Einen recht vergnüglich (wenn es nicht so ernst wäre) zu lesenden Bericht zu dem Hickhack um die Schaltverteiler hat das Portal The Inquirer veröffentlicht.
Gruß
bru62 hat geschrieben:Einen recht vergnüglich (wenn es nicht so ernst wäre) zu lesenden Bericht zu dem Hickhack um die Schaltverteiler hat das Portal The Inquirer veröffentlicht.
bru62 hat geschrieben:Ich denke, eine Ausgliederung der Netze aus dem Konzern muss es gar nicht unbedingt geben, Was Not tut, ist die Schaffung neuer Netzbetreiber auf kommunaler Ebene. Im Zuge des Ausbaus der neuen Netze wäre die einmalig Chance, hier von Monopolen wegzukommen. Und diese neuen Netzbetreiber müssen einer öffentlichen Kontrolle unterliegen.
Hohndorfer hat geschrieben:Einzig richtige Entscheidung, als nächstes käme dann, dass T-Com die Löhne und Gehälter von den Vodaphone und Alice Mitarbeitern zahlen muß....
Wenn der Staat diese Regulierung als so ein tolles Mittel ansieht, dann fragt man sich doch glatt wieso es nicht gleich überall eingeführt wird.
Dann wäre z.B. Opel nicht in Schwierigkeiten geraten, weil dann VW(Steuerbegünstigter Staatsbetrieb) Autoteile für Opel kostenlos fertigen müsste.
Hohndorfer hat geschrieben:Einzig richtige Entscheidung, als nächstes käme dann, dass T-Com die Löhne und Gehälter von den Vodaphone und Alice Mitarbeitern zahlen muß.... Wenn der Staat diese Regulierung als so ein tolles Mittel ansieht, dann fragt man sich doch glatt wieso es nicht gleich überall eingeführt wird.
fruli hat geschrieben:Was das für die Schmalbandler bzw. Light-"Breitbandler" bedeutet, spielt in diesem Spiel, wo es nur um Konzerngewinn-Maximierung geht und sonst um nichts, keine Rolle; schliesslich verlangen die Aktienmärkte nach wie vor -trotz Finanzkrise- eine ordentliche Rendite - und das Ausland schwächelt derzeit - man muss in UK Milliarden bei T-Mobile UK abschreiben, VDSL rechnet sich nicht im Sinne der Heuschrecken-Anforderungen (KLICK) - da muss man eben aus dem noch verbliebenen Festnetz-Monopol hierzulande ordentliche Renditen mittels max. Gewinnabschöpfung trotz Nichtinvestition ziehen, solange wie eben möglich.
fruli hat geschrieben:die Netzauslagerung wäre sicher ein anstrebenswertes Ziel - nur glaube ich kaum daran, dass das in Deutschland in absehbarer Zeit zu erreichen ist.
fruli hat geschrieben:Für eine künftige FTTH-Infrastruktur ausserhalb der Ballungsräume wäre m.E. eine Realisierung auf kommunaler Ebene wie etwa in Oerel wahrscheinlich deutlich realistischer als anderes.
fruli hat geschrieben:Selbstverständlich fordert so was viel Eigeninitiative von Seiten der Kommunen ... Ein weiteres Problem wäre sicher auch, dass manche Kommune überhaupt keine finanziellen Mittel hat, um hier aktiv zu werden, weil sie gerade so mit den finanziellen Mitteln ihre Pflichtaufgaben erledigen kann
fruli hat geschrieben:Hier müssten dann eben entsprechende Strukturförderungsgelder zur Verfügung stehen.
Ich sehe dafür momentan einfach keine absehbare politische Perspektive - sowas zu deichseln ginge nur mit stabilen 2/3-Mehrheiten und eisernem Willen aller politisch handelnden Akteure gegen den Widerstand der Telekom - und dass diese quasi über Nacht im Bezug auf die Netzauslagerung umfällt wie die Energiekonzerne EON und RWE, kann ich mir unter derzeitigen Vorzeichen nicht vorstellen.essig hat geschrieben:warum eigentlich nicht? wieso sollte sich der politische wille nicht wieder dahin entwickeln lassen, dass infrastruktur und andere dinge der daseinsvorsorge in öffentliche und nicht private hand gehören?
Das ist durchaus anzunehmen - ob das aber unbedingt von Nachteil sein muss, ist nicht gesagt. Lokale Akteure haben mitunter ein genaueres Bild über das, was lokal gewünscht, geboten, nötig und möglich ist als eine zentrale Bürokratie - darf ich nur an das für die Versorgung ausserhalb der Ballungsräume höchst untaugliche Annex-B-Fixed-Rate mit der kafkaesk anmutenden Schaltbürokratie errinnern? Kaum vorstellbar, dass ein derartiges System ausserhalb der Ballungsräume etabliert worden wäre, wenn Leute mit regionalem Bezug auch nur etwas Entscheidungskompetenz gehabt hätten oder haben würden.fruli hat geschrieben:Für eine künftige FTTH-Infrastruktur ausserhalb der Ballungsräume wäre m.E. eine Realisierung auf kommunaler Ebene wie etwa in Oerel wahrscheinlich deutlich realistischer als anderes.
das sieht bru62 genauso aber wuerde das nicht zwangsläufig darauf hinauslaufen, dass die großen konzerne frueher oder später ihre netze im ländlichen raum ganz auf- oder abgeben und sich nur noch auf renditestarke ballungsräume konzentrieren?
Nach meinen Infos flossen 200.000€ an Fördergeldern bei einem Investitionsvolumen von knapp 1,5 Mio.ich weiß auch nicht ob oerel das musterbeispiel fuer tausende andere gemeinden darstellen kann. sicher toll was dort erreicht wurde ABER das projekt wurde vom land niedersachsen, der eu, vom landkreis und der gemeinde finanziell unterstützt. wäre das ohne dem ebenfalls möglich gewesen?
Nun, man könnte ja durchaus hier erzielte Gewinne zielgerichtet abschöpfen - unabhängig vom Anbieter. Selbst in den angelsächsichen Mutterländern des Kapitalismus ist eine pro Anschluss erhobene Breitbandabgabe nichts unbekanntes (auf US-Bundesstaatebene) bzw. wird derzeit diskutiert (UK).milliardensubventionen wären nötig und das in einem markt der dann in ballungsräumen milliarden verdient. ich weiß nicht.
Der Betrieb ist aber nicht defizitär - ganz im Gegenteil - er ist nur nicht so profitabel, dass sich die Investition in 2,3 oder 4 Jahren amortisiert hat, was leider eine Anforderung des Kapitalmarktes an börsennotierte Konzerne wie die DTAG ist.oerel hat 1,2 millionen euro gekostet und das bei 330 haushalten. macht 3600 euro je haushalt allein fuer die technik und das ist richtig viel denn damit betreibt man das ganze ja noch nicht.
Das muss aber nicht zwangsweise alles auf ein bundesweites Zugangsnetz unter einheitlicher Kontrolle hinauslaufen.ich bin nach wie vor der meinung, dass infrastruktur und daseinsvorsorge solidarisch organisiert werden sollte.
fruli hat geschrieben:Ich sehe dafür momentan einfach keine absehbare politische Perspektive - sowas zu deichseln ginge nur mit stabilen 2/3-Mehrheiten und eisernem Willen aller politisch handelnden Akteure gegen den Widerstand der Telekom - und dass diese quasi über Nacht im Bezug auf die Netzauslagerung umfällt wie die Energiekonzerne EON und RWE, kann ich mir unter derzeitigen Vorzeichen nicht vorstellen.
fruli hat geschrieben:Das ist durchaus anzunehmen - ob das aber unbedingt von Nachteil sein muss, ist nicht gesagt.
fruli hat geschrieben:Lokale Akteure haben mitunter ein genaueres Bild über das, was lokal gewünscht, geboten, nötig und möglich ist als eine zentrale Bürokratie - darf ich nur an das für die Versorgung ausserhalb der Ballungsräume höchst untaugliche Annex-B-Fixed-Rate mit der kafkaesk anmutenden Schaltbürokratie errinnern? Kaum vorstellbar, dass ein derartiges System ausserhalb der Ballungsräume etabliert worden wäre, wenn Leute mit regionalem Bezug auch nur etwas Entscheidungskompetenz gehabt hätten oder haben würden.
Oder bgzl. Outdoor-Ausbau: warum muss die GF-Zuführung grundsätzlich verbuddelt werden? Weil es die Telekom so will und das zentral für ganz Dtl. entscheidet, auch wenn dadurch der Ausbau in den ländlichen Gebieten nur im Schneckentempo voranschreitet?
Was ist mit den Ideen vom Mittelständler Bartels, der mit mvox kostengünstige Zuführungsmöglichkeiten für Outdoors realisiert, die in einem rein zentral von Berlin aus geplanten Netz sicher nicht die geringsten Chancen hätten?
Nach meinen Infos flossen 200.000€ an Fördergeldern bei einem Investitionsvolumen von knapp 1,5 Mio.
fruli hat geschrieben:Der Betrieb ist aber nicht defizitär - ganz im Gegenteil - er ist nur nicht so profitabel, dass sich die Investition in 2,3 oder 4 Jahren amortisiert hat, was leider eine Anforderung des Kapitalmarktes an börsennotierte Konzerne wie die DTAG ist.
fruli hat geschrieben:Das muss aber nicht zwangsweise alles auf ein bundesweites Zugangsnetz unter einheitlicher Kontrolle hinauslaufen.
fruli hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, dass FTTH ausserhalb der Ballungsräume auf bundespolitischer Ebene in den nächsten Jahren ein ernsthaft verfolgtes Ziel sein wird. Wer mittelfristig ausserhalb der Ballungsräume FTTH haben möchte, muss lokales Handeln organisieren.
essig hat geschrieben:wir haben da ein ehemaliges staatsunternehmen welches bis 1995 das monopol inne hatte. dann privatisierte man es weil der bund nicht in der lage war die investitionen im osten zu stemmen und man vor der wahl nicht die telefongebuehren erhöhen wollten.
wieder was gelernt, interessante these auch wenn ihr wie bei thesen ueblich mit einer anderen these widersprochen wird. dann sagen wir das eine war die ursache und das andere der auslöser.bru62 hat geschrieben:Das war vielleicht einer, aber nicht der entscheidende Grund für die Privatisierungsorgie des öffentlichen Eigentums. Dem liegt eine andere Erscheinung zugrunde, die (nicht nur marxistische) Ökonomen den "tendenziellen Fall der Profitrate" nennen. Daraus folgt, dass Anlagen in produktiven Sektoren nicht mehr ausreichend profitabel sind. Auf der Suche nach Anlageformen ist man im Zuge der neoliberalen Umgestaltung dazu gekommen, öffentliche Bereiche, deren Produkte immer konsumiert werden müssen, in private (d.h., Profit abwerfende) Unternehmen umzuwandeln. Passiert auch heute noch. Siehe Bahn oder die unsäglichen PPP-Modelle, oder wieder sehr aktuell: die Wohnungsverkäufe in Städten (z.B. Dresden).
bru62 hat geschrieben:Um auf deine These zurückzukommen: Der Ausbau der Autobahnen und Straßen im Osten hätte aufgrund der viel höheren Investitionen demnach eine Privatisierung noch viel eher verlangt. Aber das nur am Rande.
bru62 hat geschrieben:Ich denke auch, dass kein Unternehmen ... Da kann es der Staat auch gleich selbst tun.
bru62 hat geschrieben:Eine Zerschlagung der Telekom werden wir wohl nicht so bald erleben. Dazu fehlt völlig das politische Umfeld. Einem solchen Ansatz nachzurennen (so nützlich es vielleicht wäre), halte ich für wenig sinnvoll. Aber das habe ich an anderem Ort schon öfter erklärt. Es schadet nichts, wenn wir es fordern. Wir sollten die Sinnhaftigkeit und den Unsinn der damaligen Privatisierung auch immer wieder herausstellen. Aber wir sollten auch akzeptieren, dass wir damit mittelfristig keinen Erfolg haben werden.
fruli hat geschrieben:bzgl Österreich: wäre schön, wenn es da klappt mit der Netzauslagerung - nur sind auch dort nach dem, was man so hört, sieht und liest die Widerstände sehr groß
fruli hat geschrieben:Ich bin da skeptisch, ob es klappt. Selbst eine nur halbgare Auslagerung bei Verbleib des Eigentums der Netzgesellschaft beim Incubement nach dem Bsp. OpenReach in GB ist IMHO mit unserer Politikerkaste und dem Telekom-Führungspersonal auch auf mittlere Sicht kaum durchführbar.
fruli hat geschrieben:Wenn man bei der Telekom die Regulierungsschraube anzieht, hat sie in der Vergangenheit sehr aggresiv reagiert ... dazu erpresst man mit angedrohtem generellem Arbeitsplatzabbau und der Bund kuscht.
fruli hat geschrieben:Zu den FTTH-Projekten/Initiativen vor Ort: damit kann man erstmal gut testen und ausloten, inwieweit sowas als von der "grass root"-Ebene her zu schultern ist. Wenn es klappt, dann sind solche Lösungen nicht schlecht und es entwickelt sich sicher dadurch ein Wettlauf um die FTTH-Realisierung zu den niedrigsten Einstandskosten.
fruli hat geschrieben:Bzgl. 900€ Anschlussgebühr an FTTH in Oerel: wer ein Haus baut, zahlt bei der Telekom für den Anschluss an eine einzige Kupferdoppelader auch ab ca. 350€ aufwärts, selbst wenn nur ISDN funktioniert.
fruli hat geschrieben:Wenn denn mal FTTH-Bandbreiten absolut üblich sind und man damit Richtung Universaldienst steuert, müsste man sehen, wie man diesen sicherstellt - das kann auch mit solchem Wildwuchs geschehen.
fruli hat geschrieben:das muss aber nicht zwingend alles unter dem Mantel einer bundesweiten Netzgesellschaft laufen - gerade auch, weil sich dort nur schwer verhindern liesse, dass die von der DTAG bekannte Bürokratie, fehlende Flexibilität und Ausrichtung des Geschäftsbetriebs an den Ballungsgebieten weiter vorherrscht - das Führungspersonal incl. mittlere Führungsebene, das Denken in diesen Bahnen gewöhnt ist, bliebe schliesslich weitgehend das gleiche.
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