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Politik bereit, Netzneutralität gegen BB-Ausbau zu tauschen

BeitragVerfasst: 12.10.2014 12:54
von bru62
In der großen Koalition ist man zum Teil offenbar bereit, den Unternehmen entgegen zu kommen und als Zugeständnis für die vage Bereitschaft zum Breitbandausbau die Netzneutralität zu opfern. Dies geht aus einem Bericht bei heise.de am 08.10.2014 hervor. "Wenn wir keine Servicedienste zulassen, werde ein Anleger sich fragen, warum er etwa Hochgeschwindigkeitsleitungen in der Uckermark verlegen solle", wird Jens Koeppen, Vorsitzender des Bundestagsausschusses für die digitale Agenda, zitiert. Dem hält Lars Klingbeil (SPD) entgegen, dass ein solcher Deal, "die Netzneutralität im Gegenzug für Investitionsversprechen in den Breitbandausbau aufzuweichen", für "grundfalsch". Man darf gespannt sein, ob sich die Politik von der Wirtschaft weiter am Nasenring durch die Manege führen lässt. Oder ob es endlich eine klare Linie gibt. Das Internet muss frei bleiben!

Gruß

Re: Politik bereit, Netzneutralität gegen BB-Ausbau zu tausc

BeitragVerfasst: 14.10.2014 19:02
von spokesman
Es muss nach der Bundestagswahl jemand die Klientel der FDP vertreten, scheinbar springt hier die CDU zu Hilfe. Man sieht deutlich, dass ein Finanzierungsmodell, welches auf Anleger und private Investoren aufgebaut ist nicht die Interessen der Nutzer vertritt. Es werden wie so oft die Interessen des Marktes vertreten, selbst die marktfreundlichste Studie belegt doch aktuell, dass finanzstarke Investoren immer stärker werden, die Infrastruktur aber immer mehr bröckelt oder sich gar nicht erst entwickelt.

Re: Politik bereit, Netzneutralität gegen BB-Ausbau zu tausc

BeitragVerfasst: 05.12.2014 07:20
von Dino75195
Guten Morgen,

sehr bedenklich was Fr. Merkel von der Netzneutralität hält

Merkel will Verkehrsregeln im Internet aufstellen: "Spezialdienste" werden bevorzugt
http://www.onlinekosten.de/news/artikel ... -bevorzugt

Netzneutralität: Merkel plädiert für "Spezialdienste" im Internet
http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 80941.html

Re: Politik bereit, Netzneutralität gegen BB-Ausbau zu tausc

BeitragVerfasst: 14.12.2014 16:37
von News
Die Verbände sind offenbar mit "ihrer" Regierung zufrieden. Aber sie wollen noch mehr, wie folgende Pressemitteilung des VATM vom 10.12.2014 zeigt:

Bundesregierung bekennt sich zu Qualität und Netzneutralität im Internet - Der Bürger muss zukünftig mehr über Angebote entscheiden können

Der VATM – Deutschlands größter TK-Branchenverband für Festnetz-, Mobilfunk- und Diensteanbieter – begrüßt grundsätzlich die Positionierung der Bundesregierung zur Netzneutralität gegenüber Brüssel. Das Thema wird in Brüssel in den nächsten Monaten eine besondere Rolle im EU-Ministerrat spielen.

„Es ist von großer Bedeutung, dass Deutschland mit einem ausgewogenen Vorschlag dieses wichtige Thema in Europa vorantreibt. Wir müssen die Möglichkeiten des Internets als Treiber für Innovation, Arbeitsplätze und Wohlstand nutzen und gleichzeitig Meinungsvielfalt und Wettbewerb sicherstellen“, fordert Martin Witt, Präsident des VATM. Netzneutralität betrifft die Bürger, aber auch die gesamte Wirtschaft, die den Umbau hin zur Digitalisierung und Industrie 4.0 stemmen muss, damit Deutschland und Europa wettbewerbsfähig bleiben. Der VATM unterstützt deshalb sowohl den Erhalt von Best Effort als auch die Möglichkeit, qualitätsgesicherte Spezialdienste anzubieten.

Dabei darf die Diskussion aus Sicht des VATM nicht auf der Vergangenheit des Internet basierend geführt werden. Bandbreiten von teils unter einem Mbit/s bis zu 16 Mbit/s waren die Regel und Best Effort stand für nichts anderes als das Prinzip sehr eingeschränkter Qualitätskontrollmöglichkeiten. Das „bestmögliche Bemühen“ war dem Umstand geschuldet, dass es gerade der ursprüngliche revolutionäre Sinn des Internet war, dass sich Daten-Pakete ihren Weg durchs Netz selber suchten. Heute kann den Kunden, wie auch den Anbietern von Diensten, Qualität technisch gesichert zur Verfügung gestellt werden. Das ist der Treiber der Entwicklung neuer Dienste, des wachsenden Interesses der Kunden und letztlich des kostenintensiven Netzausbaus.

„Es gibt eine Nachfrage nach „Quality of Service“ und zwar sowohl seitens der Dienste als auch seitens der Endkunden. Netzneutralität muss daher heute mehr als ein „Bemühen“ bedeuten. Endkunde und Diensteanbieter sollten das bekommen können, was sie sich wünschen. Entscheidend wird sein, dass alle Nachfrager zu fairen Bedingungen Zugang zu den Netzen bekommen, um den Kunden ebenfalls derartige hochqualitative Dienste anbieten zu können.“

Trotz des im Grundsatz richtigen Ansatzes der Bundesregierung bleiben aus VATM-Sicht präzisierungsbedürftige Punkte, so insbesondere das angedachte Verhältnis zwischen Spezialdiensten und offenem Internet sowie die Frage, wer über die Einordnung als Spezialdienst entscheidet. „Nicht der Staat, sondern Diensteanbieter und Verbraucher müssen zukünftig über die benötigte oder gewünschte Qualität entscheiden können“, fordert VATM-Präsident Witt. Auch die Ermächtigung einer Behörde, pauschal Mindestanforderungen an die Dienstqualität aufzuerlegen, ist vor diesem Hintergrund – so generell gefasst – sicher noch einmal zu überprüfen“, glaubt er.

Aus Sicht des VATM bestehen nicht nur Fragen bei der Bereitstellung neuer qualitätsgesicherter Dienste, sondern auch hinsichtlich anderer Kommunikationsdienste. „Wenn man die aktuellen Probleme in den USA in Europa vermeiden will, müssen wir zudem nicht nur auf die Zugangsnetze, sondern auch auf die Zuführungsnetze und die Netzknoten achten, an denen weltweit Internetverkehr übergeben wird“, mahnt Witt. „Das Ziel der Bundesregierung begrüßen wir, jedoch ist der Vorschlag aus unserer Sicht an einigen Stellen noch zu unpräzise, um EU-weit Planungs- und Rechtssicherheit zu erreichen. Es gibt noch Nachbesserungsbedarf.“

Re: Politik bereit, Netzneutralität gegen BB-Ausbau zu tausc

BeitragVerfasst: 21.12.2014 22:38
von spokesman
Wie einfach diese Argumentation doch ist, "Netzneutralität abschaffen und ihr wollt dafür eine Begründung? -> der Markt verlangt es und damit basta!"

VATM-Präsident Witt hat geschrieben:Auch die Ermächtigung einer Behörde, pauschal Mindestanforderungen an die Dienstqualität aufzuerlegen, ist vor diesem Hintergrund – so generell gefasst – sicher noch einmal zu überprüfen
Was ist das hier eigentlich für eine Debatte? Die "Ermächtigung einer Behörde"? - Ermächtigung? Grundgesetz Herr Witt, Grundgesetz!

Der Anbieter kann nach seiner Willkür (also den Regeln des Marktes entsprechend) Dienste festlegen wie er will, die Bandbreite die dann außerhalb seines eigenen Trafics übrig bleibt ist dann Best Effort - hier soll es nach Witts Meinung keine (mindest) Qualität geben, wird ja auch nicht extra bezahlt. Es ist wirklich nicht fassbar wie hier das Internet den Bach runter geht und alle schauen zu, werdet aktiv..