EU startet Konsultation zu Universaldienst

Neuigkeiten zum Thema Telekommunikation und Breitband

EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon bru62 » 03.03.2010 17:15

Wie Portel heute berichtet, hat die EU jetzt ein Konsultationsverfahren zum Universaldienst eingeleitet. Folgende Fragen sollen geklärt werden:

    - Grundbegriff des Universaldienstes: Der gegenwärtige Universaldienstbegriff wurde für traditionelle Sprachtelefondienste geschaffen. Ist dieser Ansatz im heutigen dynamischen, digitalen Umfeld noch zweckmäßig? Wie sollten wir dafür sorgen, dass Verbraucher in abgelegenen und ländlichen Gebieten oder mit geringem Einkommen Zugang zu grundlegenden Telefondiensten haben und diese benutzen können?

    - Breitbanddienste: Eine gute Breitbandversorgung ist wichtig, um Wachstum und Beschäftigung in Europa zu fördern. Dennoch haben 23 % der Menschen in ländlichen Gebieten keinen Zugang zu festen Breitbandnetzen. Sollten Universaldienstvorgaben dabei helfen, das EU-Ziel „Breitband für alle“ zu erreichen? Oder wäre der Wettbewerb auf offenen Telekommunikationsmärkten oder auch ein anderes Politikkonzept wirksamer?

    - Nationale Flexibilität und koordiniertes Vorgehen der EU: Der Entwicklungsstand der Telekommunikationsmärkte, die Verfügbarkeit von Breitbanddiensten und deren Annahme durch die Verbraucher wie auch der Umgang der Regierungen mit der so genannten „digitalen Kluft“ (d. h. der Benachteiligung der Bevölkerungsgruppen ohne Zugang zum Internet und anderen digitalen Diensten gegenüber denjenigen, die diesen Zugang haben) unterscheiden sich von Land zu Land ganz erheblich. Wo liegt das richtige Gleichgewicht zwischen einem koordinierten EU-weiten Vorgehen und der notwendigen Flexibilität auf nationaler Ebene?

    - Finanzierung: Wie sollte der Universaldienst künftig finanziert werden? Sollte der Telekommunikationssektor einen finanziellen Beitrag zur Gewährleistung einer flächendeckenden Breitbandversorgung leisten? Oder sollten öffentliche Gelder verwendet werden, da die Vorteile auch anderen Wirtschaftszweigen und der Gesellschaft insgesamt zugute kommen?

Die Konsultation läuft bis zum 07.05.2010. Danach soll entschieden werden, ob und wie die bestehende UD-Richtlinie angepasst werden muss. Ich denke, wir sollten eine Stellungnahme einreichen. Vorschläge zu den genannten Fragen sind willkommen.

Gruß
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon essig » 03.03.2010 21:11

bru62 hat geschrieben:Ich denke, wir sollten eine Stellungnahme einreichen. Vorschläge zu den genannten Fragen sind willkommen.

das sollten wir unbedingt tun. werde demnächst versuchen zu den vier punkten meinen teil beizutragen und hoffe, dass sich auch der eine oder andere einbringt. jeder konstruktive hinweis/beitrag ist willkommen also los, bringt euch ein.

mit der eu kommissarin Neelie Kroes hat das thema universaldienst wohl ein wenig pech gehabt. zum einen ist sie in der niederländischen liberalen partei (VVD) und zum anderen war sie 1989 für die privatisierung der niederländischen PTT (Posterijen, Telegrafie en Telefonie) verantwortlich. davon abgesehen gilt sie als sehr wirtschaftsnah um es vorsichtig auszudrücken. da war mir ihre vorgängerin Viviane Reding weit weit lieber und sympathischer.
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon spokesman » 03.03.2010 22:13

Aus den von euch genannten Gründen müssen wir bis Ende April etwas nach Brüssel schicken.
Neben den schriftlichen Aktivitäten könnte man auch an einem öffentlichen Workshop am 30. März 2010 in Brüssel teilnehmen, hier stehen wohl ähnliche Probleme wie beim Besuch der Cebit an, aber vllt. findet sich auch hier jemand ;)
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon ow42 » 04.03.2010 08:00

essig hat geschrieben:mit der eu kommissarin Neelie Kroes hat das thema universaldienst wohl ein wenig pech gehabt.
...
davon abgesehen gilt sie als sehr wirtschaftsnah um es vorsichtig auszudrücken.

Och ... Frag mal bei Microsoft was die von ihr halten ;)

Da mache ich mich persönlich eher Sorge wg. die 'Breitband-Situation' in die Niederlande. Kabel hat eine recht hohe Bedeutung (historisch bedingt durch TV über Kabel, SAT spielt kaum eine Rolle), der Anteil von Kabel (~40 %) vs. DSL (~ 60%) [1] ist bei Breitband auch recht hoch.
Da könnte man quasi meinen 'der Markt funktioniert...'. Wg. weiße Flecken mußte ich suchen, bin da nicht mehr ganz aktuell :oops:



[1] http://www.telecomlog.nl/marktaandelen- ... luitingen/
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon spokesman » 04.03.2010 17:36

Das kann ja gut sein, besonders in den neuen Bundesländern gibt es im ländlichen Raum oftmals noch Kabelnetze von den Antennengemeinschaft, die GF Anbindung fehlt hier leider. Selbst wenn ich einen Ort als Versorger (Stadtwerk) ausbauen würde, würde ich auf FTTH setzen, eine Glasfaser wird dann kein Anbieter mehr daneben legen - außer vllt. bei GPON ;)
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon Odde23 » 04.03.2010 17:47

Ich denke auch, dass wir hier dringend eine Stellungnahme pro UD abgeben sollten. Denn die Branchengrößen, so wie deren Verbände, werden dies sicher tun und was z.B. der VATM da reinschreiben wird, kann ich mir gut vorstellen, dies wird aber nichts mit unseren Interessen zu tun haben.
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon essig » 20.03.2010 22:40

schade das sich niemand weiter geäußert hat und wohl mal wieder alles an bru62 hängen bleibt... es sind nur wenige fragen die man teilweise mit ja oder nein beantworten könnte aber nun ja. ich versuche es mal:

EU-Kommission hat geschrieben:Grundbegriff des Universaldienstes: Der gegenwärtige Universaldienstbegriff wurde für traditionelle Sprachtelefondienste geschaffen. Ist dieser Ansatz im heutigen dynamischen, digitalen Umfeld noch zweckmäßig?

meint man hier ob das wort / der begriff universaldienst noch zweckmäßig ist oder der universaldienst als solches. über ersteres könnte man reden, meint man aber letzteres dann wird einem angst und bange dass man das überhaupt in erwägung zieht und darüber nachdenkt. oder geht es nur darum ihn inhaltlich neu zu definieren? das fordern wir ja nun schon seit jahren, also nur zu.


EU-Kommission hat geschrieben:Wie sollten wir dafür sorgen, dass Verbraucher in abgelegenen und ländlichen Gebieten oder mit geringem Einkommen Zugang zu grundlegenden Telefondiensten haben und diese benutzen können?

indem man das netz (euronet) von den dienstanbietern trennt und eine grundversorgung gesetzlich garantiert (über universaldiesnt) und diese bezüglich datenrate, volumen, latenz und preis in regelmäßigen abständen (alle 4 jahre?) anpasst.


EU-Kommission hat geschrieben:Breitbanddienste: Eine gute Breitbandversorgung ist wichtig, um Wachstum und Beschäftigung in Europa zu fördern. Dennoch haben 23 % der Menschen in ländlichen Gebieten keinen Zugang zu festen Breitbandnetzen. Sollten Universaldienstvorgaben dabei helfen, das EU-Ziel „Breitband für alle“ zu erreichen?

nicht sollen, müssen. die erfahrungen der letzten 10 jahre müssen zum umdenken bewegen denn wenn man aus den fehlern beim dsl/kabel/mobilfunk ausbau nicht gelernt hat dann wird man mit dem anstehenden glasfaserausbau und der steigenden bedeutung von breitband ein desaster erleben. diesmal sogar mit vorsatz wenn man nichts grundlegend ändert.


EU-Kommission hat geschrieben:Oder wäre der Wettbewerb auf offenen Telekommunikationsmärkten oder auch ein anderes Politikkonzept wirksamer?

bei den diensten kann/soll/muss es wettbewerb geben, da besteht überhaupt kein zweifel. beim aufbau eines flächendeckenden glasfasernetzes ist wettbewerb aber nicht nur wenig förderlich sondern sogar hinderlich.


EU-Kommission hat geschrieben:Nationale Flexibilität und koordiniertes Vorgehen der EU: Der Entwicklungsstand der Telekommunikationsmärkte, die Verfügbarkeit von Breitbanddiensten und deren Annahme durch die Verbraucher wie auch der Umgang der Regierungen mit der so genannten „digitalen Kluft“ (d. h. der Benachteiligung der Bevölkerungsgruppen ohne Zugang zum Internet und anderen digitalen Diensten gegenüber denjenigen, die diesen Zugang haben) unterscheiden sich von Land zu Land ganz erheblich. Wo liegt das richtige Gleichgewicht zwischen einem koordinierten EU-weiten Vorgehen und der notwendigen Flexibilität auf nationaler Ebene?

die "notwendige Flexibilität auf nationaler Ebene" besteht darin, dass man den universaldienst eu weit allgemein um breitband erweitert und national jedem land die flexibilität gewährt breitband in bezug auf datenrate, volumen, latenz und preis zu definieren.


EU-Kommission hat geschrieben:Finanzierung: Wie sollte der Universaldienst künftig finanziert werden?

bleibt das netz in privater hand dann natürlich durch die im markt gemachten umsätze (362 milliarden euro allein im krisenjahr 2009) bzw. gewinne. trennt man netz und dienste (was ich sehr befürworten würde) dann finanziert sich das netzüber die diensteanbieter die entsprechend ihrer nutzung zahlen.


EU-Kommission hat geschrieben:Sollte der Telekommunikationssektor einen finanziellen Beitrag zur Gewährleistung einer flächendeckenden Breitbandversorgung leisten?

am ende zahlt es immer der bürger - das sollte klar sein. nun ist die frage ob er zweimal bezahlt also einmal über seinen tk-anbieter und ein zweites mal über steuern während die konzerne jahr für jahr milliardengewinne einfahren oder ob man den markt stärker zur verantwortung zieht und somit den bürger entlastet. je mehr der bürger zahlt desto mehr verdienen die aktionäre und umgekehrt. bleibt das netz bei den diensteanbietern dann müssen diese natürlich nicht nur einen beitrag leisten sonden allein die gewährleistung einer flächendeckenden breitbandversorgung sicherstellen. würde man netz von den diensten trennen dann müsste es trotzdem noch von den diensteanbieter entsprechend ihrer nutzung finanziert werden.


EU-Kommission hat geschrieben:Oder sollten öffentliche Gelder verwendet werden, da die Vorteile auch anderen Wirtschaftszweigen und der Gesellschaft insgesamt zugute kommen?

ausdrücklich nein es sei denn das netz gelangt in öffentlich hand. bleibt das netz in privater hand (egal ob von diensten getrennt oder nicht) so müssen diese einen flächendeckenden ausbau finanzieren was bei den gemachten milliardengewinnen der letzten jahre problemlos möglich sein sollte.


eure, gern auch kontroverse, sicht der dinge ist mehr als willkommen ;)
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon governet » 21.03.2010 00:24

bru62 hat geschrieben:Grundbegriff des Universaldienstes: Der gegenwärtige Universaldienstbegriff wurde für traditionelle Sprachtelefondienste geschaffen. Ist dieser Ansatz im heutigen dynamischen, digitalen Umfeld noch zweckmäßig? Wie sollten wir dafür sorgen, dass Verbraucher in abgelegenen und ländlichen Gebieten oder mit geringem Einkommen Zugang zu grundlegenden Telefondiensten haben und diese benutzen können?

Man sollte hier schon den Begriff von Sprachtelefoniedienst bzw. Telefondienst auf Telekommunikationsdienst, welche auch breitbandige Verbindungen mit einschließt, ausweiten. Zudem sollte man auch Einkommensschwache Bürger z. B. mit Gutscheinen unterstützen diese überhaupt nutzen zu können. Es sollte dabei auch sichergestellt werden, dass diese Dienste unter einem bestimmten Qualitätsmaß - einer bestimmen dauerhaften Quantität (welche sich nach dem durchschnittlichen Verbrauch aller Bürder richtet) und Qualität - zur Verfügung stehen.

bru62 hat geschrieben:- Breitbanddienste: Eine gute Breitbandversorgung ist wichtig, um Wachstum und Beschäftigung in Europa zu fördern. Dennoch haben 23 % der Menschen in ländlichen Gebieten keinen Zugang zu festen Breitbandnetzen. Sollten Universaldienstvorgaben dabei helfen, das EU-Ziel „Breitband für alle“ zu erreichen? Oder wäre der Wettbewerb auf offenen Telekommunikationsmärkten oder auch ein anderes Politikkonzept wirksamer?

Ein klares Ja für Universaldienst. Der Wettbewerb richtet sich schließlich nach der Lukrativität der Gebiete, also nach dem Return on Investment. Da dieser in den ländlichen Gebieten meist nicht gegeben ist und sich die großen Unternehmen immer mehr an einem Shareholder Value statt an einem Stakeholder Value orientieren, sollte dafür sorge getragen werden, dass ein breitbandiger Universaldienst mit bestimmten Qualitäts- und Quantitätsmaß sichergestellt wird. Außerdem sollte man dafür Sorge tragen, dass die jeweiligen EU-Staaten nicht mehr als Shareholder in den Unternehmen auftreten, da dies einen Konflikt zwischen Regulierung und monetären Interessen darstellt. Eine Ausnahme würde hier darstellen, wenn das jeweiligen Unternehmen in Diensteanbieter und Netzanbieter zerschlagen würde und der Staat sicherstellen würde, dass ein gezielter Breitbandausbau stattfindet.

bru62 hat geschrieben:- Nationale Flexibilität und koordiniertes Vorgehen der EU: Der Entwicklungsstand der Telekommunikationsmärkte, die Verfügbarkeit von Breitbanddiensten und deren Annahme durch die Verbraucher wie auch der Umgang der Regierungen mit der so genannten „digitalen Kluft“ (d. h. der Benachteiligung der Bevölkerungsgruppen ohne Zugang zum Internet und anderen digitalen Diensten gegenüber denjenigen, die diesen Zugang haben) unterscheiden sich von Land zu Land ganz erheblich. Wo liegt das richtige Gleichgewicht zwischen einem koordinierten EU-weiten Vorgehen und der notwendigen Flexibilität auf nationaler Ebene?

Eine notwendige Flexibilität wäre unter Umständen dadurch geschuldet, wenn die jeweiligen Staaten nicht mehr als Sharehoder auftreten würden, da dies der Regulierung konträr läuft. Zudem sollte man sicherstellen, das in den entsprechenden Institutionen bzw. Ministerien keine Lobbyisten eingesetzt werden, wie es in Deutschland gang und gäbe ist.

bru62 hat geschrieben:- Finanzierung: Wie sollte der Universaldienst künftig finanziert werden? Sollte der Telekommunikationssektor einen finanziellen Beitrag zur Gewährleistung einer flächendeckenden Breitbandversorgung leisten? Oder sollten öffentliche Gelder verwendet werden, da die Vorteile auch anderen Wirtschaftszweigen und der Gesellschaft insgesamt zugute kommen?

Die Finanzierung des Ausbaus sollte auf alle Bürger umgelagert werden, entweder empfiehlt es sich hier eine sogenannte "Breitbandsteuer" in Erwägung zu ziehen, damit alle Bürger vom breitbandigen Angebot genuß ziehen können, oder dass der Staat über eine Netzgesellschaft dafür sorge trägt, dass breitbandige Angebote jedem Bürger zur Verfügung stehen.

Mal meine Gedanken dazu.
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon Jujupp » 22.03.2010 02:29

Im allgemeinen finde ich dass ein Breitbandanschluss jedem verfügbar sein MUSS. Mit welcher Technik dieser realisiert wird ist relativ egal so lange wie der Anschluss mit einem "normalen DSL-Anschluss" vergleichbar ist. Zu den Vergleichskriterien zähle ich Latenz, Geschwindigkeit, Störanfälligkeit, Kosten, Volumen und die Verfügbarkeit von Diensten.
Ein Breitbandanschluss mit Volumenbegrenzung, hoher Latenz, blockierten Diensten oder bei dem ich mir die Bandbreite mit allen anderen Nutzern in der Umgebung teilen muss ist für mich nicht akzeptabel da diese die Nutzung des Internets extrem einschränken.
Außerdem sollte im UD eine höhere Geschwindigkeit festgelegt werden. Heute sind 2MBit noch ausreichend (angeblich) aber wenn heute auf 2 MBit ausgebaut wird dann ist morgen das Geschrei groß weil, z.B. auf 6MBit, schon wieder ausgebaut werden muss.
Ein wenig offtopic aber vielleicht sollte man auch gleich den Begriff "Flatrate" genau definieren. Eine Flatrate bezeichnet Produkte oder Dienstleistungen, die unabhängig von der Abnahmemenge zu einem Pauschalpreis verfügbar sind.
Hierzulande wird dieser Begriff leider viel zu oft von Telekommunikationsunternehmen mißbraucht. Volumen- und Zeittarife werden einfach als Flatrate verkauft und somit wird der Kunde wissentlich belogen und betrogen. Entweder der Kunde hat eine Flatrate (ohne Volumen- und/oder Zeitbegrenzung) oder nicht. Beides auf einmal geht eben nicht.


EU-Kommission hat geschrieben:Grundbegriff des Universaldienstes: Der gegenwärtige Universaldienstbegriff wurde für traditionelle Sprachtelefondienste geschaffen. Ist dieser Ansatz im heutigen dynamischen, digitalen Umfeld noch zweckmäßig?

Telefon war vorgestern, Breitband ist heute. Demnach muss man den Begriff Universaldienst für den Bereich der Telekommunikation neu definieren. Breitband kann ohne Probleme das Telefon ersetzen (VoIP) und selbst Fernsehen und Radio können über Breitband realisiert werden. Vorallem müssen auch Qualität und Quantität des Breitbandanschlusses berücksichtigt werden. Die schnellste Internetverbindung bringt nix wenn man sie wegen hohen Latenzzeiten, Volumenbegrenzungen, gesperrten Diensten oder wegen teilen der Bandbreite mit hunderten anderer Nutzer nicht nutzen kann. Aufgrund des schnellen Wachstums im Volumen- und Geschwindigkeitsbedarf müssen alle Bedingungen in regelmäßigen abständen (3-5 Jahre) überprüft und Notfalls angepasst werden.


EU-Kommission hat geschrieben:Wie sollten wir dafür sorgen, dass Verbraucher in abgelegenen und ländlichen Gebieten oder mit geringem Einkommen Zugang zu grundlegenden Telefondiensten haben und diese benutzen können?

Das Internet hat sich von Luxus zu einem Grundbedürfnis entwickelt. Eine gesetzliche Versorgungspflicht für Breitband ist früher oder später unumgänglich.


EU-Kommission hat geschrieben:Breitbanddienste: Eine gute Breitbandversorgung ist wichtig, um Wachstum und Beschäftigung in Europa zu fördern. Dennoch haben 23 % der Menschen in ländlichen Gebieten keinen Zugang zu festen Breitbandnetzen. Sollten Universaldienstvorgaben dabei helfen, das EU-Ziel „Breitband für alle“ zu erreichen?

Ja, was ohne einer solchen Pflicht passiert konnte man in den letzten Jahren sehr gut beobachten bzw. kann man auch erahnen wenn man die Aussagen einiger Personen aus Wirtschaft und Politik (wie "Breitband für alle wird es nie geben" oder "75% bis ...") betrachtet.


EU-Kommission hat geschrieben:Oder wäre der Wettbewerb auf offenen Telekommunikationsmärkten oder auch ein anderes Politikkonzept wirksamer?

Nein, im Bezug auf einen flächendeckenden Breitbandausbau haben sowohl die Märkte als auch die Politik erfolgreich bewiesen dass sie kein Interesse an einen 100%igen Ausbau haben bzw. dazu nicht in der Lage sind/sein wollen.


EU-Kommission hat geschrieben:Nationale Flexibilität und koordiniertes Vorgehen der EU: Der Entwicklungsstand der Telekommunikationsmärkte, die Verfügbarkeit von Breitbanddiensten und deren Annahme durch die Verbraucher wie auch der Umgang der Regierungen mit der so genannten „digitalen Kluft“ (d. h. der Benachteiligung der Bevölkerungsgruppen ohne Zugang zum Internet und anderen digitalen Diensten gegenüber denjenigen, die diesen Zugang haben) unterscheiden sich von Land zu Land ganz erheblich. Wo liegt das richtige Gleichgewicht zwischen einem koordinierten EU-weiten Vorgehen und der notwendigen Flexibilität auf nationaler Ebene?

Der Breitbandanschluss muss für jeden garantiert werden. Dabei sollte ein Mindeststandard für ganz Europa definiert werden.
Die Ländern sollten selber entscheiden ob sie mit staatlichen Mitteln einen Ausbau finanzieren wollen oder nicht.
Solange wie alle Grundbedingungen (Geschwindigkeit, Latenz, Volumen) eingehalten werden sollte das Land entscheiden welche Technik dafür verwendet wird.


EU-Kommission hat geschrieben:Finanzierung: Wie sollte der Universaldienst künftig finanziert werden?

Durch die Telekommunikationsunternehmen. In den Ballungsgebieten wird so viel Geld verdient dass sie den ländlichen Raum mit finanzieren können/müssen. Selbst wenn es 10 Jahre dauert bis der Ausbau komplett gedeckt werden, werden danach unmengen an Gewinne eingefahren. Außerdem könnte man nach einem vollständigen Ausbau des Breitbandnetzes das "normale Telefonnetz" abschalten wodurch erhebliche kosten eingespart werden können. (Ich kann den Artikel nicht finden aber ich hab mal gelesen dass von ca 10000 Vermittlungstsellen etwa 9000 abgeschaltet werden könnten wenn das Telefonnetz komplett auf VoIP umgestellt werden würde)


EU-Kommission hat geschrieben:Sollte der Telekommunikationssektor einen finanziellen Beitrag zur Gewährleistung einer flächendeckenden Breitbandversorgung leisten?

Ja denn schließlich verdient ausschließlich dieser Sektor direkt an diesem Netz.


EU-Kommission hat geschrieben:Oder sollten öffentliche Gelder verwendet werden, da die Vorteile auch anderen Wirtschaftszweigen und der Gesellschaft insgesamt zugute kommen?

Nein, falls allerdings der Markt nicht die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung hat dann könnte der Staat in Form von günstigen Krediten eine Finanzierung möglich machen.
Falls das Netz doch mit öffentlichen Geldern finanziert wird dann muss der Staat auch am Gewinn beteiligt werden bis die Ausbaukosten wieder eingenommen wurden.
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon just4fun » 07.04.2010 15:52

Man sollte dringen zwischen zwei Dingen unterscheiden:

1.) Trennung von Netz und Dienst
2.) Universaldienst

Das sind zwei paar Schuhe.

Bei Trennung von Netz und Dienst (aus meiner Sicht die zielführendere Lösung) wäre zu unterteilen in

1.1) Netz in privater Hand (Vgl. Stromnetze mit Durchleitungsauflage = Open Access als Auflage)
1.2) Netz in öffentlicher Hand (Vgl. Öffentlich finanzierte Verkehrsinfrastruktur = Open Access aus Prinzip)

Dabei wäre anzustreben, dass das Netz in möglichst großen Gesamtsegmenten besteht, damit kostengünstige Bereiche eine Quersubventionierung der unwirtschaftlichen Bereiche ermöglichen. Daher drängt sich einem schon ein Staatliches Monopolnetz als Optimale Netzstruktur auf.

Das eigentliche (schnelle) Geld wird mit den Diensten verdient. Diese werden überall angeboten, wo ein leistungsfähiges Netz zur Verfügung steht.
Existiert ein großes Bundesweites Netz (Deutsche Breitbandinfrastruktur AG, ;) nicht börsennotiert !!! ), so könnte überall eine einheitliche Netzqualität zur Verfügung gestellt werden.

Modell der DB AG hat geschrieben:Aktiensplitting der Deutsche Breitbandinfrastruktur AG zum Beispiel wie folgt:
Jedes Bundesland hält unverkäufliche Anteile/Stimmrechte in Bevölkerungsprozent (oder Analog der Sitzverteilung im Bundesrat).

Die Zugangspreise zum Netz werden bundesweit einheitlich durch die BNetzA vorgegeben, durch die Wirtschaftlichkeitsberechnung ermittelt (Investitionskosten gegenüber den Einnahmen über einen Abschreibungszeitraum von z.B. 20 Jahren). Sie werden jedes Jahr auf Grund des Jahresabschlusses der "Deutschen Breitbandinfrastruktur AG" neu ermittelt. Die "Deutsche Breitbandinfrastruktur AG" wird als nicht gewinnorientierte gAG geführt, analog der gGmbH.
Damit fliessen "Gewinneinnahmen" über günstige Preise sofort wieder an den Steuerzahler, der diese AG finanziert hat, zurück.

Diese "Deutsche Breitbandinfrastruktur AG" erhält einen Verwaltungsrat. Jeder Kunde (Diensteanbieter) erhält eine Stimme. Die Summe aller Stimmen bilden 50% der Gesamtstimmenzahl. Die übrigen 50% Stimmanteile des Verwaltungsrates fallen an die Geschäftsführung/Vorstand der "Deutsche Breitbandinfrastruktur AG".

Der Verwaltungsrat legt einmal jährlich (anläßlich der "Hauptversammlung") den technologischen Infrastukturausbauplan der BD AG z.B. mit 2/3-Mehrheit fest.
Damit bestimmen die Kunden (Diensteanbieter) die Qualität des Netzes und haben über die Preisberechnungsvorschrift auch gleichzeitig Einfluß auf den Preis (Investitionen müssen ja über die Preisbildung wieder eingespielt werden). Für diese Infrastruktur wird, vergleichbar dem Wasser/Abwassernetz ein Anschluß und Benutzungszwang für Dienstanbieter festgelegt. Damit wäre der Bau einer parallelen Infrastruktur bei bestehendem Angebot der BD AG untersagt.

Wäre das was ? ;-) Die EU-Wettbewerbskommission würde sich wahrscheinlich die Kugel geben :lol:

Der Infrastrukturwettbewerb wäre tot. :( Es lebe der Dienstewettbewerb :D

Damit würde sich eine UD-Verpflichtung erübrigen.
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon bru62 » 07.04.2010 16:13

Ist der Vorschlag von dir? Den würde ich sofort als Antrag in den Bundestag einbringen. Kompliment!

Den UD brauchte man vielleicht dann doch noch. Nämlich, um die wichtigsten Dienste wirklich flächendeckend anzubieten. Kann ja sein, dass die Anbieter die Kosten für die Durchleitung scheuen.

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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon Haupti76 » 07.04.2010 17:39

Wie schön, daß kluge Köpfe die Zeit haben und nehmen hier unterstützend zu wirken. Es gibt ja auch wieder neue Namen die man hier liest.
KLASSE! :)
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon spokesman » 07.04.2010 17:56

Modell der DB AG hat geschrieben:Jedes Bundesland hält unverkäufliche Anteile/Stimmrechte in Bevölkerungsprozent (oder Analog der Sitzverteilung im Bundesrat).
Die Breitband AG ist sicherlich ein positiver Ansatz, Musterlösung ist es meines Erachtens nach aber nicht. Besonders ohne UD wird jedes teilnehmende Unternehmen wie immer versuchen das Beste für sich herauszuholen.

Am besten wäre das Thema auf Kreisebene angesiedelt, entsprechende Strukturen müssten natürlich geschaffen werden, ich denke so kommt man jedoch am nachhaltigsten zum Ziel..
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon bkt » 07.04.2010 20:35

spokesman hat geschrieben:Am besten wäre das Thema auf Kreisebene angesiedelt, entsprechende Strukturen müssten natürlich geschaffen werden, ich denke so kommt man jedoch am nachhaltigsten zum Ziel..


Je weiter unten man das ansiedelt, desto weniger kommt der ausgleichende Quersubventionierungseffekt = Solidarprinzip zum tragen. deshalb ist die Idee mit der Bundes AG so schlecht nicht.
Da stehen sich kreisfreie Städte wie Düsseldorf oder Berlin ganz prima und Landkreise wie Sonneberg gucken weiter in die Röhre, weil sie die Investitionslast mit den paar Hanseln die da wohen nicht wirklich schultern können.

OK - Berlin war ein schlechtes Beispiel, die sind ja auch pleite. "Arm aber sexy" ;-)
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Re: EU startet Konsultation zu Universaldienst

Beitragvon spokesman » 07.04.2010 20:59

Die soli-Gelder können ja ruhig von "Oben" kommen, jedoch sollte die Netzplanung und die Wartung weiter unten angesiedelt werden - meiner Meinung nach wären Stadt- bzw. Überlandwerke der bestmögliche Netzträger - vorhandene Strukturen, Interessenswahrung sind nur wenige Punkte.

Grundsätzlich müssten wir abwägen wo es nun hingehen soll, welches Modell wird wie eingestuft - wenn wir uns hierüber im klaren sind könnte man dies geschlossen nach Außen tragen.

Die Frage ist ob wir mit unseren Forderungen überhaupt so ins Detail wollen, sicherlich müssen wir derartige Vorschläge in unserere Lösungsansätze integrieren und die Grundzüge dieser Vorschläge kennen - eine weitere Planung zur Umsetzung sollte aber nicht zu unserer Aufgabe gehören..
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