Freie Presse: Breitbandausbau soll 40 Milliarden Euro kosten
Verfasst: 13.02.2009 16:58
Breitbandausbau soll 40 Milliarden Euro kosten
Telekommunikationsanbieter treffen sich zu Investitionsgipfel - Banken zurückhaltend - Bürgerinitiative fordert Versorgungsgarantie auch auf dem Land
Von Mario Ulbrich
Der Ausbau der Breitband-Infrastruktur in Deutschland erfordert Investitionen in Höhe von 40 Milliarden Euro. Das schätzt Gerd Eickers, Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM). Die Mitglieder des Verbandes haben sich gestern in Berlin zu einem Investitionsgipfel getroffen. Es sollte ausgelotet werden, wie das Regierungsversprechen "schnelles Internet für alle" finanziert werden kann. Eickers äußerte die Erwartung, dass der mit dem Konjunkturpaket II angeschobene Breitbandausbau nicht an einzelne große Unternehmen vergeben wird. "Jeder, der investieren will, muss eine Chance bekommen", forderte der VATMPräsident. Vertreter von Banken äußerten sich freilich zurückhaltend über ihre Bereitschaft, als Kreditgeber aufzutreten. "Je näher Sie dem einsamen Bauernhof kommen, desto mehr Eigenkapital wird Ihre Firma aufbringen müssen", prognostizierte Robin Bartels von der Deutschen Bank. Beteiligungsgesellschaften helfen zwar, das Eigenkapital aufzustocken, erwarten aber Renditen von 25 Prozent an aufwärts. Ein Weg, den Investitionsaufwand zu senken, könnte sein, dass sich mehrere Anbieter zu Kooperationen zusammenschließen, anstatt dass jeder seine eigenen Kabel verlegt. Denn die Tiefbaukosten machen rund 70 Prozent der Gesamtkosten für einen Anschluss aus. Die bundesweit agierende Bürgerinitiative Geteilt.de, die sich ebenfalls "DSL für alle" auf die Fahnen geschrieben hat, warnt indessen davor, den Breitbandausbau weiterhin dem Wettbewerb zu überlassen. "Dieser versagt seit Jahren, vor allem in ländlichen Gebieten", sagt Bernd Rudolph aus Seifersdorf (Erzgebirgskreis), einer der Sprecher der Initiative. Geteilt.de will erreichen, dass Breitbandinternet zur gesetzlich garantierten Grundversorgung wird - wie ein Telefonanschluss. Darüber hinaus schlägt die Initiative vor, keine Fördermittel mehr für Internet per Funk, W-LAN oder andere Notlösungen auszugeben, die aus ihrer Sicht keine Zukunftssicherheit versprechen. Stattdessen müsse der Ausbau der Glasfasernetze vorangetrieben werden. Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, erteilte diesem Ansinnen gestern eine Absage: "Unser Grundsatz heißt Technologieneutralität. Keine Gruppe soll benachteiligt werden." Am Mittwoch will die Bundesregierung ihre Breitbandstrategie verabschieden. Eine Änderung in den Zielen wurde gestern bereits bekannt. Hieß es ursprünglich, dass Deutschland bis 2018 flächendeckend mit schnellen Internetanschlüssen versorgt sein soll, hört sich das jetzt so an: "2014 müssen 75 Prozent der Bürger Zugang zu Hochgeschwindigkeitsinternet haben", so Pfaffenbach. "Der Rest soll danach so schnell wie möglich hinzukommen."