Ich möchte ein paar Sachen zu den verschiedenen Themen sagen:
1. Das Frequenzspektrum sieht für mich okay aus. Man erkennt an den Diagrammen, dass verschiedene Frequenzbereiche abwechselnd für die beiden Übertragungsrichtungen verwendet werden. Das ist typisch für VDSL. Man erkennt auch, dass ein Telefonkabel eigentlich dafür gedacht war, Sprache zu übertragen, d.h. die unteren 3-4 kHz sicher vom Sender zum Empfänger zu transportieren. Mit zunehmender Frequenz wird die Übertragung immer unsicherer, was sich im Signal-Rauschverhältnis und in der Symbolrate ("Bits") zeigt.
2. FastPath ist eigentlich das Abschalten eines Teils der Fehlerkorrektur. Bei fast allen digitalen Signalübertragungen wird heutzutage Vorwärtsfehlerkorrektur benutzt. Das bedeutet: Wenn ich ein Signal absende, und das Signal wird durch Rauschen und Störungen verfälscht, dann kann der Empfänger Fehler in gewissen Grenzen erkennen und korrigieren. Die Korrektur funktioniert so, dass man bei einem fehlerhaft empfangenen Symbol annimmt, es sei das Symbol gesendet worden, das dem empfangenen am ähnlichsten ist. Das macht die Übertragung robuster und man muss im Fehlerfalle ein beschädigtes Paket nicht mehrfach senden.
Das Ganze ist natürlich nicht umsonst. Ich muss einerseits dafür sorgen, dass meine gesendeten Symbole möglichst unterschiedlich sind, damit ich leichte Verfälschungen zuverlässig voneinander unterscheiden kann. Dadurch geht Übertragungsrate verloren.
3. Interessant wird es hinsichtlich FastPath dann, wenn man weiß, dass bei Telefonleitungen Fehler häufig in sogenannten Bündeln auftreten. Ein Fehlerbündel ist eine Zeitperiode, in der ein großer Teil der übertragenen Symbole falsch übertragen wird. Auf einer Analogleitung wäre das beispielsweise als Knacken zu vernehmen.
Ein grob vereinfachtes Beispiel: Ich sende 5 Pakete mit je 8 Symbolen:
- Code: Alles auswählen
AAAAAAAABBBBBBBBCCCCCCCCDDDDDDDDEEEEEEEE
Nun habe ich einen Bündelfehler nach dem 13. Symbol:
- Code: Alles auswählen
AAAAAAAABBBBBFFFFFFCCCCCDDDDDDDDEEEEEEEE
^^^^^^
Was nun hier als "F" markiert ist, kann irgendwas sein. Die Pakete A, D und E kann ich sauber empfangen, aber B und C sind sehr beschädigt, weil 3 von 8 Bits Symbolen übertragen wurden und die Vorwärtsfehlerkorrektur solche großflächigen Fehler nicht erkennen kann. B und C müssen also neu übertragen werden.
Um das zu vermeiden, sendet man stattdessen folgendes:
- Code: Alles auswählen
ABCDEABCDEABCDEABCDEABCDEABCDEABCDEABCDE
Wenn nun mein Bündelfehler an derselben Stelle auftritt, empfange ich das:
- Code: Alles auswählen
ABCDEABCDEABCFFFFFFEABCDEABCDEABCDEABCDE
^^^^^^
Ich habe nun also dieselbe Anzahl von beschädigten Symbolen, allerdings sind sie anders auf die Pakete verteilt. In jedem der 5 Pakete habe ich einen Fehler, im Paket D habe ich zwei Fehler. Das ist korrigierbar und eine erneute Übertragung ist nicht nötig.
Man sieht an dem Beispiel auch den Preis, den man für Interleaving zahlen muss. Während es ohne Interleaving 8 Symbole gedauert hat, bis A übertragen war, dauert es nun 36 Symbole. Interleaving erhöht also die Übertragungszeit bzw. den "Ping". Schlecht für Spieler.
4. Es ist nicht so, dass Interleaving bei VDSL immer aus wäre. FastPath wird aber bei höheren Übertragungsraten immer unzuverlässiger, sodass es bei den schnelleren Tarifen nicht angeboten wird.
5. Zu den Latenzzeiten nach Saarbrücken und Frankfurt: Es ist davon auszugehen, dass die Messpunkte der gängigen Speedtests außerhalb des inexio-Backbone sind, d.h. die Pakete müssen mindestens einen Netzübergang zu einem anderen Betreiber passieren, um dann zum Ziel zu gelangen. Solche Netzübergänge gibt es an mehreren Orten, aber das meiste wird über Frankfurt transportiert. Demnach haben die Pakete nach Saarbrücken einen längeren Weg als die nach Frankfurt.