Netzneutralität längst Geschichte?

Diskussion und Neuigkeiten zur Enquete-Kommission

Netzneutralität längst Geschichte?

Beitragvon bru62 » 21.05.2012 14:58

Einen interessanten Beitrag zum Thema Netzneutralität und was davon noch übrig ist, kann man heute bei pc-welt.de nachlesen. Darin wird Bezug genommen auf eine Befragung, die das Gremium Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation (Berec) im vorigen Jahr vorgenommen hat und deren Zwischenbericht zitiert wird. Demnach ist Deep Packet Inspection bei den großen Providern längst Realität. Besonders Streams und P2P im Festnetz und VoIP im mobilen Netz seien von den Bremsen betroffen. "Die vorliegende Untersuchung hat nun deutlich gemacht, dass die Netzneutralität längst der Vergangenheit angehört.", heißt es im Bericht.

Gruß
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bru62
ehemals 2. Vorsitzender des Bundesverbandes Initiative gegen digitale Spaltung -geteilt.de- e. V.

Diskriminierungsfreies "Breitband für alle" wird es nur geben, wenn Menschen sich dafür engagieren.
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Re: Netzneutralität längst Geschichte?

Beitragvon News » 31.05.2012 18:42

Der BITKOM fühlt sich veranlasst, zum Berec-Bericht eine Stellungnahme abzugeben. Mehr ist der Pressemitteilung des Verbandes vom 30.05.2012 zu entnehmen:

BITKOM tritt mit Nachdruck für Netzneutralität ein
Der Hightech-Verband BITKOM plädiert für eine Versachlichung der Debatte zur Netzneutralität. „Wir treten als BITKOM mit Nachdruck für Netzneutralität ein“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf anlässlich der Veröffentlichung einer Studie des Gremiums europäischer Regulierungsstellen (Gerek). „Wenn wir zu dauerhaft tragfähigen Konzepten für mehr Netzneutralität kommen wollen, müssen wir die oft hitzigen und emotionalen Diskussionen versachlichen.“

Kempf: „Eine Diskriminierung einzelner Dienste, Inhalte oder Nutzer lehnen wir entschieden ab.“ Deshalb müsse man zwischen allen Beteiligten ein gemeinsames Verständnis darüber herstellen, nach welchen Regeln die unterschiedlichen Anforderungen befriedigt werden sollen. Großvolumige Anwendungen wie Videos brauchen eine garantierte Bandbreite, Online-Gamer brauchen geringe Reaktionszeiten, Sprachtelefonie braucht absolut stabile Verbindungen. Bei E-Mails dagegen komme es nicht auf eine Sekunde mehr oder weniger an. „Wir sind gegen Diskriminierung, aber sehr wohl für Differenzierung“, so Kempf. „Man darf nicht alle und alles über einen Kamm scheren.“

Wer heute solche garantierten Leistungen nutzen will, muss oft tief in die Tasche greifen und spezielle Leitungen anmieten. Um ein solches „Zwei-Klassen-Internet“ zu vermeiden, setzen die Netzbetreiber Maßnahmen zum Netzwerkmanagement ein. So können sie garantierte Leistungen zu sehr niedrigen Preisen anbieten.

„Auch intelligente Netze sind ohne umfassendes Management nicht denkbar“, so Prof. Kempf. Wichtige Services wie Verkehrssteuerung, Gesundheits- und Notfalldienste sowie Behördenaufgaben würden zunehmend online abgewickelt. Solche kritischen Dienste dürften ebenso wenig ins Stocken geraten, wie Internet-TV. „Beim Stau auf der Autobahn bilden wir eine Gasse, damit die Rettungsfahrzeuge schnell passieren können. Ziel eines intelligenten Netzmanagements ist es nicht nur, im Bedarfsfall solche Gassen zu bilden, sondern bereits die Entstehung von Staus vermeiden. Wir müssen mit einem fairen, transparenten und intelligenten Netzmanagement dafür sorgen, dass neue, interessante Dienste für die Kunden entstehen können und garantierte Leistungen zu besonders niedrigen Preisen angeboten werden können.“

Außerdem geht es beim Netzmanagement darum, die Funktionsfähigkeit der Netze zu erhalten und zu verbessern. Denn die Kapazität der Netze ist nicht beliebig erweiterbar. In Deutschland nutzen neuesten BITKOM-Zahlen zufolge bereits 26 Millionen Menschen das mobile Internet per Handy oder Tablet-PC. Hierdurch wie auch vor allem durch Videodienste explodiert das Datenvolumen in den Netzen geradezu.

Eine präventive Regulierung sei auf dem wettbewerbsintensiven deutschen Telekommunikations- und Internet-Markt nicht erforderlich. So stellt die Gerek-Studie zwar fest, dass Internet-Telefonie (Voice-over-IP, VoIP) von manchen Mobilfunkanbietern in Europa unterbunden werde. In Deutschland, so Kempf, könnten jedoch in allen Netzen VoIP-Dienste genutzt werden, abhängig vom gewählten Tarif. Diese Wahlmöglichkeit für Verbraucher sei das Ergebnis eines außergewöhnlich hohen Wettbewerbsniveaus im deutschen Telekommunikationsmarkt.

An der Gerek-Studie beteiligten sich 250 Festnetz- und 150 Mobilfunk-Anbieter.
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Re: Netzneutralität längst Geschichte?

Beitragvon Fehler20 » 21.01.2013 23:39

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Google-zahlt-Durchleitungsentgelte-an-Orange-1788434.html

Erster Provider, der von Youtube/Google für das Durchleiten des Traffics bezahlt wird.

Wenn jemand 50% des gesammten Netztraffics erzeugt finde ich das allerdings auch eine haltbare Position.
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