Pressemitteilung „VATM: „Entgelte für TAL müssen um 30 Prozent sinken"" hat geschrieben:VATM: „Entgelte für TAL müssen um 30 Prozent sinken“
Vierthöchster Mietpreis für die „Mutter aller Vorprodukte“ in EuropaKöln, 16.12.10-13:45 - „Der Mietpreis für die TAL ist eine der wichtigsten Stellschrauben im deutschen Telekommunikationsmarkt. Immer noch liegt das monatliche Entgelt auf einem künstlich hohen Niveau. Es orientiert sich auch nach zwölf Jahren an einem Kostenmodell, das völlig zu Unrecht allein auf Neubaukosten basiert. Und das, obwohl das über Jahrzehnte errichtete alte Kupfernetz der Telekom weitestgehend abgeschrieben ist und eben nicht mehr neu gebaut oder ersetzt wird“, sagt
VATM-Präsident Gerd Eickers.
Auch bei der Berücksichtigung der
Eigenkapitalverzinsung müsse nachgebessert und das vergleichsweise äußerst geringe Risiko beim Kupfer-netzausbau einbezogen werden. „Wir müssen zumindest auf einen guten europäischen Durchschnittspreis kommen – gerade auch aufgrund unserer Mengenvorteile im größten europäischen Markt. Das heißt: Das Entgelt muss um rund 30 Prozent auf etwa sieben Euro gesenkt werden.“
Im März 2011 wird die
Bundesnetzagentur das neue Monatsentgelt für die TAL (TAL) – im üblichen Zwei-Jahres-Rhythmus – bekannt geben. „Für den TK-Markt ist es entscheidend, dass die Regulierungs-behörde ein Entgelt festlegt, das den Vorgaben der Gerichte gerecht wird und die tatsächliche Wettbewerbssituation besser als bisher berücksichtigt“, unterstreicht Alain D. Bandle, Vorstandsvorsitzender der Versatel AG, die nach der Telekom das zweitgrößte Glasfasernetz insbesondere in den Städten Deutschlands besitzt.
Der monatliche
TAL-Mietpreis, den die Wettbewerber an den Ex-Monopolisten überweisen müssen, beträgt derzeit in Deutschland
10,20 Euro – und ist damit der
vierthöchste in Europa. In den vergangenen Jahren ist das Entgelt nur minimal gesenkt worden (2005: 10,65 Euro). Der Durchschnitt der zehn EU-Länder mit den preisgünstigsten Mietpreisen für die so genannte Letzte Meile liegt nach neuesten Zahlen von Cullen International hingegen derzeit bei 6,67 Euro. Bei laut Dialog Consult schätzungsweise rund 9,5 Millionen vermieteten TAL bedeutet das heutige Preisniveau Belastungen von jährlich über 300 Millionen Euro und entsprechende Wettbewerbsnachteile.
Die eindeutigen Vorgaben des
Europäischen Gerichtshofes (2008) und des Verwaltungsgerichts Köln (2010) sprechen für eine deutliche Absenkung des Entgeltes. Das bestätigt ein aktuelles Gutachten von
Prof. Dr. Jürgen Kühling, Universität Regensburg, das im Auftrag des VATM erstellt wurde. „Es besteht klarer Handlungsbedarf bei der Regulierungsbehörde“, so der Rechtsexperte. „Es gibt ein rechtskräftiges Urteil, dass die TAL-Preisfestlegung für die Jahre 1999 bis 2001 neu erfolgen muss – auf Basis eines Mix aus Wiederbe-schaffungs- und historischen Kosten. Die Bundesnetzagentur muss also für diesen Zeitraum ohnehin ein neues Berechnungsmodell aufsetzen. Zudem ist dieses Urteil auch für künftige
Entgeltentscheidungen wichtig“, sagt Prof. Kühling. Die Regulierungsbehörde sollte jetzt das Modell für die nächste TAL-Entscheidung im März 2011 anpassen, um diese von vorneherein auf sichere juristische Füße zu stellen. Prof. Kühling: „Da dies sehr aufwändig ist, müssten die Vorarbeiten für die nächste TAL-Preisfestlegung jetzt unverzüglich beginnen.“
„Durch den
künstlich hohen Preis für die Letzte Meile wird aus unserer Sicht zudem aktiv in die Wettbewerbsfähigkeit der TK-Anbieter gegenüber den Kabelnetzbetreibern eingegriffen“, so der VATM-Präsident. Nicht zuletzt dadurch konnten die Kabelnetzbetreiber ihren Neukundenanteil in 2010 mit 0,8 Millionen auf 47,1 Prozent (Schätzung Dialog Consult) deutlich erhöhen. Das TAL-Entgelt müsse sich an der Realität orientieren. „Durch den Verlust von Kunden, aber auch den hohen Vorproduktpreis selbst, gehen den Wettbe-werbern Millionen von Euro verloren, die dann nicht für Investitionen zur Verfügung stehen. Die Telekom selbst hat keinen Anreiz zu investieren, da sie weiterhin rund eine Milliarde Euro pro Jahr TAL-Miete von den Wettbewerbern für ein weitestgehend abgeschriebenes Netz einnehmen kann“, betont der VATM-Präsident. In 2010 haben die Wettbewerber mit rund 3,7 Milliarden Euro fast
60 Prozent der Investitionen in TK-Sachanlagen gestemmt und sind gewillt, den Breitbandausbau weiter voranzutreiben.
Mit Blick auf die
Breitbandstrategie der Bundesregierung und den IT-Gipfel Anfang Dezember, wonach bis Ende 2014 75 Prozent der Haushalte über Anschlüsse mit Übertragungsraten von mindestens 50 Mbit/s verfügen sollen, sagt Bandle: „Für die erfolgreiche Umsetzung eines flächendeckenden Breitbandausbaus und die Schaffung eines
Glasfasernetzes in Deutschland ist eine enorme Investitionssumme erforderlich. Kein Unternehmen kann diese alleine aufbringen.“ Eine Absenkung der TAL-Entgelte sei für fairen Wettbewerb und somit für Investitionen möglichst vieler TK-Unternehmen unabdingbar.
Auch der Preis für den Teil der letzten Meile vom grauen Kasten am Gehwegrand (Kabelverzweiger) bis zum Kunden, die so genannte KVz-TAL, liege mit 7,21 Euro als Bestandteil der
TAL-Gesamtmiete (10,20 Euro) besonders hoch. Diese KVz-TAL spielt beim VDSL-Ausbau eine besonders wichtige Rolle. „Mit einer konsistenten Absenkung des Mietpreises auch für die KVz-TAL könnte man eine positive Sogwirkung erreichen, damit alternative Carrier in den VDSL-Ausbau investieren können“, so der Versatel-Chef.
Stichwort:
TAL (TAL)
Die TAL (TAL) – auch Letzte Meile genannt – stellt innerhalb des Telefonnetzes die Verbindung zwischen der Ortsvermittlungs-stelle (Hauptverteiler) des Netzbetreibers und dem Netzabschluss (TAE) beim Teilnehmer dar. Überwiegend wird die Verbindung vom Hauptverteiler über den Kabelverzweiger (KVz), den Schaltkasten am Gehweg-rand, zu den Anschluss-dosen (TAE) beim Teilnehmer geschaltet. In den meisten Fällen besteht die TAL aus einer
Kupfer-Doppelader (CuDa) und ist somit DSL-fähig. Die Kupfer-TAL muss teilweise Entfernungen von fünf Kilometern und mehr überbrücken und ist dann aus physikalischen Gründen praktisch nicht mehr für breitbandige Anwendungen nutzbar. Im Zuge des Glasfaserausbaus (VDSL, FTTB, FTTH) wird die Kupferleitung mittel- und langfristig zunehmend durch Glasfaserstrecken ersetzt werden. Die Wettbewerber mieten die Kupfer-TAL zu einem von der Bundesnetzagentur regulierten Preis vom Ex-Monopolisten, der Telekom Deutschland GmbH.