Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

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Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon bru62 » 21.03.2011 17:12

Es ist doch erstaunlich, wie jetzt plötzlich alle ihre Zuneigung für den ländlichen Raum entdecken. In einer von vielen Medien (darunter von portel.de) ungeprüft wiedergegebenen Pressemitteilung verkündet heute Kabel Deutschland, in den nächsten zwei Jahren eine Million Haushalte auf dem Land versorgen zu wollen. Damit leiste man einen "wichtigen Beitrag zur Erreichung der Breitbandziele der Bundesregierung." Das dabei kaum ein einziger neuer Anschluss hinzukommt, sondern nur das von der ehemaligen Bundespost übernommene und längst abgeschriebene Koaxkabel aufgerüstet wird, steht freilich nirgendwo.

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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon Haupti76 » 21.03.2011 18:27

ich muß auch sagen, ich bin von portel bissel enttäuscht. bisher waren die unter heise-online oder golem.de gute nachrichtenportale.
jetzt werden nicht mal unsere kritischen pm veröffentlicht. ist nur die frage ob es nur einfaches desinteresse ist oder ob es einen grund für
dieses verhalten gibt.
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon spokesman » 21.03.2011 18:37

ja diese Beobachtung müssen wir sicherlich über uns ergehen lassen, ich denke jetzt stellen wir uns mit der Verein jedoch etwas anders auf und werden dann sicher wieder Gehör finden..
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon bkt » 21.03.2011 18:52

bru62 hat geschrieben: Das dabei kaum ein einziger neuer Anschluss hinzukommt, sondern nur das von der ehemaligen Bundespost übernommene und längst abgeschriebene Koaxkabel aufgerüstet wird, steht freilich nirgendwo.

Rückkanalfähig gemachte Alt-Anschlüsse sind doch "neue" Anschlüsse. ;-)

Das Problem ist vielmehr, dass da, wo es wirklich fehlt, auch kein analoges Kabel Deutschland zu bekommen ist/war.
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon SpaceRat » 30.04.2011 20:51

bru62 hat geschrieben:Das dabei kaum ein einziger neuer Anschluss hinzukommt, sondern nur das von der ehemaligen Bundespost übernommene und längst abgeschriebene Koaxkabel aufgerüstet wird, steht freilich nirgendwo.

Mit Verlaub, das ist totaler Bullshit.

Du verwechselst da Telefon- und BK-Netz.

Am BK-Netz ist so gut wie nix abgeschrieben:
Im Gegensatz zum verbreiteten Irrglauben läuft da kaum noch was über antikes Coax, vielmehr wurden - bzw. im Fall von Kabel Deutschland werden - die Netze aufwendig in HFC-Netze (Hybrid-Fibre-Coax, also hybride Glasfaser/Coax) umgerüstet.

Um mal die Relationen deutlich zu machen:
Bis 2008 hatte Unitymedia bereits 100.000 (In Worten: Einhunderttausend!) Kabel-Verzweiger von Wisi eingekauft, aufgestellt und verglasfasert, um die Kabelnetze von NRW und Hessen zu modernisieren.
Die Telekom hingegen hat bis heute bundesweit nur etwa 50.000 Outdoor-DSLAM aufgestellt und verglasfasert.

Was die KNB vom Gilb bekommen haben, war ein verrottetes, analoges, nicht rückkanalfähiges BK-Netz, das nicht einmal diesen Namen verdient hat, denn ausgebaut war es großteils nur bis 470 MHz und BK steht eigentlich für Breitband-Kabel.
Nahezu nichts an der eigentlichen Infrastruktur dürfte noch aus Bundesgilb-Zeiten stammen, weder gab es damals ONIs, noch CMTSen, noch irgendwelche Telefonie-Infrastruktur.
Was bleibt sind die Coax-Strecken vom Kabelverzweiger bis zum Kunden und die Leerrohre zu ersteren sowie Milliardenschulden für die Modernisierung des Restes.

Ganz im Gegensatz dazu hat die Telekom AG von der Bundespost bzw. der anfangs zu 100% in Staatsbesitz befindlichen Telekom "AG" ein komplett digitalisiertes Netz übernommen, in dem eben nur die DSLAM neu sind.

Und um auf den anderen Aspekt Deiner Beschwerde einzugehen:
Auch wenn es Dir persönlich vielleicht nichts bringt, es gibt durchaus Regionen, in denen es sehr wohl Kabel gibt und absolut nichts anderes, wo also erst Kabel brauchbares Internet möglich macht.
Wenn Du Dir z.B. mal BaWü anguckst, dann wirst Du feststellen, daß man einen Versorgungsgrad von 74% der Haushalte insgesamt nicht nur mit den Großstädten erreicht. Und in NRW habe ich DSL-Rückfallgebiete fast vor der Tür, die Unitymedia-verkabelt sind.
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon spokesman » 01.05.2011 07:45

Auch Kabel Deutschland und die weiteren "Regio"-Netzbetreiber entstanden mehr oder minder aus der Privatisierung der Bundespost, die regionalen Netze wurden an Investoren weiterverkauft - seither spielen Aktionäre wie Deutsche Telekom, Bank of America, EQT Partners AB, Goldman Sachs Capital Partners oder die Blackstone Group eine wesentliche Rolle. Wikipedia zeigt hier deutlich nach welchen Regeln hier gespielt wird, regionale Verantwortung stellt sich für mich anders dar.

Weiter erfolgt eine Zuneigung zum ländlichen Raum von den Kabelanbietern auch nur, wenn man möglichst kurzfristig Kasse macht. Das Motto "Risiken minimieren, beim maximieren von Gewinnen" steht auch hier an erster Stelle, ob angesichts dieser Tatsache die Telekom oder ein Kabelanbieter jetzt in einem besseren Licht steht bleibt für mich fraglich.

Sehr gern würde ich deine Zahlen und weitere in den Quellen nachlesen, ob diese öffentlich sind wird sich sicher bald zeigen ;) Und bei öffentlich meine ich nicht die standard Meldungen der Presseabteilungen..

weiter möchte ich an dieser Stelle zu mehr Sachlichkeit bei der Wortwahl aufrufen, bereits in diesem Beitrag ist sie etwas unter die Räder geraten..
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon Nenunikat » 01.05.2011 11:49

Sachlichkeit in Wortwahl und Differenzierung bei den Inhalten ist schon notwendig.
Deshalb mal ein paar Gedanken zum Thread-Thema:
Dort wo im Osten vor der Privatisierung der Telekom nicht nur das Telekom-Netz, sondern auch das Kabelnetz für das Fernsehen aufgebaut wurde, kann das Kabelnetz nicht uralt sein.
Wenn die Telekom Outdoor-DSLAMs aufgestellt hat, war und ist immer eine Glasfaseranbindung notwendig, die wohl öfters mal (von OPAL-Gebieten abgesehen) mit Glasfaser versorgt werden mussten.
Dort musste das Glasfaserkabel also jeweils erst hingelegt werden.
Es gibt Gegenden, die nicht in Ballungszentren liegen und einen Anschluss eines Kabelnetzbetreibers ermöglichen.
Allerdings dürften schon die weitaus größere Anzahl von Kabelnetz-Anschlüssen dort vorkommen, wo es jetzt schon ADSL bzw. VDSL gibt.
Einerseits weil es oft genug keine typisch ländlichen Gegenden sind und andererseits, weil es wohl nicht nur ein Gerücht sein wird, dass dort eher von der Telekom ausgebaut wird, wo auch ein realer Konkurrent vor Ort ist, zu dem die bisherigen Telekomkunden in Größenordnungen wechseln könnten.
Dass es auch vorkommt, dass noch Breitband-Unterversorgte oder Breitband-Unversorgte etwas von einem Breitband-Ausbau der Kabelnetz-Betreiber haben, wird wohl kaum einer bestreiten.
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon bru62 » 02.05.2011 16:41

Auch wenn mancher es vielleicht als "Bullshit" bezeichnet, bleibe ich bei meiner Meinung. Die Kabelbetreiber haben bis heute kaum ihr Netz quantitativ erweitert. Qualitativ sehr wohl. Das weiß ich auch. Aber oftmals gibt es da, wo es Kabel gibt, auch DSL. Und da, wo es kein DSL, ja nicht mal irgend ein Breitband gibt, da gibt es auch kein Kabel. Also ist der Anteil der Kabelbetreiber an der Aufhebung der digitalen Spaltung begrenzt. Das deutlich zu machen, war mein Ansatz.

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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon SpaceRat » 08.05.2011 17:24

bru62 hat geschrieben:Auch wenn mancher es vielleicht als "Bullshit" bezeichnet, bleibe ich bei meiner Meinung. Die Kabelbetreiber haben bis heute kaum ihr Netz quantitativ erweitert.

Was nicht unwesentlich an den desinteressierten Anwohnern liegen dürfte.
Wenn die Leute keinen Kabelanschluß bestellen, dann kriegen sie ihn logischerweise auch nicht. Das gilt für den Telefonanschluß übrigens genauso, Du kannst ein Haus komplett hinstellen, ohne daß sich die Telekom aufdrängt, um Dir eine Doppelader hinein zu legen!
Bei den Kabelanschlüssen kommt lediglich die "Mitgefangen - Mitgehangen"-Problematik dazu. Wenn von 100 Bauherren nur eine Handvoll wegen Kabel anfragt, dann sagt der KNB voraussichtlich auch dieser Handvoll ab, weil man keine ganze Neubausiedlung wirtschaftlich erschließen kann, wenn dann nur fünf Anschlüsse bezahlt werden.

bru62 hat geschrieben:Qualitativ sehr wohl. Das weiß ich auch.

Man kann es den KNB wohl kaum anlasten, daß diese erst einmal die vorhandenen Netze modernisiert haben, statt ausgerechnet die unlukrativsten Gebiete überhaupt neu zu erschließen.
Mit dem Rotz, den die KNB von der Telekom gekauft haben, war so auf Dauer kein Geld mehr zu verdienen. Hätten die jetzt, statt erst ihre Netze zu modernisieren, dem "ärmsten" Prozent der Bevölkerung Glasfaser in die Hütte geschossen, wären die heute pleite.

bru62 hat geschrieben:Aber oftmals gibt es da, wo es Kabel gibt, auch DSL. Und da, wo es kein DSL, ja nicht mal irgend ein Breitband gibt, da gibt es auch kein Kabel. Also ist der Anteil der Kabelbetreiber an der Aufhebung der digitalen Spaltung begrenzt. Das deutlich zu machen, war mein Ansatz.

Oftmals, wenn und aber.
Mag sein, daß die KNB nicht die Gelddruckmaschine angeschmissen haben, um zuerst die Gebiete völlig neu zu erschließen, die gar kein DSL oder keines mit dem Prädikat "Breitband" (< 1 MBit/s) oder zumindest kein brauchbares (So ab ca. 6 MBit/s) kriegen können. Trotzdem haben sie en passant durchaus einige davon mitgenommen, sicherlich mehr, als die Telekom beim nicht steuerfinanzierten Outdoor-Ausbau. Beim Schreiben meiner automatisierten Abfrage aller Anbieter hatte ich auf Anhieb eine Adresse in Stuttgart ergoogelt, die von KabelBW erschlossen ist, via DSL aber nur Rückfall bekommt.
Von daher finde ich es schon ätzend, wenn auf privatwirtschaftlichen Unternehmen rumgeprügelt wird, nur weil sie nicht jeden Dorfbauern ausgebaut haben.
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon bkt » 08.05.2011 21:14

SpaceRat hat geschrieben:Was nicht unwesentlich an den desinteressierten Anwohnern liegen dürfte.
Wenn die Leute keinen Kabelanschluß bestellen, dann kriegen sie ihn logischerweise auch nicht. Das gilt für den Telefonanschluß übrigens genauso, Du kannst ein Haus komplett hinstellen, ohne daß sich die Telekom aufdrängt, um Dir eine Doppelader hinein zu legen!

Gilt für den normalen Telefonanschluß nur begrenzt, da hierfür eine Universaldienstverpflichtung besteht. Also eine Cu-Doppelader gibts auf jeden Fall. Nur "muß" da nur ISDN mit gehen.

SpaceRat hat geschrieben:Bei den Kabelanschlüssen kommt lediglich die "Mitgefangen - Mitgehangen"-Problematik dazu. Wenn von 100 Bauherren nur eine Handvoll wegen Kabel anfragt, dann sagt der KNB voraussichtlich auch dieser Handvoll ab, weil man keine ganze Neubausiedlung wirtschaftlich erschließen kann, wenn dann nur fünf Anschlüsse bezahlt werden.

Das ist das Nachfrageprinzip.
aus einem meiner Vorträge hat geschrieben:Frage:Kann man mit den Ausbaubemühungen nicht warten
bis jemand danach fragt ?
DAS NACHFRAGEPRINZIP
Die Nachfragepolitik greift auf die theoretischen Grundlagen von John Maynard Keynes zurück und wird daher auch Keynesianismus genannt.

Man rührt sich erst wenn der Kunde auf einen zukommt und fragt. Spart man erstmal Kosten und bekommt so auch keine Kunden.
Auch kann man so keine Wirtschaftlichkeit errechnen, da man erstmal eine große Menge Kunden wegschicken (oder in die Warteschleife schicken) muß, denn für einen einzelnen Kunden rechnet es sich niemals.
aus einem meiner Vorträge hat geschrieben:Die Antwort:NEIN !
Man kann Infrastrukturen nicht „auf Zuruf“ herstellen.
Überregionale Infrastrukturmaßnahmen sind
sowohl finanziell (von der Anleger- bzw. Kreditgeberseite)
als auch in der Ausführung (Planung, Genehmigung, Realisierung)
langfristig angelegt.

Ein angemeldeter Bedarf kann auf diese Weise nicht in kurzer Zeit befriedigt werden.


Die zu bevorzugende Alternative ist das Angebotsprinzip
aus einem meiner Vorträge hat geschrieben:Frage:Soll man also schon mal
auf „Verdacht“ bauen ?

DAS ANGEBOTSPRINZIP
Theoretische Grundlage ist die neoklassische Wirtschaftstheorie.
Im Kern geht die Angebotstheorie auf das Saysche Theorem zurück.
Es beruht auf der Annahme, dass das Angebot selbst für optimale Bedingungen sorgt, um Nachfrage zu schaffen..

Das ist gerade beim Breitbandinfrastrukturausbau die Strategie der Wahl

Denn ...
aus einem meiner Vorträge hat geschrieben:Die Antwort:J..EIN !

NEIN: Natürlich baut man Infrastrukturen nicht „auf Verdacht“. Gerade in Zeiten knapper Kassen darf Geld nicht sinnlos irgendwo „vergraben“ werden.

JA: Allerdings sollte man auf eine Anfrage hin „etwas auf Lager“ haben, um den artikulierten Bedarf zeitnah zu befriedigen und die Kunden nicht der Konkurrenz(neu: den Wettbewerbern, noch neuer: den Marktbegleitern :lol: ) zu überlassen.

Daher realisiert man eine Infrastruktur auf der Grundlage von gut recherchierten und begründeten Annahmen eines zukünftigen Bedarfes. Dies ist umso einfacher, wenn sich dieser Bedarf schon langfristig und großflächig ankündigt, wie es bei der Breitbandinfrastruktur der Fall ist.


Das Problem ist im allgemeinen, wie kommt ein Unternehmen an spezifische Kundenpotentialwerte, wenn diese ggf. stark von den allgemeinen Kalkulationsgrundlagen (statistische Durchschnittswerte) abweichen.
Eine eigene Erhebung kostet auch erstmal Geld, dessen (Total-)Verlust insbesondere in vermeintlich unrentierlichen Gebieten nicht riskiert wird.

Außerdem ist es auch volkswirtschaftlich unsinnig, wenn jedes Unternehmen diese Umfrage/Ermittlung für sich selbst durchführt, da es nicht auf amtliche staatliche Erfassungen zurückgreifen kann. (Erfassungen durch die Öffentliche Hand).
Je kleiner der Anbieter, desto schwerer wiegen für ihn die Kosten solcher (insbesondere der erfolglosen) Ermittlungen.

Hinzu kommt bei Kabel Deutschland und den anderen CATV-Anbietern, dass deren Kernkompetenz(&- geschäft) das Fernsehen ist und bleibt.
Daher machen sie (dummerweise) keine Rechnungen auf, die ausschliesslich auf Breitbandversorgung abstellen. Und umgekehrt wollen die meisten (neuen) Kunden kein Bezahl-TV, da sie ggf. schon eine Schüssel mit Gratisprogrammen besitzen. Daher die schlechten Umfragewerte.

Der Vorwurf an die Unternehmen kann daher ausschliesslich an die falsche Wahl Prinzips und die unangemessen hohe Anforderung an kurzfristig(st)e ROI-Zeiträume gehen.

Alles andere geht an der Realität vorbei.
Denn die Wirtschaft ist nicht dazu da die Probleme oder Fehler der Politik zu beheben (auch wenn sich das so mancher gerne wünschen würde), sondern ihr einziger Auftrag ist, Einnahmen zu realisieren, die sowohl vor als auch nach Steuer einen Gewinn erzeugen. Dieser sollte maßvoll sein, was aber auch schon wieder eher eine moralische Kategorie ist und nicht eingefordert werden kann.

Es ist also ausschliesslich Aufgabe der Politik die Rahmenbedingungen so zu setzen, das vorgenanntes für alle Marktteilnehmer gleichermaßen möglich bleibt UND die gesellschaftlichen Anforderungen erfüllt werden.
Ein Universaldienst ist nicht nur das richtige Mittel, sondern derzeit auch das einzige, welches die wenigsten gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Umstrukturierungen voraussetzt bzw. nach sich zieht und den Markt dabei gleichmäßig, also gerecht belastet.
Und dabei tut sich die Politik derzeit noch enorm schwer, da die Tanker Bundestag/Landtage aktuell noch schwer unter Lobby-bedienungs-Schieflage leiden.
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon SpaceRat » 09.05.2011 03:42

bkt hat geschrieben:
SpaceRat hat geschrieben:Was nicht unwesentlich an den desinteressierten Anwohnern liegen dürfte.
Wenn die Leute keinen Kabelanschluß bestellen, dann kriegen sie ihn logischerweise auch nicht. Das gilt für den Telefonanschluß übrigens genauso, Du kannst ein Haus komplett hinstellen, ohne daß sich die Telekom aufdrängt, um Dir eine Doppelader hinein zu legen!
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Deine Antwort hat mit meiner Aussage nicht das geringste zu tun.
Ungefragt legt die Telekom gar nichts, genauso wie der Gas- und Wasserversorger (exkl. Abwasser, das ist - zumindest überwiegend - Pflicht).
Wenn ich will, z.B. weil ich mich schon im Vorfeld auf Telefonie via BK-Netz oder Mobilfunk festlege, dann baue ich ein Haus auch ganz ohne klassischen Telefonanschluß.

Nur darum ging es bis zu diesem Punkt und Deinen Einwand hatte ich auch schon selber inkludiert:

SpaceRat hat geschrieben:Bei den Kabelanschlüssen kommt lediglich die "Mitgefangen - Mitgehangen"-Problematik dazu. Wenn von 100 Bauherren nur eine Handvoll wegen Kabel anfragt, dann sagt der KNB voraussichtlich auch dieser Handvoll ab, weil man keine ganze Neubausiedlung wirtschaftlich erschließen kann, wenn dann nur fünf Anschlüsse bezahlt werden.


Ich straff' den Rest Deiner Antwort mal, auch weil die Quoting-Ebene mit dem Vortrag unübersichtlich ist ...
bkt hat geschrieben:Daher realisiert man eine Infrastruktur auf der Grundlage von gut recherchierten und begründeten Annahmen eines zukünftigen Bedarfes. Dies ist umso einfacher, wenn sich dieser Bedarf schon langfristig und großflächig ankündigt, wie es bei der Breitbandinfrastruktur der Fall ist.
...
Hinzu kommt bei Kabel Deutschland und den anderen CATV-Anbietern, dass deren Kernkompetenz(&- geschäft) das Fernsehen ist und bleibt.
Daher machen sie (dummerweise) keine Rechnungen auf, die ausschliesslich auf Breitbandversorgung abstellen. Und umgekehrt wollen die meisten (neuen) Kunden kein Bezahl-TV, da sie ggf. schon eine Schüssel mit Gratisprogrammen besitzen. Daher die schlechten Umfragewerte.

Woher weißt Du, womit die KNB rechnen?

Ich habe ein Problem damit, wenn sich jemand per se und grundsätzlich für schlauer hält, als die Unternehmung, die er kritisiert.
Alle großen KNB bieten Internet und/oder Telefonie auch ohne Kabel-TV an. Man unterstellt also schon eine gehörige Portion Blödheit, wenn man annähme, die KNB würden keine Szenarien berücksichtigen, in denen diese Angebote eine größere Rolle spielen als Kabel-TV.
Es erscheint mir relativ unwahrscheinlich, daß z.B. Unitymedia die potentiellen Kunden im Neubaugebiet H'rath-Schleypenhof abgewiesen hätte, wenn man UM bei der Erschließung mit derselben Selbstverständlichkeit informiert hätte, wie den Gas-, Wasser- und Stromversorger sowie die Telekom. Selbst wenn es sich um reine Internet-Kunden handeln würde. Insbesondere, da es für UM kein Problem gewesen wäre, zu ermitteln, daß das betroffene Gebiet per DSL auf ca. 6000 kBit/s (Damals sogar 1500-3000) beschränkt sein würde ...

Die KNB erschließen ja durchaus noch Neubaugebiete, KabelBW rechnet in diesem Jahr mit 200 Neubau- und Gewerbegebieten mit 4000 Objekten.

Für Neubaugebiete - zumindest solche, die an kabelversorgte Gebiete grenzen (Das erwähnte Gebiet "Schleypenhof" ist von drei Seiten mit verkabelten Gebieten eingeschlossen) - gehe ich schon davon aus, daß ganz wesentlich Ignoranz bei denjenigen, die für die Erschließung zuständig sind, der Grund dafür ist, daß da kein Kabel liegt. Genau wie bei dem Haus meines ehemaligen Vermieters. Der hat auch geguckt wie Auto, als ich nach Kabelanschluß fragte. Den hatte er nicht für nötig gehalten ... sicher, bei 1 Mio Baukosten fallen einem auch als erstes die ~350 EUR Erschließungskosten für Kabel-TV ein, die man einsparen kann ...

Und für völlig neu zu erschließende Gebiete, wo man also ganze Straßenzüge aufreißen müßte, um zu verkabeln - vom Aufwand für die Anbindung des Ortes an sich ganz zu schweigen - braucht man kein Hellseher zu sein, um den ROI dort als mies beurteilen zu können.

Hinzu kommt noch, daß die KNB - abgesehen von KabelBW - in diesem Punkt nicht mit der Telekom vergleichbar sind:

Die Telekom hat von der Bundespost eine komplett modernisierte aktive Infrastruktur geerbt. Die Telekom darf man also daran messen, was sie außer dem Installieren von DSLAMs in den VSt noch geleistet hat.

Was die KNB hingegen von der Telekom gekauft haben kann man bis heute noch hervorragend bei Kabel Deutschland sehen. Ein total rottes, schon beim Bau veraltetes Netz mit Rissen drin. Kabel Deutschland hat nach wie vor kein zusammenhängendes Netz, obwohl das geographisch durchaus möglich wäre. KD braucht nach wie vor Satellitentransponder (Astra 3) und Satelliten-Empfangsanlagen, um die einzelnen Inseln, die ihr "Netz" bilden, mit TV zu versorgen.
Interessant an dem ganzen Kabelquatsch waren also eigentlich nur die Kunden und die Hausanschlüsse bis zu den Abzweigern, alles andere taugte beim Kauf nur für analogen Schnee. Es wäre absolute Idiotie von den KNB, nicht zuerst einmal die vorhandenen Kunden bei Laune zu halten (Und am Schwund bei den Kabel-TV-Kunden sieht man, daß das eilt!) und das zu nutzen, was man schon teuer gekauft hat, also die vorhandenen Hausanschlüsse, bevor man in die Anbindung neuer Kunden investiert. Den roten Zahlen aus den Bilanzen kann man entnehmen, daß die Möglichkeit, beides gleichzeitig zu leisten, wirklich nicht da ist.

KabelBW kann man deshalb als einzigen KNB einigermaßen mit der Telekom vergleichen, weil KabelBW seit kurzem mit der Modernisierung durch ist. Und seitdem hört man ja auch aus der Ecke immer wieder etwas von Neuerschließungen.

Bevor man also beurteilt, ob die KNB tatsächlich nur auf dem vorhandenen Netz reiten wollen, sollte man sie das doch erstmal zu einem solchen machen lassen. Ca. 16% der UM-Kunden warten nach wie vor auf Docsis 3 oder gar die Rückkanalfähigkeit an sich, bei KD ist es mehr als die Hälfte.
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon bru62 » 09.05.2011 15:35

SpaceRat hat geschrieben:Von daher finde ich es schon ätzend, wenn auf privatwirtschaftlichen Unternehmen rumgeprügelt wird, nur weil sie nicht jeden Dorfbauern ausgebaut haben.

Das ist eher heise.de-Forum-Niveau. Fehlt jetzt nur noch der Hinweis auf gute Landluft oder auf die Möglichkeit des Umzugs.

Auch der "letzte Dorfbauer" hat Anspruch auf gesellschaftliche Teilhabe, auf jeden Bestandteil der Daseinsfürsorge, also auch auf anständiges Internet. Darum geht es uns hier. Und da muss man eben Privatunternehmen (aber noch viel mehr die verantwortliche Politik) kritisieren, weil eben nicht jedem Dorfbauern zugestanden wird, was für die übergroße Mehrheit der Bevölkerung selbstverständlich ist.

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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon bkt » 11.05.2011 23:09

SpaceRat hat geschrieben:Ich habe ein Problem damit, wenn sich jemand per se und grundsätzlich für schlauer hält, als die Unternehmung, die er kritisiert.

Ich spreche hier nicht über alle KNB sondern nur über die in Thüringen aktiven. Und da trifft meine Aussage zu 100% zu.

Selbst auf eine direkte Anfrage durch den GU der die Gesamterschliessung zur Breitband-Erschliessung eines kompletten neuen Wohngebietes, winkt die KD ab bzw. will nur ausbauen, wenn man ihr neben den offenen Gräben auch noch Geld hinterherwirft. So geschehen in der Innenstadt von Erfurt.

Habe ich bei einem Unternehmen wie der KD keinerlei Verständnis für. So verbaut man sich seine eigene Zukunft.
Und auch Primacom oder Telecolumbus sind hier bisher nicht im Ausbau außerhalb ihrer Bestandsgebiete aktiv.

Hybridmodelle in Zusammenarbeit mit anderen Firmen werden ebenfalls abschlägig beschieden oder reaktionslos vorbeigehen lassen.
Zum Beispiel könnte jedes Ende eines KNB-Versorgungsgebietes als Zubringer für eine Funkversorgung angrenzender Orte genutzt werden. Aufwand für den KNB = 0, da er nur die in seinem Netz vorhandene Kapazität an den Netzrändern an einen anderen Anbieter übergeben muß. Damit könnte man ggf. sogar unter eigenem Logo erstmal Neu-Kundenbindung betreiben, um später sein Netz in diese Richtung zu erweitern um dort dann ggf. sogar TV zu verkaufen.

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Genau. Wie ich ausführte: keine Angebotspolitik, sondern Nachfragepolitik. Nicht wirklich wettbewerbsfähig. So gewinnt man langfristig keine Kunden.
Und wer keine Neubaugebiete mitnimmt, der wird langfristig den Kürzeren ziehen.
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon sollner11 » 12.05.2011 06:14

na ja, das würde bedeuten die Unternehmen sind dumm, werden ohne Kompetenz geführt, oder agieren unwirtschaftlich

gegen Dummheit ist aber bekanntlich kein Kraut gewachsen

verstaatlichen geht nicht, .... hoffe ich (in Erfurt bin ich mir nicht sicher :twisted: )


oder denken die dummen Unternehmen nur, dass die Bedingungen für sie nicht passen?
oder wollen eventuell den unendlichen Bedarf nicht sehen, den du prognostizierst?
oder sind die Rahmenbedingungen vom Staat etwa schlecht gesetzt?

irgendwas ist faul im Staate Dänemark
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Re: Kabel Deutschland will 1 Million Haushalte erschließen

Beitragvon geisi » 12.05.2011 06:48

Die Fragen habe ich mir aehnlich gestellt
Ich kann nicht glauben dass KD unwirtschaftlich agiert
Soll heissen wenn die Graeben im Neu augebiet offen sind und viele neie Kunden zu gewinnen sind kann es nur daran liegen dass die Investition anderswo rentabler ist
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