Erfahrungsbericht Astra2Connect 1024*Flat - geschäftl. Nutz.

Berichte, Anbieter, Erfahrungen und Fragen zu satellitengestützem DSL (Ein- und Zwei-Wege Sat-Internet)

Erfahrungsbericht Astra2Connect 1024*Flat - geschäftl. Nutz.

Beitragvon Sapjor » 17.10.2008 13:22

Hallo zusammen,

ich nutze seit Mai 2007 mangels Alternativen (NWM, plattes Land, Dorf mit 80 Einwohnern, kein DSL in Sicht) den Zugang von Filiago mit dem Tarif 1024* Flat. Schnellen Internetzugang war ich als Städter sozusagen als Teil der Grundversorgung gewohnt, nach dem Umzug aufs Land war das eine Riesenumstellung...Da ich auch beruflich auf Internetzugang angewiesen war, musste eine Lösung her. Die übliche Odyssee mit Stationen bei Telekom und ähnlichen Standard-DSL-Anbietern hatte ich recht schnell und erfolglos absolviert, als teure "Zwischenlösung" fungierte ISDN mit Kanalbündelung.
Für eine berufliche Nutzung war und ist diese nicht geeignet, die Bandbreite ist schlicht zu klein für Softwareentwicklung und ähnliche Aktivitäten....
Also kam der Astra2Connect - Anschluss ins Blickfeld und versprach Abhilfe.

Der technisch bedingten Nachteile war ich mir wohl bewußt:
* hohe Latenz (Ping zwischen 600 und 1400)
* etwas gewöhnungsbedürftiges Surfverhalten (Warten...warten, dann ist die Seite komplett auf einmal da)
* eine verklausurierte FairUsePolicy, die mit Reduzierung der Bandbreite drohte (für Standard-DSL-Benutzer meistens ein Fremdwort)
* 50 € Flatrate / Monat für theoretisch 1024 kBits ist relativ teuer
Positiv zu erwähnen:
* schnelle Bestellaufnahme und Lieferung des Equipments
* Installation durch beauftragten Techniker lief problemfrei und am zugesagen Termin
* die Leitung war am selben Tag nutzbar
* zunächst eine paradiesisch gefühlte (und gemessene) Geschwindigkeitssteigerung

Von Mai 2007 - Januar 2008 nutzten wir das Internet 90% privat, d.h. normale Recherche wie Kinoprogramm, Fahrpläne, mal online Zeitung lesen, Chatten etc., bei der beruflichen Nutzung (Email mit großen Anhängen, Dateitransfer) ließ die Geschwindigkeits-Latenz-Kombination schon zu wünschen übrig.
Transaktionsbasierte Anwendungen wie z.B. Online Shopping sind ebenfalls mit Vorsicht zu betrachten, aufgrund der hohen Latenz brachen viele Bezahlvorgänge (kreditkarte, PayPal, Überweisung) einfach ab oder wurden in einigen Fällen doppelt ausgeführt. OnlineBanking funktioniert mehrheitlich nicht aus dem gleichen Grund, die Bankserver trennen die Session zu oft wegen vermeintlicher Inaktivität.
Anwendungen wie Remote-Administration z.B. funktionieren nicht, fast alle webbasierten Administrationen von Servern in Firmennetzen z.B. sind bei einem Ping > 150 unmöglich. Das gilt natürlich auch für das Spielen von Online-Spielen...selbst ISDN Doppelkanal ist dafür besser geeignet (Ping: 100-130)

Anfang 2008 reifte die Idee der beruflichen Selbstständigkeit (Ingenieurbüro), in meiner Branche (Datenbanken, DataWarehouse) geht ohne funktionierenden Internetzugang da nichts...da ich mein Büro ungern in die nächste Stadt verlegen wollte, recherchierte ich nochmal nach Alternativen, um eine brauchbare Verbindung zu bekommen, viele gibt es da nicht:
* Umstieg auf Filiago Flat 2048
* Standleitung
* DSL über Richtfunk
* UMTS

Zunächst versuchte ich mit meiner Kombination aus A2C*1024*Flat und ISDN Kanalbündelung zu arbeiten, kam aber durch "exzessiven" Up-und Download von Software (Datenbanken-Installation) rasant schnell in den Genuß der FairUsePolicy von Filiago, so daß mir für den Rest den Monats eine reale Geschwindigkeit von 15 kBits (!!) zur Verfügung stand. Arbeiten war damit unmöglich, Schriftverkehr und Gesprächsversuche mit Filiago diesbezüglich endeten erfolglos und unbefriedigend.
Auch der Hinweis auf die benötigte berufliche Nutzung brachte keine Besserung. Ein konstruktiver Vorschlag bzw. Angebot für die geschäftliche Nutzung ? Fehlanzeige.

Fazit: Für die geschäftliche Nutzung absolut ungeeignet.

Damit war dieser Provider und diese Zugangsart leider ausgeschieden....also nochmal die Alternativen geprüft (geplantes Budget max. 250 €/Monat):

* Umstieg auf Filiago Flat 2048 - wegen Kundenunfreundlichkeit und der technischen Nachteile ausgeschieden
* UMTS - kostengünstig, aber fiel wegen der Latenzen von durchschnittlich 200 ms ebenfalls aus
* DSL über Richtfunk - horrend hohe Einrichtungskosten (Angebote von 2500-5000€) und hohe Folgekosten (Monatsflat ca.500-800€)
* Standleitung - eigentlich zu teuer, da SDSL-Lösungen technisch nicht machbar waren

Die Anbietersuche verlief schwierig, Anfragen bei Telekom blieben unbeantwortet, andere Anbieter zu finden war nicht so leicht. Nach längerem Suchen wurde ich dann bei IQom fündig, eine digitale Standleitung mit 2 Mbit/s ab 179 €/Monat - Verfügbarkeitsprüfung lief schnell und positiv, Anschlussgebühr mit Kabelverlegung (2 km), Router, Einrichtung und allem Zubehör belief sich auf ca. 300 € und seit Juni 2008 bin ich wieder "normal" am Netz.
Fußnote: Die Verlegung und der eigentliche Anschluß wurden von der Telekom als Subunternehmer durchgeführt, die mir keinen Anschluss anbieten konnte oder wollte...

Pro:
* super Kundenservice
* garantierte Bandbreite, feste IP, keine 24-Stunden-Trennung, skalierbar von 256 kbit/s bis 8 Mbit/s
* Latenz 20-40 ms im Mittel
* echte Flatrate
* weiterverkaufbar - ich könnte als ISP in meinem Dorf den Zugang anbieten

Kontra:
* nur für Geschäftskunden verfügbar, alternativ Vereine, keine Privatkunden
* für Einzelabnehmer relativ teuer
* Mindestlaufzeit 12 Monate, keine kurzfristigen Anbieterwechsel möglich
* Hauseigentümer muss Anschluss zustimmen, evt. Gemeinde wegen der Kabeltrasse

Resümee:
Für Leute, die in den DSL-Wüsten wohnen und von dort aus arbeiten wollen, ist der Astra2Connect Zugang nicht wirklich geeignet, egal in welchem Tarif.
Für E-Mail und normales Websurfen geht der Astra2Connect in Ordnung, ist dafür allerdings relativ teuer, wenn man zusätzlich noch den ISDN Anschluss und evt. Zugang mit Kanalbündelung in Rechnung stellt.
Filiago zumindest unterscheidet außerdem nicht zwischen Privat-und Geschäftskunden, damit gerät man bei normaler beruflicher Nutzung sehr schnell in die FUP-Falle und muss nach Alternativen suchen.

Je nach Nutzungsgrad des Internetzugangs lohnt sich vielleicht die Überlegung, eine Standleitung zu bestellen, eine Bandbreite von 1 Mbit/s ist für durchschnittlich 120 €/ Monat zu bekommen und damit preislich nicht sehr weit entfernt von "städtischen" Angeboten.
Wer wenig Datentransfer zu bewältigen hat und nicht auf geringe Latenz angewiesen ist, kommt sicherlich auch mit einer UMTS-FLat (ca. 50 €/Monat) gut zurecht.

Ich hoffe, Ihr könnt was damit anfangen.
Grüße,
Thomas
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Re: Erfahrungsbericht Astra2Connect 1024*Flat - geschäftl. Nutz.

Beitragvon dachscher » 17.10.2008 17:58

Danke für den doch sehr ausführlichen Erfahrungsbericht.
Und natürlich ein Hallo und Herzlich Willkommen bei geteilt.de. :)
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Re: Erfahrungsbericht Astra2Connect 1024*Flat - geschäftl. Nutz.

Beitragvon essig » 18.10.2008 21:22

auch von mir nochmal ein herzliches willkommen und danke für den erfahrungsbericht. es wäre schön und sinnvoll wenn du diesen vielleicht nochmal (kopieren würde schon reichen) direkt unter Filiago GmbH und iQom Business Services GmbH posten könntest. besten dank schon mal ;)
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Re: Erfahrungsbericht Astra2Connect 1024*Flat - geschäftl. Nutz.

Beitragvon stanleys » 19.10.2008 14:54

sapjor hat geschrieben:Die Anbietersuche verlief schwierig, Anfragen bei Telekom blieben unbeantwortet, andere Anbieter zu finden war nicht so leicht. Nach längerem Suchen wurde ich dann bei IQom fündig, eine digitale Standleitung mit 2 Mbit/s ab 179 €/Monat - Verfügbarkeitsprüfung lief schnell und positiv, Anschlussgebühr mit Kabelverlegung (2 km), Router, Einrichtung und allem Zubehör belief sich auf ca. 300 € und seit Juni 2008 bin ich wieder "normal" am Netz.
Fußnote: Die Verlegung und der eigentliche Anschluß wurden von der Telekom als Subunternehmer durchgeführt, die mir keinen Anschluss anbieten konnte oder wollte...

Hallo,
die (Nicht-)Reaktion der Telekom ist allerdings erstaunlich.
Da die Standleitung 2M (entweder 2MU =32x64Kbit/s=2048 Mbit/s unstrukturiert bzw. 2MS =31x64kbit/s=1984Mbit/s + 64kbit/s für Framing), als 4Drahtleitung (E1 / PMX-Anschluß) , ja technisch überall verfügbar ist und ordentlich Geld bringt.
Aber bei den T-Preisen (SFV und CompanyConnect) und Laufzeiten:
http://mittelstand.t-systems.de/tsi/de/ ... verbindung
http://mittelstand.t-systems.de/tsi/de/ ... ny-connect
im Vergleich zu
http://www.iqom.de/de/produkte-loesunge ... igital-e1/
muß man sich eigentlich nicht ärgern.
Und eine symmetrische Lösung analog SDSL, ist als Geschäftskunde eh' attraktiver.

Hat die Telekom (hier als Sub) tatsächlich 2km Cu-Kabel neu verlegt?
Was bei Geschäftskunden nicht alles möglich ist und das alles für 300€ (netto)?
Zuletzt geändert von stanleys am 20.10.2008 08:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erfahrungsbericht Astra2Connect 1024*Flat - geschäftl. Nutz.

Beitragvon Sapjor » 19.10.2008 15:59

Hej,

Danke für`s Echo!
Die Ausführlichkeit war mir doch mal ein Bedürfnis, in Zukunft fasse ich mich dann wieder kürzer;-)

@essig: ich hab einfach bei den jeweiligen Firmeneinträgen meinen Beitrag verlinkt, hoffe, das ist ok so.

@stanleys: der Preisunterschied ist in der Tat recht krass und macht zusammen mit der Ignoranz des Vertriebs fast den Eindruck, daß DT diesen Service gar nicht verkaufen möchte...oder kleine Unternehmen wie meins (3 Leute) sind als Zielgruppe nicht interessant genug...

Die vor Ort erschienenen T-kom Techniker haben auch gestaunt, daß sie 2 km Glasfaserkabel exklusiv für mein Haus legen sollten und sprachen von Anschlusskosten in der Liga von ca. 3000 € (!), die normal (bei Direkt-Beauftragung Tkom) anfallen würden...Graben buddeln, Kabel verlegen, Hausanschluß legen, Wandler und Cisco Router anschließen & konfigurieren - insgeamt waren 6 verschiedene Leute im Einsatz - Dauer ca. 3 Wochen, was an den Tiefbauern lag, die anscheinend für ganz NWM zuständig sind und dauernd woanders im Einsatz waren.

Ich muss sagen, als ich den Aufwand sah, den die trieben,

BILD 1

BILD 2

BILD 3


wurde ich auch etwas skeptisch, aber IQom hatte seine Anschlusskosten verbindlich angeboten und so blieb es auch dabei....

Betriebswirtschaftlich rechnen kann IQom sicher auch - bei einer Mindestlaufzeit von 12 Monaten und meiner Leitungskonfiguration kommt man auf einen Umsatz von ~ 3500 p.a.; der reine Betrieb der Leitung fällt für den Anbieter kostentechnisch kaum ins Gewicht. Selbst wenn man das als Einführungs-oder Marketingpreis sieht, dürfte noch etwas Gewinn übrigbleiben...

Es war der T-kom bei der Verlegung nach eigener Aussage übrigens nicht möglich, Abzweige für meine Nachbarn mitzuverlegen, die durchaus Interesse bei der Geschäftsstelle in HWI angemeldet hatten....angeblich durch die organisatorische Trennung von Privat-und Geschäftskunden bedingt.
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Re: Erfahrungsbericht Astra2Connect 1024*Flat - geschäftl. Nutz.

Beitragvon essig » 19.10.2008 17:16

Sapjor hat geschrieben:@essig: ich hab einfach bei den jeweiligen Firmeneinträgen meinen Beitrag verlinkt, hoffe, das ist ok so.

klar. allerbesten dank ;)

könntest du uns vielleicht auch noch die BILDER SCHICKEN? :oops:

Sapjor hat geschrieben:der Preisunterschied ist in der Tat recht krass und macht zusammen mit der Ignoranz des Vertriebs fast den Eindruck, daß DT diesen Service gar nicht verkaufen möchte...oder kleine Unternehmen wie meins (3 Leute) sind als Zielgruppe nicht interessant genug...

da wird was dran sein. bestätigt wird die vermutung noch dadurch, dass t-system (geschäftskundensparte der dtag) ganze 160.000 kleine und mittelständische geschäftskunden nach t-home (normale festnetzsparte) verschieben will. kleine dynamische unternehmen können bei problemen ihre zeit dann seite an seite mit entnervten privatkunden in der hotline verbringen. link
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Re: Erfahrungsbericht Astra2Connect 1024*Flat - geschäftl. Nutz.

Beitragvon stanleys » 20.10.2008 09:15

Erst einmal Danke für die Info.
Da war auch für mich Neues dabei.
sapjor hat geschrieben:Die vor Ort erschienenen T-kom Techniker haben auch gestaunt, daß sie 2 km Glasfaserkabel exklusiv für mein Haus legen sollten ...
Die haben tatsächlich 2km Glasfaser bis ins Haus gelegt?
Da wäre für uns schon interessant zu wissen wie das Ganze ausssieht (Bilder) und von wo aus die GF verlegt wurde. Also, wenn du Bilder hast wäre das Klasse. Insbesondere bzgl. der Technik im Haus (GF-Abschluß bzw. ONT, Router etc.).
sapjor hat geschrieben:Betriebswirtschaftlich rechnen kann IQom sicher auch - bei einer Mindestlaufzeit von 12 Monaten und meiner Leitungskonfiguration kommt man auf einen Umsatz von ~ 3500 p.a. ...
Wie setzen sich denn deine Kosten zusammen, da du ursprünglich von ab 179 €/Monat bei 2 Mbit/s sprachst.
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