Hallo zusammen,
ich nutze seit Mai 2007 mangels Alternativen (NWM, plattes Land, Dorf mit 80 Einwohnern, kein DSL in Sicht) den Zugang von Filiago mit dem Tarif 1024* Flat. Schnellen Internetzugang war ich als Städter sozusagen als Teil der Grundversorgung gewohnt, nach dem Umzug aufs Land war das eine Riesenumstellung...Da ich auch beruflich auf Internetzugang angewiesen war, musste eine Lösung her. Die übliche Odyssee mit Stationen bei Telekom und ähnlichen Standard-DSL-Anbietern hatte ich recht schnell und erfolglos absolviert, als teure "Zwischenlösung" fungierte ISDN mit Kanalbündelung.
Für eine berufliche Nutzung war und ist diese nicht geeignet, die Bandbreite ist schlicht zu klein für Softwareentwicklung und ähnliche Aktivitäten....
Also kam der Astra2Connect - Anschluss ins Blickfeld und versprach Abhilfe.
Der technisch bedingten Nachteile war ich mir wohl bewußt:
* hohe Latenz (Ping zwischen 600 und 1400)
* etwas gewöhnungsbedürftiges Surfverhalten (Warten...warten, dann ist die Seite komplett auf einmal da)
* eine verklausurierte FairUsePolicy, die mit Reduzierung der Bandbreite drohte (für Standard-DSL-Benutzer meistens ein Fremdwort)
* 50 € Flatrate / Monat für theoretisch 1024 kBits ist relativ teuer
Positiv zu erwähnen:
* schnelle Bestellaufnahme und Lieferung des Equipments
* Installation durch beauftragten Techniker lief problemfrei und am zugesagen Termin
* die Leitung war am selben Tag nutzbar
* zunächst eine paradiesisch gefühlte (und gemessene) Geschwindigkeitssteigerung
Von Mai 2007 - Januar 2008 nutzten wir das Internet 90% privat, d.h. normale Recherche wie Kinoprogramm, Fahrpläne, mal online Zeitung lesen, Chatten etc., bei der beruflichen Nutzung (Email mit großen Anhängen, Dateitransfer) ließ die Geschwindigkeits-Latenz-Kombination schon zu wünschen übrig.
Transaktionsbasierte Anwendungen wie z.B. Online Shopping sind ebenfalls mit Vorsicht zu betrachten, aufgrund der hohen Latenz brachen viele Bezahlvorgänge (kreditkarte, PayPal, Überweisung) einfach ab oder wurden in einigen Fällen doppelt ausgeführt. OnlineBanking funktioniert mehrheitlich nicht aus dem gleichen Grund, die Bankserver trennen die Session zu oft wegen vermeintlicher Inaktivität.
Anwendungen wie Remote-Administration z.B. funktionieren nicht, fast alle webbasierten Administrationen von Servern in Firmennetzen z.B. sind bei einem Ping > 150 unmöglich. Das gilt natürlich auch für das Spielen von Online-Spielen...selbst ISDN Doppelkanal ist dafür besser geeignet (Ping: 100-130)
Anfang 2008 reifte die Idee der beruflichen Selbstständigkeit (Ingenieurbüro), in meiner Branche (Datenbanken, DataWarehouse) geht ohne funktionierenden Internetzugang da nichts...da ich mein Büro ungern in die nächste Stadt verlegen wollte, recherchierte ich nochmal nach Alternativen, um eine brauchbare Verbindung zu bekommen, viele gibt es da nicht:
* Umstieg auf Filiago Flat 2048
* Standleitung
* DSL über Richtfunk
* UMTS
Zunächst versuchte ich mit meiner Kombination aus A2C*1024*Flat und ISDN Kanalbündelung zu arbeiten, kam aber durch "exzessiven" Up-und Download von Software (Datenbanken-Installation) rasant schnell in den Genuß der FairUsePolicy von Filiago, so daß mir für den Rest den Monats eine reale Geschwindigkeit von 15 kBits (!!) zur Verfügung stand. Arbeiten war damit unmöglich, Schriftverkehr und Gesprächsversuche mit Filiago diesbezüglich endeten erfolglos und unbefriedigend.
Auch der Hinweis auf die benötigte berufliche Nutzung brachte keine Besserung. Ein konstruktiver Vorschlag bzw. Angebot für die geschäftliche Nutzung ? Fehlanzeige.
Fazit: Für die geschäftliche Nutzung absolut ungeeignet.
Damit war dieser Provider und diese Zugangsart leider ausgeschieden....also nochmal die Alternativen geprüft (geplantes Budget max. 250 €/Monat):
* Umstieg auf Filiago Flat 2048 - wegen Kundenunfreundlichkeit und der technischen Nachteile ausgeschieden
* UMTS - kostengünstig, aber fiel wegen der Latenzen von durchschnittlich 200 ms ebenfalls aus
* DSL über Richtfunk - horrend hohe Einrichtungskosten (Angebote von 2500-5000€) und hohe Folgekosten (Monatsflat ca.500-800€)
* Standleitung - eigentlich zu teuer, da SDSL-Lösungen technisch nicht machbar waren
Die Anbietersuche verlief schwierig, Anfragen bei Telekom blieben unbeantwortet, andere Anbieter zu finden war nicht so leicht. Nach längerem Suchen wurde ich dann bei IQom fündig, eine digitale Standleitung mit 2 Mbit/s ab 179 €/Monat - Verfügbarkeitsprüfung lief schnell und positiv, Anschlussgebühr mit Kabelverlegung (2 km), Router, Einrichtung und allem Zubehör belief sich auf ca. 300 € und seit Juni 2008 bin ich wieder "normal" am Netz.
Fußnote: Die Verlegung und der eigentliche Anschluß wurden von der Telekom als Subunternehmer durchgeführt, die mir keinen Anschluss anbieten konnte oder wollte...
Pro:
* super Kundenservice
* garantierte Bandbreite, feste IP, keine 24-Stunden-Trennung, skalierbar von 256 kbit/s bis 8 Mbit/s
* Latenz 20-40 ms im Mittel
* echte Flatrate
* weiterverkaufbar - ich könnte als ISP in meinem Dorf den Zugang anbieten
Kontra:
* nur für Geschäftskunden verfügbar, alternativ Vereine, keine Privatkunden
* für Einzelabnehmer relativ teuer
* Mindestlaufzeit 12 Monate, keine kurzfristigen Anbieterwechsel möglich
* Hauseigentümer muss Anschluss zustimmen, evt. Gemeinde wegen der Kabeltrasse
Resümee:
Für Leute, die in den DSL-Wüsten wohnen und von dort aus arbeiten wollen, ist der Astra2Connect Zugang nicht wirklich geeignet, egal in welchem Tarif.
Für E-Mail und normales Websurfen geht der Astra2Connect in Ordnung, ist dafür allerdings relativ teuer, wenn man zusätzlich noch den ISDN Anschluss und evt. Zugang mit Kanalbündelung in Rechnung stellt.
Filiago zumindest unterscheidet außerdem nicht zwischen Privat-und Geschäftskunden, damit gerät man bei normaler beruflicher Nutzung sehr schnell in die FUP-Falle und muss nach Alternativen suchen.
Je nach Nutzungsgrad des Internetzugangs lohnt sich vielleicht die Überlegung, eine Standleitung zu bestellen, eine Bandbreite von 1 Mbit/s ist für durchschnittlich 120 €/ Monat zu bekommen und damit preislich nicht sehr weit entfernt von "städtischen" Angeboten.
Wer wenig Datentransfer zu bewältigen hat und nicht auf geringe Latenz angewiesen ist, kommt sicherlich auch mit einer UMTS-FLat (ca. 50 €/Monat) gut zurecht.
Ich hoffe, Ihr könnt was damit anfangen.
Grüße,
Thomas