Frau Merkel über die digitale Dividende

[essig]

natürlich kann man als kanzlerin und diplom-physikerin nicht alles vollumfänglich überblicken aber trotzdem möchte ich nicht vorenthalten was ich heute abend im deutschlandfunk hören durfte. hier zum selberhören (1,2 MB).

als es um die versorgung von breitbandinternet in ländlichen gebieten geht, versprach angela merkel erneut sich für die schnellstmöglich nutzung von freiwerdenden rundfunkfrequenzen einzusetzten und wagte sich dann sogar ans fachsimpeln.

was war das mit 70 megahertz haben sie zur verfügung, zwischen was, 400, oder, äh, und und darum ist jetzt die frage wie die verschiedenen anbieter sich das eben aufteilen oder ob sie's sich lokal, sie können ja auch lokal im wendland machen und ein anderer macht in bayern mit der gleichen frequenz, nicht?

was sagt ihr?

[stanleys]

Frau Stoi...kel.

[dachscher]

Hätte von mir sein können.
Nein, im Ernst, wenn man schon immer von der Digitalen Dividende spricht, sollte man wenigstens ein wenig Ahnung davon haben. Und als Diplom-Physikerin sollten einem Frequenzen und Co. ein wenig vertraut sein. Aber da sieht man mal wieder, wie man leichtgläubig in der Politik auf Sachen anspringt, die einem als die ultimative Lösung für alle Probleme vorgesetzt werden.

[lou]

Der vollständige Text: http://www.bundeskanzlerin.de/nn_46996/ ... dcast.html

Der Anfang ist nur eine Zusammenfassung der Bundesbreitbandstrategie: nichts neues.
Ab Minute 3 wird es deutlich interessanter: Frau Merkel betont sein Engagement für die ländliche Gebiete und sagt, Chancengleichheit ist ihr persönlich wichtig. Glaubt wer will, aber wenn man den Hintergund von Frau Merkel kennt finde ich es plausibel.

Gestern auf dem Cebit war der Breitband-Gipfel der Industrie. Da ist der Wirtschaftsminister aufgetreten. Er hat auch betont, dass Breitband in den ländlichen Gebieten eine Priorität ist, "äh, und, ich wollte auch noch sagen, in den Ballungsgebieten ist Breitband auch natürlich wichtig". Mehr gab es zu den Ballungsgebieten nicht , aber zu seinen Eltern, die irgendwo in einem nicht versorgten Gebiet länge gewohnt haben, hat er ausführlich erzählt.

Zum Thema Digitale Dividende: gestern war ein Mitglied des Vorstands der DTAG da. Er hat mehrmals gesagt: "Wir freuen uns auf den Digitalen Dividenden, aber ich will auch betonen, es wird das problem nicht lösen. An der flächendeckenden Glasfaserinfrastruktur führt keinen Weg vorbei. Wer soll dafür bezahlen? Wir sind bereit zu investieren, aber wir können es nicht allein machen." Er wurde zu diesem Thema von den anderen Sprechern kaum geantwortet. Es ist für uns wichtig zu erkennen, dass die DTAG seine Strategie nicht auf den Digitalen Dividenden setzt, sondern dass die Eröffnung DD eher von der Mobilfunkbranche gefördert wird. Daneben hat er natürlich auch genug Mist erzählt - naja, die übliche Lobbyargumente, es gehört ja auch zum Spiel.

Sind das für geteilt.de Zeichen der Höffnung?

Lou

[essig]

Da ist der Wirtschaftsminister aufgetreten. Er hat auch betont, dass Breitband in den ländlichen Gebieten eine Priorität ist, "äh, und, ich wollte auch noch sagen, in den Ballungsgebieten ist Breitband auch natürlich wichtig". Mehr gab es zu den Ballungsgebieten nicht , aber zu seinen Eltern, die irgendwo in einem nicht versorgten Gebiet länge gewohnt haben, hat er ausführlich erzählt.

gibt es dazu irgendwo ein protokoll oder ein audio/videomitschnitt? würde ich mir gern mal interessehalber ansehen/anhören/durchlesen. eine größere bedeutung haben derartige aussagen trotzdem nicht, zum einen weil die breitbandstrategie ihre eigene sprache spricht und zum anderen weil herr von und zu nur noch sechs monate wirtschaftsminister sein wird.

Zum Thema Digitale Dividende: gestern war Herr Höttges von der DTAG da. Er hat mehrmals gesagt: "Wir freuen uns auf den Digitalen Dividenden, aber ich will auch betonen, es wird das problem nicht lösen. An der flächendeckenden Glasfaserinfrastruktur führt keinen Weg vorbei.

hört hört. gibt es hierzu text/audio/videomaterial?

Sind das für geteilt.de Zeichen der Höffnung?

was genau soll jetzt anlass zum hoffen geben? das man es sich zum offiziellen ziel gemacht hat 75 % mit sehr schnellen anschlüssen zu versorgen während sich der rest mit funk, umts, sat zufrieden geben muss? das man in den nächsten 10 jahren ganz bewusst größere differenzen und verwerfungen in der breitbandversorgung in kauf nehmen wird als es in den letzten 10 jahren der fall war? oder gibt grund zur hoffnung, dass die eine hälfte der entscheidungsträger genau weiß, dass man mit der digitalen dividende das problem nicht lösen wird und die andere hälfte der entscheidungsträger kaum weiß was das überhaupt ist aber beide hälften zusammen seit wochen die digitalen dividende als DIE lösung für den ländlichen raum propagieren?

im kern ging es doch nur um den anstehenden und längst überfälligen glasfaserausbau (ftth) und nur die politik hätte darauf einfluss nehmen können ob dieser glasfaserausbau flächendeckend von statten geht, also ob alle daran teilhaben dürfen, oder ob die die mit telekommunikation milliarden im jahr verdienen sich auch weiterhin völlig ungestört aussuchen können wen sie wann versorgen und wen nicht. in der breitbandstrategie der bundesregierung gibt es kein einziges instrument welches das grundproblem löst und das ist wie man sich denken kann kein zufall oder versehen sondern eben teil der strategie.

man hat sich bewusst für die interessen der wirtschaft und bevölkerungsmehrheit entschieden und dabei die probleme einer minderheit billigend in kauf genommen. dementsprechend wird das ganze auch von nahezu allen bejubelt. ich bin mir auch manchmal nicht sicher ob die eine oder andere gemeinde oder der eine oder andere bewohner des renditeschwachen raums begriffen hat welche konsequenzen die entscheidungen von heute in 10 jahren haben werden.

verkauf eure häuser so lange es noch geht und zieht dorthin wo es den konzernen recht ist.

[spokesman]

Wenn sich ein Käufer findet.
Die Aussagen von lou würden sicherlich mehr Hoffnung geben, nur leider wurden wir besonders in den letzten 4-6Monaten immer und immer wieder von den Pressemitteilungen bzw. Aussagen der Anbieter und Politiker enttäuscht.

Ein solches Misstrauen ist nun das Resultat, wir müssen alles hinterfragen um dann ahnen zu können wohin der Hase läuft.
Ein ständiges Umherspringen, ungenaue Aussagen, Lügen, leere Versprechungen oder Täuschung von unseren politisch Gewählten
kann sehr, sehr gefährlich werden. Besonders hart bekommt dies der ländliche Raum und zudem noch der Osten zu spüren.
Schwerin ist keine Großstadt mehr, da sie derzeit weniger als 100.000 Einwohner beheimatet, weiterhin ist sie damit die kleinste Landeshauptstadt.
Viele andere Ostdeutsche Städte konnten derartige Situationen mit einer Vergrößerung des Stadtgebietes umgehen,
so langsam liegt alles Brach, dies wird in allen Statistiken deutlich. In derartigen Regionen ziehen die Leute ja nich in die Stadt, sie ziehen oft in Städte wie München, Stuttgart, Hamburg, Köln usw. So langsam sollte die Handbremse gezogen werden, die Kanzlerin hat in ihrer "CeBit Ansprache" Breitbandinternet in einem Satz mit Abwasser, Wasser und Strom genannt, dies heißt für mich UD -> dann führ den UD halt einfach ein Mädel, auf was wartest du noch?

Zur digitalen Dividende wurde in den LTE Themen ja schon genug gesagt, LTE kommt und zwar in der City..

Klar kann die DTAG allein nicht in 5 Jahren flächendecken FTTH anbieten, dazu ist a) das Geld nicht da, b) fehlt das Personal, c) sonstiges
Ich sehe die schnellste Möglichkeit im UD, wie fast alle hier. Als schlechte alternative für einen schnellen Ausbau müssten zumindest die "Großen" zusammen mit dem Staatsgeldern eine Lösung implementieren, welche durch Vorgaben des Staates erfüllt werden müssen, quasi ein UD-light..

[Alb-Maulwurf]

was sagt ihr?

muss mich stanleys anschließen... weil... weil... weil das ja klar ist
Vlt wächst Bayern ja durch Breitband genauso mehr an die Bayrischen Städte ran, wie durch den Transrapid

Zum Thema Digitale Dividende: gestern war Herr Höttges von der DTAG da. Er hat mehrmals gesagt: "Wir freuen uns auf den Digitalen Dividenden, aber ich will auch betonen, es wird das problem nicht lösen. An der flächendeckenden Glasfaserinfrastruktur führt keinen Weg vorbei.

Zur Zeit redet doch jeder dem anderen hinterher... vlt macht Herr Höttges zur Abwechslung mal den Anfang und die andern plappern's ihm nach...
Wobei es ja noch längst nicht bedeutet, dass man schnell etwas unternehmen muss, nur weil nichts daran vorbei führt...

[essig]

das schlimme ist, dass man sich nun tatsächlich für den weg entschieden hat der politisch weder mut noch willen voraussetzt. dementsprechend wird dieser weg das problem auch nicht grundsätzlich lösen können aber was will man schon von Angela "zwischen was, 400, oder, äh, und und darum" Merkel und den csu interimsministern Aigner und Guttenberg verlangen? da hatten Pfaffenbach, Schauerte, Krogmann aber auch alle die anderen "berater und sachverständigen" ein leichtes spiel.

niemand weiß so richtig ob die länder im bundesrat überhaupt mitspielen werden, niemand weiß was die digitale dividende technisch tatsächlich leisten kann und vor allem weiß niemand was die mobilfunkbetreiber nach 10 jahren plötzlich bewegen sollte tausende basistationen im ländlichen raum richtig fett anzubinden um jeden 6 oder 16 mbit ohne volumenbegrenzung anbieten zu können. so naiv kann man doch überhaupt nicht sein oder?

und wieso testet man die reichweiten der frequenzen ausschließlich auf dem flachen land in grabowhöfe und wittstock? wieso nicht in hügeligen oder gar bergigen gelände. müsste man wohl einsehen, dass dort 10 km nichts nutzen wenn sich ein berg oder wald dazwischen quetscht.

um es nochmal zu sagen, frau Merkel aber auch viele andere die die digitale dividende als heilsbringer propagieren, haben sich nie wirklich mit der thematik beschäftigt. müssen sie auch nicht weil das thema entgegen der öffentlichen darstellung es völlig uninteressant ist. es geht um den glasfaserausbau und die 75 % die man damit renditestark erreichen will und der rest bekommt "es lokal in bayern oder im wendland mit der gleichen frequenz"...