PM: Versteigerung der DD – kaum Grund für Euphorie

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PM: Versteigerung der DD – kaum Grund für Euphorie

Beitragvon Presse » 18.04.2010 16:46

Pressemitteilung vom 18.04.2010

Versteigerung der digitalen Dividende – kaum Grund für Euphorie

18.04.2010. Die Initiative gegen digitale Spaltung -geteilt.de- begrüßt grundsätzlich alle Schritte zu einer Verbesserung der Breitbandversorgung. In der laufenden Versteigerung der Frequenzen der digitalen Dividende sieht sie jedoch kaum Grund für Euphorie und mahnt deshalb abermals zu realistischer Betrachtung der tatsächlichen Möglichkeiten. Ob wirklich die Tür zur Versorgung des ländlichen Raums mit schnellem Internet aufgestoßen wurde, wie es Bundesnetzagentur-Chef Kurth nannte, wird sich schon bald zeigen. Bernd Rudolph, einer der Sprecher der Initiative: „Im allgemeinen Freudentaumel vergisst man offenbar, die ganze Wahrheit zu sagen. Dabei gibt es nicht wenige technische und rechtliche Hindernisse, die einfach ignoriert werden.“ So ist die vorgesehene Ausbauverpflichtung alles andere als der große Wurf. "Ausbauverpflichtungen gab es bisher bei jeder Frequenzauktion. Eingehalten wurden sie nie. Noch dazu ist die aktuell geltende völlig unverbindlich. Welche Technik sie einsetzen, welche bestehende Versorgung sie gegen rechnen dürfen, welche Basisdatenraten tatsächlich angeboten werden; all das können die Unternehmen selbst bestimmen. Für die Bürger in den unterversorgten Kommunen ist somit keinerlei Gewähr auf eine baldige ausreichende Versorgung gegeben.“, meint Rudolph.

Außerdem sind bei der Verwendung der Frequenzen technische Grenzen zu beachten, die in den Jubelarien völlig untergehen. So deuten die allgemein üblichen Volumengrenzen, mit denen sich die Unternehmen Normal- und keinesfalls "Powernutzer" vom Leibe halten, auf erhebliche Engpässe beim sogenannten Backhaul hin. Der Anschluss von Mobilfunkmasten auf dem Lande mit Glasfaserleitungen dürfte sich für die Unternehmen auch zukünftig nur schwer rechnen. Sonst hätte man diese Kabel ja längst bis in die Dörfer legen und mit den vorhandenen Frequenzen verteilen können. Und selbst bei der Verwendung der noch gar nicht für den breiten Markt vorhandenen LTE-Technologie kann man nur wenige hundert Teilnehmer in einer Funkzelle mit Datenraten um ein Megabit/Sekunde versorgen. Mit steigender Datenrate sinkt die Zahl dramatisch ab. Rudolph: "Die Frequenzen taugen sicher gut für den mobilen Zugang zum Internet, als wirklicher Festnetzersatz sind sie ungeeignet."

Die Bundesregierung hat sich mit ihrer Breitbandstrategie ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Dabei ist das ausgegebene Ziel "Ein Megabit/Sekunde für alle" im internationalen Maßstab eher halbherzig. Trotzdem ist absehbar, dass der Plan nicht aufgeht. Rudolph: „Die Unternehmen, allen voran die Deutsche Telekom ziehen nicht im erforderlichen Maße mit. Und die notwendige Konsequenz, sie gesetzlich dazu zu verpflichten, scheut die Regierung. Deshalb ist die digitale Dividende offenbar der einzige verbliebene Hoffnungsschimmer, um das Gesicht zu wahren." Nach Auffassung der Initiative ist die Propaganda der Regierung zudem höchst verantwortungslos. "Zu sagen, mit Mobilfunk könne man bald flächendeckend DSL-Anschlüsse ersetzen, hat zur Folge, dass die Kommunen selbst keine Anstrengungen mehr unternehmen. Die vorhandenen Fördermittel werden deshalb nicht in Anspruch genommen. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits in Süddeutschland und in Mittelsachsen", meint Rudolph.

Die Mobilfunk-Unternehmen brauchen die neuen Frequenzen, um den Datenhunger zu stillen, der durch den massenhaften Gebrauch von Smartphones und Netbooks entsteht. Der Markt für Telefondienste ist gesättigt; Datendienste versprechen heute Gewinn. In der Branche spricht man bereits von einem Goldrausch. Die Versorgung des ländlichen Raumes mit schnellen Internetzugängen wird offenbar vorgeschoben, um bessere politische Rahmenbedingungen zu bekommen. Und die Politik spielt artig mit. Hinweise auf technische Störungen des Fernsehempfangs und Bedenken der Kulturindustrie, denen mit der Umnutzung der bisher für drahtlose Mikrofone genutzten Frequenzen die Existenzgrundlage entzogen wird, schiebt man rigoros beiseite. Damit will man sich später beschäftigen. Rechtliche Auseinandersetzungen werden die Folge sein. "Wir sind ziemlich sicher, dass eine flächendeckende angemessene Breitbandversorgung durch Mobilfunk auch zukünftig nicht möglich ist. Das mobile Internet wird stets eine optimale Ergänzung, jedoch nie ein Ersatz für Festnetzinternetanschlüsse sein. Am Ende wird man feststellen müssen, dass wieder wertvolle Zeit vertan wurde und Deutschland den internationalen Anschluss weiter verliert. Die digitale Spaltung der Gesellschaft indes vertieft sich immer weiter“, sagt Rudolph abschließend.
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Re: PM: Versteigerung der DD – kaum Grund für Euphorie

Beitragvon Haupti76 » 18.04.2010 18:45

Gut geschriebene PM. Sie fast die momentane Situation zusammen. Ich hab nur meine Zweifel, daß die Magazine die auf den Lobby-Zug aufgesprungen sind, das veröffentlichen. Denn das widerspricht ja dem was bisher mit Ausnahme "c't magazin" berichtet wurde.
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Re: PM: Versteigerung der DD – kaum Grund für Euphorie

Beitragvon Haupti76 » 19.04.2010 14:04

Zu lesen gibts das schon mal bei teltarif.de
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