MdB Waltraud Lehn (SPD) WK Recklinghausen II

Schreiben an die Verantwortlichen

MdB Waltraud Lehn (SPD) WK Recklinghausen II

Beitragvon Frank_RE » 18.05.2006 14:45

Hi,

habe folgendes Schreiben mit anleihen von anderen Usern an die direkt gewählte Bundestagsabgeordnete unseres Wahlkreises gesandt :

Sehr geehrte Frau Lehn,

ich ziehe gerade in die Stadt Haltern am See in den Ortsteil Hullern. Im Vorhinein wollte ich einen Breitband-Anschluss für die Wohnung meiner Partnerin beantragen und uns wurde gesagt, daß es kein Breitband in Hullern gibt. Aber das trifft nicht nur für Hullern zu. Auch die Ortsteile Flaesheim, Bergbossendorf, Overrath, Lochtrup, Holtwick und Lavesum sind im Gebiet Haltern ohne Breitbandanschluss. Bei meinen Recherchen in der näheren Umgebung stellte ich auch fest, das nicht nur Haltern betroffen ist, sondern auch Ortsteile von Datteln, Olfen, Oer-Erkenschwick, Dülmen, Reken und Coesfeld. Beim Kontakt mit anderen Betroffenen im Internet lies sich feststellen, daß nicht nur unsere Gegend betroffen ist, sondern das die Angabe der T-Com 95% Deutschlands mit Breitbandanschlüssen zu versorgen eine große Lüge ist. Die Flächendeckung in ländl. Gebieten beträgt in Deutschland laut Studie der französichen IDAT 55%. In GB dagegen 95%, in Frankreich 85% - durchschnittlich in Europa 88%.

Ihnen ist sicherlich bewusst, dass die wirtschaftliche und private Bedeutung von Breitband Internetzugängen kontinuierlich zunimmt und eine Trendwende nicht in Sicht ist. In vielen Schulen der Sekundarstufe wird ein Internetzugang wie selbstverständlich vorausgesetzt. Laut einer Pressemeldung des eco Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. hinkt Deutschland im Bereich Breitbandinternet deutlich hinterher. Alternative Techniken wie z.B. Glasfaser oder Funk werden durch die Politik (Nichtregulierung von VDSL) bzw. durch die T-Com trotz teilweisen vorhandensein der Anschlüsse (Glasfaser in den neuen Bundesländern bzw. in neu ausgebauten Gebieten in den alten Bundesländern) blockiert. Ein 100Mbit-Anschluss per Glasfaser mit Flatrate in Japan z.B. ist für ca. 20€/Monat auch auf dem Land zu haben. Den ländlichen Bewohnern in Deutschland dagegen wird vorgeschlagen wenn es kein DSL gibt, T-DSL by Satellit zu nutzen. Nur hat man damit die gleiche Bandbreite beim Upload von 64kBit wie mit einem ISDN-Anschluss, blockiert die Telefonleitung und kann populäre Dienste wie Internettelefonie, Internet-TV oder die für viele beruflich notwendige Fernwartung von Firmenrechnern und andere Businessanwendungen nicht nutzen.

ADSL ist die in Deutschland am weitesten verbreitete Technologie für schnellen Internetzugang und wird mit wenigen Ausnahmen in Ballungsgebieten fast ausschließlich von der Deutschen Telekom AG (im folgenden T-Com genannt) betrieben.
An den meisten Standorten rund um Haltern bietet die T-Com jedoch kein DSL an,da die Anschlüsse zu weit von der Vermittlungsstelle entfernt seien, als das DSL noch möglich wäre – laut Aussage der T-Com. In anderen (europäischen) Ländern werden in solchen Fällen Verstärker bzw. Outdoor DSLAMS eingesetzt um die Reichweite des Signals zu erhöhen. Auch sind im europäischen Ausland die Grenzen wo DSL noch geschaltet wird höher angesetzt. So ist die Grenze wo DSL noch geschaltet wird bei der France telecom 60db – in Deutschland liegt diese Grenze bei 50db. Technisch wäre DSL sogar bis 70db möglich. Nicht so in Deutschland. Die durchschnittlichen Dämpfungswerte in Hullern liegen im Bereich von 54 bis 65db, also Werte bei denen ein Gebiet in anderen Ländern durchaus noch mit DSL versorgt wird.

Seit ca. 7 Jahren wird DSL in Deutschland angeboten, zunächst nur Ballungszentren, mittlerweile in vielen Anschlussgebieten Deutschlands. In den meisten Gebieten in denen heute DSL realisiert wurde, wird sogar DSL immer schneller,aus DSL 1000 wurde DSL 6000,in Ballungszentren geht der Trend sogar hin zu VDSL mit einer Übertragungsrate bis zu 50 Mbits. Alternative Techniken wie Kabelanschlüsse jetzt schon Raten von 20Mbit/s an.

In meinen Augen eine unerhörte Sauerei gegenüber den Menschen in ländlichen Gegenden. Es ist langsam Zeit,dass etwas mehr politischer Druck auf den "rosa Riesen" ausgeübt wird oder man sollte sich vielleicht Gedanken über die Monopolstellung der Deutschen Telekom machen.

In unserer Region erfüllt eine Vielzahl der Teilnehmeranschlussleitungen nicht die nach dem TKG und den EU-Richtlinien 2002/21/EG und 2002/22/EG geforderten Qualitäten. Die Bundesnetzagentur schreitet hier jedoch nicht ein und hält sich somit nicht an Ihre selbst gesetzten Ziele nach TGK § 2 (2) Nr. 1, 2, 3 und 5.

Gemäß TKG § 78 (2) Nr.1 hat ein Bürger unabhängig von seinem Wohnort Anspruch auf einen Anschluss an ein öffentliches Telefonnetz.Dieser Anschluss soll gemäß TKG § 3 Nr. 16 sowie EU-Richtlinie 2002/22/EG Artikel 4 (2) einen funktionalen Internetzugang beinhalten.Die derzeit bereitgestellten Anschlüsse unterstützen aber nur den Telefondienst (§3 Nr.17), der nur Sprach- aber keine Datenkommunikation zusichert. Für einen funktionalen Internetzugang müsste der Anschluss mindestens die Qualitätsvorgaben der ITU-T Rec. G.1010 unterstützen, welche gemäß EU-Richtlinie 2002/21/EG Artikel 17 (2) durch die Mitgliedsstaaten anzuwenden ist. Da diese Qualitätsvorgaben nur durch breitbandige Zugänge eingehalten werden können, muss die Bundesnetzagentur dazu angehalten werden, breitbandige Zugänge als Universaldienstleistung gemäß EU-Richtline 2002/22/EG Artikel 32 sowie Artikel 4 (2) - in Verbindung mit Grund ( der Änderung der Richtlinie zur 2002/22/EG - aufzunehmen, um so allen Bürgern im Rahmen der Grundversorgung mit der „bestimmten Qualität“ der G.1010 gemäß § 78 (1) TKG einen funktionalen Internetzugang als Grundversorgung zugänglich zu machen. Derzeit besteht im Bereich des funktionalen Internetzugangs eine Unterversorgung.

Weiterhin stellt die Breitbandinitiative (http://www.breitbandinitiative.de) - welche durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technik (welchem die Bundesnetzagentur untersteht) unterstützt wird - fest, dass nur ein Breitbandanschluss mit mindestens 256 kbit/s (Downloadgeschwindigkeit) den „Anwender in konkreten Online-Nutzungssituationen weder behindert noch limitiert“. Daher ist davon auszugehen - weil der Benutzer weder behindert noch limitiert wird - dass mindestens dieser Anschluss einen funktionalen Internetzugang bietet. Zukünftig sollte diese Mindestgrenze jedoch dem aktuellen Stand der Technik laufend angepasst werden.

ISDN bietet diese 256kBit Download nicht. Ein ISDN-Kanal bietet 64kBit, eine Kanalbündelung 128kBit. Beides Werte die unterhalb der Empfehlung des BMWI liegen. Hinzu kommt noch, dass es für ISDN keine Flatrate gibt. Jemand der auf ISDN angewiesen ist, zahlt zeitabhängige Gebühren. Die liegen pro ISDN-Kanal bei durchschnittlich 5c/Minute. Dieses hört sich erst einmal nicht viel an, aber um den Aufwand deutlich zu machen mal ein Vergleich. Die kostenlose Linuxdistribution Debian besteht aus 2 Paketen mit je 4,7GB pro Paket sind das bei DSL1000 ca. 8Std. 40min. Bei ISDN 64k sind es pro Paket ca. 139Std. 139 Std. die man telefonisch nicht erreichbar ist und wo man jede Minute bezahlt – 139 x 60 Min x 5c/Min = 417€ gegenüber 0-15€ je nach Anbieter bei DSL 1000 dank Flatrate. Und für das zweite Paket fallen bei ISDN diese 417€ noch einmal an. Selbst bei einem sogenanntem DSL-Light-Anschluss mit 384Kbit Download würde der Download den Telefon-Anschluss nicht blockieren und auch nicht diese Kosten verursachen da es bei DSL schliesslich eine Flatrate gibt.
Ich meine so langsam sollten Politiker,die von uns gewählt wurden um unsere Interessen zu vertreten,auch den Ausbau von Breitbandanschlüssen in noch nicht erschlossenen Gebieten weiter vorantreiben. Was nützen Interessenvertretung, Verordnungen, Richtlinien und Gesetze, wenn sie weder umgesetzt noch eingehalten werden, bzw nur solche umgesetzt werden, die einigen grossen Konzernen etwas nützen. Kurzfristig sollten Sie sich als unsere gewählte Vertreterin mit ihren Kollegen darum kümmern, dass es für ISDN-Nutzer eine bezahlbare Flatrate gibt. Das diese möglich ist zeigt ja die T-Com mit ihrem Angebot T-DSL by Satellit. Bei genauem nachrechnen des Tarifes kann man erkennen das die ständig offene Rückleitung, welche ja per ISDN realisiert wird, mit einem Anteil von max. 25€/Monat von der T-Com gerechnet wird. In dem Bereich sollte also eine ISDN-Flatrate möglich sein. Mittelfristig allerdings sollte sie darauf drängen, dass das TKG durchgesetzt wird und somit auch die ländlichen bzw. „glasfasergeschädigten“ Gebiete die Möglichkeit erhalten einen bezahlbaren Breitbandanschluss mit normalen Verzögerungszeiten zu bekommen und keinen per Satellit der durch seine Latenz von mehr als 0,6s bestimmte Dienste und durch seine hohen Kosten Personengruppen einfach ausschliesst und damit erheblich sozial benachteiligt.

Ich bedanke mich bereits im Vorfeld für Ihre Antwort und mache Sie abschließend darauf aufmerksam, dass ich diesen Brief und Ihre Antwort auf den Internetseiten der „Initiative gegen digitale Spaltung“ – http://www.geteilt.de veröffentlichen werde. Sollte Sie mit der Veröffentlichung Ihrer Antwort nicht einverstanden sein, dann teilen Sie mir dies bitte schriftlich mit.


Vielen Dank.


Frank Seemann


Gruß

Frank
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Beitragvon essig » 18.05.2006 15:22

na alle achtung, saubere arbeit. dürfen sich andere mitstreiter wiederum an deinem text bedienen? würde einigen sicher helfen selbst aktiv zu werden.

und danke für die einmischung in das system ;)
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Beitragvon Frank_RE » 18.05.2006 15:43

Hi,

kein problem - problemlos möglich sich daran zu bedienen - ich habs ja auch getan :)

Gruß

Frank
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Beitragvon breaky » 19.05.2006 12:49

danke :)
gesendet an
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schrub der breaky
der jetzt aus der DSL-losen Zone ausgezogen ist.
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