LR Frank Vogel (CDU) Erzgebirgskreis Sachsen

Schreiben der Initiative "Breitband fürs Erzgebirge" an Landrat Vogel - 30.12.2008
Breitbandversorgung im Erzgebirgskreis
Sehr geehrter Herr Vogel,
ich möchte mich mit der Bitte an Sie wenden, sich verstärkt dem Problem der Unterversorgung mit Breitbandinternetanschlüssen zu widmen.
Sicher stimmen Sie mit mir überein, dass ein schneller Zugang zum Internet inzwischen entscheidend für die gesellschaftliche Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger sowie für die Wettbewerbsfähigkeit Gewerbetreibender ist. Trotzdem gibt es vor allem auch in unserem Landkreis erhebliche Defizite. Nach Analysen unserer Initiative verfügt ca. ein Viertel der Telefonanschlüsse nicht über die technische Voraussetzung zur DSL-Nutzung. Nur knapp die Hälfte der Anschlüsse verfügen über eine Bandbreite von mehr als einem Megabit pro Sekunde. Erst ab diesem Wert spricht man heute von einem Breitbandanschluss. Diese bedrückende Situation wird leider nicht entscheidend durch die Existenz von Alternativen gemildert. Zum einen sind diese meist in unterversorgten Gebieten ebenso nicht vorhanden. Zum anderen verfügen sie in der Regel über technische und vertragliche Beschränkungen, die sie allenfalls als Notlösung geeignet erscheinen lassen. Ein flächendeckender Ersatz der DSL-Netze durch Mobilfunk-, WLAN- und Satellitenlösungen ist aufgrund der eingeschränkten Kapazitäten wohl nicht möglich.
Die Bundes- und die sächsische Staatsregierung haben das Problem inzwischen erkannt und versuchen, gegenzusteuern. Allerdings muss festgestellt werden, dass der bevorzugte Weg einer Regelung über den Markt zunehmend an seine Grenzen stößt. Kann man in bisher komplett unversorgten Kommunen kaum noch eine rentable Lösung finden, so wird der Ausbau von Versorgungslücken (von denen es sehr viele gibt) wohl auf absehbare Zeit für kein Unternehmen wirtschaftlich sein. Hier helfen offenbar auch keine geförderten Studien. Die Betroffenen kommen sich zehn Jahre nach dem DSL-Vermarktungsstart inzwischen vergessen und verlassen vor. Ein häufig anzutreffendes Symptom ist daher Resignation. Hinzu kommt, dass nach meinen Beobachtungen Bürgermeister und Verwaltungen mit dem Thema oftmals überfordert sind. Für Studien und Joint Venture stehen selten die erforderlichen Eigenmittel zur Verfügung.
Wenn nicht entschieden gehandelt wird, droht der Region auch auf diesem vor allem für jüngere Menschen bedeutsamen Gebiet auf Dauer eine Abkopplung. Was das bei den gegebenen demographischen Problemen bedeutet, muss ich Ihnen sicher nicht näher erläutern.
Sehr geehrter Herr Vogel,
ich bitte Sie und empfehle Ihnen, das Thema der Unterversorgung mit Breitbandinternetanschlüssen zur Chefsache zu machen. Folgende Maßnahmen wären denkbar:
1. Es wird eine Stabsstelle im Landratsamt eingerichtet, die als Anlauf- und Beratungsstelle für Gemeindeverwaltungen, Unternehmen und betroffene Bürger dient und die Koordination aller politischen und Fördermaßnahmen vornimmt. Ebenso erfolgt hier die Zusammenarbeit mit Telekommunikationsunternehmen.
2. In Zusammenarbeit mit den kommunalen Spitzenverbänden und den Kommunen wird eine umfassende Verfügbarkeitsanalyse erarbeitet. Nur eine gesicherte Datenlage ermöglicht konzentrierte Lösungen.
3. Der Landkreis arbeitet aktiv mit Initiativen und interessierten Bürgern zusammen und organisiert Informationsveranstaltungen. Damit wird Transparenz geschaffen und ein breites Bürgerwissen einbezogen.
Darüber hinaus bitte ich Sie, sich gegenüber der Staatsregierung und innerhalb Ihrer Partei für verstärkte Anstrengungen zur Aufhebung der digitalen Spaltung in Sachsen einzusetzen. Ich verhehle nicht, dass ich persönlich in einer gesetzlich garantierten Grundversorgung die nachhaltigste Lösung des Problems sehe. Gern würde ich Ihnen persönlich diesen Standpunkt erläutern und gemeinsam weitere Schritte beraten. Über ein Gesprächsangebot würde ich mich daher sehr freuen. Abschließend möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass ich dieses Schreiben auf den Seiten der Initiative „Breitband fürs Erzgebirge“ und der Initiative gegen digitale Spaltung -geteilt.de- veröffentliche. Ebenso werde ich es mit Ihrer Antwort halten. Falls Sie dies nicht wünschen, bitte ich um einen entsprechenden Hinweis.
Mit den besten Wünschen für das beginnende Jahr 2009 verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen