39221 Ranies (Allgemein)

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Beitragvon tkermit » 24.02.2006 09:45

Ranies in kleines Bördedorf an der Elbe (der Faschingshochburg in Sachsen-Anhalt) mit rd. 400 Einwohnern bekommt, wie so viele andere Mitstreiter auf dieser Webseite, keine Breitbandflatrate. Hier sind auch keine Alternativen verfügbar.

- kein Arcor
- kein UMTS
- kein Kabel
- kein W-Lan
- keine Powerline

Deshalb habe ich eine private Umfrage im Dorf gestartet wen, neben mir,eine Breitbandanbindung interessieren würde. 20 Leute haben sofort zugesagt, etwa 50 würden es sich überlegen wenn die Kosten in einem erträglichen Rahmen blieben.

Davon ermutigt und hochmotiviert, habe ich an unseren Bundestagsabgeardneten, Landagsabgeordneten und die magentafarbenen Pappnasen geschrieben.

Ergebnis:
von den Pappnasen: -> Standardbrief:"wegen Wirtschaftlichkeit bla, bla,bla... ziehen sie um, usw, usw.

vom Landtag: -> telefonischer Rückruf: "Ich kriege hier auch kein DSL, kann aber nichts tun."

vom Bundestag: -> "Der Bundesregierung ist die Problematik bekannt, sie will und kann den Unternehmen aber keine Vorschriften machen."

In Summe habe ich die gleichen Erfahrungen gesammelt wie alle anderen hier, von staatlichen oder politischen Stellen kommt null Unterstützung, ländliche Gegenden werden nur über private Initiativen erschlossen. Jetzt werde ich im nächsten Anlauf versuchen eine W-LAN Anbieter zu finden.
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Beitragvon Danny » 24.02.2006 11:55

Erstmal herzlich Willkommen bei geteilt.de, Du warst ja schon ziemlich aktiv, das ist echt mehr als die meisten machen, ich bin beeindruckt. Tja, wenn Du Dich noch als Ansprechpartner für Deinen Ort melden würdest, wäre das klasse. Du könnstest allen DSL-Willigen von geteilt.de erzählen und ihnen sagen, dass sie sich auch hier anmelden sollen. Hier sind alle Möglichkeiten was man noch so machen kann. :wink:

MfG Danny
Die einen kennen mich, die anderen können mich!
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Beitragvon barty » 24.02.2006 13:14

Auch von meiner Seite her ein herzliches Willkommen hier bei geteilt.de.
So wie sich die Dinge gestalten und wie sich auch die Beiträge inhaltlich gleichen, scheint sich für den ländlichen Raum tatsächlich WLAN als die tauglichste Alternative zu verdichten.

Wir in unserer Gemeinde haben genau mit den gleichen Problemen und Voraussetzungen wie Ihr zu kämpfen. Das Problem ist, dass die meisten Betroffenen aus diesen Gemeinden noch nicht begriffen haben, welche Auswirkungen das auf ihr Privat- und Berufsleben haben wird. Die glauben immer noch, dass sich die T-Com irgendwann ihrer erbarmen wird.

Vielleicht nicht jetzt, aber spätestens in ein paar Jahren wird die IT- und Unterhaltungsindustrie ihre gesamte Produkt- und Dienstleistungspalette auf Breitbandanbindungen ausgelegt haben.

Man muss doch nur einschlägige PC-Magazine wie Chip oder PC-Welt, oder weniger einschlägige wie Computerbild aufschlagen. Wenigstens 80% der Beiträge befassen sich in irgendeiner Weise mit dem Thema DSL und den dazugehörigen Anwendungen. Eigentlich gehören wir ja gar nicht mehr zur Zielgruppe. Ebensogut können wir uns Maibach- oder Rolls Royce- Prospekte ansehen...mit dem kleinen Unterschied, dass ich diese - sofern ich hypothetisch gesehen das nötige Kleingeld hätte - auch in unserem Dorf fahren könnte.

Heute schon sind Windows-Updates teilweise mehrere hundert Megabite groß, täglich müssen Virenscanner und Firewalls upgedatet werden, viele DSL-Kunden telefonieren heute bereits kostenlos mit VOIP, unsere Kinder müssen begleitend zum Schulunterricht im Internet recherchieren, viele Berufstätige und Selbständige benötigen eine schnelle Anbindung auch von zu Hause aus.

Kurzum: Wir sind erst am Anfang der Abspaltung und bekommen bereits jetzt schon finanziell und technisch gravierende Nachteile zu spüren. Ich habe mich seit 1995 aktiv privat und beruflich mit dem Internet beschäftigt. Noch nie war der kosten- und geschwindigkeitsmäßige Gegensatz zu groß wie heute! Bestenfalls diskutierte man seinerzeit Unterschiede von 14k, 28k, 56k Modems zu 64k ISDN-Adaptern. Aber der max. 4-fache Geschwindigkeitsunterschied der über Jahre unverändert kalkulier- und akzeptierbar war, war verglichen mit dem 250-fachen! Tempounterschied denen ein und dieselbe Bevölkerungsgruppe heutzutage ausgesetzt ist, geradezu lachhaft.

Ich wage mir gar nicht auszumalen, wie sich die Lage für die ländliche Bevölkerung in den nächsten 5 Jahren verschlechtern wird.
Bürgerinitiative:
Breitband für Wertheim-Lindelbach - Ein Dorf begehrt auf!
http://www.kein-breitband.de
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Beitragvon vauwe » 24.02.2006 19:19

tkermit,

bei 400 Einwohnern schätze ich mal 100 bis 150 Haushalte. Das klingt danach, als wenn es einfach zu wenig für einen kommerziellen Anbieter sein könnte.

Hast Du mal versucht, Dir einen Überblick über mögliche Nutzerzahlen zu verschaffen? Erstmal eine Größenordnung anpeilen, damit man weiß, welcher Kostenrahmen vertretbar ist.

Wie sieht die geographische Verteilung der Haushalte aus? Starke Längenausdehnung oder liegt alles hübsch dicht beieinander?

Wenn diese Faktoren geklärt sind, dann kann man überlegen, ob man (Ihr) etwas in Eigeninitiative aufziehen kann. Möglich (sinnvoll bzw. evtl. Eure einzige Chance) könnte dann ein freies Netz sein, daß durch einen zu gründenden Verein gestützt wird.

Nur als Größenordnung: Eine 2 MBit/s Verbindung kann man möglicherweise für ca. 500 bis 600 Euro (möglicherweise noch günstiger) bekommen. Wenn Du nun 20 Haushalte hast, verteilen sich diese Kosten. Die Verteilung kann kabelgebunden sein oder auf Funkbasis erfolgen. Das hängt stark von den örtlichen Gegebenheiten ab.

Erstmal wäre also zu klären, wieviele potentielle (bzw. besser tatsächliche) User es überhaupt gibt.

Kommt sowas nicht in Frage, dann hilft nur, möglichen Alternativanbietern solange auf die Nerven zu gehen, bis sich jemand die Mühe macht und überhaupt die technische Realisierbarkeit zu prüfen.
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Beitragvon essig » 22.04.2006 00:45

bezüglich http://www.geteilt.de/phpBB2/viewtopic.php?t=822

wie lief vorgestern die infoveranstaltung und wieviele bürger haben teilgenommen? heutzutage ist es meist recht schwierig die leute für derartige dinge zu begeistern. also vor jahrzehnten die strom- und wasserversorgung vor ort diskutiert wurden waren von 400 einwohnern 380 am start ;) heute kann man infoveranstaltungen über die auflösung oder den verkauf des ortes machen und keiner würde hingehen ;)
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RE:Infoveranstaltung In Ranies

Beitragvon tkermit » 07.05.2006 20:48

Ist zwar schon eine Weile her, aber ich will über die Infoveranstaltung berichten.

Von 20 potentiellen Interessenten waren 8 anwesend. Der Vertreter von dsl-harz.de hat sehr nüchtern und ehrlich seinen Standpunkt dargelegt. Geld verdient er, bei allem Verständniss für die DSL-losen, bei ungefähr 3% Anschlusswilliger, bei uns etwa wären dies etwa 15 Verträge.
Er würde eine Richtfunkverbindung in den Ort legen und die Verteilung im Ort vornehmen. Aus seiner Erfahrung wird unser Ort, funktechnisch gesehen, keine grösseren Probleme bereiten.

Die Preise gaben dann aber doch zu denken.
250.- € für die technische Erstausrüstung
und rd. 50.- € pro Monat für 1024/128 Download/Upload ist nicht gerade wenig.

Insgesamt war die Resonanz sehr verhalten.
Vieleicht kommen ja doch genügend Verträge zusammen.
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Re: 39221 Ranies (Allgemein)

Beitragvon bru62 » 21.12.2009 18:01

Die Volksstimme berichtet heute, dass Ranies, wie auch Plötzky und Pretzien bald eine Breitbandversorgung erhalten soll. Dazu wird durch Stadt und Land eine Wirtschaftlichkeitslücke von ca. 85.000 Euro geschlossen, die von der Telekom errechnet wurde. Die Stadt gibt dabei zehn, das Land neunzig Prozent. Ein genauer Anbieter steht allerdings noch nicht fest. Vielmehr soll der erst in einer Ausschreibung ermittelt werden.

Interessant übrigens die Aussagen vom Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung Egbert Tramp:

Volksstimme hat geschrieben:"Wir hinken hier den Entwicklungen in anderen Ländern, zum Beispiel Skandinavien, hinterher. " Ursache sei, dass man die Investition in die Netze privaten Anbietern überlassen habe. " Die Politik ist außen vor und private Investitionsangebote kommen nur dort, wo eine schnelle Refinanzierung abgesichert ist. " Deshalb plädiert der Wirtschaftsförderer für eine Umorientierung und neue Geschäftsmodelle, wie sie bereits in Baden-Württemberg realisiert würden : " Die Gemeinde baut das Netz und schreibt den Betrieb an einen Anbieter aus. " Für Tramp steht fest. " Schnelles Internet ist ein Faktor der Daseinsvorsorge. " Das wiederum ist eine kommunale Aufgabe.


Gruß
______________
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ehemals 2. Vorsitzender des Bundesverbandes Initiative gegen digitale Spaltung -geteilt.de- e. V.

Diskriminierungsfreies "Breitband für alle" wird es nur geben, wenn Menschen sich dafür engagieren.
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Re: 39221 Ranies (Allgemein)

Beitragvon tkermit » 23.12.2009 22:00

Ich habe diesen Artikel hoffnungsvoll gelesen, glaube es aber erst wenn die ersten Werbeflyer vom privaten Anbieter, der erst noch gefunden werden will, bei mir im Briefkasten liegen. In solchen Gebieten wie bei uns, besteht für einen privaten Anbieter immer ein wenig das Ei-Henne Problem: Für eine Finanzierung die "sich rechnet" braucht er unterschriebene Verträge. Die bekommt er aber erst wenn alles funktioniert. Wenn er dann noch monatlich teurer ist als die grossen bekannten Anbieter überlegt er es sich sehr genau ob er die Fördermittel in Anspruch nimmt.

Ich hoffe aber das Beste für uns.

Übrigens: 1999 im Dezember erhielt ich eine Mail von der Telekom.
Sinngemäss: "Ihr beantragter DSL Anschluss wird wahrscheinlich in der 52 KW geschalten."

Gruß
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