kosten wieder reinholen und kann das Projekt nicht von heute auf morgen stoppen.

Für Natzungen und Natingen sehe ich das Problem, dass die Einwohner stand jetzt mit 2000-3000er Leitungen versorgt sind und momentan nicht der flächendeckende Wunsch nach mehr Bandbreite, verbunden mit höheren Kosten, vorhanden ist.

Gruß Schniklas