Erfahrungsbericht 2-Wege-Sat (FUP + Traffic)

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Erfahrungsbericht 2-Wege-Sat (FUP + Traffic)

Beitragvon Tybalt » 25.02.2009 23:20

Ok, dann gebe ich hier auch mal meine Erfahrungen zum Besten. Normalerweise treibe ich mich wg. Sat-DSL eher drüben bei kein-dsl.de rum, weil da zu diesem Thema eben mehr Beiträge kommen... warum das so ist, weiß ich auch nicht, irgendwie scheint sich kein-dsl bei Sat-Usern eingebürgert zu haben.

Ich habe mich eine Zeitlang mal mit der FUP und den Drosselgrenzen beschäftigt. Mein Zugang ist der 256er Tarif bei Filiago, den es im August/September 2008 mal zum Aktionspreis gab. Ansonsten hätte ich ihn wohl nicht genommen.

Die "halboffiziellen" Drosselgrenzen gibt es hier

Wie die angegebenen Downloadvolumen gemessen oder nachvollzogen werden können, wird leider nicht angegeben. Ein Kundenportal, bei dem der aktuelle Stand eingesehen werden kann, gibt es leider bei keinem mir bekannten Anbieter von 2-Wege-Sat. Ab und zu geistern Ankündigungen für so ein Kundenportal rum, aber bis jetzt haben die sich nicht bestätigt. Die besagten Drosselgrenzen werden (soweit ich weiß) auch nirgends offiziell angegeben aber ich denke, sie sind "nominell" richtig.

Wie messe ich meinen Traffic?

Ich hatte mehrere Tools ausprobiert, u.a Netmeter und BWMeter. BWMeter hat den großen Vorteil, daß interner LAN-Traffic von externem Internet-Traffic getrennt werden kann. Ob es andere Tools gibt, die das können weiß ich leider nicht, ich habe nichts vernünftiges gefunden. Wer nur einen PC am sat-Modem hat kann sicherlich Netmeter gleichwertig verwenden.
Der Rücksetztag muß beim Sat-Provider angefragt werden und ab diesem Tag wird gezählt. Somit habe ich eine Kette von 4 Trafficzählern:

1) BWMeter
2) Router wrt54g mit Tomato-Firmware
3) Web-Interface des Sat-Modems: "Ethernet TX"
4) Web-Interface des Sat-Modems: "Satellite RX"

Ich gehe davon aus, daß "Satellite RX" die Anzahl Bytes ist, die vom Sat empfangen wird und "Ethernet TX" die Anzahl Bytes ist, die ans Netzwerk weitergegeben wird. Dies ist leider kein gesichertes Wissen, also wenn da jemand Einspruch hat, nur zu.

Nach meinen Aufzeichnungen verhalten sich die angezeigten Werte in etwa in folgendem Verhältnis (normiert):

1) BWMeter: 100%
2) Router mit Tomato: 95-105%
3) "Ethernet TX": 110%
4) "Satellite RX": ca. 200% (schwankend, aber im Mittel etwa so)

Die Kette 1)-3) ist insofern schlüssig, als daß 1) + 2) den Netto-Traffic, also die Nutzdaten und 3) die Nutzdaten + Ethernet-Protokoll-Overhead angibt. Komischerweise ist das Messen von Traffic bei verschiedenen Tools nicht einheitlich gelöst, so daß es immer wieder mehrere Prozent Abweichungen gibt. Warum das so ist weiß ich leider nicht (ich bin kein ausgewiesener Netzwerk-Spezialist), aber vielleicht gibt es ja hier jemanden, der das klären kann.

Auffällig aber ist der Wert "Satellite RX", der immer etwa das Doppelte der anderen Messungen anzeigt (siehe ganz unten). Aber genau das ist das Problem: Dieser Wert wird von Astra2Connect für die FUP verwendet.
Auf Wunsch gibt Filiago eine Grafik heraus, aus der die Downloadvolumen jedes Tages abgelesen werden kann. Durch Vergleich mit meinen Aufzeichnungen kam eindeutig zum Vorschein, daß "Satellite RX" der relevante Wert ist.

Dies hat aber massive Auswirkungen auf die Drosselstufen. In realem Netto-Traffic ergibt sich dann folgende Einstufung (nominelle Werte / 2):

1024er Tarif:
bis zu 700MB: 1024 kBit/s
700MB-1GB: 768 kBit/s
1GB-1,25GB: 512 kBit/s
1,25GB-1,5GB: 384 kBit/s
1,5GB-1,75GB: 256 kBit/s
1,75GB-2,5GB: 128 kBit/s
über 2,5GB: 64 kBit/s

512er Tarif:
bis 400MB: 512 kBit/s
400MB-500MB: 320 kBit/s
500MB-1GB: 160 kBit/s
1GB-1,25GB: 96 kBit/s
über 1,25GB: 64 kBit/s

256er Tarif:
bis 250MB: 256 kBit/s
250-500MB: 128 kBit/s
500MB-750MB: 96 kBit/s
über 750MB: 64 kBit/s

Dies deckt sich auch mit den Beschreibungen der meisten User, die sich ab 1,5-2GB "in der Drossel" fühlen (beim 1024er Tarif). Ich vermute, die Drosselstufen 768, 512, 384 werden oftmals nicht als Drossel wahrgenommen, denn wenn diese Bandbreiten auch wirklich kommen, ist flüssiges Surfen sicherlich noch sehr gut möglich.
Deutlich wird die Drossel dann ab 256 und abwärts (da denke ich, daß die meisten Beschwerden herkommen).

Unterschied zwischen Download-Speed und Surf-Speed

Ich kann einen deutlichen Unterschied zwischen kompaktem Download einzelner Dateien und Surfgeschwindigkeit ausmachen.

Download:
Ich habe mir den Link zu einer Datei im Internet auf den Desktop gelegt und BWMeter rechts unten permanent mitlaufen. Ab und zu stoße ich den Download an und beobachte die Geschwindigkeit:
1) Nach Rücksetztag, also ohne Drossel auch Abends vollwertiger Speed mit 30kb/s (=256kBit/s). Nur ab und zu Rückgang auf 20-25kb/s, z.B. Sonntag abends.
2) Drosselstufe 128: Abends zw. 17-23Uhr geht der Downloadspeed auf etwa 15kb/s zurück (128kBit/s eben)
3) Drosselstufe 64: Abends zw. 17-23Uhr geht der Downloadspeed auf unter 8kb/s zurück, manchmal 3-4kb/s (64kBit/s eben, häufig erheblich darunter)

Im Gegensatz zum Surfen ist der Datenstrom einigermassen konstant - aber eben mit den beschriebenen Drosselungen.


Surfgeschwindigkeit:
Hier haben wir das eigentliche Problem: Die Surfgeschwindigkeit liegt leider erheblich unter der theoretisch möglichen: es ist kein konstanter Datenstrom, sondern es gibt Spitzen von 1-2 sec Dauer, dann wieder Pausen von 1-2sec und so weiter. Je weiter in der Drossel, umso kleiner werden die Spitzen - und die Pausen werden länger.
Nach meiner Erfahrung ist die 256er Sat-geschwindigkeit in etwa mit ISDN vergleichbar (vielleicht einen Tick schneller, aber nicht viel). Drunterliegende Drosselstufen sind dann entsprechend langsamer. Ich vermute dieses Verhalten hängt mit den langen Pingzeiten zusammen, wenn eine Seite viele Einzelbilder enthält, möglicherweise noch verlinkt auf andere Seiten.

Ein Test bei voller Drosselstufe:

1) Browser-Cache leeren und http://www.spiegel.de laden mit ISDN: 120sec
2) Browser-Cache leeren und http://www.spiegel.de laden mit Sat: 7min, 45sec

Sat hat etwa das vierfache der ISDN-Zeit gebraucht, also reeller speed=16kBit/s

Unter diesen Verhältnissen ist Surfen nicht mehr möglich und der Dienst somit nicht mehr nutzbar. Inwieweit sich das mit der AGB in Einklang bringen lässt, weiß ich nicht.


Zum Thema "Satellite RX":

Dieser für die FUP relevante Wert ist in etwa doppelt so hoch, wie der tatsächlich im Netzwerk ankommende Traffic. Zumindest ist das bei mir so. Ich vermute, das hat folgenden Grund:

Für die Übermittlung von Daten über Satellit wir eine sog. "Vorwärtsfehlerkorrektur" verwendet (fec, dies sollte übrigends auch bei Mobilfunk der Fall sein). Im Grunde bedeutet dies, daß die Daten in einer bestimmten Weise redundant gesendet werden, so daß der Empfänger bei fehlenden Bytes diese aus den anderen Daten rekonstruieren kann, ohne daß ein Dialog: "Fehler - Datenpaket neu senden" erfolgen muß.
Es sieht so aus, daß diese Technik den Datenstrom in etwa verdoppelt. Allerdings gibt es dabei noch Effekte zu beobachten, die ich nicht 100%ig einordnen kann:

1) wenn eine komprimierte Einzeldatei geladen wird, verhält sich "Satellite RX" nur etwa 10-20% höher als "Ethernet TX" (fast alle Setup-Dateien oder jpg-Bilder sind eigentlich schon komprimiert)

2) wenn eine UNKOMPRIMIERTE, sehr stark komprimierbare Datei geladen wird, gibt "Ethernet TX" die eigentliche Dateigröße wieder, aber "Satellite RX" gibt nur einen Bruchteil davon an. Das deutet darauf hin, daß die Satellitenübetrtragung an sich eine Kompressionsfunktion hat (was natürlich sinnvoll ist, möglicherweise aber auch mal einen Server sehr stark belasten kann?)

3) "normales Surfen" auf gängigen Internetseiten ergibt diesen problematischen Wert "Satellite RX" = 2 x "Ethernet TX" (="negative kompression"?)

Meine Erklärung ist die fec, wenn jemand da bessere Infos hat, würde mich das sehr interessieren.

Was eigentlich auch bemerkensewert ist: im Mobilfunk wird auch fec verwendet und es gibt Volumengrenzen von 5 oder 10GB. Auf Onlinekosten.de wird sich ja regelmässig darüber beschwert. Komischerweise habe ich da noch nirgends gelesen, daß es starke Differenzen zwischen lokaler Messung und Messung des Providers gibt. Es scheint also eine Sat-Spezialität zu sein mit

a) nicht nachvollziehbarer Messung des Traffic
b) sehr niedrigen in der Praxis untauglichen Downloadgrenzen


Dies sind also meine persönlichen Erfahrungen. Die Beschreibungen der Trafficmessungen, insbesondere "Satellite RX" sowie die daraus resultierende Drosseltabelle sind meinerseits Vermutungen und keinesfalls gesichertes Wissen.
Falls ich daher fachlich irgendwo Mumpitz geschrieben habe, bitte ich um Korrektur von berufener Seite.

Grüße
Tybalt
Zuletzt geändert von Tybalt am 26.02.2009 00:32, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wegweiser - Erfahrungsbericht DSL via Satellit 2

Beitragvon Söldner » 25.02.2009 23:25

DANKE !!!
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Re: Erfahrungsbericht 2-Wege-Sat (FUP + Traffic)

Beitragvon Kel-Sat » 23.03.2009 21:44

Dieser Erfahrungsbericht deckt sich auch mit meinen Erfahrungen.
Es macht wirklich keinen Spass wenn man mit derartigen schmalbandigen Geschwindigkeiten unterwegs ist.
Ich benutz eine Fritz!Box. Diese Zeigt den Traffic recht gut an. Die teuer erworbene Yato-Box, welche für die versprochene Telefonie nutzbar sein sollte, habe ich beseite gelegt.
Versuche über Astra zu telefonieren habe ich abgebrochen.
Anfragen bei StarDSL zu Traffic und zur FUP blieben immer konsequent unbeantwortet. (Obwohl die Mail gelesen und auch ungelesen gelöscht wurde)

Soviel von mir zu Erfahrungen mit Astr2Connect.
Ortsnetzkennziffer (Vorwahl): 03834
DSL vorhanden: Nein
Astra2Connect: Yato/StarDSL 512
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Re: Erfahrungsbericht 2-Wege-Sat (FUP + Traffic)

Beitragvon wully » 19.05.2009 14:55

Vielen Dank Tybalt !!!

Du hast Dir viel Arbeit gemacht und liegst meiner Meinung nach mit
Deinen Einschätzungen 100% richtig.

Ich selber habe seit 2 Jahren die 1024er Flat und bin definitiv nach "echten" 1GB Traffic
spürbar langsamer als ungedrosselt am 25. des Monats. Also setzt die FUP weit
früher ein, als bisher angenommen (Offiziell gibt es ja eh keine Infos)

Und auch bei mir wird das regelmäßig am Ende des Monats so langsam, dass an eine
normale Nutzung nicht mehr zu denken ist. Obwohl ich so gut wie nichts runterlade und
Portale wie youtube sind völlig tabu.

P.S.: Du hast geschrieben dass Du einen Router WRT54g mit "Tomato-Firmware"
benutzt. Ich selber habe einen kleinen Netgear RP614 am Modem hängen, der
mir gar keine Traffic-Info liefert. Kannst Du mit Deinem denn auch so
Statistiken erstellen, also Download pro Monat etc ?? Geht das evtl. sogar
getrennt für die einzelnen LAN-Abgänge ??

Gruss aus Wipperfürth
Michael
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Re: Erfahrungsbericht 2-Wege-Sat (FUP + Traffic)

Beitragvon Tybalt » 19.05.2009 16:36

wully hat geschrieben:P.S.: Du hast geschrieben dass Du einen Router WRT54g mit "Tomato-Firmware"
benutzt. Ich selber habe einen kleinen Netgear RP614 am Modem hängen, der
mir gar keine Traffic-Info liefert. Kannst Du mit Deinem denn auch so
Statistiken erstellen, also Download pro Monat etc ?? Geht das evtl. sogar
getrennt für die einzelnen LAN-Abgänge ??


Die Tomato-Firmware zeigt den Traffic gestaffelt nach realtime (Graphik mit momentaner Auslastung), daily, weekly, monthly an aber das nutze ich nicht, da ich ausschalte wenn nicht benötigt und dann sind die Werte weg. Ob das getrennt nach LAN-Abgängen geht weiß ich leider nicht. Ich nutze BWMeter auf den einzelnen PCs, das kann lokalen Traffic ausblenden und zählt nur Internet-Traffic. Dann muß ich eben die Werte der beiden PCs zusammenzählen.

Gruß
Tybalt
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